Ich bin ich - Identitätsentwicklung im Kindergarten
Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Was bedeutet Identität?
1. Begründung der Einschränkung des Themas
2. Was ist Identität?
Was das Lexikon dazu sagt
Was ist Identitätsfindung?
3. Wie kann man Identitätsentwicklung fördern?
Förderung durch Kontakt zu Gleichaltrigen
Förderung durch Steigerung des Selbstwertgefühls
Förderung durch ansprechende Rahmenbedingungen
4. Verlauf der Identitätsentwicklung
Entwicklungsstufen des Selbstempfindens
5. Definition wichtiger Begriffe
Selbstempfinden
Selbstkonzept/Selbstbild
Selbstwertgefühl
6. Zielsetzung
Hauptziel
Ich-Kompetenz
Sozial-Kompetenz
Sach- Kompetenz
Das Projekt
1. Vorläufiger Projektverlauf
2. Ausführung einzelner Projektschritte
1. Projektschritt
2. Projektschritt
3. Projektschritt
Was bedeutet Identität?
1. Begründung der Einschränkung des Themas
Das Thema Identität wäre beliebig ausdehnbar. Da ich mir aber für mein Projekt einen Zeitrahmen von 4 Monaten gewählt habe, ist es nötig das Thema einzuschränken um auf einzelne Aspekte intensiv und ausführlich eingehen zu können.
Zu Beginn möchte ich den Kindern ein Grundverständnis für ihren Körper vermitteln. Sie sollen einen Einblick in die Funktion des menschlichen Körpers erhalten. „Das Ich ist vor allem ein körperliches“ ist ein Zitat von Sigmund Freud, welches deutlich macht, dass der Körper für die Identitätsentwicklung von entscheidender Bedeutung ist. Die ersten Erfahrungen die Kinder machen, machen sie mit dem Körper.[1]
Neben dem Körper spielt natürlich auch die Psyche eine wesentliche Rolle in der Identitätsentwicklung. Die Kinder sollen erfahren, welche Grundstimmungen es gibt und wie sie damit umgehen können. Das soll auch dazu beitragen, sich untereinander besser verständigen zu können, indem die Kinder lernen ihre Gefühle auch verbal auszudrücken.
„Eigenverantwortlich zu leben und zu handeln bedeutet, sich seiner selbst bewusst zu sein. Das heißt auch, eigene Gefühle regulieren zu können, sich seiner eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten bewusst zu sein und zu selbstständigem Denken und Urteilen in der Lage zu sein. Dazu gehört, eigene Bedürfnisse und Meinungen zu äußern und Aufgaben selbst zu übernehmen. Das gibt den Kindern die Möglichkeit, sich als selbstwirksam zu erleben.“[2]
Gefühle ausdrücken zu können, bedeutet, sich selbst zu erkennen und mit anderen in Beziehung treten zu können. Das Thema Gefühle nimmt also auch einen wesentlichen Platz in der Identitätsentwicklung ein und somit habe ich mich entscheiden, das Thema ebenfalls in mein Projekt mit aufzunehmen. Aufgrund der zeitlichen Rahmenbedingungen werde ich diesen Projektschritt einschränken, indem ich nur die Hauptgefühle aufnehme, diese sind Trauer, Liebe und Wut.
Sollte sich jedoch im Verlauf des Projektes das Interesse der Kinder auf andere Stimmungen lenken, werde ich darauf natürlich eingehen und bei der Durchführung flexibel bleiben.
Auch das Umfeld des Kindes spielt in der Persönlichkeitsentwicklung eine entscheidende Rolle. Der Übergang in den Kindergarten gibt den Kindern Einblick in die Lebensbereiche andere Kinder und ihrer Familien. Neue Freundschaften werden geschlossen und neue Umfelder kennen gelernt. Die Kinder stellen fest, dass andere Menschen oft einen ganz anderen Lebensstil und andere Interessen haben als sie selbst. Daraus ergeben sich auch Fragen, die die eigene Person betreffen. Beim Ausfüllen von Steckbriefen mit den Kindern war es den „neuen“ Kindergartenkindern oftmals gar nicht möglich auf Fragen zu antworten, die sich auf sie selbst bezogen haben. Fragen wie „was isst zu gerne“ oder „womit spielst du am liebsten“ wurden häufig mit „ich weiß nicht“ beantwortet. Das Projekt soll den Kindern dazu dienen, ihre eigenen Bedürfnisse und Besonderheiten zu erkennen und auch äußern zu können.
