Zusammenfassung
Die verbreitete Nutzung des Internets in allen gesellschaftlichen Bereichen stellt für die Schulen eine Herausforderung da. Das Erschließen neuer Lern-Umwelten und damit die Wissens- und Wirklichkeitskonstruktion ist ein Leitthema geworden. Die Angebote sind vielfältig z.B. Wissensspeicher, interaktive Lernplattformen; auch die TV-Sendungen haben Internetauftritte. Oft sind sie unübersichtlich und eine Auswahl zu setzen, erscheint schwer. So steht die Frage: Kann das Internet in der Grundschule zur Nutzung als Unterrichtsmittel gewinnbringend eingesetzt werden? Chancen und Grenzen des Einsatzes von Medien werden in dieser Arbeit aus medienpädagogischer Sicht betrachtet, um zu überprüfen, ob mit den vorhandenen und zu erwerbenden Kompetenzen das Internet mit seinen vielfältigen Informationen konstruktiv genutzt werden kann.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Unterricht in der Grundschule
2.1 Das Lernen aus konstruktivistischer Perspektive
2.2 Der konstruktivistische Lernprozess im Grundschulalter
2.2.1 Die konstruktivistische Lernumgebung
2.2.2 Grenzen des konstruktivistischen Lernansatzes
3 Medien
3.1 Was sind neue Medien?
3.2 Das Medium Internet als Werkzeug
3.3 Medienkompetenz als Voraussetzung
3.3.1 Medienkompetenz der Lehrer in der Grundschule
3.3.2 Medienkompetenz der Schüler in der Grundschule
3.4 Der Einsatz des Internets in der Grundschule
3.4.1 Technische Ausstattung der Grundschule
3.4.2 Grenzen des Internets im Schulalltag
4 Selbstständiges Lernen in der Grundschule
4.1 Lernen durch Nutzung des Internets als Unterrichtsmittel
4.2 Risiken bei der Nutzung des Internets
4.3 Grenzen des Internets aus konstruktivistischer Sicht
5 Fazit und Ausblick
6 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Unsere Zeit ist von Medien geprägt. Sie beeinflussen und beanspruchen unser Den- ken, Erleben, Handeln und Kommunizieren. Unterschiedliche Medien werden mi- teinander verknüpft. Der Fokus der Medienarbeit sollte in den Schulen auf authenti- schen Anwendungsfeldern, Lernsituationen und realitätsnahen Lernaufgaben liegen und für den Lerner geordnete Lernziele definieren. Diese Lernaktivität wird nicht nur durch die objekthafte Eigenschaft des Multimedia-Systems, sondern durch die Interaktivität zwischen den Lernenden und dem Lernmaterial ausgeführt.
Die verbreitete Nutzung des Internets in allen gesellschaftlichen Bereichen stellt für die Schulen eine Herausforderung da. Das Erschließen neuer Lern-Umwelten und damit die Wissens- und Wirklichkeitskonstruktion ist ein Leitthema geworden1. Die Angebote sind vielfältig z.B. Wissensspeicher, interaktive Lernplattformen; auch die TV-Sendungen haben Internetauftritte. Oft sind sie unübersichtlich und eine Auswahl zu setzen, erscheint schwer. So steht die Frage: Kann das Internet in der Grundschule zur Nutzung als Unterrichtsmittel gewinnbringend eingesetzt wer- den? Chancen und Grenzen des Einsatzes von Medien werden in dieser Arbeit aus medienpädagogischer Sicht betrachtet, um zu überprüfen, ob mit den vorhandenen und zu erwerbenden Kompetenzen das Internet mit seinen vielfältigen Informatio- nen konstruktiv genutzt werden kann2.
2 Unterricht in der Grundschule
Die Grundschule ist ein Lebens-, Lern- und Erfahrungsraum. Die Kinder werden durch gemeinsame Ziele zur Erlangung der Schlüsselkompetenzen wie Sach-, Selbst- und Sozialkompetenz geführt. Durch pädagogische und didaktische Inter- ventionen wird der Bildungsauftrag in einen lebensnahen, ganzheitlichen und schü- lerorientierten Lernprozess umgesetzt. Die Kinder lernen gemeinsame und unter- schiedliche Werte, Normen und Sichtweisen wahrzunehmen und zu respektieren.
