Lade Inhalt...

Inwieweit gibt es eine soziale Bewegung gegen Gentechnik?

©2011 Seminararbeit 20 Seiten

Zusammenfassung

Inhalt dieser Seminararbeit ist eine Defintion der Gentechnik und Sozialer Bewegungen. Der Fokus liegt jedoch auf der Beschreibung von Einflussgrößen in Bezug auf die "Grüne Gentechnik", welche auf die Gesellschaft einwirken und sie nachhaltig beeinflussen. Es werden Non-Profit-Organisationen genannt, ihre Struktur und Zusammenwirken beschrieben. Neue und alte Methoden des Protests wie beispielsweise der Einsatz von Sozialen Netzwerken führen in der abschließenden Diskussion zu einer Bewertung, ob es zu einer Sozialen Bewegung gegen Gentechnik in Deutschland gekommen ist. Der Begriff ‚Protestindustrie‘ seitens der Non-Profit-Organisationen wird eingeführt.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Gentechnik

3 Soziale Bewegungen

4 Gesellschaftliche Einflussgrößen auf soziale Bewegungen

5 Diskussion und Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: „Ohne Gentechnik"-Siegel

Abb. 2: Mitgliederentwicklung von Umweltorganisationen

Abb. 3: Zahl der Proteste und Protestteilnehmer 1993 bis 2004

Abb. 4: Zahl der Proteste und Protestteilnehmer seit 1950

Abb. 5: Prozentualer Anteil der Protestsegmente

Abb. 6: Beispiel für neue Kommunikationsmedien anhand von ,Facebook‘

Abb. 7: Vernetzung von Umweltorganisationen

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Spätestens mit der Verabschiedung des Gesetzes zur Regelung der Gentechnik am 16. Dezember 1993 wurden in Deutschland einer Technik Rahmenbedingungen gesetzt, die bis dato in ihren Möglichkeiten keine Grenzen offenbaren ließ: Erzabbau mittels Bakterien, Medikamente und Impfstoffe gegen Krankheiten, herbizidresistente Pflanzen, Klonen von Menschen und Tieren usw. (Gill 2008, S. 614) Seitdem wird die Gentechnik von unterschiedlichen Organisationen zu unterschiedlichen Zwecken instrumentalisiert, ohne den wissenschaftlichen Fakten dabei immer gerecht zu bleiben. Den in der Bevölkerung und Gesellschaft verankerten Ängsten gegen ,Eingriffe in das Leben’ (als Synonom für Klonierung) und dem natürlichen Misstrauen gegenüber neuen, abstrakten und kaum greifbaren Technologien, haben sich insbesondere Umweltschutzorganisationen angenommen sowie auch politische Parteien. Im Zuge der Etablierung der sogenannten ,Grünen Gentechnik‘ (vgl. Kapitel 2) und dem Anlegen von Versuchsfeldern durch Saatzuchtunternehmen und Pflanzenschutzmittelherstellern Anfang der 1990er Jahre, wurde die Gentechnik erstmals angreifbar. Versuchsfelder mit GVO-Pflanzen sind seitdem Ziel von Zerstörungen (Gill 2008, S. 618) und stehen wesentlich öfters in der öffentlichen Diskussion als gentechnische Anwendungen in der medizinalen Forschung beispielsweise.

Auf Basis dieser Entwicklungen soll diese Arbeit einen Beitrag zu der Fragestellung leisten, ob sich gesellschaftliche Gruppierung gebildet haben, die gegen Gentechnik vorgehen und zahlenmäßig so bedeutsam sind, dass man von einer sozialen Bewegung sprechen kann.

Hilfsmittel sind zunächst eine theoretische Einführung in die Gentechnik und der Definition von Sozialen Bewegungen und, im Übergang zur Diskussion, gesellschaftliche Einflussfaktoren. (vgl. Kapitel 4) Im Fokus der Diskussion steht die Frage, wie sich Menschen in einer von Medien stark beeinflussten Gesellschaft mobilisieren lassen. Das Fazit der Arbeit bildet eine Zustandskritik sowie Handlungsempfehlung über den weiteren Forschungsbedarf, auf den im Übrigen auch in den anderen Kapiteln teilweise eingegangen wird.

