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Burnout bei Lehrerinnen und Lehrern

©2009 Hausarbeit 19 Seiten

Zusammenfassung

„Wer je ein ausgebranntes Gebäude gesehen hat, der weiß, wie verheerend so et-was aussieht.“ Mit diesen Worten beginnt der Vater des Burnout-Begriffs, Herbert Freudenberger, sein 1980 zusammen mit Geraldine Richelson publiziertes Werk Ausgebrannt. Sein Vergleich zwischen einem ausgebrannten Gebäude und einem „ausgebrannten“ Menschen beschreibt das Phänomen Burnout sehr anschaulich: Danach kann der Kraftaufwand, den das Leben in einer komplexen Welt erfordert, die inneren Reserven eines Menschen – dem Feuer gleich – verzehren. Selbst wenn die äußere Hülle mehr oder weniger unversehrt erscheint, bleibt im Inneren eine große Leere zurück. (zum gesamten Absatz vgl. Freudenberger/Richelson 1980)

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Ursprung/Definition des Burnout-Begriffs

2. Modelle zur Entstehung von Burnout
2.1 Verschiedenen Phasentheorien
2.2 Die drei Phasen nach Maslach

3. Messinstrumente: MBI-D , BOT

4. Bedingungen bzw. Ursachen von Burnout im Lehrerberuf

5. Folgen von Burnout für die Unterrichtsqualität

6. Prävention (AVEM) und Intervention (AVEM)

7. Kritische Abschlussbemerkung

8. Literaturverzeichnis

1. Ursprung/Definition des Burnout-Begriffs

„Wer je ein ausgebranntes Gebäude gesehen hat, der weiß, wie verheerend so et- was aussieht.“ Mit diesen Worten beginnt der Vater des Burnout-Begriffs, Herbert Freudenberger, sein 1980 zusammen mit Geraldine Richelson publiziertes Werk Ausgebrannt. Sein Vergleich zwischen einem ausgebrannten Gebäude und einem „ausgebrannten“ Menschen beschreibt das Phänomen Burnout sehr anschaulich: Danach kann der Kraftaufwand, den das Leben in einer komplexen Welt erfordert, die inneren Reserven eines Menschen - dem Feuer gleich - verzehren. Selbst wenn dieäußere Hülle mehr oder weniger unversehrt erscheint, bleibt im Inneren eine gro- ße Leere zurück. (zum gesamten Absatz vgl. Freudenberger/Richelson 1980)

Eingeleitet durch diese Metaphorik, entfacht Freudenberger 1974 die wissenschaftli- che Diskussion um das Phänomen Burnout. In diesem Zusammenhang beschreibt er das Burnout-Phänomen als eine überzufällig häufige und jeweilsähnlich ablaufende Erscheinung bei Therapeuten in Drogenkliniken, die nach anfänglichem großem En- gagement für ihre Arbeit physisch und psychisch zusammenbrechen. Anschließend beginnt die amerikanische Sozialpsychologin Christina Maslach 1976 mit systemati- schen und empirischen Untersuchungen zum Burnout-Syndrom. Erst in den 80er Jahren, nachdem ein Artikel über Burnout in der Zeitschrift „Psychologie heute“ er- schien (Aronson, Pines und Kafry 1983), wird das Phänomen des Ausbrennens auch in Deutschland zunehmend diskutiert. (zum gesamten Absatz vgl. Barth 1997)

Leider konnte bis heute noch keine einheitliche bzw. allgemein akzeptierte Burnout - Definition gefunden werden. Laut Sosnowsky gibt es mittlerweile über 6000 wissenschaftliche Beiträge und mehrere hundert Burnout-Definitionen, die nicht nur unterschiedlich sind, sondern sich teilweise sogar widersprechen. Dennoch lassen sich die unterschiedlichen Definitionen in drei wesentliche Gruppen gliedern:

1. Burnout als Zustand (z.B. Pines, Aronson und Kafry)
2. Burnout als Prozess (z.B. Cherniss)
3. Integration von Zustand und Prozess (z.B. Maslach) (vgl. Sosnowsky in Rothland 2007)

So umschreiben Pines, Aronson und Kafry Burnout als einen seelischen Zustand von körperlicher und emotionaler Erschöpfung. Letztere resultiert aus dem Vorhanden- sein von Stressoren und dem Nicht-Vorhandensein von Satisfaktoren in der Arbeits- situation (Zustandsdefinition). Cherniss wiederum geht davon aus, dass Burnout durch (1) Berufsstress ausgelöst wird, welcher (2) Stillstand mit Gefühlen von Angst und Erschöpfung bedingt und in eine (3) defensive Stressbewältigung mündet (Pro- zessdefinition). Die Definition von Maslach schließt von vornherein Zustand und Pro- zess mit ein: Schwere emotionale Dauerbelastung führt zu emotionaler Erschöpfung. Daraus resultieren im Laufe von Bewältigungsversuchen Gefühle von Dehumanisie- rung und im terminalen Stadium kommt das Gefühl reduzierter Leistungsfähigkeit hinzu.

