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Das kanarische Spanisch in der Untersuchung: El habla canaria – un dialecto, castellano mal hablado o evolución del castellano?

©2010 Hausarbeit (Hauptseminar) 22 Seiten

Zusammenfassung

Das Spanische auf den Kanaren erhielt seit der Eroberung der Kanaren im 15. Jahrhundert prägende Einflüsse über die Zeit hinweg. So bildete diese spanische Inselgruppe im Atlantik, bestehend aus den Inseln Teneriffa, Fuerteventura, Gran Canaria, La Palma, Lanzarote, La Gomera und El Hierro, auf lange Sicht eine Brücke zwischen der Alten und der Neuen Welt, infolgedessen viele verschiedene europäische, aber auch transatlantische Wellen in die zunächst isolierte Kultur der Ureinwohner und in ihre Sprache, das Guanche, hineinströmten.
Ziel dieser Hausarbeit ist es, die Frage nachzugehen inwiefern und ob überhaupt das Spanische gesprochen auf den Kanaren als ein Dialekt des Kastilischen betrachtet werden kann.
Die Hausarbeit gliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil wird der Begriff des Dialektes aus der Sicht der Sprachwissenschaft definiert und der Unterschied zwischen die Bezeichnungen „dialecto“ und „habla“ erläutert.
Der zweite Teilabschnitt bietet einen Überblick über das kanarische Spanisch. In diesem Kapitel wird eine Übersicht insbesondere über die wesentlichen Aspekte und Besonderheiten des Spanischen auf den Kanarischen Inseln in der Phonetik, Morphologie und Syntax behandelt. Es wird auch kurz die Historie des Archipels berücksichtigt und aus dieser die Konsequenzen für das heutige español canario abgeleitet, denn die historischen Hintergründe sind von besonderer Wichtigkeit der Entwicklung der Sprache überhaupt. Desweiteren wird auf das kanarische Wortfeld und die zahlreichen Einflusswellen in dieses eingegangen. Das Konzept des español atlántico wird auch kurz vorgestellt.
Abschließend wird im dritten Teil der Hausarbeit aus dem Gesichtspunkt verschiedener Sprachwissenschaftler der Frage nachgegangen, ob das Kanarische als Dialekt des Kastilischen betrachtet werden kann. Berücksichtigt werden jedoch auch die Eigenschaften, die den Dialekt als solcher ausmachen. Eine andere diskutierte Frage wird schließlich noch behandelt und zwar, ob kanarisches Spanisch ein „castellano mal hablado“ ist oder doch vielleicht als „evolución del castellano“ angesehen werden darf.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

0. Einleitung

1. Der Begriff des Dialektes

2. Das Kanarische Spanisch
2.1 Ursprünge des kanarischen Spanisch – geschichtlicher Hintergrund
2.2 Das Konzept des español atlántico und das Kanarische Spanisch
2.3 Sprachgeschichtliche Einflüsse auf das kanarische Spanisch
2.4 Merkmale des kanarischen Spanisch
2.4.1 Phonetik
2.4.2 Grammatik / Morphologie

3. ¿El habla canaria – un dialecto?

4. ¿El habla canaria - mal hablado castellano o evolución del castellano?

5. Zusammenfassung

6. Literaturverzeichnis

0 Einleitung

Das Spanische auf den Kanaren erhielt seit der Eroberung der Kanaren im 15. Jahrhundert prägende Einflüsse über die Zeit hinweg. So bildete diese spanische Inselgruppe im Atlantik, bestehend aus den Inseln Teneriffa, Fuerteventura, Gran Canaria, La Palma, Lanzarote, La Gomera und El Hierro, auf lange Sicht eine Brücke zwischen der Alten und der Neuen Welt, infolgedessen viele verschiedene europäische, aber auch transatlantische Wellen in die zunächst isolierte Kultur der Ureinwohner und in ihre Sprache, das Guanche, hineinströmten.

Ziel dieser Hausarbeit ist es, die Frage nachzugehen inwiefern und ob überhaupt das Spanische gesprochen auf den Kanaren als ein Dialekt des Kastilischen betrachtet werden kann.

Die Hausarbeit gliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil wird der Begriff des Dialektes aus der Sicht der Sprachwissenschaft definiert und der Unterschied zwischen die Bezeichnungen „dialecto“ und „habla“ erläutert.