2 Gentechnik

Dieses Kapitel beschreibt, neben einem historischen Abriss und Begriffsdefinitionen, den aktuellen Stand der Gentechnik und zeigt auf, in welchen Bereichen Gentechnik bereits heute in das Leben von gesellschaftlichen Gruppen wie Konsumenten, Patienten oder Landwirten eingreift. Darüberhinaus werden Wege dargestellt, die die Gentechnik in den kommenden Jahren einschlagen könnte.

Gentechnik ist ein Teil der Biotechnologie, deren Ursprünge einhergehen mit der Zivilisierung der Menschheit. Mit der Domestizierung von Mais und Weizen bis zu 10.000 Jahre vor Christus begann die natürliche, selektive Züchtung von Nutzpflanzen wie auch die von Nutztieren. Biotechnologie diente frühzeitig der Herstellung von alkoholischen Getränken, Milchprodukten, Papier, Seide und anderen natürlichen Produkten. (Clark 2009, XIII) Daraus entwickelte sich die Wissenschaft der Genetik. Während der sogenannten „grünen Revolution" in der Zeit zwischen 1960 und 1980 wurde das Wissen der Genetik u.a. auf die natürliche Züchtung angewendet. (Kempken 2009, S. 8) Allgemein anerkannt als das Geburtsjahr der Gentechnik ist 1973, als erstmals die Rekombination von DNA verschiedener Herkunft und deren Klonierung begann. (Regenass-Klotz 2000, S. 71) Schlussfolgernd bezeichnet Gentechnik demnach jene Methoden und Verfahren, die auf den Kenntnissen der Molekularbiologie und Genetik aufbauen und gezielte Eingriffe in das Erbgut (Genom) und damit in die biochemischen Steuerungsvorgänge von Lebewesen bzw. viraler Genome ermöglichen. Das Produkt dieser Eingriffe ist rekombinante DNA, mit der wiederum gentechnisch veränderte Organismen hergestellt werden können. (Martinko 2006, S. 1167) Verfahrensbiologisch ist der Einbau der DNA in sogenannte Genfähren, Genträger oder Klonierungsvektoren der Vorgang, der im Sinne der Gentechnologie als Klonen bezeichnet wird. (Regenass-Klotz 2000, S. 38)

Gentechnik wird heute in folgenden Bereichen angewandt:

- Medizin und medizinale Forschung
- Agronomische Anwendung bei Nutzpflanzen
- Anwendung in der Lebensmittelindustrie, der Waschmittelindustrie sowie der Bekleidungsindustrie und Papierverarbeitung
- Molekulare Archäologie (Regenass-Klotz 2000, S. 71)

Durch den agrarökonomischen Hintergrund dieser Arbeit wird schwerpunktmäßig die Züchtung und Selektion von Nutzpflanzen, weithin bekannt als „Grüne Gentechnik", (Buhk 2010, S. 1) beschrieben. Denn gerade hier ist sie von großer Bedeutung: Durch Pflanzenparasiten, Schädlinge, Wildkrautwuchs, klimatische und andere abiotische Faktoren entstehen jedes Jahr erhebliche Ernteeinbußen, die zum Zwecke der nachhaltigen Ernährung der Weltbevölkerung deutlich reduziert werden müssen. Die Erhöhung der Erträge pro Hektar kann als Oberziel beim Einsatz der Gentechnik bezeichnet werden. Nachgeordnete Ziele sind beispielsweise der gänzliche oder teilweise Verzicht auf die Applikation von Pflanzenschutzmitteln, die zum Teil zu nachhaltigen Umweltschäden führen kann. (Kempken 2009, S. 125)

