Rollenspiel im Politikunterricht – eine kritische Betrachtung
Zusammenfassung
Die Handlungsorientierung im Politikunterricht und somit auch das Rollenspiel, als eine Methode dessen, stehen in der Diskussion. Kritiker befürchten beispielsweise, dass der Wissenserwerb gegenüber den Methoden und zeitaufwändigen Unterrichtsschritten vernachlässigt wird. Befürworter beschreiben die Prinzipien des sozialen Lernens und das Prinzip der Handlungsorientierung „[…] als variantenreiche und fruchtbare Konzepte der Gestaltung des Politikunterrichts […], die den konkreten Unterricht beleben, die Subjektrolle der Schülerin und des Schülers stärken, Verantwortungsbewusstsein für das eigene Tun wecken und Engagement vorbereiten können.“
Auf Grund dieser widersprüchlichen Meinungen, soll sich diese Arbeit mit dem Nutzen eines handlungsorientierten Politikunterrichts beschäftigen. Konkret wird die kritische Betrachtung an der Methode des Rollenspiels vorgenommen, da dieses die vermutlich bekannteste Methode ist, mit der „Lehrerinnen und Lehrer wahrscheinlich die meisten Erfahrungen haben […]“.
Durch die Definition der Methode des Rollenspiels und der Begriffe „Rolle“ und „Rollenspiel“ wird diese Hausarbeit eingeleitet. Anschließend werden die Chancen, Risiken und Grenzen des Rollenspiels im Politikunterricht betrachtet und analysiert. Im Folgenden werden die gewonnenen Erkenntnisse anhand eines konkreten Fallbeispiels konkretisiert und reflektiert. Abschließend wird im Rahmen einer Schlussbetrachtung ein Fazit gezogen.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die didaktische Methode: Rollenspiel
2.1 Definition des Begriffs „Rolle“
2.2 Definition des Begriffs „Rollenspiel“.
3. Das Rollenspiel im Politikunterricht
3.1 Das Verständnis der Methode in der fachdidaktischen Literatur
3.2 Gefahren und Chancen des Rollenspiels im Politikunterricht
4. Reflexion der Lernmöglichkeiten anhand eines konkreten Beispiels
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Die Handlungsorientierung im Politikunterricht ist ein Fortschritt in der Varianz der Unterrichtsmethoden.“[1] Eine dieser Methoden ist das Rollenspiel, wobei es keineswegs als spezifische Methode für den Politikunterricht verstanden werden soll. Das Rollenspiel ist in unterschiedlichen Fächern und in unterschiedlichen Klassenstufen und Schulformen einsetzbar. In dieser Ausarbeitung soll der Fokus allerdings auf die kritische Betrachtung des Rollenspiels im Politikunterricht gelegt werden.
Die Handlungsorientierung im Politikunterricht und somit auch das Rollenspiel, als eine Methode dessen, stehen in der Diskussion. Kritiker befürchten beispielsweise, dass der Wissenserwerb gegenüber den Methoden und zeitaufwändigen Unterrichtsschritten vernachlässigt wird.[2] Befürworter beschreiben die Prinzipien des sozialen Lernens und das Prinzip der Handlungsorientierung „[…] als variantenreiche und fruchtbare Konzepte der Gestaltung des Politikunterrichts […], die den konkreten Unterricht beleben, die Subjektrolle der Schülerin und des Schülers stärken, Verantwortungsbewusstsein für das eigene Tun wecken und Engagement vorbereiten können.“[3]
Auf Grund dieser widersprüchlichen Meinungen, soll sich diese Arbeit mit dem Nutzen eines handlungsorientierten Politikunterrichts beschäftigen. Konkret wird die kritische Betrachtung an der Methode des Rollenspiels vorgenommen, da dieses die vermutlich bekannteste Methode ist, mit der „Lehrerinnen und Lehrer wahrscheinlich die meisten Erfahrungen haben […]“.[4]
Durch die Definition der Methode des Rollenspiels und der Begriffe „Rolle“ und „Rollenspiel“ wird diese Hausarbeit eingeleitet. Anschließend werden die Chancen, Risiken und Grenzen des Rollenspiels im Politikunterricht betrachtet und analysiert. Im Folgenden werden die gewonnenen Erkenntnisse anhand eines konkreten Fallbeispiels konkretisiert und reflektiert. Abschließend wird im Rahmen einer Schlussbetrachtung ein Fazit gezogen.
