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Potentiale für die Kompetenzentwicklung Studierender durch den Einsatz von Weblogs

©2010 Hausarbeit 21 Seiten

Zusammenfassung

In dieser Arbeit wird untersucht inwieweit die im informellen Raum vorhandenen Potentiale von Weblogs in formale Lehr/Lernszenarien übertragen und für die Kompetenzentwicklung von Studierenden genutzt werden können.
Der Begriff Weblog ist ein zusammengesetztes Wort aus Web und Logbuch. Ein Weblog, auch Blog, ist eine Website, in der Einträge chronologisch rückwärts dargestellt werden. Er basiert auf einem Content-Management-System (CMS), dass es ermöglicht, Inhalte auf einfache Weise zu publizieren. CMS als Werkzeug hat „… die Erstellung und Organisation von Inhalten als zentrale Aufgabe.“ (Baumgartner & Kalz, 2004, S. 3).
Im Zuge des Bologna-Prozesses sind Kompetenzen zu einem Lehr/Lernziel aus-gewiesen worden (vgl. Reinmann, 2007). Bildungswissenschaftlich relevant ist die Frage, wie Kompetenzen als Lehr/Lernziel in formalen Lehr/Lernszenarien entwickelt werden können. Weblogs erscheinen dafür besonders geeignet, weil sich in ihnen „… eine paradigmatische Praxis der Wissensgesellschaft und eine pädagogische Praxis, die sich aus ihren bisherigen Wissensvermittlungskonzepten lösen will oder soll…“ treffen (Pullich, 2007, S. 15). Inwieweit jedoch können die vorhandenen Potentiale von Weblogs in formale Lehr/Lernszenarien übertragen werden? Denn bei der Übertragung besteht das Risiko, „… dass von ihrem urs-prünglichen Charakter nur noch wenig übrigbleibt.“ (ebd.).
In Kapitel 2 werden zuerst Weblogs und welche Funktionen sie in formalen Lehr/Lernszenarien haben können, untersucht. Der Begriff der Kompetenz und die in dieser Arbeit herangezogenen Definitionen werden im Kapitel 3 dargestellt. In Kapitel 4 wird der Einsatz von Weblogs in universitären Lehrveranstaltungen konkret in den Blick genommen. Abschließend wird in Kapitel 5 ein Fazit gezogen und ein Ausblick gegeben.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Weblogs in formalen Lehr/Lernszenarien
2.1 Funktionen und Weblogvarianten
2.2 Kommunikation und Interaktion
2.3 Reflexives Lernen mit Weblogs

3 Kompetenz
3.1 Kompetenzbegriff
3.1.1 Kompetenz als selbstorganisiertes Handeln
3.1.2 Medienpädagogischer Kompetenzbegriff
3.2 Bildung oder Kompetenz?
3.3 Wissen, Qualifikation und Kompetenz
3.4 Kompetenzentwicklungspotentiale durch den Einsatz von Weblogs

4 Weblogs im universitären Einsatz
4.1 Merkmale einer kompetenzfördernden Lehrveranstaltung
4.2 Kompetenzentwicklungspotential verschiedener Weblogvarianten
4.3 Didaktisches Design von Lernarrangements mit Weblogs
4.4 Die Rolle der Lehrenden
4.5 Beispiele für Einsatzszenarien

5 Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

In dieser Arbeit wird untersucht inwieweit die im informellen Raum vorhandenen Potentiale von Weblogs in formale Lehr/Lernszenarien übertragen und für die Kompetenzentwicklung von Studierenden genutzt werden können.

Der Begriff Weblog ist ein zusammengesetztes Wort aus Web und Logbuch. Ein Weblog, auch Blog, ist eine Website, in der Einträge chronologisch rückwärts dargestellt werden. Er basiert auf einem Content-Management-System (CMS), dass es ermöglicht, Inhalte auf einfache Weise zu publizieren. CMS als Werkzeug KDW Ä« GLH (UVWHOOXQJ XQG 2UJDQLVDWLRQ YRQ ,QKDOWHQ DOV ]HQWUDOH $XIJDEH.³

(Baumgartner & Kalz, 2004, S. 3).