Die Entwicklung des eigenverantwortlichen und selbstständigen Lernens wird durch verschiedene Lernstrategien und Arbeitsformen gefördert. In der Grundschule werden Fertigkeiten zum Erwerb der Grundkompetenzen wie das Lesen, Schreiben, Rechnen vermittelt und gefestigt. Gute Hilfsmittel für den Schreib-Lese- Unterricht sollten dem Kind als auch dem Lehrer genügend Freiräume zum individuellen Gestalten von Aufgaben und Förderung geben3. Die Differenzierung des Lernangebots ermöglicht es, auf die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und Lernentwicklungen der Kinder durch unterschiedliche Aufgaben oder in der freigestellten Nutzung von Lernmaterialien aufzubauen.
2.1 Das Lernen aus konstruktivistischer Perspektive
Die Schwerpunkte beim Lernen setzt der Konstruktivismus im Erleben, Erkennen und Interpretieren, Verarbeiten und Konstruieren. Es ist ein Prozess, bei dem neue Informationen in aktiven Erfahrungen mit vorhandenen Strukturen verbunden wer- den. Erfahrungen werden aktiv im Ausprobieren gemacht und passiv im Aufneh- men der Rückwirkungen - so entstehen Wechselwirkungen zwischen dem Indivi- duum und der Umwelt und alles verändert sich. Bildung ist ein ständiger Prozess der Veränderungen durch Suchen, Prüfen, Handeln, Probieren und Reflektieren4. Jeder Lernende muss die Möglichkeit bekommen, am Lernprozess aktiv teilzuneh- men. Berücksichtigt werden muss, dass die individuelle Lernsituation und die kogni- tive Aneignung auch jeweilige verschiedene Lernwege benötigt. Eine Steuerung ist nur indirekt durch die Vorbereitung des Lernprozesses möglich. Der Lehrer wird zum Lernbegleiter und motiviert zur Wissensaufnahme. In der Umsetzung des Lernergebnisses werden die gewonnenen Erkenntnisse auf verschiedenen Lö- sungswegen in Zusammenhänge gesetzt und so neues Wissen konstruiert5. Ent- scheidend ist das Vorwissen, da das neue Wissen damit abgeglichen und darauf aufge- baut wird. Nach Maturana6 wird das „Selbermachen“ - das selbsterhaltende und selbstorganisierende Handeln angeregt- jedoch die resultierenden Reaktionen kön- nen nicht im Voraus festgelegt werden. Die Zugänge zum Wissen sind offen für alle. Die Erkenntnisbildung ermöglicht ein sinnbringendes Handeln. Dafür sind u.a. die Kenntnisse zur Informationsaufnahme und -verarbeitung sowie über die Kommunikationsmedien zu erwerben.
2.2 Der konstruktivistische Lernprozess im Grundschulalter
Der Konstruktivismus hat sich, u.a. aufgrund seiner interdisziplinären Ausrichtung - durch die Verknüpfung von Natur- und Sozialwissenschaften - auch in der Grundschule etabliert. Kinder sind aktive Gestalter ihrer Lern- und Entwicklungs- prozesse. Sie erwerben Fähigkeiten in der Auseinandersetzung mit Problemstellungen, planen Problemlösungen, probieren sich aus und wachsen an Fehlern genauso wie an Erfolgen7. Die Aufgabe der Lehrer ist es, die angeborenen Lernvoraussetzungen im Konstruktionsprozess der Selbstbildung zu unterstützen und mit den Kindern systema- tisch zu nutzen. Auf defizitäre Entwicklungen kann durch Kompetenzförderung z.B. im Sprachbereich eingewirkt werden.
