Das Reich der Sasaniden - Ein Gegenpol zum römischen Reich, zur Zeit der Soldatenkaiser?
Zusammenfassung
1. Einleitung, Fragestellung, Vorgehensweise
Am Anfang des 3. Jahrhunderts regierte der Großkönig Artabanos IV. das Partherreich. Dies gewann bereits zu Beginn der Zeitrechnung an Bedeutung. Im Laufe des ersten und zweiten Jahrhunderts stieg das Reich der Parther zu einem wichtigen Handelsstützpunkt auf, welches das römische Reich mit den Waren aus dem Orient verband. Die Erzeugnisse wie Seide und Gewürze und die damit verbundenen Einfuhrzölle ließen das Partherreich rasch zu einer Großmacht heranwachsen, welche zunehmend Spannungen mit dem römischen Weltreich verursachte. Als am Anfang des dritten Jahrhunderts, der letzte Großkönig des Partherreiches abermals mit Rom in einen offenen Konflikt geriet, wurde dieser 218 beigelegt. Die Römer erkauften sich diesen Frieden und die Parther gingen als Sieger hervor. Während des Streits mit Rom erschütterten das Reich innere Aufstände und Unruhen in der Provinz Persis. Ardaschir I, ein lokaler Fürst, baute bereits 211 seine Macht durch kleinere Feldzüge aus. Aufgrund der Auseinandersetzung mit dem römischen Reich nahm Artabanos IV. dieses nicht wahr. Erst nach der Friedensschließung mit Rom nahm er von Ardaschir Notiz. Nachdem Ardaschir I. seine eigene Hauptstadt gegründet hatte, kam es zum offenen Konflikt mit Artabanos. Der Sasanide Ardaschir I. besiegte den letzten Großkönig der Parther am 28. April 224 bei einer Schlacht. Artabanos verlor dadurch die Herrschaft über das Perserreich und auch sein Leben. Ardaschir I. begründete 224 die über 400 jährige Herrschaft der Sasaniden über das heutige Iran. Mit dem Anspruch, das Reich in seine alten Grenzen zu führen und mit Angriffen auf das römische Gebiet, musste Rom einen neuen starken und gleichwertigen Gegner akzeptieren. Unter seinem Sohn Schapur I., welcher sein Nachfolger ab 240 war, zentralisierte sich das Reich zunehmend, wobei Schapur I. seine Macht weiter konsolidieren konnte. Mit der Einnahme der Stadt Hatra verschärften sich die Auseinandersetzungen mit dem römischen Reich, welche mit der Gefangennahme des Kaisers Valerian 260 ihren Höhepunkt erreichten. Die Arbeit soll einen Einblick über das Ende des Partherreiches und den Aufstieg der Sasaniden zur Zeit der Soldatenkaiser geben. Ebenso soll die Frage geklärt werden, welche eventuellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Reiche aus heutiger Sicht zu Grunde liegen und ob Rom die Sasaniden als gleichwertigen Gegner ansah.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung, Fragestellung, Vorgehensweise