2. Die didaktische Methode: Rollenspiel
2.1 Definition des Begriffs „Rolle“
„Ursprünglich wurde eine Rolle im Theater von Schauspielern vorgetragen. Der Schauspieler verkörpert die Rolle, die er vorträgt, dabei vertauscht er die eigene Realität mit der Realität der gespielten Rolle.“[5] Doch nicht nur im Theater wird mit Rollen gearbeitet. „Jeder Mensch erwirbt während seiner Sozialisation ein bestimmtes Repertoire von Verhaltensmustern […]“[6], wodurch der sozial Handelnde in der Lage ist, verschiedene Rollen aufzugreifen, auszufüllen und gegebenenfalls zu wechseln.[7] Der Mensch übernimmt demzufolge kontextabhängige Rollen, man könnte sagen, dass er während seines gesamten Lebens Theater spielt.[8] Dabei muss die Wahl der Rolle keineswegs bewusst geschehen, im Gegenteil, die meisten sozialen Rollen „spielt“ der Mensch unbewusst, ohne diese zu reflektieren. Häufig existieren mehrere Rollen parallel zueinander. So ist ein einziger Mensch beispielsweise zugleich Vater, Bruder, Ehemann, Angestellter und Freund. An jede einzelne dieser Rollen ist in Bezug auf das Verhaltensmuster des Handelnden eine bestimmte Erwartung geknüpft.[9] „Der Begriff soziale Rolle bezeichnet nun genau diese Erwartungen an das Verhalten und Handeln von Individuen, die bestimmte soziale Positionen innehaben.“[10] Auf Grund der sozialen Rollen ist es klar, wie ein Jeder sich in seiner Rolle zu verhalten hat, wobei ein gewisser Ermessensspielraum der Position immer gegeben ist.[11] Auf diese Weise entstehen sogenannte Rollenmuster, die es den Menschen erleichtern, sich in der Gesellschaft zurechtzufinden. Rollenspiele ermöglichen es den Schülern, sich dieser Rollen bewusst zu werden und sie spielerisch zu erfahren. Auf diese Weise können die Schüler sich in die verschiedensten Situationen hineinversetzen, unterschiedliche Rollen, Verhaltensweisen und Meinungen erproben. Der folgende Abschnitt dieser Ausarbeitung wird dementsprechend definieren, was die Methode des Rollenspiels ausmacht und wie sie funktioniert.
2.2 Definition des Begriffs „Rollenspiel“
Der Begriff „Rollenspiel“ setzt sich aus den Wörtern „Rolle“ und „Spiel“ zusammen, die zusammengefasste Bedeutung dieser beiden Einzelbegriffe beschreibt daher bis zu einem gewissen Grad den Sinngehalt des Rollenspiels. Die in dem vorigen Kapitel erarbeitete Aussage oder Bedeutung einer sozialen Rolle kann zusammengefasst werden, als „[…] die Stellung eines Individuums im Gesellschaftsgefüge […]“[12].
Das Spiel wird allgemeingebräuchlich häufig als eine Tätigkeit definiert, die ausschließlich zum eigenen Vergnügen ausgeübt wird und keinem äußeren Zweck dient.[13] Aus soziologischer Sicht betrachtet, hat das Spiel allerdings sehr wohl eine wichtige Aufgabe. So beschreibt George Herbert Mead es als eine „[…] der Voraussetzungen unter denen sich ein Selbst entwickelt. […] Spiel und Regelspiel sind Voraussetzungen für die Integration des Kindes in die Gesellschaft.“[14] Laut Mead bildet das Kind durch den Spiel-Prozess seine eigene Persönlichkeit aus, erlernt, dass es in der Gesellschaft „Spielregeln“ gibt, an die es sich halten muss, und akzeptiert bestenfalls die umfassende Moral der Gesellschaft. Es lernt, die im vorigen Kapitel beschriebenen parallel vorhandenen Rollen, die das Individuum gleichzeitig ausübt, simultan zu übernehmen und zu koordinieren.[15] „Das Spiel des Kindes ist somit Voraussetzung für die Fähigkeit zur Rollenübernahme und zur Entwicklung des Selbst-Bewusstseins.“[16]
