Die heutige sportliche Form der Akrobatik ist dem Bereich des Bodenkunstturnens zugeordnet und beinhaltet Fertigkeiten wie z.B. Balance-, Wurf- und Sprungkünste. Sie wird auch Boden- bzw. Partnerakrobatik, genauer Equilibristik genannt. Zur Bodenakrobatik zählen Figuren für zwei Personen (Partnerfiguren) und Menschenpyramiden von drei bis hin zu zwölf oder mehr Mitwirkenden, die ohne den Einsatz von Hilfsmitteln auf dem Boden im Gleichgewicht gehalten werden.
Die Akrobatik bietet außerdem die Möglichkeit, Schülerinnen und Schüler auf eine körperliche Art natürlich miteinander umgehen zu lassen. Es können gemeinsame Bewegungserfahrungen gemacht und so der Körperkontakt positiv erlebt werden, da das gegenseitige Berühren, Anfassen und Halten für den Bau von Pyramiden unerlässlich ist.
Den Schwerpunkt dieser Unterrichtsstunde bildet vor dem Hintergrund der Vermittlung sozialer Kompetenzen der gemeinschaftliche Prozess des Errichtens von Pyramiden. Bei diesem Prozess soll insbesondere die Selbstständigkeit und die soziale Kompetenz der Schülerinnen und Schüler gefördert werden. Durch den eigenverantwortlichen Aufbau von Pyramiden in der Gruppe sind die Schülerinnen und Schüler im Besonderen auf Kooperationsbereitschaft, Team-, Konflikt-, Organisations- und Planungsfähigkeit angewiesen. Weiterhin werden konditionelle und koordinative Fähigkeiten von den Schülerinnen und Schülern abverlangt. Dabei könnte der schwierige Abstimmungsprozess beim Erstellen der Pyramiden durch den Leistungsgedanken gestört werden. Aufgrund dessen verzichte ich gänzlich auf eine Bewertung der einzelnen Pyramiden in Form einer Notengebung. In diesem Sinne wird die Arbeit in den Gruppen nicht negativ durch den Leistungs- und Wettkampfgedanken beeinflusst und kann so die Integration leistungsschwächerer Schülerinnen und Schüler erleichtern und soziales Miteinander fördern.
Inhaltsverzeichnis
2. Analyse des Bedingungsfeldes
2.1 Spezifische Bedingungen der Lernenden
2.2 Spezifische Bedingungen des Lehrenden
2.3 Curriculare Vorgaben
3. Struktur der Unterrichtseinheit
4. Didaktische und methodische Entscheidungen zur Unterrichtsstunde
4.1 Analyse des Themas in Verbindung mit Auswahl- und Reduktionsentscheidungen
4.2 Zielentscheidungen
4.2.1 Groblernziel
4.2.2 Feinlernziele
4.3 Methoden- und Medienentscheidungen
5. Geplanter Unterrichtsverlauf
6. Literaturverzeichnis
7. Versicherung
8. Anhangverzeichnis
2 Analyse des Bedingungsfeldes
2.1 Spezifische Bedingungen der Lernenden
Bei der FGW 1B handelt es sich um eine Vollzeitklasse des Fachgymnasiums Wirtschaft des 11. Jahrganges, die von neunzehn Schülerinnen und sieben Schülern im Alter von 16-19 Jahren besucht wird. Die Schülerinnen und Schüler haben wöchentlich zwei Unterrichtsstunden Sport.
Bezüglich der Sachkompetenz ist festzustellen, dass diese Lerngruppe über ein gutes Bewegungsrepertoire verfügt. Die Hälfte der Schülerinnen und Schüler sind in einem Sportverein aktiv. Gestalterische Bewegungsmuster sind bei der Akrobatik erforderlich. A. über das Turnen und Voltigieren sowie R. und C. beim Tanzen eignen sich diese Fertigkeiten im Sportverein an. J., J. und C. haben bereits in ihrem vorherigen Schulsport Vorerfahrungen mit der Akrobatik sammeln können. Die anderen Schülerinnen und Schüler haben bisher noch keine Menschenpyramiden erstellt. J. als eine der besten Sportlerinnen dieser Klasse hat sich eine Bänderverletzung zugezogen. Sie wird in den kommenden Unterrichtsstunden als Beobachterin zur Verfügung stehen.