2. Das Ende des Partherreiches
3. Ardaschir I
4. Schapur I
4.1 Der Staatsaufbau unter Schapur I
4.2 Die Armee zur Zeit Ardaschir I. und Schapur I
5. Das römische Reich durch die Sasaniden in der Krise?
6. Zusammenfassung, Fazit
7. Quellenverzeichnis
8. Literaturverzeichnis
1. Einleitung, Fragestellung, Vorgehensweise
Am Anfang des 3. Jahrhunderts regierte der Großkönig Artabanos IV. das Partherreich. Dies gewann bereits zu Beginn der Zeitrechnung an Bedeutung. Im Laufe des ersten und zweiten Jahrhunderts stieg das Reich der Parther zu einem wichtigen Handelsstützpunkt auf, welches das römische Reich mit den Waren aus dem Orient verband. Die Erzeugnisse wie Seide und Gewürze und die damit verbundenen Einfuhrzölle ließen das Partherreich rasch zu einer Großmacht heranwachsen, welche zunehmend Spannungen mit dem römischen Weltreich verursachte. Als am Anfang des dritten Jahrhunderts, der letzte Großkönig des Partherreiches abermals mit Rom in einen offenen Konflikt geriet, wurde dieser 218 beigelegt. Die Römer erkauften sich diesen Frieden und die Parther gingen als Sieger hervor. Während des Streits mit Rom erschütterten das Reich innere Aufstände und Unruhen in der Provinz Persis. Ardaschir I, ein lokaler Fürst, baute bereits 211 seine Macht durch kleinere Feldzüge aus. Aufgrund der Auseinandersetzung mit dem römischen Reich nahm Artabanos IV. dieses nicht wahr. Erst nach der Friedensschließung mit Rom nahm er von Ardaschir Notiz. Nachdem Ardaschir I. seine eigene Hauptstadt gegründet hatte, kam es zum offenen Konflikt mit Artabanos. Der Sasanide Ardaschir I. besiegte den letzten Großkönig der Parther am 28. April 224 bei einer Schlacht. Artabanos verlor dadurch die Herrschaft über das Perserreich und auch sein Leben. Ardaschir I. begründete 224 die über 400 jährige Herrschaft der Sasaniden über das heutige Iran. Mit dem Anspruch, das Reich in seine alten Grenzen zu führen und mit Angriffen auf das römische Gebiet, musste Rom einen neuen starken und gleichwertigen Gegner akzeptieren. Unter seinem Sohn Schapur I., welcher sein Nachfolger ab 240 war, zentralisierte sich das Reich zunehmend, wobei Schapur I. seine Macht weiter konsolidieren konnte. Mit der Einnahme der Stadt Hatra verschärften sich die Auseinandersetzungen mit dem römischen Reich, welche mit der Gefangennahme des Kaisers Valerian 260 ihren Höhepunkt erreichten. Die Arbeit soll einen Einblick über das Ende des Partherreiches und den Aufstieg der Sasaniden zur Zeit der Soldatenkaiser geben. Ebenso soll die Frage geklärt werden, welche eventuellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Reiche aus heutiger Sicht zu Grunde liegen und ob Rom die Sasaniden als gleichwertigen Gegner ansah. Die Frage, ob die Auseinandersetzungen eine Krise an den Ostgrenzen des römischen Reiches auslösten, soll diese Arbeit gleichfalls klären. Hierzu werden unter anderem Quellen von Herodian sowie die heutige Forschung Aufschluss geben.
2. Das Ende des Partherreiches
Das Ende des Partherreiches hat verschiedene Ursachen, zum einen verfügte es über einen in Provinzen aufgeteilten Staatsaufbau. Lokale Fürsten verwalteten diese. Sie waren dem Großkönig tributpflichtig in Form von Heeresunterstützungen und Abgaben.1 Artabanos musste bei einer militärischen Niederlage den Fürsten weitreichende Zugeständnisse machen, um seine Macht zu halten, die Folge von dem war eine Dezentralisierung der Macht und eine gewissen Eigenständigkeit bzw. Autonomiebestrebungen von einzelnen Fürsten.2 Außerdem war es dem Großkönig unmöglich zu jeder Zeit, an jedem Ort seines Reiches präsent zu sein, dieser hielt sich entweder zum größten Teil bei seinen Truppen auf oder in der Hauptstadt des Reiches. Hier lassen sich beispielsweise Parallelen zu dem römischen Reich erkennen, wobei sich der König der Parther ebenso auf das Militär stützte wie auch die Soldatenkaiser. Da das Partherreich an der Ostgrenze des römischen Reiches lag, kam es hier durchaus zu Spannungen zwischen beiden Reichen. Dies lag zum einen daran, dass durch das Partherreich lukrative Handelswege in Richtung Orient führten und somit einzelnen Provinzen Reichtum bescherte. Ebenso nutzen die römischen Kaiser die Konflikte