Der zweite Teilabschnitt bietet einen Überblick über das kanarische Spanisch. In diesem Kapitel wird eine Übersicht insbesondere über die wesentlichen Aspekte und Besonderheiten des Spanischen auf den Kanarischen Inseln in der Phonetik, Morphologie und Syntax behandelt. Es wird auch kurz die Historie des Archipels berücksichtigt und aus dieser die Konsequenzen für das heutige español canario abgeleitet, denn die historischen Hintergründe sind von besonderer Wichtigkeit der Entwicklung der Sprache überhaupt. Desweiteren wird auf das kanarische Wortfeld und die zahlreichen Einflusswellen in dieses eingegangen. Das Konzept des español atlántico wird auch kurz vorgestellt.

Abschließend wird im dritten Teil der Hausarbeit aus dem Gesichtspunkt verschiedener Sprachwissenschaftler der Frage nachgegangen, ob das Kanarische als Dialekt des Kastilischen betrachtet werden kann. Berücksichtigt werden jedoch auch die Eigenschaften, die den Dialekt als solcher ausmachen. Eine andere diskutierte Frage wird schließlich noch behandelt und zwar, ob kanarisches Spanisch ein „castellano mal hablado“ ist oder doch vielleicht als „evolución del castellano“ angesehen werden darf.

Zum Schluss fasse ich die wesentlichen Punkte und Ergebnisse nochmal zusammen.

1. Der Begriff des Dialektes

Am Anfang dieser Arbeit soll eine kurze Definition des Begriffs „Dialekt“ dargelegt werden. Das Diccionario de la Lengua Española der Real Academia liefert in seiner Online – Edition folgenden Definition für die Begrifflichkeit „Dialekt“: „ sinónimo de variante o variedad lingüística“. Im Folgenden wird näher ausgeführt, er sei ein „sistema lingüístico derivado de otro; normalmente con una concreta limitación geográfica, pero sin diferenciación suficiente frente a otros de origen común“. Als dritte Anmerkung findet man im Diccionario de la Lengua Española: „Estructura lingüística, simultánea a otra, que no alcanza la categoría de lengua“.

Zusammenfassend lässt sich aus all diesen Definitionen folgende Merkmale des Dialekts als solcher ablesen: er ist kein eigenständiges Kommunikations- und Ausdrucksmittel, wird nicht von einer gebildeten Volksschicht als Sprachnorm verbreitet und beschränkt sich auf ein geographisch klar umrissenes Gebiet. Er existiert immer neben einem sprachlichen System, der so genannten Hochsprache (in Falle Spaniens Kastilisch), wobei beide auf unterschiedlichen Niveaus der Kommunikation Verwendung finden. Dialekte sind in der Regel nicht derart normativ ausgeformt und ausgefeilt wie eine Sprache und besitzen im Allgemeinen keine Schriftform. Sie beziehen sich also auf die Mündlichkeit.

Nichtsdestotrotz gibt es natürlich lokale, mundartliche Literatur, die auch von gebildeten Autoren jedoch eher als Hommage an deren Heimat oder Versuch der Erhaltung und Bewahrung vor dem Vergessen zu werten ist. Nur die Hochsprache kann auf einer Ebene, die hohe Komplexität und Differenziertheit erfordern, präzise, sachlich fundierte Inhalte wiedergeben. Dem Dialekt fehlen hierzu die komplexen Strukturen und Konstruktionen, er dient vielmehr der Kommunikation im Alltagsleben, die keine derartige Komplexität aufweisen wie z.B. wissenschaftliche Arbeiten, hochgeistige Werke oder offizielle Dokumente. (Alvar 1999, S. 7)

Es soll angemerkt werden, dass in der Sprachwissenschaft eine Doppeldeutigkeit des Begriffes „Dialekt“ existiert. Einerseits ist jede Sprache ursprünglich Dialekt einer anderen Sprache und sich im Laufe der Geschichte aus meist politischen, demographischen oder wirtschaftlichen Gründen soweit von ihrem Ursprung differenzierte, dass sie schließlich den Status einer Sprache erreichte. So kann man sagen, dass beispielweise das Andalusische und das Kanarische, Dialekte des Kastilischen sind, das seinerseits Dialekt des Lateins ist. Andererseits wie bereits erwähnt ist der Begriff des Dialektes als diatopische Variation, das heißt, als raumgebundene und landschaftspezifische Variation gegenüber der Überregionalität der Standartsprache zu betrachten. (ebenda, S. 9)

Desweiteren sind die Grenzen zwischen Mundart (span. „habla“) und Dialekt nicht immer klar zu ziehen. Das Diccionario de la Lengua Española der Real Academia beschreibt „habla” als “ sistema lingüístico de una comarca, localidad o colectividad, con rasgos propios dentro de otro sistema más extenso”.