Aber nicht nur Personen im Umfeld, sondern auch das Umfeld selbst soll näher betrachtet werden. Was gibt es in unserer Stadt, was uns interessiert? Die Kinder sollen sich als Teil einer Gemeinschaft begreifen und spüren, dass sie darin einen festen Platz haben. Diese Sicherheit trägt dazu bei, die Identitätsentwicklung der Kinder zu festigen, sodass sie begreifen können, dass sie Teil von etwas und darüber hinaus eine eigenständige Persönlichkeit sind.
Der letzte Projektschritt wird sich stärker mit den Unterschieden und Gemeinsamkeiten unter den Kindern befassen. Nachdem wir im bisherigen Verlauf die Kinder als Individuen kennen gelernt haben, sollen die Kinder nun darin unterstützt werden, Vergleiche zu ziehen. Es soll darauf hinauslaufen, Gemeinsamkeiten zu entdecken, aber auch die Unterschiede zu tolerieren und anzunehmen, dass jeder etwas Besonderes ist und als solcher angenommen wird.
2. Was ist Identität?
Was das Lexikon dazu sagt
„ Völlige Gleichheit bzw. Übereinstimmung; in der Psychologie die Unverwechselbarkeit und Einmaligkeit einer Person, die von ihr als ihre spezifische Art und Weise des Verhaltens, Denkens und Erlebens durch alle persönlichen Veränderungen hindurch erfahren wird .“[3]
Was ist Identitätsfindung?
„ Die Übernahme der biologischen und psychosozialen Rolle. Das bewusste Erlebnis der Ich-Identität ist nach Erikson „ein Gefühl des In-seinem-Körper-zu-Hause-seins. Ein Wissen, wohin man geht und die Sicherheit der Anerkennung derer, auf deren Urteil man Wert legt.“ Identitätsfindung verläuft, nachdem sie bewusst reflektiert wird, von „außen nach innen“. Die Identitätsfindung ist abhängig von Vorbildern und Leitbildern.“[4]
3. Wie kann man Identitätsentwicklung fördern?
Wenn man den Verlauf der Identitätsentwicklung betrachtet, wird daraus deutlich dass die Entwicklung ganz wesentlich von den Reaktionen der Bezugspersonen abhängt und in den ersten Lebensjahren noch keineswegs gefestigt ist. Da mit dem Eintritt in den Kindergarten auch die Erzieherin zu einer wichtigen und dauerhaften Bezugsperson wird, ist auch sie für die Zeit des Kindergartenbesuchs für die gesunde Entwicklung mitverantwortlich.
Ein Kind braucht, um ein Gefühl für seine eigene Handlungsfähigkeit zu erlangen und somit ein positives Selbstbild aufzubauen, die Erfahrung, dass die Erzieherin auf seine Bedürfnisse und Signale eingeht und diese ernst nimmt. Zeigt ein Kind z. B. durch Körperhaltung dass es im Moment keinen Körperkontakt wünscht, zum Beispiel nicht kuscheln möchte, muss die Erzieherin dass unbedingt akzeptieren und dem Kind deutlich machen, dass sein Wunsch respektiert wird. Nur so ist es dem Kind möglich, zu erfahren, dass die eigenen Bedürfnisse anerkannt werden und von Bedeutung sind.
Des Weiteren ist es nötig, dass die Erzieherin dem Kind die Möglichkeit bietet, seine Umwelt so selbständig wie möglich zu erkunden und ihm eigene Erfahrungen ermöglicht. Die Erzieherin vermittelt Zutrauen in die Fähigkeiten des Kindes und bestätigt dessen Wunsch nach Eigenständigkeit indem sie ganz deutlich zeigt:“ Du kannst das. Ich vertraue auf deine Fähigkeiten“.