dazu, um ihre Macht im römischen Reich durch militärische Erfolge gegen die Parther zu stärken. Ein weiterer wesentlicher Faktor war, dass die Parther die einzelnen Provinzhalter nicht durch ihre eigene Familie besetzten, sondern diese der Adel stellte. Somit waren lokale Machtbestrebungen, wie bei Ardaschir, möglich. Artabanos IV., der letzte Großkönig der Parther setzte sich im Jahr 213 gegen seinen älteren Bruder, Vologaeses VI., durch und wurde somit der König des parthischen Reiches.3 Vologaeses VI. herrschte bis vermutlich 228 in Mesopotamien. Der römische Kaiser Caracalla strebte die Vereinigung der beiden Reiche an und verlangte von Artabanos im Jahr 216 dessen Tochter, um sie zu heiraten.4 Der Partherkönig verweigerte Caracalla dies und der römische Kaiser nutzte dies als Kriegsgrund gegen Artabanos.5 Somit kam es zu einem offenen Konflikt der beiden Großreiche. Caracalla kam dabei zu Gute, dass sich das Partherreich noch immer im Bürgerkrieg befand, wobei Artabanos gegen seinen Bruder vorging. So gelang den römischen Truppen ein fast ungehindertes Vorgehen und Plündern auf parthischem Gebiet. Nach dem Rückzug der Römer in die Stadt Edessa und der Ermordung Caracallas, schlugen die Parther 217 die Römer und handelten mit dem neuen Kaiser Macrinus einen Friedensvertrag aus. Rom leistete hierbei eine Entschädigungszahlung und erkaufte sich somit den Frieden mit den Parthern.6 Während des Konfliktes mit Rom weitete ein lokaler Fürst in der Persis seine Macht weiter aus, unbeachtet von Artabanos IV. Dieser war zu der Zeit im militärischen Konflikt gegen die Römer gebunden. Ardaschir I., der Sohn des Papak, wuchs im Alter von sieben Jahren bei dem Gouverneur des Distriktes von Darabgird auf. Nach dessen Tod übernahm Ardaschir das Amt und konsolidierte zunächst seine Macht in dem Distrikt. Ardaschir weitete seine Macht zunächst auf Kosten der benachbarten Fürsten weiter aus. Sein Vater Papak lehnte sich seinerseits gegen den König von Istachr auf und übernahm dessen Reich. Die heutige Wissenschaft schließt nicht aus, dass Papak auf die Bitte seines Sohnes Ardaschir handelte. Nach der Machtübernahme von Istachr bat Papak den Großkönig Artabanos IV., für seinen zweiten Sohn Schapur um die Krone des von ihm erworbenen Reiches. Der Parther lehnte dies ab und bezichtigte Papak des Aufstandes.7 Dies war die erste Konfrontation zwischen Artabanos und der Familie von Ardaschir I. Nach dem Tod Papaks erkannte Ardaschir seinen Bruder Schapur nicht als König an und es kam zu einem Feldzug der beiden Brüder. Ardaschir schlug das Heer von Schapur, wobei Schapur auf bisher ungeklärte Weise sein Leben verlor. Nach dem Sieg gegen seinen Bruder war Ardaschir König von Istachr. Ardaschir baute seine Macht und sein Gebiet auf Kosten der Nachbarn weiter aus, so besiegte er den König von Kirman im Jahre 211/212. Ardaschir I. besetzte hierbei den Posten des Gouverneurs durch seinen Sohn, wobei er mit diesen Vorgehen entgegengesetzt der Parther seine Macht sicherte und sich einen ihm treu ergebenen Vasallenkönig einsetzte. Da sich Artabanos zu dieser Zeit selbst im Machtkampf befand, blieb Ardaschirs Vorgehen zunächst noch ungeachtet. Er nahm erst von Ardaschir Notiz, als dieser seine eigene Hauptstadt gründete. Der Partherkönig ging militärisch gegen Ardaschir erst im Jahr 218 vor, die Gründe für sein spätes Handeln lassen sich mit dem Konflikt gegen Rom begründen.8 Ardaschir schlug jedoch das gesandte Heer von Artabanos und verlangte darauf von ihm eine Entscheidungsschlacht um die Macht im gesamten Reich. Ardaschir gewährte dem Parther die freie Ortswahl der Schlacht und ebenso, wann diese stattfinden sollte. Artabanos wählte die Ebene von Hormizdagan. Am 28. April 224 trafen beide Heere aufeinander. Ardaschir schlug das parthische Heer und der parthische Großkönig Artabanos IV. wurde getötet.9 Ardaschir I. begründete mit dem Sieg die Herrschaft der Sasaniden über das persische Reich und baute zunehmend seine Macht im Reich aus. Im Jahr 228 wurde die letzte parthische Münze von Vologaeses VI. geprägt, die Forschung geht davon aus, dass die vollständige Machtübernahme des Reiches durch Ardaschir I. bis dahin andauerte.
