Die Ungleiche (Bildungs-) Teilhabe in Deutschland
Bestrebungen seitens Wirtschafts-, Bildungs- und Sozialpolitik
Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit bezieht sich auf die zuvor geschilderte Problematik. Sie geht der Frage nach, wie die ungleiche (Bildungs-) Teilhabe seitens Bildungs-, Sozial- und Wirtschaftspolitik erfasst und gelöst werden könnte. Es stellen sich Frage wie: Was bedeutet soziale Ungleichheit und was beinhaltet die ungleiche Bildungsteilhabe? Welche Perspektiven bzw. Bestrebungen verfolgen Bildungs-, Sozial- und Wirtschaftspolitik? Konnte bereits die ungleiche (Bildungs-) Teilhabe verbessert werden?
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die Ungleiche (Bildungs-) Teilhabe in Deutschland Bestrebungen seitens Wirtschafts-, Bildungs- und Sozialpolitik
2.1 Die Soziale Ungleichheit
2.2 Die Ungleiche Bildungsteilhabe
3. Perspektiven
3.1 Bildungsökonomie
3.2 Sozialpolitik
4 Fazit
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Wir befinden uns gegenwärtig in der Übergangsphase von der Industriegesellschaft zur Wissensgesellschaft, in dem die Bedeutung von Arbeit und Kapital sinkt und das kulturelle Kapital, Wissen, zusehends wichtiger wird. Hier dient die Globalisierung als Motor zur Produktion von Wissen, nur durch Wissen kann Deutschland auf den Weltmärkten wettbewerbsfähig bleiben. In diesem Zusammenhang sind die Ergebnisse der Vergleichsstudien von PISA u.w. umso problematischer, jene zeigten erhebliche Defizite in der Konkurrenzfähigkeit des Bildungssystems, u.a. in Deutschland, auf. Nun wird seitens der Wirtschafts- und Bildungspolitik eine Reformierung des Bildungssystems gefordert, die die Qualität von Bildung verbessere und bereits deutlich früher als bislang ansetzen sollte. Diesbezüglich ist die ungleiche Bildungsteilhabe in Deutschland ein schwerwiegendes Problem, das unbedingt gelöst werden muss. Ebenda versucht derzeitig die Sozialpolitik, durch AGENDA 2010, den Problematiken des Landes entgegen zu wirken.
Die vorliegende Arbeit bezieht sich auf die zuvor geschilderte Problematik. Sie geht der Frage nach, wie die ungleiche (Bildungs-) Teilhabe seitens Bildungs-, Sozial- und Wirtschaftspolitik erfasst und gelöst werden könnte. Es stellen sich Frage wie: Was bedeutet soziale Ungleichheit und was beinhaltet die ungleiche Bildungsteilhabe? Welche Perspektiven bzw. Bestrebungen verfolgen Bildungs-, Sozial- und Wirtschaftspolitik? Konnte bereits die ungleiche (Bildungs-) Teilhabe verbessert werden?
2 Die Ungleiche (Bildungs-) Teilhabe in Deutschland Bestrebungen seitens Wirtschafts-, Bildungs- und Sozialpolitik
2.1 Die Soziale Ungleichheit
Stefan Hradil, Professor der Soziologie, beschreibt die definitorische Festlegung wie folgt.
Soziale Ungleichheit bezieht sich erstens auf bestimmte Güter, jene gelten im Rahmen einer Gesellschaft als Wertvoll. Lebensbedingungen einzelner gelten als günstiger je mehr sie von jenen Gütern besitzen. Als besser- bzw. höhergestellt gelten diejenigen die über wertvolle Güter verfügen, gegenteiliges gilt für diejenigen die über weniger Güter verfügen. Um als sozialungleich zu gelten, müssen zweitens die wertvollen Güter ungleich verteilt sein. Es wird unter absoluter und relativer Ungleichheit unterschieden. Absolute Ungleichheit zeigt sich, wenn ein Gesellschaftsmitglied mehr wertvolle Güter als ein anderes erhält. Ungleichheit tritt relativ auf, wenn bestimmte Personen mehr verdienen als das sie laut spezifischer Verteilungskriterien (Leistung, Bedürfnisse, Alter und Dienstalter) verdienen sollten. Und schließlich drittens, sei soziale Ungleichheit dann präsent, wenn die Stellung von Menschen in gesellschaftlichen Beziehungsgefügen auf regelmäßige bzw. absolute Weise ungleich verteilt wird. Sozial ungleiche Erscheinungsformen seien nur jene, die in gesellschaftlich strukturierter und verallgemeinbarer Form zur Verteilung kommen (Vgl. Hradil (2001): 28-29).
Verschiebt man den Blickwinkel hin zur gesellschaftlichen Teilhabe, zeigt GROß im positiven Sinne auf, dass der Wohlfahrtsstaat durch `Sozialhilfe` das Recht auf minimale Teilhabe am gesellschaftlichen Reichtum garantiert (Vgl. Groß (2008): 91). Jedoch durch die neuen Bestrebungen, die aus der AGENDA 2010 resultierten ist jenes nur kritisch zu betrachten .
Auch die Bildungsteilhabe in Deutschland ist von Ungleichheit betroffen, welche im folgenden Thematisiert wird.