Im Zuge des Bologna-Prozesses sind Kompetenzen zu einem Lehr/Lernziel aus- gewiesen worden (vgl. Reinmann, 2007). Bildungswissenschaftlich relevant ist die Frage, wie Kompetenzen als Lehr/Lernziel in formalen Lehr/Lernszenarien entwickelt werden können. Weblogs erscheinen dafür besonders geeignet, weil sich in LKQHQ Ä« HLQH SDUDGLJPDWLVFKH 3UD[LV GHU :Lssensgesellschaft und eine pädagogische Praxis, die sich aus ihren bisherigen Wissensvermittlungskonzepten lösen will oder VROO«³ treffen (Pullich, 2007, S. 15). Inwieweit jedoch können die vorhandenen Potentiale von Weblogs in formale Lehr/Lernszenarien übertragen werden? Denn bei der Übertragung besteht das RiVLNR, Ä« dass von ihrem urs- prünglichen Charakter nur noch wenig übrigbleibt.³ (HEG.).

In Kapitel 2 werden zuerst Weblogs und welche Funktionen sie in formalen Lehr/Lernszenarien haben können, untersucht. Der Begriff der Kompetenz und die in dieser Arbeit herangezogenen Definitionen werden im Kapitel 3 dargestellt. In Kapitel 4 wird der Einsatz von Weblogs in universitären Lehrveranstaltungen konkret in den Blick genommen. Abschließend wird in Kapitel 5 ein Fazit gezo- gen und ein Ausblick gegeben.

Der besseren Lesbarkeit halber wird in diesem Text meist die männliche Form verwendet, gemeint sind dabei aber immer beide Geschlechter gleichermaßen.

2 Weblogs in formalen Lehr/Lernszenarien

Formale Lernszenarien sind geplant, strukturiert und in einem institutionellen Kontext eingebunden. In ihnen werden didaktisch aufbereitete Inhalte mit be- stimmten Methoden und Medien vermittelt. In der didaktisch aufbereiteten Lernsi- tuation sollen Lernprozesse angeregt werden, die es ermöglichen, die Lehr/Lernziele zu erreichen.

Mit der Einbindung von Weblogs in formale Lernszenarien besteht das Risiko, dass die sie auszeichnende Selbststeuerung und Selbstbestimmung verloren gehen könnte (vgl. Panke & Oestermeier, 2006; Pullich, 2007). Panke, Gaiser und Dra- heim (2007, S. 81) sehen deshalb auch Ä:HEORJV DOV /HUQLQIUDVWUXNWXren zwi- VFKHQ 6HOEVWRUJDQLVDWLRQ XQG 'LGDNWLN³. Sie (vgl. ebd.) beziehen sich, ebenso wie

Panke und Oestermeier (2006) dabei auf Downes1, der bereits 2004 ein Span-

nungsverhältnis zwischen der Selbststeuerung und Selbstbestimmung die Web- logs auszeichnet und der Kontrolle im institutionellen Rahmen identifizierte.

Weblogs haben das Potential, in formalen Lehrszenarien nicht nur Lernkontext, sondern auch Anwendungskontext zu erzeugen (vgl. Pullich, 2007). Bei der Nut- zung von Weblogs rücken informelle LernprozeVVH LQ GHQ %OLFN, EHL GHQHQ Ä« die Lernaktivitäten der Lernenden LP 9RUGHUJUXQG VWHKHQ.³ (2YHUZien, 2004, S. 58). Um informelle Lernprozesse zu ermöglichen, muss die Lernumgebung anre- gend gestaltet und Fähigkeiten zur Selbststeuerung gefördert werden (vgl. ebd.). Bei der didaktischen Planung muss dies besonders berücksichtigt werden.

Vorgestellt werden zuerst einmal unter Punkt 2.1 verschiedene Weblogvarianten und Funktionen von Weblogs, um die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten zu eruieren. Wie Kommunikation und Interaktion in Weblogs stattfinden kann, wird unter Punkt 2.2 in den Blick genommen. Im Rahmen der Hausarbeit, die die Po- tentiale von Weblogs für die Kompetenzentwicklung Studierender im Fokus hat, ist es von besonderer Bedeutung, die Möglichkeiten des reflexiven Lernen mit Weblogs aufzuzeigen und wird unter Punkt 2.3 dargestellt.