3. Ardaschir I.
Nachdem Ardaschir I. den Partherkönig geschlagen hatte, festigte er seine Macht. Er begann mit der Unterwerfung der einst parthischen Vasallenkönige im Reich. Der Sasanide eroberte 225 Aserbaidschan, Mesopotamien und die parthische Hauptstadt, Ktesiphon 226.10 Ardaschir wurde am 26. September 226 zum „König der Könige“ gekrönt. Anschließend führte er einen Feldzug gegen den Süden von Mesopotamien, wo Vologaeses VI. wahrscheinlich noch bis 228 regierte. Ardaschirs Politik zielte darauf ab seine Macht zu festigen und diese zu zentralisieren. Bei dem Versuch Hatra 226/227 einzunehmen, scheiterte Ardaschir. Hatra war zu damaliger Zeit eine wichtige Handelsstadt, diese lag an der Handelsstraße des Orients und galt als uneinnehmbar. Nach dem Angriff von Ardaschir auf Hatra, wandte diese sich an das römische Reich und wurde ein Bundesgenosse der Römer. Ardaschir I. erlangte nahezu die volle Kontrolle über das ehemalige Partherreich 230 und festigte seine Macht, er begann die ehemaligen Vasallenkönige der Parther auszutauschen, die Zentralisierung der sasanidischen Herrschaft gelang erst unter Schapur. Ardaschir war jedoch hierbei der Wegbereiter. Um seine Macht auszudehnen, griff Ardaschir die oströmischen Grenzgebiete an, zu der auch die Stadt Nisibis gehörte. Ebenso drangen die Truppen Ardaschirs in Syrien ein und versuchten dort ebenfalls Grenzgebiete der Römer zu entreißen. Der Kaiser Severus Alexander reagierte auf den Angriff auf die römischen Grenzgebiete mit einem Brief an Ardaschir. Er mahnte den Sasanidenkönig zum Frieden und erinnerte ihn an die großen Siege der Römer gegen die Parther.11 Dass Severus Alexander an die Siege der Römer gegen die Parther erinnerte, lässt darauf schließen, dass die Römer annahmen, es noch immer mit den Parthern zu tun zu haben und keine Kenntnis von dem Machtwechsel im Osten besaßen. Ardaschir I. forderte in seiner Antwort, dass Rom Syrien und Kleinasien räumen sollte.12 Ardaschir begann weitere Vorstöße gegen diese Gebiete und Severus Alexander beendete diese 233, mit einem Sieg gegen die Perser und es wurde der Status Quo wieder hergestellt. Nach der Ermordung des römischen Kaisers, zogen die Perser erneut gegen Rom und nahmen die Städte Nisibis und Karrhai, 235/236, ein.13 Ab dem Jahr 239 geht Schippmann von einer Mitregentschaft Schapurs aus. Dieser wurde noch zu Lebzeiten des Begründers der Sasanidendynastie zum Alleinherrscher gekrönt. Im Jahr 240 belagerten die Sasaniden abermals Hatra und eroberten diese 240/241.14 Dies werteten die Römer als einen Angriff der Sasaniden und es folgte der erste römisch-sasanidische Krieg. Ardaschir I. starb vermutlich im Frühjahr 241 nach der Eroberung der Stadt Hatra.15 Ardaschirs Außenpolitik kann nicht als Zielsetzung, das Reich in seine alten Grenzen zu führen, gesehen werden. Der Sasanidenkönig wollte in erster Linie seine Macht im inneren des Reiches sichern und stärken und sein Reich ausweiten. Die Zielsetzung, das Reich in seine ursprünglichen Grenzen zu führen, setzte sich sein Sohn Schapur I.