Die Schülerinnen und Schüler haben bereits Erfahrungen mit der Gesprächsmethode des Lehrer-Schüler-Gesprächs sammeln können. Viele Schülerinnen und Schüler bringen qualitativ hochwertige Beiträge, wobei J., S., N., J. sowie J.-H. besonders engagiert mitarbeiten.
Für die Selbstkompetenz gilt, dass sich die Schülerinnen und Schüler in der Mehrzahl zunächst skeptisch zeigten, sich auf neue Sportaktivitäten einzulassen. Die ersten beiden Doppelstunden zur Akrobatik[1] haben allerdings ein großes Interesse bei den Schülerinnen und Schülern gefunden. Einige Schülerinnen und Schüler haben noch Respekt vor Übungen wie dem „Vertrauensfall“ und verweigerten die Durchführung. In den Partnerübungen vertrauten sie sich und bauten bestehende Ängste ab.
Bezüglich der Sozialkompetenz ist zu bemerken, dass sich die Schülerinnen und Schüler gegenseitig akzeptieren und respektieren und sowohl im Gesamtgruppenverband als auch Kleingruppen gut zusammen arbeiten. Allerdings haben sie teilweise noch Defizite im Bereich der gemeinsamen Kooperation und der Abstimmung von Bewegungen. Die Klasse ist Anfang dieses Schuljahres neu zusammengesetzt worden. Bei "freier" Teambildung arbeiten meistens die Schülerinnen und Schüler zusammen, die sich schon länger kennen. Der Kompetenzbereich „Sozial handeln“ wird schwerpunktmäßig neu behandelt. Soziale Fähigkeiten sind sowohl für die anstehende Kursstufe als auch für die sich daran anschließende Berufswelt von großer Bedeutung.[2]
2.2 Spezifische Bedingungen des Lehrenden
Ich hospitiere und unterrichte im Rahmen meines Ausbildungsunterrichts in der FGW 1B im Sportunterricht. Die Arbeitsatmosphäre innerhalb der Klasse empfinde ich als angenehm und produktiv. Mein Verhältnis zu den Schülerinnen und Schülern möchte ich als freundlich und offen bezeichnen. Ich unterrichte sehr gerne in dieser Klasse und fühle mich auf der fachlichen und persönlichen Ebene von den Schülerinnen und Schülern voll akzeptiert.
Die Kenntnisse und Fähigkeiten im Bereich der Akrobatik und dem Kompetenzbereich „Sozial handeln“ habe ich mir während meines Sportstudiums im Seminar „Abenteuer- und Erlebnispädagogik“ angeeignet. Diese Thematik wurde hier ausführlich aufgegriffen.
2.3 Curriculare Vorgaben
Als Grundlage für die Aufgaben und Ziele des Sportunterrichts dienen die „Grundsätze und Bestimmungen für den Schulsport“ in der seit dem 1. August 1998 gültigen Fassung.[3] Diese „Grundsätze und Bestimmungen für den Schulsport“ werden für das Fachgymnasium in den „ Rahmenrichtlinien Sport für die gymnasiale Oberstufe, das Fachgymnasium, das Abendgymnasium und das Kolleg“[4] konkretisiert.
