Eingewöhnung und Übergang in die Kinderkrippe
Warum ist die Beteiligung der Eltern so wichtig?
Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Warum ist Eingewöhnung so wichtig?
3. Eingewöhnungsmodell
4. Warum ist die Mithilfe der Eltern so wichtig?
5. Wie verhalten sich die Eltern am besten?
6. Wissenschaftliche Studien
7. Auswirkungen ohne Beteiligung der Eltern
8. Fazit
9. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Thema Eingewöhnung und Gestaltung des Übergangs in die Kinderkrippe. Mit dem deutschen Gesetz TAG (Tagesbetreuungsausbaugesetz), welches den bedarfsgerechten Ausbau von Betreuungsplätzen für Kinder unter drei zum Ziel hat, sollen bis Oktober 2010 bundesweit 230.000 neue Plätze in Krippen und bei Tagesmüttern entstehen. Hierdurch gewinnt natürlich die Frage nach einer professionellen Eingewöhnung immer mehr an Bedeutung. In der damaligen Zeit wurden die Kinder einfach ohne Bedenken am ersten Tag in der Einrichtung abgegeben, heute weiß man jedoch, dass eine behutsame Eingewöhnung entscheidend für den weiteren Verlauf in der Krippe ist. Um eine positive Entwicklung des Kindes zu fördern, braucht es in der Regel die Sicherheit von Mutter und Vater. Diese Rolle muss in einer Tageseinrichtung dann schließlich von der Erzieherin übernommen werden. Damit diese sich für das Kind zu einer zuverlässigen und vertrauensvollen Person entwickeln kann, braucht es die Phase der Eingewöhnung, die in Anwesenheit der Eltern stattfinden sollte. Solch eine Eingewöhnungszeit ist im Allgemeinen ein wichtiges Qualitätsmerkmal einer Einrichtung, in der Kinder von 0-3 Jahren betreut werden (vgl. Bethke 2009, S.5). Trotzdessen sind auch noch heute viele Eltern und Erzieherinnen der Meinung, dass eine abrupte Trennung für das Kind das Beste sei (vgl. Beller o.J.). Aus diesem Grunde hielt ich es für wichtig, aus psychologischer Sicht zu klären, warum eine behutsame und langsame Eingewöhnung einer abrupten vorzuziehen ist und wie wichtig die Anwesenheit der Eltern bei dieser Situation ist. Ich möchte in dieser Hausarbeit der Frage nachgehen, welche Auswirkungen eine Eingewöhnung ohne Beteiligung der Eltern für die Kleinen haben kann. Hierbei beschränke ich mich auf Kinder unter 3 Jahre beim Übergang vom Elternhaus in die Kinderkrippe. .
Zunächst möchte ich eine Einführung in das Thema Eingewöhnung geben und die Frage klären, warum diese so bedeutsam ist. Hierzu habe ich Meinungen und Ansichten von Experten aufgeführt. Im weiteren Verlauf werde ich kurz den Ablauf einer sogenannten Eingewöhnungsphase näher beschreiben um schließlich auf den Schwerpunkt meiner Arbeit zu kommen: nämlich warum die Mithilfe der Eltern so wichtig für das Kind ist und welche Auswirkungen eine Eingewöhnung ohne die Eltern in Bezug auf das Kind haben kann. Hierzu werde ich einige wissenschaftliche Studien heranziehen. Im Fazit möchte ich schließlich die Ergebnisse zusammenfassen und ein Resümee ziehen.