2.2 Die Ungleiche Bildungsteilhabe
Wie bereits zu Beginn dieser Arbeit aufgeführt gilt Bildung als die zentrale Zukunftsressource Deutschlands. Gleichzeitig erfüllt Bildung eine weitere zentrale gesellschaftliche Funktion, „...die der die Teilhabe aller Menschen an wesentlichen gesellschaftlichen Gütern sichern zu helfen.“ (Beicht; Granato (2009): 6).
Doch da diese Teilhabe ungleich verteilt ist, geht es folgend darum aufzuzeigen was nach der PISA-Vergleichsstudie in Deutschland geschah . Die internationale Vergleichsstudie PISA deckte einerseits die Mittelmäßigkeit des Standortes Deutschland auf und andererseits führte sie zur gegenwärtigen Diskussion, dass trotz Bildungsexpansion der Schulerfolg der Kinder in Deutschland weiterhin besonders eng mit dem Sozialstatus ihrer Eltern verknüpft ist (Vgl. Stompe (2006): 132).
Die Kopplung von Sozialstatus und Schulerfolg bzw. Misserfolg beinhaltet die Chancenungerechtigkeit der Sozialschwächeren und mehr Chancen für höhere Gesellschaftsmitglieder bzw. besser Situierte.
GEISSLER zeigte zu jener Thematik auf, dass man das Maß für Chancenungleichheit, durch die Chancenabstände in Prozentpunkten zwischen den Schichten, belegen kann. Das Ergebnis zeigte, dass die Bildungsexpansion mehr Bildungschancen aber weniger Bildungsgerechtigkeit produziert habe (Vgl. Geissler (2004): 367).
Johannes Rau, ehemaliger Bundespräsident, erhob 2002 beim Abschlusskongress des Forums Bildung, Maximen wie ’Bildung für Alle’ und ’Chancengleichheit durch Bildung’ und knüpfte an das Thema der schichtspezifischen Chancenunterschiede im Bildungswesen und durch das Bildungswesen an (Vgl. ebd.). Er fragte, ob es eine Formel gäbe die all das zusammenfasst was für die Bildung in Deutschland getan werden müsste und antwortete: „Es geht um Teilhabe, um qualitativ verbesserte Teilhabe an Bildung in einer Gesellschaft, die sich gewandelt hat und immer weiter verändert.“ (Rau (2002): 49).
Doch bis Heute konnte die ungleiche Teilhabe nicht abgebaut werden, RAUSCHENBACH kritisierte, dass das formale Bildungssystem eher zur Stabilisierung der Ungleichheit beitragen würde (Vgl. Rauschenbach (2008): 4).
Es stellt sich die Frage wo u.a. Ungleichheiten im Bildungssystem auftreten und wer davon betroffen ist . Recherchen ergaben, dass eine große Population, Menschen mit Migrationshintergrund, von der Ungleichheit im Bildungssystem betroffen ist. Der Migrationshintergrund wird seit 2005, Erhebung des Mikrozensus 2005, nicht mehr nur durch die Staatsangehörigkeit der in Deutschland lebenden Menschen bemessen, sondern es konnten spezifische Typologisierungen erfolgen. Sie ermöglichten erstmals nicht nur die Gesamtzahl der Personen mit Migrationshintergrund festzustellen und deren Anteil an der Bevölkerung zu quantifizieren, sondern auch die relative Bedeutung der einzelnen Teilgruppen der Bevölkerung mit Migrationshintergrund abzuschätzen:
Abbildung in dieserLeseprobenichtenthalten
Abb.: ebd.
„Die Zahlen des MZ05 werfen ein neues Licht auf die Größe und Differenziertheit der Herausforderungen, denen sich die Erziehungs- und Bildungseinrichtungen bei ihrem Beitrag zur Integration der Migrantinnen und Migranten gegenübersehen.“ (Konsortium Bildungsberichterstattung (2006): 178)
Aufgrund dessen wird folgend auf das Ausmaß der Bildungsbenachteiligung von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund in Deutschland eingegangen.
Bereits in der vorschulischen Bildung und Betreuung zeigen sich Unterschiede zu Kindern ohne Migrationshintergrund (Vgl. Diefenbach (2004): 229).
Jene Aussage wurde unter anderem in der Bildungsberichterstattung 2006 genauer betrachtet, deren Ergebnisse folgend dargestellt werden.
Es wird unter anderem aufgezeigt, dass die Bildungskarrieren von Kindern und Jugendlichen aufgrund fehlender Längsschnittstudien bislang nicht aufgezeigt werden konnten, doch anhand von Querschnittsdaten konnten Bildungsverhalten und Bildungsverläufe zur Bildungsbeteiligung innerhalb einzelner Bildungsbereiche und in den Übergängen rekonstruiert werden.
Ergebnisse vom Übergang von der Familie in Kindertageseinrichtungen und in die Grundschule: (Vgl. Diefenbach (2004): ebd. ff.)
- Seit 2000 besuchen bis zu 80% der ausländischen Kinder Kindertageseinrichtungen
- Beteiligung des Angebotes ist etwas geringer als es bei deutschen Kindern der Fall ist, doch insgesamt hat sich die Beteiligungsquote zwischen 1991 und 2004 zunehmend an die der deutschen Kinder angenähert
Zu dem herrscht eine geringe Besuchsquote bei Eltern mit Migrationshintergrund und geringem Bildungsstand, dieses um rund fünf Prozent niedriger als bei höheren Schulabschlüssen der Eltern (Vgl.ebd.).
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