Am Anfang scheint es vielleicht in einigen Situationen langwierig und gar ergebnislos, wenn Kinder etwas ausprobieren, dessen Ergebnis wir bereits kennen und vielleicht auch den Drang verspüren, einzugreifen, um den Vorgang zu beschleunigen. Beispielsweise beschäftigt sich ein Kind mit einem Puzzle und probiert ein Teil an verschiedenen Positionen aus. Wir beobachten das und erkennen auf Anhieb dass das entsprechende Teil dort gar nicht passen kann und wollen dem Kind zeigen, wo es richtig hingehört. Greift die Erzieherin hier ein und nimmt das Ergebnis vorweg, nimmt es dem Kind damit die Möglichkeit, diese Erfahrung selbst zu machen und erweckt zudem noch den Eindruck „Dafür bist du zu klein, du kannst das nicht richtig“. Häufen sich solche Erfahrungen, wächst bei dem Kind das Gefühl, alleine nichts zu können und stets auf Hilfe angewiesen zu sein. Stern bezeichnet diesen Vorgang sogar als „Raub der Gefühle“[5]. Erfährt das Kind jedoch Zutrauen, indem wir es vielleicht ermutigen weiterzusuchen, wird das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gestärkt und somit auch ein positives Selbstbild entwickelt. Ermöglicht man Kindern ein breites Spektrum an Handlungsmöglichkeiten und Erfahrungen, erleben sie eine Kontrolle über ihr Lernen und Tun. Botschaften von Bezugspersonen, die das Handeln der Kinder betreffen sollten daher auch immer auf die konkrete Situation bezogen sein, niemals auf die gesamte Persönlichkeit des Kindes. Auch in Konfliktsituationen sollte immer deutlich werden, dass das entsprechende Verhalten nun zur Konsequenz führt, jedoch nicht das Kind aufgrund seiner Persönlichkeit bestraft wird. Hier ist es nötig, dass die Erzieherin genau benennt, wie es zu einer bestimmten Konsequenz kommt und dass es ausschließlich um das unerwünschte Verhalten geht, nie jedoch um das Kind selbst. Es sollte stets klar sein „Ich mag nicht, was du gerade getan hast, dich mag ich jedoch immer noch“.
Kinder mit Migrationshintergrund stehen hier vor einer besonders schwierigen Situation, wenn zudem noch im Kindergarten andere Abläufe und Regeln herrschen als im häuslichen Umfeld und diese womöglich auch noch negativ bewertet werden.
Daher sollte jedes Kind, unabhängig von seiner Herkunft, vermittelt bekommen, dass es in seiner individuellen Art geschätzt und respektiert wird.
Auch die Sprache, die von der Erzieherin verwendet wird, sollte genau untersucht werden. So sind Ironie und Sarkasmus in jedem Falle fehl am Platz. Kinder können mit dieser Art der Kommunikation nicht umgehen und erkennen keinen Unterschied zwischen Ironie und ernst gemeinten Aussagen. Ironisch besetze Aussagen können bei den Kindern zu Unsicherheit führen und sollten daher unbedingt vermieden werden.
Säuglinge und Kleinkinder erfassen aus dem Verhalten ihrer Bezugspersonen wichtige Teile ihres Selbstbildes und ihres Selbstwertgefühls unter folgenden Aspekten[6]:
- welche ihrer Verhaltensweise für angemessen gehalten werden
- wie auf ihre Signale reagiert wird
- wie diese angenommen werden
- wie sie ihre Bedürfnisse so erfolgreich mitteilen können, dass diese befriedigt werden
- welche Gefühle sie in welchem Ausmaß zeigen dürfen
Förderung durch Kontakt zu Gleichaltrigen
Im Kindergarten ist es den Kindern möglich, im Spiel auf Gleichaltrige zu treffen und so noch auf andere Art ihr Selbstbild zu formen. Kinder, die einen ähnlichen Entwicklungsstand aufweisen, bieten den Kindern die Möglichkeit auf ähnliche Art wahrgenommen zu werden, wie sie es selbst tun. Vergleichbare Kompetenzen stehen sich gegenüber und bieten so gleichgestellte Interaktionspartner. Auf diese Art werden sich bereits Kleinkinder ihrer eigenen Fähigkeiten und Leistungen bewusst. Im Spiel mit Gleichaltrigen bieten sich dem Kind vielfältige Möglichkeiten, etwas über sich selbst zu erfahren.