Im Allgemeinen betrachtet man eine Sprachform als Mundart wenn sie in sich geringen Zusammenhalt und Geschlossenheit aufweist und im Gegensatz zum Dialekt, der sich über größere geographische Einheiten erstreckt, oftmals von Dorf zu Dorf variiert. Jedoch oft sind die Bezeichnungen Dialekt und Mundart als Synonyme zu verwenden. Die meisten Mundarten haben ebenfalls keine geschriebene Ausdrucksform entwickelt.

2. Das Kanarische Spanisch

„Las Canarias son, vistas desde España, una pre-América, un mensaje del Nuevo Mundo hacia Euráfrica, y su lenguaje un anticipo del español americano, que nos permite iluminar desde un ánulo inédito la tradicional cuestión de las relaciones entre los dialectos de América y los de la España atlántica.“ (Catalán 1989, S. 119)

2.1 Ursprünge des kanarischen Spanisch - geschichtlicher Hintergrund

Die Kanaren blieben über Jahrtausende hinweg von Eroberungsversuchen durch die Europäer verschont und wurden erst im 14. Jahrhundert durch den genuesischen Seefahrer Lanzarotto Malocello entdeckt.

Als im Jahre 1344 ein Spanier zum König der Kanaren gekrönt wurde, interessierten sich nur wenige Europäer für die Inseln. Die Lage änderte sich erst 1402, als der Normanne Jean de Béthencourt im Auftrag König Heinrichs III eine Reise zu den Kanaren unternahm, um die Inselbewohner zum christlichen Glauben zu bekehren. Er eroberte zunächst nur die Insel Lanzarote. Um alle weiteren Inseln einnehmen zu können, musste er sich Unterstützung vom spanischen König holen. Bis Ende des 15. Jahrhunderts, mit der letzten eroberten Insel (Tenerife im Jahre 1494/95), wurden alle Kanarischen Inseln von den Spaniern erobert, wobei die Inselbewohner, die Guanchen, als Sklaven verkauft wurden, um die spanischen Raubzüge zu finanzieren. (Bergerfurth 1993, S. 129)

Die Hispanisierung der Kanaren erfolgte, wie schon erwähnt etwa gleichzeitig mit dem Beginn der Kolonisierung Amerikas. Der Weg von und zur Neuen Welt fuhr über die Insel. Eigentlich von Anfang an spielten die Kanarischen Inseln eine hervorragende Rolle bei der Entdeckung und der Eroberung Amerikas. Sogar nachdem Kolumbus zu seiner ersten Expedition am 3. August 1492 von Palos de Moguer bei Huelva mit seinen drei Schiffen aufgebrochen war, lief er 6 Tage später zunächst Las Palmas an, ließ seine Schiffe dort überholen und nahm Proviant an Bord. Auch während der folgenden Jahrhunderte blieben die Kanarischen Inseln, insbesondere die Häfen von Las Palmas und Santa Cruz de Tenerife Zwischenstation für die zweimal jährlich den Atlantik überquerende Flotte. (ebenda, S. 129)

Weil die Eroberungsfeldzüge nach Kanaren hauptsächlich von andalusischen Häfen ausstarteten, waren die Eroberer und Siedler hauptsächlich Andalusier. Außerdem muss es auch ein großes Kontingent an Kolonisten aus Portugal gegeben haben, die in einigen Regionen den Siedlern aus Andalusien und dem Rest Spaniens zahlenmäßig überlegen waren. Im Norden der Insel La Palma wurde wahrscheinlich bis Anfang des 20. Jahrhunderts Portuñol gesprochen, also eine Mischsprache aus Spanisch und Portugiesisch.

Die Guanchen – die Ureinwohner der Insel – waren eine Bevölkerung mit steinzeitlicher Kultur, die die Kanaren wahrscheinlich mit ihren Binsenbooten von Nordwestafrika aus besiedelt hatten und aufgrund der Meeresströmungen nicht mehr nach Afrika zurückkehren konnten. Andererseits werden sie jedoch als keltische Auswanderer gedeutet, die von der Iberischen Halbinsel gekommen waren und möglicherweise sogar mit den Basken verwandt sind. Nach der spanischen Eroberung waren nur noch wenige Ureinwohner übrig geblieben, die dann durch die Inquisition vollends vernichtet wurden, sofern sie sich nicht zum christlichen Glauben bekehren ließen und sich den Kolonialherren anpassten.