4. Schapur I.
Nach dem Tod Ardaschirs 241 setzte ein Sohn Schapur I. die Politik seines Vaters zunächst fort, welche der Konsolidierung der Macht diente. Nach der Einnahme Hatras waren die Grenzen gegenüber Roms zunächst abgesteckt. Schapur I. widmete sich der Sicherung der Macht im Reich der Sasaniden und ersetzte die alten Königsfamilien der Einzelstaaten, durch seine eigene. Dies zog die Konsequenz nach sich, dass sich das Reich zusehends zentralisierte und somit Schapurs Macht gesichert wurde. Im Jahr 242 schickte der römische Kaiser, Gordian III. seine Truppen nach Syrien, um eventuell weiterem Angriffen der Sasaniden zuvor zukommen. Gordians späte Antwort auf die Einnahme Hatras hatte die Ursache, dass seine Truppen zu der Zeit an der Donau gebunden waren und somit nicht sofort auf die Angriffe der Sasaniden antworten konnten.16 Die Truppen der Römer kämpften sich auf dem Weg nach Syrien gegen die Goten gewaltsam frei und erreichten wahrscheinlich im Frühjahr 243 die Stadt Antiochia. Von dort aus operierte der Prätorianerpräfekt Timesitheus nach Karrhei und Nisibis.17 Die Römer eroberten die Städte zurück und schlugen das sasanidische Heer, welches sich unter der Führung Schapurs zurückzog.18 Timesitheus starb kurz nach dem römischen Triumph und Gordian III. übernahm die Führung des Heeres. Das römische Heer marschierte in Richtung der sasanidischen Hauptstadt, um diese einzunehmen. Schapur I. sammelte seine Truppen erneut und schlug die römischen Truppen vernichtend, im Februar 244 bei Misiche. Gordian III. starb, jedoch ist es dabei umstritten ob dieser während der Schlacht fiel oder danach.19 Ebenso ist es ungeklärt, ob Gordian, wenn er nach der Schlacht starb, dies durch eine Pfeilverletzung geschah, so wie es die persischen Quellen berichten, oder auf Geheiß des folgenden Kaiser Philippus Arabs. Die Sasaniden feierten diesen Triumph über die Römer und benannten den Ort der siegreichen Schlacht in Peroz-Schapur um.20 Die Römer erkannten nach der Niederlage, dass die Grenzsicherung im Osten nicht ausreichte und die Sasaniden anders als die damaligen Parther agierten. Nach dem Tod Gordians wurde Philippus Arabs zum neuen römischen Kaiser ausgerufen. Dieser musste zunächst seine Herrschaft sichern. Um einen erneuten Konflikt mit den Sasaniden aus dem Weg zu gehen, schloss der Römer mit Schapur I. einen Friedensvertrag.21 Rom erkaufte sich diesen für 500 000 Dinare und verpflichtete sich, Armenien nicht mehr zu unterstützen.22 Dieser Frieden wurde im Felsrelief von Bishapur nachgestellt, wobei der Sasanidenkönig auf einem Pferd sitzt und Arabs vor diesem niederkniet. Dies zeigt die Unterwürfigkeit des römischen Kaisers gegenüber Schapur. Zum Vergleich; Valerian welcher bei der Schlacht in Gefangenschaft geriet, wird stehend dargestellt. Dies lässt vermuten, dass die Sasaniden einen verlorenen Kampf ehrenvoller hielten als ein Erkaufen des Friedens.23 In den römischen Quellen kommt es zwar zur Sprache, dass es zu einem schwierigen Frieden kam, jedoch wird in diesen nicht erwähnt, dass Arabs diesen erkaufte. Die sasanidischen Quellen geben jedoch Aufschluss über die Tributzahlungen der Römer an die Perser.