Das Rollenspiel beispielsweise bietet dem Kind die Möglichkeit, in andere Rollen zu schlüpfen und so zu erfahren, wer es ist und wer es gerne wäre. Unterschiedliche Motive können ausprobiert werden, Vergleiche mit anderen sind möglich, ebenso sich ihnen gegenüber abzugrenzen.
Förderung durch Steigerung des Selbstwertgefühls
Ein gesundes Selbstwertgefühl ist eine der Grundvoraussetzungen, um eine eigene Identität zu festigen. Mehrere Faktoren tragen zu einer gesunden Entwicklung bei.
a) Bedingungslose Liebe: Ich werde geliebt, so wie ich bin
b) Die Überzeugung, kompetent zu sein: Ich kann etwas
c) Stabile Werte und Moralvorstellungen: Das ist richtig, das ist falsch
d) Realistisches Grundbild: Das sind meine Stärken und Schwächen[7]
Förderung durch ansprechende Rahmenbedingungen
Nach der Aufnahme in den Kindergarten sollten die Kinder eine feste Bezugsperson haben, an der sie sich orientieren können. In einigen Einrichtungen wird mit dem System gearbeitet, jedem Kind eine Bezugserzieherin zuzuteilen, die für ihre Kinder jeweils in besonderem Maße eine Orientierung bietet. Gerade in offenen Einrichtungen, in denen die Kinder nicht an einen einzelnen Gruppenraum gebunden sind, erscheint dieses System sinnvoll, da die Kinder auch in der Unübersichtlichkeit einer großen offenen Einrichtung eine Art „Anker“ haben, jemanden an den sie sich immer wenden können.
Generell ist im Bezug auf den Personalschlüssel zu sagen, dass auch der Schichtdienst der Mitarbeiter nach Möglichkeit so geplant werden sollte, dass die jeweils zuständigen Erzieherinnen innerhalb des Tagesablaufs nicht wechseln, sodass das Kind sich nicht ständig, im schlechtesten Falle mehrmals am Tag, auf eine neue Bezugsperson einstellen muss. Sollte dies, aufgrund der Struktur oder sonstigen Bedingungen nicht möglich sein, ist es von besonderer Bedeutung, dass die Erzieherin, die im Tagesablauf den Dienst übernimmt, sich in gleicher Weise, vor allem den neuen Kindern widmet und ihnen vermittelt, dass die genauso für Probleme oder Bedürfnisse zur Verfügung steht.
Auch der Austausch unter den Kollegen ist hier von großer Bedeutung, so sollte besonders während dem Schichtwechsel Zeit sein für einen kurzen Austausch über besondere Vorkommnisse.
[...]
[1] [1] http://www.kindergarten-heute.de/beitraege/fachbeitraege/psychologie_html?k_onl_struktur=729518&einzelbeitrag=1220680&archivansicht=1
[2] Orientierungsplan BaWü: http://www.km-bw.de/servlet/PB/-s/stm5c3qpfn4rgw1gvnzmizfv1g7ktad/menu/1182964/index.html?ROOT=1182956
[3] http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/ressorts/bildung/index,page=1127176.html
[4] Büchin-Wilhelm, Irmgard: Fachbegriffe für Erzieherinnen und Erzieher, 4. Auflage 2005, Stuttgart
[5] Stern 2000, S. 299
[6] Lally 1996, S.143
[7] Lorenz, Waltraud: Elternabend Kindergarten Parsberg, 2001