2.2.1 Die konstruktivistische Lernumgebung
Aus konstruktivistischer Perspektive gestaltet das Kind mit Hilfe seiner Schlüssel- kompetenzen seinen Lernprozess aktiv und selbständig. Es findet nicht in einem luftleeren Raum statt - Ihm wird das Lernen ermöglicht durch die äußeren Gegeben- heiten, die anderen Lernenden sowie die Lehrer ermöglicht. Es ist Konstrukteur in sei- ner Lernwelt. Diese Lernumgebung, ermöglicht Lernprozesse, in denen das lernende Kind mit dem Umfeld in Austausch tritt. Wissensbestände werden abgeglichen und es wird sich einer erweiterten gemeinsamen Weltsicht angenähert. Ihm muss folglich eine reichhaltige Lernumgebung geboten, die unterschiedliche Zugänge zu Infor- mationen und situierte, authentische Lernszenarien ermöglicht werden. Jeder nimmt Informationen anders auf; man kann nicht davon ausgehen, dass „… eine gewisse Summe, eine vorgeschriebene Menge von zurechtgemachten Lehrstoffen und Kenntnissen, … in einer bestimmten Zeit von allen Kindern gleichmäßig aufge- nommen …“ wird8. Medien in einer gestalteten Lernumgebung haben eine hohe Bedeutung und sind kulturabhängig. Dewey hat erkannt, dass das Lernen stets in die Kultur eingebettet ist und sich mit dieser verändert. Beim Lernen spielt die Akti- vierung von Vorkenntnissen und ihre Platzierung eine entscheidende Rolle. Demzu- folge ist schon im Planungs- und Entwicklungsprozess des Unterrichts und der ein- zusetzenden Medien auf Grundsätze des Konstruktivismus als zu achten.
2.2.2 Grenzen des konstruktivistischen Lernansatzes
Das handelnde Lernen geht auf Dewey zurück, bei dessen „learning-by-doing“- Konzept die aktive Auseinandersetzung der Lernenden mit Bereichen ihrer sozialen Realität und ein selbständiges eigenverantwortliches Lösen von Problemen im Mit- telpunkt steht, da er „ … das Lehren und Lernen als einen kontinuierlichen Prozess der Neuordnung der Erfahrung betrachtet …“9. Die kritische Aneignung von Reali- tät im Sinne von Erkenntniszuwachs und Handlungskompetenz folgt dem Lernprin- zip aktiven Handelns und erweitert sich durch den Bezug auf Erfahrungen und der Reflexion des Bedingungsumfeldes, das im gesellschaftlichen Kontext zu betrach- ten ist. Der Lernende ist in verschiedenen Systemen verankert, die subjektiv Ein- fluss nehmen. Die reflexive Aktivität einer Gruppenarbeit kann im demokratischen Prozess die Gewinnung von Einsichten und Erarbeitung von Veränderungen erlan- gen - die Identitäten und Rollen ergänzen den Lernprozess. So können subjektive, soziale Einflüsse oder kulturelle Schranken den Lernprozess entgegenwirken. Ein problembehaftetes oder spannungsgeladenes Lernumfeld behindern ebenso. Auch ist die „… Lieferung vom Erzieher zu benutzender intellektueller Werkzeuge …“10 methodisch notwendig. Wenn eine vielfältige Lernumgebung nicht gewährleistet werden kann, wird der Lernprozess nicht optimal erfolgen, da „… jede Erfahrung denjenigen verändert, der sie macht … jede Erfahrung ebenso von den vorangegan- genen Erfahrungen beeinflusst ist wie sie ihrerseits die Qualität der nach ihr nach- folgenden Erfahrungen modifiziert. …“11. Auch werden die Schlüsselkompetenzen zur Wahrnehmung und Aneignung, die Bereitschaft zum Lernen, die individuellen Lernvoraussetzungen im konstruktivistischen Lernprozess als Grundlagen benötigt.
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1 vgl. Groner, R., Dubi, M., Hrsg., 2001, Seite 7.
2 Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird in dieser Arbeit die männliche Form verwendet, durch die beide Geschlechter gleichermaßen angesprochen werden.
3 vgl. Heinrich, K., 1992, S. 19 ff.
4 vgl. Rautenstrauch, C.2010, Seite 13f.
5 vgl. Böhm, 2006, Seite 32f.
6 vgl. 1987, Seite 85ff.
7 vgl. Mienert, M., Vorholz, H., 2007, Seite 2f .
8 Dewey, J., 2002, Seite 30.
9 Dewey, J., 2002, Seite 278.
10 Dewey, J., 2002, Seite 112.
11 Dewey, J. , 2002, Seite 241.