Der Umgang mit der Deutschen Demokratischen Republik stellte seit der Gründung der Bundesrepublik eines der kontroversesten Themen der politischen Auseinandersetzung dar. Sowohl die Bundesrepublik als auch die DDR wurden in zunehmenderen Maße in ihre jeweiligen Bündnissysteme und Blöcke eingebunden und bildeten mitten in Europa ihre jeweilige Speerspitze. Die Forderung nach einer Wiedervereinigung Deutschlands schien deshalb immer mehr ungehört zu verhallen. Die Strategie der jungen Bundesrepublik, die DDR zu ignorieren, zu isolieren und durch wirtschaftliche Stärke „magnetisch“ anzuziehen, um so die Wiedervereinigung Deutschlands herbeizuführen, schien nicht aufzugehen. Erst das Aufkommen der Détente-Politik im Ost-West-Konflikt zwischen den USA und der UdSSR sollte zwar nicht die Wiedervereinigung selbst ermöglichen, jedoch eine Entspannungspolitik zwischen den existierenden deutschen Staaten begünstigen. Mit dem Antritt der ersten sozialdemokratisch geführten Bundesregierung unter liberaler Beteiligung sollte ein maßgeblicher Strategiewechsel einsetzen. Der Status quo in Deutschland und Europa sollte „überwunden“ werden, indem er zunächst nicht verändert werden sollte. Es galt einem weiteren Auseinanderdriften der deutschen Nation entgegenzuhalten. Deutschlandpolitik sollte hier stets auch Ostpolitik sein und umgekehrt.
Anhand der vorliegenden Hausarbeit sollen zunächst die Leitlinien bundesdeutscher Politik in diesen Politikfeldern bis zum Regierungsantritt der sozial-liberalen Koalition dargestellt werden, um dann auf die daraus resultierende deutschland- und ostpolitische Selbstblockade der Bundesrepublik und den einsetzenden Paradigmenwechsel einzugehen. Der Verlauf der Ost- und Deutschlandpolitik soll dann im Hinblick auf die abgeschlossenen Verträge mit der Sowjetunion, Polen und der Deutschen Demokratischen Republik dargestellt werden. Das Viermächte-Abkommen der Siegermächte wird in diesen Kontext eingebunden werden.
Bevor schließlich die „Neue Ostpolitik“ der Regierung Brandt bilanziert werden soll, wird auch die Ratifizierung der Ostverträge und des Grundlagenvertrages mit der DDR und der damit einhergehenden oppositionellen Kritik der Inhalte dieser Vertragswerke dargestellt werden.
INHALTSVERZEICHNIS
1. Einleitung
2. Leitlinien der Deutschland-, Außen- und Ostpolitik bis zum Beginn der sozial-liberalen Koalition
2.1 Das Wiedervereinigungsgebot
2.2 Der Alleinvertretungsanspruch
2.3 Die Hallstein-Doktrin
2.4 Westintegration und Magnet-Theorie
2.5 Politik der Bewegung und Zweizangen-Theorie
2.6 Ostpolitische Neuorientierung und Große Koalition
3. Paradigmenwechsel
3.1 Selbstblockade der bundesdeutschen Deutschland- und Ostpolitik
3.2 Wandel durch Annäherung - das deutschlandpolitische Konzept der SPD
3.3 Das deutschlandpolitische Konzept der FDP
4. Die Ostverträge
4.1 Regierungsantritt der sozial-liberalen Koalition und Beginn der Neuen Ostpolitik
4.2 Der Moskauer Vertrag vom 12.08.1970
4.3 Der Warschauer Vertrag vom
4.4 Das Viermächte-Abkommen vom 03
4.5 Der Vertrag über die Grundlagen der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik vom
5. Ratifizierung der Ostverträge und des Grundlagenvertrages
5.1 Parlamentarische Situation
5.2 Ratifizierung der Ostverträge
5.3 Ratifizierung des Grundlagenvertrages
6. Bilanz und Bewertung der „Neuen Ostpolitik“
Literaturverzeichnis