2. Warum ist eine Eingewöhnung so wichtig?
Unter einer Eingewöhnung versteht man die ersten Wochen, die das Kind in der Einrichtung verbringt mit Anwesenheit der Eltern. Für das Kind verändert sich ab diesem Zeitpunkt einiges, es wird mit vielerlei Eindrücken bereichert und wird nach dieser Eingewöhnungszeit vermutlich das erste Mal mit der Erfahrung von Trennung konfrontiert. Solch eine Eingewöhnung in die Krippe ist Voraussetzung für eine qualitätsvolle Betreuung und Bildung der Kinder. Erst wenn das Kind sich wohlfühlt und zu den Betreuungspersonen und der Einrichtung Vertrauen aufgebaut hat, kann es anfangen zu lernen. Kleinkinder und sogar Säuglinge verfügen jetzt schon über vielfältige Möglichkeiten ihren Bedürfnissen Ausdruck zu verleihen und ihre Umwelt wahrzunehmen. Sie nehmen aktiv Einfluss auf ihre Entwicklung. Die Eingewöhnungsphase ist hierbei sehr wichtig, da sie dem Kind die Möglichkeit gibt, sich langsam und behutsam an die neue Situation zu gewöhnen und sich mit den neuen Eindrücken auseinanderzusetzen (vgl. Anna Winner 2009, S.3). Es kann sein Interesse an den anderen Kindern und dem vorhandenen Spielzeug durch Exploration nachgehen: „Die Kindergruppe und Spielzeuge können als Gegengewicht zu den Angst auslösenden Momenten wirken, indem sie das Kind dazu bewegen, sich vom Elternteil zu lösen und neu zu orientieren.“ (Beller o.J.). Abrupte Veränderungen hingegen machen das Kind hilflos und frustriert und erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Reaktionen wie Wut und Verdrängung (vgl. Beller o.J.). Sie verarbeiten Situationen zwar erst noch begrenzt, aber jeden Tag wird dies ein Stück erweitert. Alles was neu und unbekannt ist, übt einen starken Reiz auf sie aus. Wenn sie mit der Situation überfordert sind, schützen sich die Kleinen, indem sie beispielsweise durch Weinen oder Abwenden signalisieren, dass es ihnen zu viel wird. Zwar bietet die neue Situation viele spannende Dinge an, die es zu entdecken gibt, jedoch ist es für die Kinder einfach zu viel auf einmal (vgl. Laewen 2007, S.23). Diese Lern- und Anpassungsleistungen, die notwendig sind, strengen und überfordert die Kinder in den ersten beiden Lebensjahren wenn sie diese Anforderungen alleine ohne ihre Eltern bewältigen müssen (vgl. Laewen 2007, S.26).
3. Eingewöhnungsmodell:
Im Folgenden möchte ich erläutern in welchen Schritten solch eine Eingewöhnung abläuft, damit man sich eine genauere Vorstellung davon machen kann.
In der Krippe sollten maximal zwei Kinder pro Woche aufgenommen werden, damit sich die Erzieherin die notwendige Zeit nehmen kann, um das Kind zu beobachten und sich mit ihm vertraut zu machen. In der Grundphase, das heißt die ersten drei Tage, genügt es, wenn sich die Eltern mit ihrem Kind für ein oder zwei Stunden in der Krippe aufhalten. Dies sollte in der Regel zu bestimmten Zeiten erfolgen, damit es leichter für das Kind ist, wenn es zunächst einmal nur die gleichen Situationen miterlebt. Die Eltern sollten sich bestenfalls in eine ruhige Ecke zurückziehen und einfach nur beobachten. In den ersten drei Tagen sollten die Eltern außerdem auf keinen Fall einen Trennungsversuch wagen, noch nicht einmal kurz den Raum verlassen. Laut Laewen sind die ersten drei Tage besonders wichtig und sollten nicht durch eine Trennung belastet werden (vgl. Laewen 2007, S.42). In einem Forschungsprojekt, worauf ich später noch zu sprechen komme, fehlten die