(zum gesamten Absatz vgl. Barth 1997)

2. Modelle zur Entstehung von Burnout

2.1 Verschiedenen Phasentheorien

In Bezug auf die verschiedenen Phasentheorien von Burnout ist ein Überblick über die existierenden Verlaufsmodelle einschlägiger Autoren unabdingbar. Zur besseren Übersichtlichkeit stelle ich die verschiedenen Phasentheorien, aufsteigend nach der Anzahl der jeweiligen Phasen, in einer listenartigen Form dar:

2 Phasen nach Freudenberger und Richelson (1980)
- 1. Phase: empfindendes Stadium
- 2. Phase: empfindungsloses Stadium

3 Phasen nach Cherniss (1980)
- 1. Phase: Berufsstress
- 2. Phase Stillstand
- 3. Phase: defensive Stressbewältigung

3 Phasen nach Maslach (1981/ 1986)
- 1. Phase: Emotionale Erschöpfung
- 2. Phase: Dehumanisierung
- 3.Phase: Terminales Stadium (Reduzierte Leistungsfähigkeit)

4 Phasen nach Edelwich und Brodsky (1984)
- 1. Phase: Idealistische Begeisterung
- 2. Phase: Stillstand
- 3. Phase: Frustration
- 4. Phase: Apathie

10 Phasen nach Fengler (1991)
- 1. Phase: Freundlichkeit und Idealismus
- 2. Phase: Überforderung
- 3. Phase: geringer werdende Freundlichkeit
- 4. Phase: Schuldgefühle
- 5. Phase: vermehrte Anstrengung
- 6. Phase: Erfolglosigkeit
- 7. Phase: Hilflosigkeit
- 8. Phase: Hoffnungslosigkeit
- 9. Phase: Erschöpfung
- 10. Phase: Burnout

(zu den verschiedenen Phasentheorien vgl. Körner 2003)

Die verschiedenen Forscher gehen also davon aus, dass mehrere Stufen bis zum endgültigen Ausbrennen zu identifizieren sind. Wie Burisch (2006) jedoch richtig anmerkt, stellen alle diese Modelle lediglich idealtypische Verlaufsformen von Burnout dar. Dass die Abgrenzung der Phasen untereinander mehr oder weniger willkürlich ist, wird von den meisten Autoren selbst betont.

2.2 Die drei Phasen nach Maslach

Da nicht alle Modelle im Rahmen dieser Arbeit diskutiert werden können, werde ich im Folgenden das drei-Phasenmodell nach Maslach vorstellen und auf den Lehrerberuf übertragen. Wie bereits erwähnt, hat dieses Modell den Vorteil, dass es Zustandsund Prozessdefinition von Burnout miteinander vereint.

Leider stößt man schon bei der Benennung der drei Phasen auf Uneinigkeiten in der Literatur. Exemplarisch soll hier die Darstellung von Burisch (2006) gelten. Burisch (2006) fasst das dreistufige Phasenmodell nach Maslach folgendermaßen zusammen (zur Übersichtlichkeit wird auch hier wieder eine Listenform gewählt):

- Phase 1a: Emotionale Erschöpfung
- Phase 1b: Physische Erschöpfung
- Phase 2: Dehumanisierung
- Phase 3: Terminales Stadium/ Reduzierte Leistungsfähigkeit

Jeder der Phasen ordnet Burisch typische Symptome zu. So zeichnet sich Phase 1a vor allem durch Müdigkeit beim bloßen Gedanken an Arbeit aus. Phase 1b ist ge- kennzeichnet durch Schlafstörungen, Anfälligkeit für Erkältungen, Kopfschmerzen und sonstige Schmerzen. Von der Phase der „Dehumansierung“ kann man dann sprechen, wenn der Betroffene bzw. der Lehrer1 eine negative, zynische Einstellung zu Kollegen und ein negatives Gefühl für Klienten bzw. Schüler2 hat. Weitere Sym- ptome dieser Phase sind Schuldgefühle und Reduzierung der Arbeit auf ein Mini- mum. Die Endphase wird vor allem durch den Begriff Widerwillen (disgust) bestimmt und meint Widerwillen sowohl gegenüber sich selbst als auch gegenüber Kollegen und Schülern.