Und der Kaiser Philippus kam für (ein) Bittgesuch (über die Kapitulationsbedingungen) und gab Uns (für) ihre Seelen Lösegeld (im Wert) von 500.000 Dinaren und stellte sich in Tributpflicht zu Uns; und Misikhe` nannten Wir deshalb (zu) Peroz-Sabuhr (Siegreich ist Sabuhr)um.24
Die Quelle gibt der Forschung nicht nur den Aufschluss darüber, dass ein Tribut seitens Roms geleistet wurde, sondern auch dass die Sasaniden wichtige Gefangene machten. Dies suggeriert die Texstelle in Zeile 2. Die Römer leisteten hierbei eine Zahlung, um die Gefangenen auszulösen. In Zeile 3 wird vermutet, dass die Textpassage, welche die Tributpflicht beschreibt, das Versprechen und die somit sofortige Aussetzung der Subsidien an Armenien erwähnt. Für die Sasaniden war dieser Sieg ein sehr wichtiger, um die Wirkung zu verstärken, nutzten sie das Mittel der Propaganda und tauften die Stadt Misikhe (Misiche), wie in Zeile 3-4 in der Quelle erwähnt, in Peroz-Sabuhr um. Jedoch muss man hierbei in Betracht ziehen, dass nicht nur Shapur I. als Sieger vom Platz ging, auch für den römischen Kaiser Arabs war der Frieden mit den Persern ein wichtiger außenpolitischer Erfolg. Zwar ging er faktisch als Verlierer hervor, dennoch sicherte er somit zunächst die Grenzen Roms und konnte sich seiner Machtsicherung und der im Jahr 248 stattfindenden 1000 Jahrfeier Roms widmen.25 Somit kann man davon ausgehen, dass eigentlich beide als Sieger vom Schlachtfeld gingen. Den Vorteil, den Shapur hierbei hatte, war, dass die Sasaniden Stärke gegenüber Rom gezeigt hatten und Shapur I. durch den gewährten Frieden gegenüber Rom, als ein gerechter Herrscher hervortrat und somit als ein Gegenspieler Roms. Der Sasanide trug den Titel: „Schapur I. König der Könige über Iran und nicht Iran“. Dies lässt seine Außenpolitik sichtbar erkennen.
Ich, der Mazda-verehrende, Gott Sapur, der König der Könige von Eran und Nicht-Eran, dessen Geschlecht von den Göttern (ist), Sohn des Mazda-verehrenden Gottes Ardasir, des Königs der Könige von Eran, dessen Geschlecht von den Göttern (ist), Enkel des Gottes Pabag, des Königs, (Ich) bin Herr von Eransahr.26
In dieser Quelle geht deutlich die Legitimation der Herrschaft von Shapur hervor. Dieser stellt sich mit den Göttern auf eine Stufe, indem er sagt „Gott Sapur“. Diese Legitimation ist derer im später folgenden Mittelalter ähnlich, von Gottes Gnadentum. Des weiteren zeigt sich hierbei seine politische Zielsetzung, er nennt sich Herrscher von Iran und Nicht-Iran. Dieser Wortlaut offenbart seinen Herrschaftsanspruch über sein schon vorhandenes Reich, den Iran und dessen angrenzenden Reiche, die er in sein bestehendes zu integrieren gedachte. Der Unterschied zwischen Ardashir und Shapurs politisches Programm geht dabei ebenso deutlich hervor, während der Begründer des Reiches als König von Iran betitelt wird, gilt Shapur als der König von Iran und Nicht-Iran. Dies zeigt deutlich, dass Ardashir in den Zeiten seiner Herrschaft das Reich konsolidierte und Shapur es expandierte. Somit kann man schon von einer divergierenden außenpolitischen Zielsetzung der beiden Großkönige ausgehen. Nämlich das Ardashir Macht- und Grenzsicherung durchführte und bei seinem Sohn, ein Expansionsbestreben vorhanden war, welches ihm auch streckenweise gelang.