Kinder in den ersten sieben Monaten ihres Krippenaufenthaltes durchschnittlich vier mal länger wegen Krankheit, wenn die Eltern sich bereits in den ersten drei Tagen von ihnen trennten. Die Aufgabe der Erzieherin ist es, zunächst sich erst einmal zurückhalten und nach einiger Zeit zu versuchen, zu dem Kind Kontakt aufzunehmen, indem es ihm Spielangebote macht. Desweiteren wird die Erzieherin ab dem zweiten Tag beim Füttern oder Wickeln dabei sein, damit das Kind vertraute Aktivitäten auch mit seiner neuen Umgebung verbindet (vgl. Laewen 2007, S.42). Laewen hält es für sehr wichtig, dass die Eltern das Interesse des Kindes an der Erzieherin fördern, indem sie zum Beispiel freundlich mit der Erzieherin sprechen. Das Kind wird dies sofort wahrnehmen und entspannter an die Situation herangehen. Am vierten Tag erfolgt meist ein erster Trennungsversuch, das heißt die Eltern verabschieden sich von dem Kind und verlassen den Raum, auch wenn es weint. Sie bleiben allerdings in unmittelbarer Nähe, sodass sie wieder zurück geholt werden können, falls sich das Kind von der Erzieherin nicht beruhigen lässt. Am 5. Tag wird dieser Trennungsversuch etwas weiter ausgedehnt, das heißt die Eltern bleiben diesmal länger weg. Macht das Kind jetzt immer noch einen ausgeglichenen Eindruck, können die Pflegemaßnahmen nun in größerer Distanz zu den Eltern erfolgen. Die Reaktion des Kindes ist ein wichtiger Anhaltspunkt für die Dauer der Eingewöhnungszeit. Ab der zweiten Woche hält sich das Kind länger in der Krippe auf und die Trennungszeiten werden ebenfalls erweitert. Wenn das Kind gelassen mit der Situation umgeht und es sich von der Erzieherin trösten lässt, sollte die Eingewöhnungszeit abgeschlossen werden (vgl. Laewen 2007, S.44). Das bedeutet nicht, dass das Kind nicht mehr weint wenn die Eltern sich nach dem Bringen von ihm verabschieden, es wird sich jedoch von der Erzieherin trösten lassen. Laewen rät dazu, das Kind in den ersten 6-8 Wochen nur halbtags in der Krippe lassen. Man müsse bedenken, dass es seine ganze Kraft braucht um sich mit der neuen Situation vertraut zu machen. Eine Ganztagsbetreuung von Anfang an würde es dem Kind unnötig erschweren (vgl. Laewen 2007, S.44).
4. Warum ist Mithilfe der Eltern so wichtig?
Mit ca. 6 oder 7 Monaten orientieren Kinder ihr Verhalten auf die Eltern, vor allem dann, wenn sie irritiert oder überfordert sind. Während ein vier Monate altes Kind sich noch von irgendeiner beliebigen Person trösten lässt, wird ein Kind im Alter von 8 Jahren dies in der Regel nicht mehr zulassen. In diesem Fall kann nur noch die Bezugsperson das Kind beruhigen. Die Mutter ist für das Kind, wenn sie sich dauerhaft und zuverlässig um dieses gekümmert hat, zu seiner Bindungsperson geworden, die durch keine andere Person ersetzt werden kann (vgl. Laewen 2007, S. 25). Das Kind sendet an diese Person Signale, indem es z.B. weint wenn es Hunger hat. Die Mutter oder der Vater muss darauf prompt reagieren, um dem Kind zu zeigen, dass es verstanden wird (vgl. Q1). Für die Entwicklung des Kindes sind die Eltern von größter Bedeutung und auch für die Eingewöhnung in die Tageseinrichtung: „Sie dienen dem Kind als eine Art „mobiles Nest“, als „sichere Basis“ bei seiner Erkundung der Umwelt.