Der Gentransfer, also die gentechnische Veränderung des Erbgutes einer Pflanze, bietet gegenüber den herkömmlichen Methoden der Züchtung entscheidende Vorteile. (Regenass-Klotz 2000, S. 107) Mit dem ,Einbau‘ eines bestimmten im Labor isolierten Gens können nun beispielsweise Resistenzen gegen Parasiten hervorgerufen werden. Die gentechnische Pflanzenzüchtung hat des Weiteren den Vorteil, dass sie den Züchtungsprozess vereinfacht und beschleunigt, da schadvermeidende Rückkreuzungen nicht mehr nötig sind. Bereits im Jahr 1997 waren 12 Maissorten, 5 Baumwollsorten oder auch Tomatensorten als GVO- Pflanzen, oder auch transgene Pflanzen genannt, auf dem Markt erhältlich. (Regenass-Klotz 2000, S. 109)

Im Folgenden soll auf die rechtlichen Rahmenbedingungen kurz eingegangen werden. In Verbindung mit der Gentechnik im Pflanzenbau spricht man von einer ,Koexistenz Grüne Gentechnik‘, basierend auf dem EU-Gentechnikrecht. Dessen Geltungsbereich erstreckt sich von der landwirtschaftlichen Erzeugung (gewerbliche Saatgut- und Pflanzenerzeugung) bis zur ersten Verkaufsstelle, also von ,Saat zu Silo‘. (Buhk 2010, S. 1 f.) Unter den allgemeinen Grundsätzen in einem ,Indikativen Maßnahmenkatalog‘ werden u.a. Schwellenwerte für den Reinheitsgrad von gentechnisch veränderten Lebensmitteln, Futtermitteln und Saatgut festgelegt. (Buhk 2010, S. 3 ff.) Ziel ist eine weitgehende Trennung zwischen GVO und Nicht-GVO.

Für die Zukunft wird sowohl weltweit und auch in Europa, was bisher der Gentechnik tendenziell ablehnend gegenüberstand, eine deutliche Steigerung des Anbau von GVO-Nutzpflanzen prognostiziert. (Kempken 2009, S. 209 f.)

3 Soziale Bewegungen

Für eine fundierte Analyse über den Zusammenhang von „Gentechnik" und „Soziale Bewegungen", definiert dieses Kapitel Soziale Bewegungen in Deutschland und geht auf historische Entwicklungen nach 1945 ein.

Opp fasst Soziale Bewegungen als eine Art von Protestbewegung zusammen, die charakteristische Unterschiede in Größe bzw. Teilnehmerzahl und ihrem Organisationgrad hat. Mit dem Begriff können also Protestgruppen beschrieben und voneinander abgegrenzt werden. (Opp 2009, S. 44) Eine Protestgruppe ist per Definition ein Kollektiv von Personen, die ein gemeinsames Ziel erreichen wollen oder Entscheidungen treffen, die zu diesem Ziel hinführen. (Opp 2009, S. 41) Über die Anzahl der Personen gibt es allerdings keine explizite Angabe, um sie zu einer Sozialen Bewegung bzw. Protestbewegung werden zu lassen. Gänzlich anders verhält es sich beim Zweck der Protestbewegung. Als Beispiel führt Opp die Demonstrationen gegen den Golf-Krieg 2003 in Europa an, als insbesondere Studenten Straßenproteste initiierten. Die Form und den Grund des Protestes, können demnach ganz eindeutig identifiziert werden. Protestbewegungen artikulieren sich anhand folgender Maßnahmen:

- Unterschriftensammelaktionen
- Sitzblockaden
- Boykotte
- Straßenaufmärsche und -sperre
- Besetzungen von Häusern o.ä.
- Etc.

Opp ist der Auffassung, dass weder terroristische Anschläge noch Beschwerden von Studenten über den Unterrichtsplan eines Professors, Arbeiterstreiks, Bürgerbegehren für die Erweiterung eines Kindergartens oder Proteste beim Kellner, dass Essen sei nicht gut gewesen, hinzuzuzählen sind. (Opp 2009, S. 33) Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Studentenorganisationen, Sportvereine, Unternehmen und Parlamente sind ebenso keine Sozialen Bewegungen. Im Gegensatz dazu zählt Opp die Antiatomkraftbewegung, die Bürgerrechtsbewegung, die Friedensbewegung und die Umweltbewegung zu den Sozialen Bewegungen. (Opp 2009, S. 34) Zielobjekt von Protesten und Bewegungen sind beispielsweise

Regierungen mit der Absicht auf Gesetzgebungen oder ihr generelles Handeln einzuwirken, Unternehmen in Bezug auf ihr umweltpolitisches Handeln oder bestimmter Personen(-gruppen) zu beeinflussen.