Die Sprache der Guanchen war auf allen Kanarischen Inseln sehr ähnlich. Auf jeder Insel wurde wahrscheinlich ein anderer Dialekt gesprochen, wobei sich die Dialekte jedoch alle auf eine gemeinsame, dem Berberischen verwandte Sprache zurückführen lassen. Nach der spanischen Eroberung sind nur wenige Ausdrücke der Guanchen in Ortsbezeichnungen, Eigennamen, sowie in ein paar Namen von Pflanzen und Tieren, Begriffe aus der Viehzucht als Substrateinflüsse erhalten geblieben. (Trapero 1996, S. 222)

2.2 Das Konzept des español atlántico und das kanarische Spanisch

Auf Grund ihrer geografischen Situation erfuhren die Kanarischen Inseln viele Einflüsse von außen, was sowohl ihre Kultur als auch ihre Sprache beeinflusst hat. Man nimmt an, dass das kanarische Spanisch aus dem Andalusischen abgeleitet wurde, denn eine große Zahl der Schiffe verließen gerade die Häfen Südspaniens und über die Kanarischen Inseln, richteten sie sich nach Amerika. Umgekehrt hatte die kanarische Sprache großen Einfluss auf das Spanische gesprochen in Kuba, Venezuela, Puerto Rico und der Dominikanischen Republik, wohin tausende kanarische Bürger auswanderten. (Catalán 1989, S. 121)

Die Kanaren galten als „Mittelpunkt des strategischen Interesses“ für den Seeweg nach Indien, als eine Art „Synonym“ für „Sprungbrett“ zur Neuen Welt, und gleichzeitig auch als „Drehscheibe“ im trikontinentalen Handel zwischen Europa, Afrika und Amerika.

Der Sprachwissenschaftler Diego Catalán ordnet das kanarische Spanisch zu der Gruppe des español atlántico oder auch español meridional genannt, zu. ­

Diego Catalán wählte diesen Begriff des español atlántico aus der historischen Perspektive der Kanaren, ohne die Sicht auf die Lage der Inselgruppe mitten im Atlantik zu verlieren. Somit fungierte der kanarische Archipel während der langen Eroberungsphase als Verbindungspunkt zwischen Europa und Amerika und dadurch fand eine gegenseitige Beeinflussung statt, die mehrere Wellen, vor allem in die Sprache der Inseln, mit sich brachte.

(Medina López 1996, S.17)

2.3 Sprachgeschichtliche Einflüsse auf das Kanarische Spanisch

Aus den schon genannten historischen Bedingungen erklärt sich der deutliche phonetische, teilweise auch lexikalische Andalusismus des kanarischen Spanisch. Im Laufe ihrer Geschichte erhielten die Kanaren aber auch zahlreiche andere sprachliche Einflüsse.

Guanchismos

Erhebliche lexikalische Spuren hat auch die Sprache der Ureinwohner - der Guanchen hinterlassen. Die Sprache der Guanchen, die vermutlich zum Teil berberischer Herkunft waren, war auf allen Kanarischen Inseln sehr ähnlich. Auf jeder Insel wurde wahrscheinlich ein anderer Dialekt gesprochen, wobei sich die Dialekte jedoch alle auf eine gemeinsame, dem Berberischen verwandte Sprache zurückführen lassen. Nach der spanischen Eroberung sind nur wenige Ausdrücke der Guanchen in Ortsbezeichnungen, Eigennamen und in der Esskultur als Substrateinflüsse erhalten geblieben. Die Sprache der Guanchen wurde im 16. / 17. Jhd. ausgestorben. (Bergerfurth 1993, S. 132)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Mit einem portugiesischen Adstrat, vor allem in lexikalischer Hinsicht, ist bereits seit der ersten portugiesischen Expedition im 14. Jahrhundert zu rechnen. Personennamen deuten heute noch auf eine starke Besiedlung mit Portugiesen von Anfang an hin. Hinzu kommt der ständige Kontakt der Seeleute der Inseln zu denen von Madeira, den Kapverden und Azoren. Die Zahl der portugiesischen Lexien im kanarischen Spanisch ist groß, unter allem im Bereich der seres marinos, aber keineswegs auf diesen beschränkt. (ebenda)

[...]

Details

Seiten
Jahr
2010
ISBN (eBook)
9783640813100
ISBN (Paperback)
9783640812875
DOI
10.3239/9783640813100
Dateigröße
571 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg – Institut für Romanistik
Erscheinungsdatum
2011 (Januar)
Note
2,0
Schlagworte
kanarisches Spanisch Linguistik Sprachwissenschaft spanische Dialekte Variationen im Spanischen habla canaria
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