“ (Laewen 2007, S.26). Das Kind fühlt sich sicher und in seiner Identität gestärkt, was das Kind als Basis für die Erkundung der neuen Umgebung benutzen kann. Sie können die neue Herausforderung gut bewältigen wenn sie von den Eltern begleitet werden und dem Kind ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln (vgl. Q1). Wenn sich die Kinder in einer fremden Umgebung aufhalten müssen, ohne dass eine Bindungsperson mit dabei ist, ist das vor allem für Kinder zwischen dem 7. Und 20. Lebensmonat ein großer stressauslösender Faktor, denn das Kind kann sich bei Unsicherheit oder Irritationen nicht zu seiner Bindungsperson zurückziehen (vgl. Laewen 2007, S.30). Wenn das Kind nicht von den Eltern begleitet wird, wird irgendwann eine Situation auftreten, in der das Bindungsverhalten ausgelöst wird, falls dies noch nicht beim Weggang von den Eltern geschehen ist (vgl. Laewen 2007, S.31). Um dem Kind den Übergang in die Tageseinrichtung leichter zu machen, sollten die Eltern es von Anfang an für mehrere Tage begleiten. Dabei müssen sie nicht einmal viel machen, sondern einfach nur anwesend sein und es aus einer stillen Ecke beobachten. So bieten sie dem Kind Sicherheit und geben ihm das Gefühl sich jederzeit dort hin zurückziehen zu können (vgl. Laewen 2007, S. 24). Außerdem können sich die Eltern davon überzeugen, dass es ihrem Kind in der Einrichtung gut geht und ihm keine Gefahr droht. Jedoch ist dazu eine gewisse Zeit notwendig, die nur eine behutsame Eingewöhnung gewährleisten kann (vgl. Beller o.J.). Ziel ist es, dass das Kind eine sichere Bindung auch zu einer der Erzieherinnen aus der Krippe aufbaut, welche sich aber nur entfalten kann, wenn eine sorgfältige Eingewöhnung mit den Eltern stattfindet. Kinder können durchaus ein Bindungsverhältnis zu mehreren Personen aufbauen: „Werden Eingewöhnungszeiten und Übergangsituationen bewusst gestaltet, profitieren die Kinder sogar von einem erweiterten Bezugspersonenkreis.“ (vgl. Q1).
5. Wie verhalten sich Eltern am besten?
Die Bindungsperson, meistens die Mutter, sollte sich in der Tageseinrichtung so platzieren, dass sie den Alltagsablauf und die Aktivitäten nicht stört, trotzdem aber alles gut überblicken kann. Um Vertrauen zu entwickeln ist es sehr wichtig, dass das Kind die Freiheit hat, sich von der Mutter zu entfernen, aber auch jederzeit zu ihr zurückkehren kann. Auch wenn das Kind sich schon in den ersten Tagen von der Mutter abwendet und sich ohne Angst in die Gruppe einfindet, ist die Anwesenheit der Mutter wichtig. Es könnte nämlich sein, dass das Kind, gerade weil die Mutter dabei ist, vertrauensvoll auf die fremden Kinder zugeht. Beller weist darauf hin, dass diese Kinder nach einigen Wochen meistens doch noch Trennungsangst entwickeln, was dazu führt, dass es sich an den Aktivitäten der Gruppe nicht mehr beteiligt. Dieses verspätete Auftreten von Trennungsangst kann verschiedene Gründe haben. Beller beschreibt, dass das Kind sich wahrscheinlich des Schutzes der Mutter übersicher sei oder aber es hat Abhängigkeitskonflikte, die zur Hemmung im Ausdruck seiner Abhängigkeitsbedürfnisse führen. Laut Beller kann die Trennungsangst in beiden Fällen während oder nach der Eingewöhnung verspätet ausgelöst werden:
„Im ersten Fall weil das Kind verspätet entdeckt, dass es sich von seiner Mutter alleine gelassen fühlt, und im zweiten Fall, weil das längere Ausfallen einer Interaktion mit der Mutter den Anlass zur Hemmung des Ausdrucks der Trennungsangst beim Kind gemindert oder beseitigt hat“ (Beller o.J.).
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