Darstellung der Figuren in E.T.A. Hoffmanns "Ritter Gluck"
Zusammenfassung
Diese Arbeit konzentriert sich genau auf die Figuren und versucht, die wichtigsten Elemente herauszuarbeiten und zu analysieren.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Entstehung
3. Ritter Gluck, die historische Figur
4. Literarische Figuren
4.1 Der Ich Erzähler
4.2 Ritter Gluck als literarische Figur
5. Wer ist „Ritter Gluck”?
5.1 Der Unbekannter als Wahnsinniger
5.2 Der Fremde als Geist der verstorbenen Ritter Gluck
5.3 Der Fremde als Phantasiegestalt
6. Schlussbemerkung
7. Bibliographie:
1. Einleitung
Das Werk von E.T.A. Hoffmann, Ritter Gluck hat im Mittelpunkt die Figur eines Künstlers, die aber an die Grenze zwischen Realität und Phantasie dargestellt wird. Der Leser selber kann schwer zwischen die zwei Welten unterscheiden. Hoffmann benutzt eine historische Figur, als Hintergrund seines Werkes, um eine neue, geheimnisvolle Figur zu konstruieren und wiederzugeben. Diese Figur wird aber nur durch den Augen des Ich-Erzählers dargestellt und nur im Zusammenhang mit dem Erzähler, und das lässt den Leser mehrere Interpretationsmöglichkeiten offen.
Diese Arbeit konzentriert sich genau auf die Figuren und versucht, die wichtigsten Elemente herauszuarbeiten und zu analysieren.
2. Entstehung
Die Erzählung Ritter Gluck, die den Untertitel „Eine Erinnerung aus dem Jahre 1809“ trägt, ist genau 1809 erschienen, allerdings ohne diese Untertitel.[1] Hoffmann hat dieses Werk am 15. Februar 1809 anonym publiziert, in der in Leipzig erscheinenden und von Friedrich Rochlitz herausgegebenen „Algemeinen Musikalischen Zeitung“[2].
Fünf Jahre später wird den Text in einem vier- bändigen Zyklus „Fantasiestücke in Callot`s
Manier“, unter der Unterschrift Hoffmanns veröffentlicht. Es ist der erste Text in dem erste Band dieses Zyklus. In diesem ersten Band findet man Texte, die sich unter anderem mit Themen aus dem Bereich der Musik beschäftigen. Der Titel selber „in Callot`s Manier“ liefert Hinweise bezüglich der Absicht Hoffmanns - hier Kunst und Musik in seinen Erzählungen hineinzubringen.
Das Spiel mit Licht und Schatten, hell-dunkel, spezifisch für die Callot Gemälden, taucht auch in den Erzählungen in diesem Sammelband auf.
3. Ritter Gluck, die historische Figur
Christoph Willibald Ritter von Gluck (2.07.1714 – 15.11.1787) war einer des bedeutendsten Opern-Komponisten der zweite Hälfte der 18. Jahrhunderts. Er macht sein Debut 1741 als Opernkomponist in Mailand.
1745 wurde Gluck nach London berufen; dort lernt er G. F. Händel kennen, der aber t von ihm als Künstler nicht überzeugt ist. Zwischen 1747 und 1752 arbeitet er als Komponist und Dirigent mit der reisenden Operntruppe P. Mingottis und Locatelli. Ab 1752 ist er Kapellmeister des Prinzen Josef Friedrich von Sachsen-Hildburghausen. Gluck heiratet 1750 in Wien aber er lässt sich erst 1754 dort als er die Funktion des Kapellmeisters am Burgtheater in Wien übernimmt, nieder.
Man erkennt langsam im Laufe seiner Werke eine Wendung zu ausdrucksvoller empfindsam-dramatischer Musik. Er gilt auch als der erste Reformator der Oper. Zu seinen Innovationen gehören unter anderem, die Einfachheit der Handlung, die Teilnahme des Orchesters an der Handlung und die Einführung der dramaturgisch wichtigen Chorszenen. Außerdem versucht Gluck in seinen Werken Musik und Text gleichwertig wirken zu lassen. Er stellt die Gefühle und die Schicksale seiner Figuren in den Vordergrund.
Seine wichtigsten Reformopern sind: "Iphigénie en Aulide", "Orphée et Eurydice" , "Alceste" und "Armide"-alle wurden auf Französisch verfasst.
Sein Werk bleibt lebendig als wichtiger Schritt in der Geschichte der Musik, und durch die Erzählung Hoffmanns auch eine prägende literarische Figur.
4. Literarische Figuren
Die Erzählung hat in Mittelpunkt zwei Figuren: der Ich- Erzähler und der Unbekannte, der sich am Ende der Erzählung selber als Ritter Gluck bezeichnet.