2.1 Funktionen und Weblogvarianten

Als Funktionen von Weblogs sind charakteristische technische Besonderheiten der Software zu sehen. Diese sind Grundvoraussetzungen, die gekannt werden müssen, um das didaktische Potential von Weblogs ausschöpfen zu können. Im Rahmen dieser Arbeit geschieht dies fokussiert auf die Kommentar- und Track- back-Funktion. Die Kommentarfunktion eines Weblogs ermöglicht dem Leser einen Blogbeitrag zu kommentieren. Der Weblog-Autor kann ebenfalls die Kom- mentarfunktion benutzen und damit auf Leserkommentare reagieren (vgl. Röll, 2005). Mit der Trackback-Funktion wird ein Weblog-Autor benachrichtigt, wenn ein anderer Bezug zu einem seiner Einträge genommen hat (vgl. Brahm, 2007). Trackbacks unterstützen damit den blogübergreifenden Diskurs und den Aufbau

eines virtuellen Netzwerkes (vgl. Baumgartner & Kalz, 2004). In diskursorientier- ten Weblogs sind dies wesentliche Elemente, weil sie Interaktionen konstituieren. Baumgartner und Kalz (2004), die Weblogs aus bildungswissenschaftlicher Sicht untersuchen, ordnen sie pädagogisch-didaktisch als diskursorientierte CMSes ein und sehen somit ihr wesentliches Potential in den aufgezeigten Funktionen, die Diskurse innerhalb des Weblogs sowie auch blogübergreifend ermöglichen. In welchen Varianten Weblogs in formalen Lernszenarien eingesetzt werden können, wird folgend dargestellt. Der grundsätzliche Ansatzpunkt ist dabei erst einmal, ob ihr Einsatz content- oder diskursorientiert geplant ist (vgl. Röll, 2005). Contento- rientierte Varianten haben die Nutzung des Weblogs vor allem für die Publikation von Materialien im Blick (vgl. ebd.). Weblogs zur Unterstützung virtueller Semi- nare können auch diskursorientiert eingesetzt werden, hierbei erhält nicht nur der Lehrende, sondern auch jeder Lernende einen eigenen Weblog (vgl. ebd.). Schwerpunkt ist die Kommunikation unter den Lernenden, die sich gegenseitig Hilfestellungen sowie Feedback geben, Kommentare verfassen und sich mittels Trackback aufeinander beziehen können (vgl. ebd.). Diese Weblogvariante unters- tützt die Bildung einer Learning Community (vgl. ebd).

Von Interesse sind im Besonderen Variationsmöglichkeiten hinsichtlich von Funktionen, die ein Weblog in Lehr/Lernszenarien übernehmen kann. Akbari, Schmidt und Spannagel (2008) verweisen auf folgende mögliche Funktionen von Weblogs beim Einsatz in der Lehre:

– als Wissensmanagement-Werkzeug, mit dem die Lernenden ihr eigenes Wis- sensmanagement professionalisieren, so Artikel über gelesene Texte oder ei- gene Gedanken schreiben sowie auf Links verweisen und diese kommentieren
– als Lerntagebuch, in dem der Lernende seine Lernprozesse reflektiert
– als E-Portfolio, in dem der Lernende seine Lernprodukte sammelt oder auch im Rahmen eines Seminars seine Leistungen aufzeigt
– als Diskursmedium, um Diskussionen zwischen den Lernenden zu ermögli- chen
– für den Erwerb von Medienkompetenz, in dem auf den kompetenten Umgang mit dem Internet und den damit verbundenen Potenzialen und Risiken fokus- siert wird.

Im Hinblick auf die Sozialform kann unterschieden werden zwischen Dozenten-, Gruppen- und Teilnehmerweblog (vgl. ebd.). In formalen Lernszenarien ist festzu-

legen, inwieweit die Weblogs öffentlich zugänglich sein sollen (vgl. ebd.). So können sie mit öffentlichen, gruppeninternen oder auch nur privaten Zugangsrech- ten ausgestattet werden (vgl. ebd). Private Weblogs können nur vom Weblogbe- sitzer und dem Lehrenden eingesehen werden (vgl. ebd).

