Alkoholmissbrauch ist in unserer heutigen Gesellschaft weit verbreitet. Viele Menschen retten sich in den Abusus, „spülen“ Probleme weg. Dramatischer aber wird es, wenn man bedenkt, dass viele Trinker auch Eltern sind.
Diese Konstellation wirft spontan wichtige Fragen auf: Welche Gefahren birgt der elterliche Alkoholkonsum für die Kinder und was sind die entscheidenden Faktoren für eine mögliche Benachteiligung, sowohl in gesellschaftlicher als auch gesundheitlicher Hinsicht?
Dieser Thematik bzw. der Beantwortung jener Leitfragen möchte ich mich in der nachfolgenden Arbeit widmen.
Beginnen möchte ich diese Hausarbeit mit einem Einblick in das Thema Alkohol selbst. Ich möchte hierbei kulturelle und symbolische Bedeutungen beleuchten und die Allgegenwärtigkeit mit Prävalenzen zum Konsum von Alkohol spürbar machen.
Desweiteren müssen die schädlichen Alkoholeffekte herausgearbeitet werden: Inwiefern ist Alkohol überhaupt ungesund? Welche Krankheiten werden bei übermäßigem Missbrauch begünstigt, was bewirkt er noch dazu?
Die Auswirkungen elterlichen Alkoholmissbrauchs auf die Kinder bilden in gewisser Weise das Kernstück dieser Arbeit, denn letztendlich sollen Gefährdungen und Folgeschädigungen, mit dem Hauptaugenmerk auf den psychischen Schädigungen, des Kindes erschlossen und schliesslich die These bestätigt werden: Kinder alkoholtrinkender Eltern sind eine soziale Risikogruppe.
Inhaltsverzeichnis
Kinder alkohottrinkender Eltern
Einleitung
Erster Teil - Droge Alkohol
1. Alkohol(konsum) in Deutschland - allgegenwartig und “normal”?
1.1 Die kulturellen und symbolischen Bedeutungen
1.2 Pravalenzen
2. Alkohol und seine (schadlichen) Effekte
2.1 Toxizitat
2.2 Berauschung
2.3 Alkoholabhangigkeit
Zweiter Teil - Der Faktor ‘Kind’
3. Auswirkungen elterlichen Alkoholmissbrauchs auf die Kinder
3.1 Die Situation in der Familie
3.2 Das elterliche Erziehungsverhalten
3.2.1 Alkohol und hausliche Gewalt - Folgen fur die Kinder
3.2.2 Vernachlassigung
3.3 Folgen im ausserfamiliaren Bereich
3.4 Psychische Folgeschaden un Verhaltensstorungen (Aufzahlung)
3.5 Co-Verhalten
4. Fazit
Literatur
Anhang
Einleitung
Alkoholmissbrauch ist in unserer heutigen Gesellschaft weit verbreitet. Viele Menschen retten sich in den Abusus, „spulen“ Probleme weg.
Dramatischer aber wird es, wenn man bedenkt, dass viele Trinker auch Eltern sind. Diese Konstellation wirft spontan wichtige Fragen auf: Welche Gefahren birgt der elterliche Alkoholkonsum fur die Kinder und was sind die entscheidenden Faktoren fur eine mogliche Benachteiligung, sowohl in gesellschaftlicher als auch gesundheitlicher Hinsicht?
Dieser Thematik bzw. der Beantwortung jener Leitfragen mochte ich mich in der nachfolgenden Arbeit widmen.
Beginnen mochte ich diese Hausarbeit mit einem Einblick in das Thema Alkohol selbst. Ich mochte hierbei kulturelle und symbolische Bedeutungen beleuchten und die Allgegenwartigkeit mit Pravalenzen zum Konsum von Alkohol spurbar machen. Desweiteren mussen die schadlichen Alkoholeffekte herausgearbeitet werden: Inwiefern ist Alkohol uberhaupt ungesund? Welche Krankheiten werden bei ubermaBigem Missbrauch begunstigt, was bewirkt er noch dazu?
Die Auswirkungen elterlichen Alkoholmissbrauchs auf die Kinder bilden in gewisser Weise das Kernstuck dieser Arbeit, denn letztendlich sollen Gefahrdungen und Folgeschadigungen, mit dem Hauptaugenmerk auf den psychischen Schadigungen, des Kindes erschlossen und schliesslich die These bestatigt werden: Kinder alkoholtrinkender Eltern sind eine soziale Risikogruppe.