Verlauf

Maslach unternimmt mit ihrem Modell den Versuch, den „Zustand Burnout“, der sich aus den drei Dimensionen ergibt, als Sequenz zu beschreiben: Das erste Kernsym- ptom, welches Maslach allgemein unter dem Begriff „emotionale Erschöpfung“ zu- sammenfasst, ergibt sich aus der emotionalen Dauerbelastung von Helfern in sozia- len Berufen. Nach Barth (1997) muss ein Lehrer beispielsweise mehreren Rollener- wartungen gleichzeitig gerecht werden. So ist er für den Schüler Wissender, Vorbild und Berater, während er für die Eltern Entlaster und Ratgeber ist. Für den Vorgesetz- ten muss er die Rolle des Verwalters und des Kontrolleurs einnehmen und für die Öffentlichkeit gilt er als Verwahrer und Erzieher. In dem permanenten Erwartungs- druck, ob und welche Erwartungen wann, wie und wo zu erfüllen sind, verschleißt der Lehrer seine Kräfte und es kommt zur „emotionalen Erschöpfung“. Weitere Auslöser dieser Anfangsphase sind die Einseitigkeit der Beziehung zwischen Helfer und Klient (Lehrer als Geber, Schüler als Nehmer) und ein mangelndes positives Feedback, denn Lehrer besitzen eine relativ geringe Kontrolle über die Erfolge ihrer eigenen Arbeitsanstrengungen. Diese hängen im Wesentlichen mit den Bemühungen und Fähigkeiten der Schüler zusammen (vgl. Körner 2003).

Die emotionalen Charakteristiken der ersten Phase, wie z.B. Frust und Zorn, führen zu einer negativen Reaktion gegenüber den Klienten bzw. Schülern und anderen Mit- menschen, wie Kollegen und Vorgesetzten. Damit ist die zweite Phase des Syn- droms, die „Dehumanisierungsphase“ eingeläutet. Sie hat eine Schutz- und Abwehr- funktion, indem die betroffenen Lehrer, die sich in dieser Phase befinden, die Schüler abwerten und sich somit selbst vor Enttäuschungen schützen. Aussagen, wie z.B. „die Schüler sind selbst Schuld, dass sie schlechte Noten schreiben“, sind dabei ty- pisch.

Sobald die veränderte persönliche Beziehung auch im Verhalten des Betroffenen spürbar ist, treten Gefühle der Leistungsunfähigkeit aufgrund fehlender Erfolgserleb- nisse auf. Deshalb benennt Maslach das terminale Stadium „reduzierte Leistungsfä- higkeit“.

(zum gesamten Abschnitt vgl. Burisch 2006)

3. Messinstrumente: MBI-D, BOT

Das Burnout-Syndrom wurde von der Weltgesundheitsorganisation WHO in die In- ternationale Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10) aufgenommen, allerdings nicht als Diagnose. Burnout ist bis heute also keine Krankheit im Sinne einer medizi- nischen Definition (vgl. Schmitz in Hillert/Schmitz 2004). Um diese Problematik disku- tieren zu können, sind eine Operationalisierung des Syndroms und dazugehörige Messinstrumente notwendig. Die bekanntesten Fragebögen sind ohne Zweifel das von Maslach und Jackson in den Jahren 1981/1986 entwickelte „Maslach Burnout Inventory“ (MBI) und das „Tedium Measure“ (TM).

[...]


1 Zur Vereinfachung wird im Rahmen dieser Arbeit der Begriff „Lehrer“ stellvertretend für Lehrer und Lehrerinnen verwendet.

2 Zur Vereinfachung wird im Rahmen dieser Arbeit der Begriff „Schüler“ für Schülerinnen und Schüler verwende.

Details

Seiten
Jahr
2009
ISBN (eBook)
9783640958948
ISBN (Paperback)
9783640958597
DOI
10.3239/9783640958948
Dateigröße
422 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Paderborn
Erscheinungsdatum
2011 (Juli)
Note
1,3
Schlagworte
Burnout Lehrer Maslach Schaarschmidt Prävention Intervention Messinstrumente Phasen Definition Feuerbach
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Titel: Burnout bei Lehrerinnen und Lehrern