Zusammenfassend sind damit die Funktionen und Variationen des möglichen Ein- satzes von Weblogs aufgezeigt und dienen als Grundlage für die Darstellung der Potentiale von Weblogs für die Kompetenzentwicklung Studierender.

2.2 Kommunikation und Interaktion

Kommunikation und Interaktion sind zwei Begrifflichkeiten die zusammengehö-

UHQ, GHQQ Ä« .RPPXQLNDWLRQ RKQH ,QWHUSUHWDWLRQ XQG %HGHXWXQJVNRQVWUXktion

gibt es nicht, genauso wenig wie einen Interaktionsverlauf ohne Kommunikati- RQ«³ (Rautenstrauch, 2008, S. 4). In Weblogs findet die Kommunikation asynch- ron statt. In Weblogs, die didaktisch als Kommunikationsmedium eingesetzt wer- den, sind deshalb die Vor- und Nachteile asynchroner Kommunikation zu beach- ten. Nach Bremer (2009) sind die Vorteile: zeitliche Flexibilität, Selbsteinteilung der Lernzeit, ausreichende Zeit für Formulierungen und keine Ablenkung durch die Aktivitäten anderer Teilnehmer. Nachteilig wirkt sich aus, dass zeitversetzte Interaktionen auch zu Motivationsverlust und Rückzug führen können sowie spontane Interaktionen nicht möglich sind (vgl. ebd.).

Die Kommentarfunktion ermöglicht, dass Leser die Blogeinträge nicht nur passiv lesen, sondern auch Kommentare hinterlassen können. Nach Baumgartner (2005,

S. 36) unterstützen Weblogs Ä« interaktive, gleichberechtigte und vor allem selbst gesteuerte Diskussionsprozesse...³, so insbesondere durch die in Weblogs relativ klein gehaltenen Mitteilungen, die er ÃMikro-Contentµ nennt sowie durch die Kommentar- und Trackback-Funktion. Die Funktionen dienen der Kommuni- kation und Weblogs können für Kommunikationsprozesse eingesetzt werden. Dies ist bereits in zahlreichen didaktischen Szenarien geschehen und wird exemp- larisch an zwei Aussagen aufgezeigt. Einerseits werden, wie bei Draheim und Beuschel (2005), dem Einsatz von Weblogs, die Kommunikation in der Gruppe intensivierende Funktionen zugeschrieben und andererseits, wird diagnostiziert, dass sich Weblogs nur eingeschränkt für die Kommunikation, Kooperation und Vernetzung beim Lernen eignen (vgl. Brahm, 2007). Damit soll verdeutlicht wer- den, dass Weblogs Potentiale für Kommunikation und Interaktion haben, es aber von der didaktischen Konzeption und Umsetzung abhängt, inwieweit diese ausge-

schöpft werden können. Vom Lehrenden sind Interaktions- und Kommunikati- onsprozesse gezielt anzuregen und motivationale Unterstützung zu leisten. Nur so kann letztendlich auch durch den Weblogeinsatz die Bildung einer Learning Community unterstützt werden2.

[...]


1 'RZQHV (2004, 6. 22) IUDJWH XQWHU DQGHUHP: ³What happens when a free-flowing medium such as blogging interacts with the more restrictive domains of tKH HGXFDWLRQDO V\VWHP"´

2 Downes (2009, S. 89) sieht in Weblogs ein Förderinstrument zur Bildung einer learning FRPPXQLW\: ³%HFDXVH EORJV DUH FRQQHFWHG, WKH\ FDQ IRVWHU WKH GHYHORSPHQW RI D learning community

Details

Seiten
Jahr
2010
ISBN (eBook)
9783640720231
ISBN (Paperback)
9783640720675
DOI
10.3239/9783640720231
Dateigröße
557 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
FernUniversität Hagen – Bildungstheorie und Medienpädagogik
Erscheinungsdatum
2010 (Oktober)
Note
1,7
Schlagworte
Kompetenz Weblogs FernUni Hagen Modul 3A Studierende Kompetenzentwicklung Blog Weblog
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Titel: Potentiale für die Kompetenzentwicklung Studierender durch den Einsatz von Weblogs