Erster Teil Droge Alkohol
1. Alkohol(konsum) in Deutschland - allgegenwartig und „normal“?
1.1 Die kulturellen und symbolischen Bedeutungen des Alkohols
Als Nahrungsmittel, Droge und zudem hoch entwickeltes Konsumgut, kann Alkohol auf gesellschaftlicher und individueller Ebene viele Zwecke erfullen: Als Getranke bei Mahlzeiten, Durstloscher, ein „Forderer“ von Geselligkeit und Kommunikation und Genussmittel und als ein Zeichen von Gastfreundschaft, sowie als Rauschmittel finden Alkoholprodukte Verwendung.
Somit erfullt Alkohol auf individueller und gesellschaftlicher Ebene viele Zwecke; zu privaten sowie offentlichen Anlassen wird in der Regel Alkoholisches serviert, was soweit fuhrt, dass in manchen sozialen Gruppen groBe angebotene Alkoholmengen als Zeichen von Macht und Wohlstand gelten (vgl. Babor et. al. 2005, S. 29f).
Weltweit ruckt jedoch zunehmend die Betrachtung und Berucksichtigung der schadlichen Konsequenzen ins Blickfeld, vor allem im Hinblick auf jugendliche Konsumenten. So lassen sich in vielen (Industrie-)Landern Verkehrsunfalle als Haupttodesursache fur Teenager beobachten, die zumeist auf den Konsum von Alkohol zuruckzufuhren sind. Insofern herrscht ein Meinungskonsens daruber, Alkohol nicht ohne weiteres fur Kinder und Jugendliche zuganglich zu machen.
1.2 Pravalenzen
Der Bundes-Gesundheitssurvey von 1998 (kurz: BGS 98) legte umfassende Fakten zum Gesundheitsverhalten der Bundesburger vor. Im Zusammenhang mit dieser Hausarbeit sind Eckdaten zum (Alkohol-) Konsumverhalten von hohem Wert. Trotz ihres „Alters“ - aktuellere Ergebnisse waren nicht aufzufinden - geben sie ein Gefuhl fur den relativ hohen Verbrauch in Deutschland bzw. die hohe Zahl an Konsumenten. So konsumierten etwa ein Drittel der Manner und ein Sechstel der Frauen alkoholische Getranke auf einem Niveau, welches mit einem erhohten Risiko fur alkoholassoziierte Erkrankungen in Verbindung gebracht wird[1].
Alkoholkonsum wahrend der Jugend kann ein durchaus Zeichen von Rebellentum oder Unabhangigkeit darstellen. Nur 10% derjungen Manner und 17% derjungen Frauen im Alter von 18-24 Jahren zahlen sich selber zu den Mcht-Trinkern (!).
Abb. 1: Alkoholkonsum oberhalb der TOAM nach Altersgruppen, beide Geschlechter
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Burger/Mensink 2003/BGS 98
24% aller 18-24-jahrigen Manner und uber 11% aller gleichaltrigen Frauen weisen einen Alkoholkonsum oberhalb der tolerierbaren oberen Alkoholzufuhrmengen (TOAM) auf.
Im mittleren Alter erhoht sich der jeweilige Anteil noch einmal enorm (34% bei den 35-44-jahrigen und 39% bei den 45-54-jahrigen Mannern bzw. 18% bei den 35-44- jahrigen und 22% bei den 45-54-jahrigen Frauen.).
Neben dem Alter sind wichtige Faktoren zur Bestimmung von Risikogruppen der soziookonomische Status (hier wurde entgegen vieler Behauptungen belegt, dass die TOAM bei hohem soziookonomischem Status besonders haufig uberschritten werden.), das Rauchverhalten (, da ein Konsum oberhalb der TOAM zumeist mit Rauchen einhergeht) und das Korpergewicht mit dem Body-Mass-Index (BMI) als Indikator (trinkende Manner sind oft dicker, weil sie zusatzlich zu den Mahlzeiten Alkohol geniessen, wahrend trinkende Frauen Mahlzeiten mit dem ,,Lebensmittel Alkohol“ [2] ersetzen und somit im Durchschnitt dunner sind) (vgl. Burger/Mensink 2003).
Trotz eines insgesamt zu beobachtenden rucklaufigen Trend in vielen der Hoch- Alkoholkonsumlander, zu denen man die BRD zahlen muss, gibt es eine drastische Zunahme bei Trinkgelegenheiten und Berauschungszustanden von Jugendlichen (vgl. Babor et. al. 2003, Tabelle auf S.60), die u.a. auf sogenannte Alcopops zuruckgefuhrt wird. Medien und nicht zuletzt die Politik schenken diesem gesellschaftlichen Phanomen zunehmend Beachtung .[3]
2. Alkohol und seine (schadlichen) Effekte
2.1 Toxizitat
Alkohol hat die Eigenschaft direkt und indirekt schadlich auf viele Korperorgane und - systeme einzuwirken.