4.1 Der Ich Erzähler
Über den Ich -Erzähler wissen wir nur sehr wenig. Der Text läßt den Leser erfahren , dass der Ich - Erzähler nicht Komponist ist, aber Liebhaber und sehr guter Kenner der Musik (besonders der Gluck Musik) und diese Tatsache realisiert die erste Verbindung mit den unbekannte, geheimnissvolle Figur. Er ist auch kein Berliner und auch das ist keine bedeutungsloser Information für seinen Gesprächspartner.
Hoffmann wählt gezielt Berlin als Schauplatz für seiner Erzählung, denn Berlin war auch für den Komponisten Ritter Gluck ein bedeutender Ort für die Entstehung seiner Musik:
Nicht nur in Paris und Wien, sondern auch in Berlin stand das Schaffen Glucks in Mittelpunkt scharfer Auseinandersetzungen.(...)Gerade hier setzt die Kritik Hoffmanns an, der sich gegen eine verfehlte Rezeption glucks in Berlin wendet, in dem er den dirigierenden und klavierspielenden Fremden als jemand darstellt, der der in Berlin besonders umstrittenen Musik Glucks engstens verbunden ist und sich nur in und nur durchdessen Musik in jenes >>Reich der träume<< entziehen kann.[3]
In seinem Text betont er gezielt die Nicht-Zugehörigkeit seiner Figuren zu dieser Stadt, und gleichzeitig die Einstellung der Stadt der Musik gegenüber:
„Warum fragten Sie mich, ob ich ein Berliner sei?” begann ich
„weil in diesem Falle genötigt gewesen wäre, Sie zu verlassen”.
„Das klingt rätselhaft”.
„nicht im mindestens, sobald ich Ihnen sage, daß ich ein Komponist bin”.[4]
Berlin als Schauplatz wird schon in dem ersten Satz des Werkes in Zusammenhang mit einer wunderschönen herbstlichen Atmosphäre erwähnt:
Der Spätherbst in Berlin hat gewöhnlich noch einige schöne Tage. Der Sonne tritt freundlich aus dem Gewölk hervor, und schnell verdampft die Nässe, in der lauen Luft, welche durch die Straßen weht.[5]
Und in dieser idyllischen Atmosphäre, in der die Musik in Harmonie mit der Natur steht, stellt der Ich- Erzähler seine erste Begegnung mit der Glucksfigur, unter dem Zeichen der Phantasie dar:
..da setzte ich mich hin, dem leichten Spiel der Phantasie mich überlassend, die mir befreundete Gestalten, mit denen ich über Wissenschaft, über Kunst, über alles, was dem Menschen am teuersten sein soll, spreche.[6]
Diese Szene relativiert die ganze Entwicklung der Novelle und stellt die Existenz der die Figur Ritters Gluck in Frage. Durch die Andeutung einer Phantasiewelt lässt Hoffmann mehrere Interpretationsmöglichkeiten offen.
Der Ich- Erzähler ist gezwungen, auch in andere Rollen zu schlüpfen; er ist nämlich der einzige Zeuge der „Partitur ohne Noten”:
Er schlug das Buch auf, und – wer schildert mein Erstaunen! Ich erblickte rastrierte Blätter
aber keiner Note beschrieben(...)Ich wandte die Blätter fleißig um, indem ich seine Blicke verfolgte.[7]
Auch diese Szene betonnt die Verwirrung des Lesers, denn Hoffmann spielt mit verschiedenen Ebenen der Wirklichkeit und mit der Phantasie. Das Unmögliche wird Teil eines Szenarios der Wirklichkeit. In einer Mischung von Realität und Phantastik, Schatten und Licht, alles mit der symbolischen Präsenz der Musik untermalt, wird eine neue, unheimliche Welt kreiert, und durch den Ich-Erzähler bestätigt.
Dargestellt ist ein phantastisches Künstlerleben an einem wirklichen Ort, durchsetzt von traumartigen Sequenzen, die beinahe surrealistisch anmuten. Durchaus ,realistisch` dagegen ist der Ort des Geschehens: Berlin, der Tiergarten, tatsächliche damalige Lokalitäten und Personen – ebenso der Bezug auf bestimmte Werke eines Komponisten, der gelebt hat: Christoph Willibald Ritter von Gluck.[8]
Die Erzählerfigur verwandelt sich also in einen Komplizen oder besser gesagt in einen Partner der ungewönlichen Figur, der aber nicht Klarheit für den Leser bringt, sondern für noch mehr Verwirrung sorgt.
[...]
[1] Vgl. Mas, Frank Rainer(Hrsg): 56.
[2] Vgl. Schnitzler, Günter in Günter Saße: 15.
[3] Schnitzler, Günter in Saße, Günter: 25.
[4] Hoffmann, E.T.A.:17.
[5] Hoffmann, E.T.A.: 14.
[6] Hoffmann, E.T.A.: 14.
[7] Hoffmann, E.T.A.: 23.
[8] Deterding, Klaus: 23.