Der Perserkönig ließ den Frieden mit Rom nicht lange andauern und nutzte im Jahr 252 die Ermordung des armenischen Königs als Vorwand für einen Krieg gegen Rom. Der plausibelste Grund für den Krieg war, dass der Sohn des ermordeten armenischen Königs nach Rom flüchtete und dort Schutz suchte. Dies werteten die Sasaniden als Vertragsbruch und der Sasanidenkönig eroberte 252 Armenien.27 Auch hier zentralisierte Shapur sofort seine Macht, indem er seinen Sohn Hormizid als Vizekönig der Provinz Armeniens einsetzte.28 Durch die Eroberung Armeniens umging Shapur einer Bedrohung des Königreichs Armeniens, welches in der Vergangenheit durch römische Subsidien gestärkt wurde. Shapur gewann dadurch einen neuen Stützpunkt, wogegen Rom einen wichtigen Partner verlor. Die Forschung vermutet, dass der Sasanide die neue Provinz als Ausgangspunkt für weitere Eroberungen nutzte. Diese waren Iberien, Albanien und Balasgan.29 Nach der Eroberung der angrenzenden Länder ging Shapur direkt gegen Rom vor, 253 plünderte und eroberte er Grenzgebiete der Römer. Im gleichen Jahr kam es zu einer großen Schlacht zwischen den beiden Großreichen, wobei die Sasaniden siegreich hervorgingen. Laut einer Überlieferung schlugen Shapurs Truppen ein 60.000 Mann starkes Heer der Römer.30 Vermutlich im Jahr 253 wurden sasanidische Truppen bei Emesa, durch palmyrische Truppen zurückgeworfen. Odaenath, der Herrscher Palmyras, machte Shapur ein Bündnisangebot. Dies wies der Sasanide zurück und somit wandte sich Odaenath an Rom und wurde dessen Verbündeter.31 Im Laufe der Jahre 253-259 plünderten sasanidische Truppen zahlreiche Städte sowie Provinzen der Römer. Der römische Kaiser Valerian begab sich 254 zu seinen Truppen an die Ostgrenze des römischen Reiches. Der letzte große Feldzug unter Shapurs Kommando war 260 gegen die Truppen Valerians. In Edessa kam es zu einem Aufeinandertreffen der beiden Armeen. Valerian befehligte seine Truppen selbst. Die Römer verloren die Schlacht um Edessa und Valerian geriet in sasanidische Gefangenschaft. Das Ereignis, dass ein römischer Kaiser in Gefangenschaft geriet, ist einmalig und stellt in der heutigen Forschung eine einschneidende Zäsur in der sasanidischen sowie römischen Geschichte dar.
Und beim dritten Feldzug, als wir gegen Karrhae und Edessa gezogen waren und Karrhae und Edessa belagerten, da rückte der Kaiser Valerian gegen uns an … , es war eine Streitmacht von 70 000 Mann. Und bei Karrhae und Edessa schlugen wir mit dem Kaiser Valerian eine große Schlacht. Und den Kaiser Valerian nahmen wir selbst mit eigenen Händen gefangen. Und die übrigen: den Prätorianerpräfekten, die Senatoren und die Angehörigen des Ritterstandes, die die Offiziere jener Streitmacht waren, sie alle nahmen wir gefangen und deportierten sie nach der Persis.32
[...]
1 Barthold Georg Niebuhr: Die makedonischen Reiche. Hellenisierung des Orients. Untergang des alten Griechenland. Die römische Weltherrschaft. Dritter Band. Berlin 1851, Seite 564.
2 Michael Sommer: Die Soldatenkaiser. Darmstadt 2010, Seite 77.
3 Klaus Schippmann: Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches. Darmstadt 1990, Seite 10.
4 Haath, U.: Caracalla, in RE III 2 (1899) coll. 140-143.
5 Friedrich Christoph Schlosser: Weltgeschichte in zusammenhängender Erzählung Bd.1. Alte Geschichte bis zum Untergang des Weströmischen Reiches. Frankfurt/Main 1815, Seite 582-583.