Dank einer weit fortgeschrittenen Forschung gibt es klare Nachweise fur eine kausale Beziehung von Alkoholkonsum bei der Entstehung verschiedener Krebsarten. Rachen-, Kehlkopf- und Speiserohrenkrebs sind hierbei sicherlich die haufigsten Falle, aber auch fur eine Begunstigung von Brustkrebs und sogar Darmkrebs gibt es immer neue Indizien und Erkenntnisse. Der langfristige Konsum groBer Alkoholmengen ist hierbei von Bedeutung.
Aber auch bei Personen, die kein chronisches Verhaltensmuster aufweisen, kann es zu negativen Gesundheitsfolgen kommen: Alkoholintoxikationen (sprich Alkohol- vergiftungen), Bauchspeicheldrusenentzundungen und akute Herzrrhytmusstorungen sind hier sicherlich zu nennen. Dabei sei erlaubt anzumerken, dass auch diese Krankheitsbilder im Verlauf todlich enden konnen.
Ein Leberschaden infolge chronischen Konsums kann durch ein Rauscherlebnis in ein Leberversagen umschlagen, ferner besteht das Risiko der dauerhaften Schadigung des Gehirns (vgl. Babor et. al. 2005, S. 34f).
2.2 Berauschung
Der Begriff Alkoholberauschung wird als „der mehr oder weniger kurzfristige Zustand einer funktionalen Beeintrachtigung der psychologischen und psychomotorischen Leistung“ (Babor et al., 2003) deflniert, die Alkohol im Korper verursacht. Die Hauptformen der alkoholbedingten Beeintrachtigung sind wiefolgt zu beschreiben:
Zum einen drohen psychomotorische Beeintrachtigungen, bei denen Alkohol den Gleichgewichts- und Bewegungssinn in einem MaBe einschranken kann, das die Wahrscheinlichkeit fur viele Unfalle erhoht.
Der verlangerten Reaktionszeit als dosisabhangige Beeintrachtigung kommt bei Verkehrsunfallen eine signifikante Rolle zu.
Beeintrachtigungen des Urteilsvermogens konnen zu gefahrlichem Risikoverhalten fuhren, auch hier bietet sich das Beispiel Strassenverkehr an: Riskantes und aggressives Lenken von Kraftfahrzeugen unter Alkoholeinfluss erhoht die Unfallgefahr um ein Vielfaches.
Die Forschung geht davon aus, dass physiologische mit psychologischen Alkoholeffekten interagieren konnen und eine Neigung zur Gewalt (teilweise) auf diesen Ansatz zuruckgefuhrt werden kann. Die Veranderung von Emotionen und eine Verringerung von Sensibilitat sind somit weitere Formen alkoholbedingter Beeintrachtigung (vgl. Babor et. al. 2005, S. 36f).
2.3 Alkoholabhangigkeit
Alkoholabhangigkeit ist als Krankheitsbild nach ICD-10[4] definiert und zu finden im Kapitel V, F10.2 Psychische und Verhaltensstorungen durch Alkohol Abhangigkeitssyndrom.
Das (Alkohol-)Abhangigkeitssyndrom umfasst eine Gruppe von Verhaltens-, kognitiven und korperlichen Phanomenen, die sich nach wiederholtem Alkoholkonsum entwickeln.
[...]
[1] Die tolerierbaren oberen Alkoholzufuhrmengen (TOAM), sozusagen die Grenzwerte fur die Alkoholzufuhr, liegen nach bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen fur den erwachsenen Mann bei 20-24g Alkohol am Tag, fur die erwachsene Frau bei 10-12g am Tag (vgl. Burger 2003)
[2] Alkohol zahlt aufgrund seines kalorischen Wertes zu den Energie liefernden Lebensmitteln. Der Energiegehalt bewegt sich zwischen dem der Kohlenhydrate bzw. EiweiBe und dem der Fette. (vgl.
Burger 2003)
[3] Siehe Gesetzentwurf zur „Alcopops“-Steuer, Bundesdrucksache 15/2587, Online-Fassung unter http://dip.bundestag.de/btd/! 5/025/1502587.pdf
[4] international Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems^ (in der 10. Revision); von der WHO erstellt.