Mit diesem Hintergrundwissen lässt sich die „[…] motivationale Wirkung der Methode […]“[17] des Rollenspiels erklären. „Das Rollenspiel ist ein im erheblichen Maße handlungsorientiertes Spielverfahren […]“[18], das an den natürlichen Spieltrieb von Kindern anschließt. „Im Rollenspiel wird ein Stück Wirklichkeit simuliert, indem sich der einzelne Spieler in seinem Handeln an einer mehr oder weniger präzis definierten sozialen Rolle orientiert.“[19] Auf diese Art kann das Verhalten in verschiedenen sozialen Situationen geprobt und reflektiert werden.[20] „Es handelt sich dabei um eine Art Vorbereitung auf die Wirklichkeit in einem „So-tun-als-ob“ oder um den Versuch, sich in die Rolle anderer hineinzuversetzen.“[21] Das spielerische Erleben der Als-ob-Situation ist demzufolge als Grundvoraussetzung aller unterschiedlichen Rollenspielverfahren anzusehen, wobei die Spielerfahrung die Voraussetzung einer Rollendistanz für den Rollenhandelnden schafft. Mit dieser Rollendistanz werden die Rollen in der Lebenswirklichkeit unterschiedlich gestaltbar, und ein exemplarisches Erleben und Erkennen sozialer Zusammenhänge wird ermöglicht.[22]
Diese Methode wird ausgewählt, um verschiedenste Zielsetzungen zu erreichen. Sie kann unter anderem die Anpassung an vorgegebene Verhaltensmuster fördern oder das Ziel setzen, konventionelles Rollenverhalten aufzubrechen. Sie kann die Einsichten in persönliche Verhaltensweisen und deren Modifikation in den Vordergrund stellen[23] oder soziale Lernziele wie die Befähigung zur Kooperation, „Ichstärkung“ und Kreativität verfolgen.[24] Die Zielsetzung muss die Lehrkraft festlegen und das Rollenspiel entsprechend konzipieren, wobei es wichtig ist, die Wirklichkeit zu verfremden, indem Alltagssituationen und Konflikte didaktisch reduziert werden.[25]
Entsprechend der Unterrichtsphase und der Zielsetzung kann das Rollenspiel als Konflikt-, Simulations-, Entscheidungs-, Utopie-, oder Politspiel zur Problemfindung, Problemlösung, Reflexion, Transfer oder als ganzheitliches Lernarrangement phasenübergreifend eingesetzt werden.[26] Im Folgenden werden die Variationen des didaktischen Rollenspiels, die sich für den Politikunterricht anbieten, einschließlich ihrer Chancen, Risiken und Grenzen, näher betrachtet.
3. Das Rollenspiel im Politikunterricht
3.1 Das Verständnis der Methode in der fachdidaktischen Literatur
Durch einen kurzen Einblick in die fachdidaktische Literatur zu dem Thema „Rollenspiele im Politikunterricht“, lässt sich schnell erkennen, dass zwei gegensätzliche Meinungen vorherrschen. Diese werden im Folgenden knapp gegenüber gestellt.
„Den aussichtsreichsten Einsatz finden Rollenspiele dort, wo es in erster Linie um Kommunikation geht. […] Es paßt deshalb vorzüglich zu allen Lehr- und Lerninhalten, bei denen es um sprachliche Fähigkeiten, […] und um Übung sozialer Fähigkeiten geht.“[27] Rollenspiele, die mit dieser Intention in dem Politikunterricht eingesetzt werden, befinden sich zumeist auf der Ebene der Lebenshilfe und des sozialen Lernens.[28] Häufig wird in der fachdidaktischen Literatur ausschließlich auf dieser Ebene argumentiert, sodass eine Kenntnis der Rolle aus der Lebenserfahrung der Schüler als Voraussetzung für ein Gelingen des Rollenspiels genannt wird. Dementsprechend könnten im Politikunterricht nur Rollen gespielt werden, die einen konkreten Bezug zu dem Lebensumfeld der Schüler haben. Wodurch das Rollenspiel auf „[…] eine Methode zur Aneignung gesellschaftlicher Wirklichkeit aus dem sozialen Nahbereich der Schülerinnen und Schüler […]“[29] beschränkt würde. Auf diese Weise können Schüler sich ihrer eigenen Rollen stärker bewusst werden und erlernen, die Sichtweisen anderer Menschen aus ihrem Lebensumfeld besser zu verstehen.[30] Dieser Interpretation des Rollenspiels im Politikunterricht zufolge werden dementsprechend Situationen aus dem Alltag der Schüler nachempfunden, um eine Auseinandersetzung mit dieser Wirklichkeit zu ermöglichen. Auf diese Weise erfahren die Schüler ihre eigene und die Rollen anderer (Lehrer, Eltern, Mitschüler etc.) intensiver und können ein tieferes Verständnis für sie entwickeln. Zudem können die Schüler „[…] unterschiedliche Konfliktmuster und ihre Wirkung ausprobieren, sie lernen ihre Interessen zu artikulieren und durchzusetzen, sie haben Gelegenheit Hemmungen abzulegen und sich vor anderen darzustellen.“[31]