6 Alice Landskron: Parther und Sasaniden. Das Bild der Orientalen in der römischen Kaiserzeit. Wien 2005, Seite 47.
7 Klaus Schippmann: Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches. Darmstadt 1990, Seite 12.
8 Engelbert Winter / Beate Dignas: Rom und das Perserreich. Zwei Weltmächte zwischen Konfrontation und Koexistenz. Berlin 2001, Seite 33.
9 Frank Unruh: Das Bild des Imperium Romanum im Spiegel der Literatur an der Wende vom 2.zum 3.Jh.n.Chr. Bonn 1991, Seite 157.
10 Michael Sommer: Die Soldatenkaiser. Darmstadt 2010, Seite 79.
11 Herodian 6,2,4.
12 Engelbert Winter / Beate Dignas: Rom und das Perserreich. Zwei Weltmächte zwischen Konfrontation und Koexistenz. Berlin 2001, Seite 39.
13 Manijeh Akba`i-Khavari: Das Bild des Königs in der Sasanidenzeit. Texte und Studien zur Orientalistik. Hildesheim 2000, Seite 15.
14 Michael Sommer: Die Soldatenkaiser. Darmstadt 2010, Seite 79.
15 Klaus Schippmann: Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches. Darmstadt 1990, Seite 19.
16 Michael Sommer: Die Soldatenkaiser. Darmstadt 2010, Seite 36-37.
17 Klaus Schippmann: Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches. Darmstadt 1990, Seite 19.
18 Golo Mann, Alfred Heuss, August Nitschke: Propyläen Weltgeschichte Bd. 4. Eine Universalgeschichte. Michigan 1961, Seite 411.
19 Engelbert Winter / Beate Dignas: Rom und das Perserreich. Zwei Weltmächte zwischen Konfrontation und Koexistenz. Berlin 2001, Seite 41.
20 Deutsche Morgenländische Gesellschaft: Zeitschrift der deutschen Morgenländischen Gesellschaft Bd. 95. 1966, Seite 478.
21 Michael Back: Die sassanidischen Staatsinschriften Bd. VIII, Belgien 1978, Seite 501.
22 Klaus Schippmann: Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches. Darmstadt 1990, Seite 20.
23 Manijeh Akba`i-Khavari: Das Bild des Königs in der Sasanidenzeit. Texte und Studien zur Orientalistik. Hildesheim 2000, Seite 279.
24 Inschrift Sapurs I. an der Ka`ba-i Zardust in Naqs-i Rustam (SKZ), § 8, in Engelbert Winter / Beate Dignas: Rom und das Perserreich. Zwei Weltmächte zwischen Konfrontation und Koexistenz. Berlin 2001, Seite 141.
25 Klaus-Peter Johne, Thomas Gerhardt, Udo Hartmann: Deleto paene imperio Romano. Transformationsprozesse des Römischen Reiches im 3. Jahrhundert und ihre Rezeption in der Neuzeit. Stuttgart 2006, Seite 138.
26 Inschrift Sapurs I. an der Ka`ba-i Zardust in Naqs-i Rustam (SKZ), § 1, in Engelbert Winter / Beate Dignas: Rom und das Perserreich. Zwei Weltmächte zwischen Konfrontation und Koexistenz. Berlin 2001, Seite 78.
27 Klaus Schippmann: Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches. Darmstadt 1990, Seite 21.
28 Theodor Preuss: Kaiser Dicletian und seine Zeit. Leipzig 1869, Seite 11.
29 Klaus Schippmann: Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches. Darmstadt 1990, Seite 21.
30 Klaus Schippmann: Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches. Darmstadt 1990, Seite 22.
31 Engelbert Winter / Beate Dignas: Rom und das Perserreich. Zwei Weltmächte zwischen Konfrontation und Koexistenz. Berlin 2001, Seite 42.
32 Inschrift Sapurs I. an der Ka`ba-i Zardust in Naqs-i Rustam (SKZ), § 18-22, in Engelbert Winter / Beate Dignas: Rom und das Perserreich. Zwei Weltmächte zwischen Konfrontation und Koexistenz. Berlin 2001, Seite 98.