Andere, in Opp’s Buch genannte Literaturquellen, beschreiben Soziale Bewegungen als die ,organisierte Bemühung, einen sozialen Wandel herbeizuführen‘ (Jenkins and Form 2005) oder ,Soziale Bewegungen sind definiert als kollektive Herausforderung [...] in Interaktion mit Eliten, Gegnern und Autoritäten‘. (Tarrow 1998)

Historisch betrachtet, haben Soziale Bewegungen in der Bundesrepublik Deutschland nach dem 2. Weltkrieg ihr Auftreten und Selbstverständnis von den Vorkriegsbewegungen (Frauenbewegungen, Arbeiterbewegungen usw.) weitestgehend übernommen, wofür der Begriff des ,Klassenkampfes‘ prägend steht. Selbst die von Studenten initiierte und geprägte Außerparlamentarische Opposition‘ der 1960er und -70er Jahre konnte sich auf keinen Begriff einigen, der ihre Bewegung treffend beschrieben hätte. Stattdessen wurden klassische Wortgebilde wie ,Neue Linke, Neue Arbeiterklasse, Revolte‘ etc. neu aufgelegt. (Gill 2008, S. 637) Bis dato konnte sich allein die Friedensbewegung in Deutschland etablieren, die u.a. gegen die Wiederbewaffnung Deutschlands demonstrierte. Aus der ,Apo‘, deren Demonstrationsschwerpunkt der politische Kampf gegen die Große Koalition, die Sorge um die westdeutsche Demokratie sowie Anmahnung von Sozialreformen bildete, entwickelten sich Bewegungen, die Gill unter dem Namen ,Neue Soziale Bewegung‘ zusammenfasst. (Gill 2008, S. 657) Dazu zählen in den 70er und 80er Jahren vor allem die Ökologie- und die neue Frauenbewegung. Erstere artikulierte sich nicht nur in der Gründung einer Partei, der ,Grünen‘ im Jahr 1980, (Rucht und Roose 2001, S. 55) sondern auch im ,Ergrünen‘ gesellschaftlicher Themen: An erster Stelle ist hier die Anti-Atomkraftbewegung zu nennen, daneben Bewegungen mit lokaler Bedeutung wie zum Beispiel die Demonstrationen gegen die Startbahn West des Flughafens Frankfurt/Main. In den 1990er Jahren kommt es im wiedervereinigten Deutschland zu einem Rückgang der NSB in Relation zu Sozialprotesten und u.a. ausländerfeindlichen, rechtsradikalen Aktivitäten. (Gill 2008, S. 637)

Kapitel 4 im Anschluss nennt Einflussgrößen auf die Wahrnehmung der Grünen Gentechnik durch die Gesellschaft, wodurch auch die Aktivitäten heutiger Bewegungen charakterisiert werden.

[...]

Details

Seiten
20
Jahr
2011
ISBN (eBook)
9783640948499
ISBN (Paperback)
9783640948772
DOI
10.3239/9783640948499
Dateigröße
1.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen – Fakultät für Agrarwissenschaften - Agrarökonomie und Rurale Entwicklung
Erscheinungsdatum
2011 (Juli)
Note
2,0
Schlagworte
Grüne Gentechnik Protest gegen Gentechnik Soziale Bewegungen heute Einsatz von Sozialen Netzwerken als Protestmethode Non-Profit-Organisationen im Bereich der Grünen Gentechnik Protestindustrie
Zurück

Titel: Inwieweit gibt es eine soziale Bewegung gegen Gentechnik?