Doch neben diesen Vorteilen des gerade beschriebenen Verständnisses der Methode des Rollenspiels im Politikunterricht, beschreibt beispielsweise Peter Massig einen gravierenden Nachteil, der durch die Beschränkung der Rollenspielsituation auf das soziale Umfeld der Schüler entsteht. Es würden nur wenige Lebenssituationen Gegenstand eines Rollenspiels sein können, wodurch viele Chancen, die diese Methode bietet, verschenkt wären. Demzufolge wäre sie auch wenig geeignet, um das politische Lernen im Unterricht zu fördern.[32] Diese These wird beispielsweise durch den Text „Rollenspiel“ von Karin Kroll unterstützt. Sie beschreibt das Rollenspiel als eine Methode, „[…] die es Lernenden im Politikunterricht ermöglicht, probehandelnd eine für sie fremde politische Akteursrolle zu übernehmen […]“[33] wodurch den Schülern „[…] die Möglichkeit des Lernens um das Einfühlen in fremde Lebenssituationen […]“[34] ermöglicht wird. Rollenspiele im Politikunterricht unterscheiden sich von Rollenspielen in anderen Fächern ihrer Meinung nach „[…] vor allem dadurch, daß Schülerinnen und Schüler Rollen übernehmen, die der Gruppe der öffentlichen Funktionsträger angehören.“[35]
Doch selbst das auf diese Weise politisch angelegte Rollenspiel, das kaum auf das soziale Umfeld der Schüler zurückgreift, indem es Rollen des öffentlichen Lebens beinhaltet, kann politisches Lernen nicht garantieren.[36] Um dieses Ziel zu erfüllen, müssen der Inhalt, die Vorbereitung, die Durchführung, die Nachbereitung und auch die Wahl der Rollenspielvariante stimmig sein. Dementsprechend wird sich der folgende Abschnitt mit einigen Chancen und Risiken des didaktischen Rollenspiels auseinandersetzen, wobei hier kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden kann.
3.2 Gefahren und Chancen des Rollenspiels im Politikunterricht
„Im Gegensatz zum Schulalltag besteht beim Umgang mit dem Rollenspiel eine offene Lernsituation, bei der das Lernergebnis und die Vorgehensweise im voraus nicht festlegbar sind […].“[37] Das Rollenspiel gehört dementsprechend zu den Methoden des offenen Unterrichts und eröffnet dem Lehrenden sowie den Lernenden die große Chance, ein lebendiges, politisches Lernen zu erfahren. Allerdings birgt die Freiheit dieser Methode viele Risiken, die ein politisches Lernen unmöglich erscheinen lassen. Dementsprechend benötigt das Rollenspiel eine sehr genaue Vorbereitung, eine sorgfältige Planung und eine feinfühlige Anleitung durch den Lehrenden.[38]
Ein erstes Risiko ist es demzufolge, den Aufwand der Methode zu unterschätzen. Mit der Güte der Vorbereitung und Planung des Rollenspiels steht und fällt sein Erfolg. Eine ausreichende Materialgrundlage beispielsweise ist entscheidend für die Vorbereitung des Rollenspiels durch die Schüler. „Rollenspiele können leicht scheitern oder erweisen sich in der Auswertung als wenig ergiebig, wenn der Auswahl des Materials nicht ausreichend Beachtung geschenkt […]“[39] wurde. Die Schüler sollten in der Vorbereitungsphase, die im Unterrichtsverlauf mit der Informationsphase vergleichbar ist, durch das vorgefertigte Material in der Lage sein, sich möglichst selbstständig alle für die Durchführung des Rollenspiels relevanten Sachverhalte und Kenntnisse anzueignen. „Gerade bei stärker institutionalisierten und formalisierten Rollen (Berufsrollen, politische Akteursrollen), die nicht ihrem unmittelbaren Erfahrungsbereich zugänglich sind, benötigen sie eine ausreichende Materialgrundlage, um sich die Rollen zu erschließen.“[40] Dies ist ebenfalls entscheidend, wenn es um die Identifikation mit der zu spielenden Rolle geht. Eine Rollenidentifikation ist nur dann möglich, wenn die Rollenkarten genügend Vorgaben enthalten.[41]
