Erörterung zu Amy Chuas "Die Mutter des Erfolgs. Wie ich meinen Kindern das Siegen beibrachte"
Zusammenfassung
Bezugstext: Vorwort des Buches "Die Mutter des Erfolgs. Wie ich meinen Kindern das Siegen beibrachte" von Amy Chua.
Leseprobe
Julia Harzheim 22/02/2011
Textgebundene Erörterung mit gestalterischer Teilaufgabe zu:
„Die Mutter des Erfolgs. Wie ich meinen Kindern das Siegen beibrachte“ von Amy Chua
Teilaufgabe I: Textanalyse
In dem Vorwort des Buches „Die Mutter des Erfolgs. Wie ich meinen Kindern das Siegen beibrachte“ von Amy Chua, welches im Januar dieses Jahres vom Hanser Verlag in München veröffentlicht wurde, versucht die Autorin ihren Lesern ein Verständnis für grundlegende Voraussetzungen einer ihrer Meinung nach erfolgreichen Erziehung zu vermitteln. Dabei widmet sich die Juraprofessorin aus Yale vor allem den Unterschieden, die in dieser Hinsicht zwischen chinesischen und westlichen Methoden und Einstellungen bezüglich der Erziehung zu bestehen scheinen.
Der Text beginnt ziemlich unvermittelt, indem er direkt zu Anfang die Motivation nennt, die bei den meisten Lesern hinter dem Kauf dieses Buches stecken dürfte: Das Interesse an der Tatsache, dass „chinesische Eltern derart stereotyp erfolgreiche Kinder aufziehen“ (Z.1). Chua verspricht, ihren Lesern im Folgenden zu „verraten, wie es geh[e]“ (Z.3), also deren Neugierde in Form der Präsentation eines „Erfolgsrezeptes“ zu stillen. Es folgt eine Liste von Dingen, welche ihren beiden Töchtern laut Eigenaussage nie erlaubt gewesen seien (vgl. Z.5-14), und die Punkte enthält wie z.B. „sich ihre Freizeitaktivitäten selbst aussuchen“ (Z.10) und daher durch diese ziemlich offenkundige Provokation das Interesse des Durchschnittsbürgers noch zu steigern in der Lage ist. Danach geht die Autorin näher darauf ein, was überhaupt unter dem Begriff der „chinesischen Mutter“ (Z.15) zu verstehen sei: So bezeichne er nicht etwa das Herkunftsland der Personen, wie man zunächst vermuten könnte, sondern es gebe auch „koreanische, indische, […] und ghanische Eltern, die den Titel ebenfalls verdienen [würden]“ (Z.18f). Demzufolge wird der Begriff in diesem Text verwendet, um Mütter zu benennen, welche sich eine bestimmte Einstellung bezüglich einer besonderen Erziehungsmethode zu eigen gemacht haben. Diese Erziehungsmethode sei trotz der Vermutung der Autorin, dass die „Erziehungsmethoden westlicher Eltern in sich wesentlich unterschiedlicher“ (Z.30) seien als bei chinesischen, in der Hinsicht auf die Strenge der Eltern „nicht [mit solchen] vergleichbar“ (ebd.). Um diese These zu illustrieren, nennt sie die Zeiten, welche chinesische und westliche Kinder täglich mit dem Üben auf ihrem jeweiligen Instrument zubringen, im Vergleich.
Eine hohe Glaubwürdigkeit ihrer Behauptung versucht Chua dadurch zu erzielen, dass sie als Beleg auf eine „Studie“ (Z.36) sowie „andere Untersuchungen“ (Z.43) verweist, deren Ergebnisse allesamt die Größe der Diskrepanz zwischen beiden Kulturen unterstreichen: So stehe beispielsweise die Ansicht westlicher Eltern, „dass Lernen Spaß mach[en]“ müsse, der Meinung chinesischer Eltern, dass „ein Problem bestehe […], wenn Kinder in der Schule nicht herausragend seien“ gegenüber (vgl. Z.42f). Schließlich bemüht sich die Autorin noch, klarzustellen, dass eine chinesische Mutter „im Unterschied zur typisch westlichen Hausfrau-und-Mutter im Dauereinsatz für die Kinder“ (Z.48f) nicht „auf ein eigenes Leben verzicht[e], nur um ihre Kinder von einer Sportveranstaltung zur nächsten zu kutschieren“ (Z.47f), sondern dass der Erfolg der Kinder auf einer Reihe von Überzeugungen beruhe (z.B. dass „man die Kinder nie öffentlich loben darf“ (Z.51) oder dass eine „Medaille aus Gold sein muss“ (Z.54f)).
Der Text ist in leicht zugänglicher, teils polemisch anklingender Normalsprache verfasst und enthält umgangssprachliche Bezeichnungen wie z.B. „amerikanische Soccer mom“ (Z.47). Es sind sowohl Sätze hypotaktischer als auch parataktischer Art vorhanden (z.B. Z.30ff: „Zum Beispiel ließen meine westlichen Freunde, die sich als strenge Eltern bezeichnen, ihre Kinder […] auf ihrem jeweiligen Instrument üben“ bzw. Z.46: „Das bringt mich zu meinem letzten Punkt.“), wobei Hypotaxen überwiegen. Ein viel verwendetes Stilmittel ist die Akkumulation, wie z.B. in Z.24: „Es gibt […] Jüdisch-Orthodoxe, Alleinerziehende, Exhippies […]“. Amy Chua wendet sich mit ihrem Buch vor allem (wie schon zu Anfang erwähnt) an andere Eltern, die der westlichen Kultur angehören, jedoch auch an die Allgemeinheit mit der Intention, einerseits westliche Erziehungsmethoden kritisch zu hinterfragen und andererseits das Bewusstsein für die im Text erläuterten Ansichten sowie erfolgsorientierte Bildungsansätze im Allgemeinen in den Mittelpunkt zu stellen.
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