Nach diesen Rahmenrichtlinien soll der Sportunterricht in der gymnasialen Oberstufe „... die Schülerinnen und Schüler befähigen, Aufgaben selbständig zu bearbeiten, Probleme, Sachverhalte und Situationen zu analysieren und zu bewerten sowie auf dieser Grundlage Entscheidungen zu treffen“.[5] „ Die Vermittlung dieser umfassenden Handlungskompetenz soll in einem Praxis-Theorie-Verbund erfolgen, der sportliches Leisten, Bewegungserleben und Bewegungshandeln mit theoriebezogenem Lernen verknüpft. “[6] Hierfür bedarf es einer Vernetzung der Sach-, Selbst- und Sozialkompetenz. Für diesen Unterrichtsversuch sind unter den erwähnten Kompetenzen folgende allgemeine Lernziele von Bedeutung:
Sachkompetenz: Die Schülerinnen und Schüler sollen
Sport mit unterschiedlichen Sinnorientierungen betreiben und dies differenziert wahrnehmen;
Ihr Bewegungskönnen und ihre Leistungsfähigkeit unter Anleitung und selbständig erweitern und verbessern;
ihr sportliches Bewegungsrepertoire erweitern und eigene Formen entwickeln und einüben;[7]
Selbstkompetenz: Die Schülerinnen und Schüler sollen
das eigene Sporttreiben in Abhängigkeit von unterschiedlichen Sinnorientierungen wahrnehmen und ihre Erfahrungen bewerten;
eigene Handlungsideen entwickeln und kreativ ausformen;
die eigene Leistungsfähigkeit realistisch einschätzen;[8]
Sozialkompetenz: Die Schülerinnen und Schüler sollen
Formen gemeinschaftlichen Handels im Sport entwickeln und gestalten;
soziale Verhaltensweisen im Sport wie Rücksichtnahme, Kooperation sowie Bereitschaft zum Helfen und zur Annahme von Hilfe als zentrale Prinzipien sportlichen Miteinanders erkennen und sich aneignen;
an Entscheidungsprozessen aktiv mitwirken, ggf. Kompromisse eingehen sowie Vereinbarungen akzeptieren und mittragen;
das eigene Handeln auf das Handeln anderer abstimmen und andere dazu bewegen, dies auch zu tun;
Verantwortlichkeiten erkennen und Verantwortung übernehmen;
Konflikte analysieren und aushalten, an Entscheidungsprozessen aktiv mitwirken, ggf. Kompromisse eingehen sowie Vereinbarungen akzeptieren und mittragen.[9]
Die Unterrichtsstunde ist dem Erfahrungs- und Lernfeld „Turnen und Bewegungskünste“ zuzuordnen. In den Rahmenrichtlinien wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass in der Vorstufe durch ein breites Spektrum die erforderlichen Lernvoraussetzungen für die Kursstufe zu schaffen sind.[10]
3 Struktur der Unterrichtseinheit
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
4 Didaktische und methodische Entscheidungen zur Unterrichtsstunde
4.1 Analyse des Themas in Verbindung mit Auswahl- und Reduktionsentscheidungen
Die heutige sportliche Form der Akrobatik ist dem Bereich des Bodenkunstturnens zugeordnet und beinhaltet Fertigkeiten wie z.B. Balance-, Wurf- und Sprungkünste.[11] Sie wird auch Boden- bzw. Partnerakrobatik, genauer Equilibristik genannt. Zur Bodenakrobatik zählen Figuren für zwei Personen (Partnerfiguren) und Menschenpyramiden von drei bis hin zu zwölf oder mehr Mitwirkenden, die ohne den Einsatz von Hilfsmitteln auf dem Boden im Gleichgewicht gehalten werden.[12]
Die Akrobatik bietet außerdem die Möglichkeit, Schülerinnen und Schüler auf eine körperliche Art natürlich miteinander umgehen zu lassen. Es können gemeinsame Bewegungserfahrungen gemacht und so der Körperkontakt positiv erlebt werden, da das gegenseitige Berühren, Anfassen und Halten für den Bau von Pyramiden unerlässlich ist.
[...]
[1] Vgl. Kapitel 3.
[2] Vgl. Kapitel 4.1.
[3] Niedersächsisches Kultusministerium (Hrsg.) 1998.
[4] Niedersächsisches Kultusministerium (Hrsg.) 1997.
[5] Ebd., S. 4.
[6] Ebd.
[7] Ebd., S. 5.
[8] Ebd., S. 6.
[9] Ebd., S.6f.
[10] Vgl. ebd., S. 35.
[11] Blume, M.: Akrobatik mit Kindern und Jugendlichen in Schule und Verein. Aachen 1999, S. 10.
[12] Vgl. ebd., S. 8.