Ein weiterer Schwierigkeitsgrad des Rollenspiels im Politikunterricht ist es, dementsprechend den Schüler in die Lage zu versetzen, sich mit einer gesellschaftlichen Rolle zu identifizieren, Beweggründe und Argumentationslinien antizipieren zu können, die ihm aus seinem Lebensumfeld zumeist völlig fremd sind. Entscheidend ist, neben der ausreichenden Materialgrundlage, die klare Struktur der vorgegebenen Rolle. Einzelnen Rollen sollten dementsprechend nicht mehrfache oder sich widersprechende soziale Erwartungen zugesprochen werden, wie es in der Realität üblich ist. Mikro- und Makrowelt sollten in den einzelnen Rollen daher klar getrennt werden, um nicht zu verwirren und eine Identifikation mit dem Rollenbild zu erleichtern. Eine Brücke zwischen Makro- und Mikroumwelt ließe sich nur durch ein Arbeiten in arbeitsteiligen Kleingruppen erreichen.[42]
Neben der klaren Struktur der einzelnen Rollen ist ebenfalls auf eine eindeutige Problem- und Konfliktsituation zu achten, mit der der Lernende durch das Rollenspiel konfrontiert wird. Die Ausgangssituation sollte klar beschrieben und wenn möglich schriftlich festgehalten werden. Um dem Modellcharakter des Rollenspiels zu entsprechen, sollte die Situation nicht zu komplex gestaltet werden. „Rollenspiele, die von zu komplexen und komplizierten Situationen ausgehen, werden in der Regel konfus und machen gesellschaftlich-politische Wirklichkeit nicht transparent.“[43] Eine Vereinfachung meist komplexer realer Situationen entspricht dem Modellcharakter des Rollenspiels und ist zwingend notwendig, um die Schüler nicht zu verwirren. Als Gefahr ist in diesem Zusammenhang jedoch zu beachten, dass das „[…] Lernprozeßinstrument „Transfer“ in Form von Übertragung auf die bekannte Umgebung des Lernenden, die spätere Anwendungssituation und die Verallgemeinerung des am konkreten Fall Gelernten […]“[44], als ein „[…] wichtiges Ergänzungselement für den effizienten Einsatz dieser Methode […]“[45] nicht fehlen darf. Sollte eine Identifikation mit der zu spielenden Rolle oder der Ausgangssituation nicht möglich sein, besteht die Gefahr, dass Schüler die Teilnahme am Rollenspiel verweigern oder es ins Lächerliche ziehen könnten. Der Unterricht könnte zu einer reinen Spaßstunde verkommen, wodurch die eigentliche Intention, das Ziel, das die Lehrkraft gesetzt hatte, nicht erreicht werden könnte. Eine vergleichbare Gefahr sehen Kritiker darin, dass „[…] das methodische Lernen, das immer als Teil der Handlungsorientierung zu sehen ist, […] im handlungsorientierten Unterricht leicht übertrieben werden [kann], was letztlich zu einer Beliebigkeit und Vernachlässigung der Inhalte führen könne.“[46]
[...]
[1] Jöckel, Peter (2005): Für ein pragmatisches Verständnis von Handlungsorientierung im Politikunterricht. In: sowi-online e.V., Bielefeld, URL: http://www.sowi-online.de/methoden/dokumente/handlungsorientierung_joeckel.html (18.07.2011).
[2] Vgl. Jöckel, Peter (2005).
[3] Jöckel, Peter (2005).
[4] Massing, Peter (1995): Das Rollenspiel im Politikunterricht. Teil 1. In: Methodik zu WOCHENSCHAU-Themenheft, 1995, Nr. 2, URL: http://www.wochenschau-verlag.de/downloads/Rollenspiel_1.pdf, S. 1, (18.07.2011).
[5] Broich, Josef (1994): Rollenspiele mit Erwachsenen, 5. Auflage. Köln: Maternus Verlag, S.113.
[6] Broich, Josef (1994), S. 113.
[7] Vgl. Broich, Josef (1994), S. 113.
[8] Vgl. Petrik, Andreas (2007): Rollenspiel. In: Reinhardt, Sibylle/ Richter, Dagmar (Hg): Politikmethodik. Handbuch für die Sekundarstufe 1 und 2, S. 116.
[9] Vgl. Broich, Josef (1994), S. 113.
[10] Massing, Peter (1995), S. 1.
[11] Vgl. Massing, Peter (1995), S. 1.
[12] Meyers Lexikonredaktion (2001): Meyers großes Taschenlexikon: Preu-Riy, Band 18.Mannheim, Wien, Zürich: B. I. Taschenbuchverlag, S. 282.
[13] Vgl. Anonymer Autor: Definition der Spiele. URL: http://www.definition-of.net/definition-der-spiele, (19.08.20111).
[14] Runkel, Gunter (2005): Allgemeine Soziologie. Gesellschaftstheorie, Sozialstruktur und Semantik, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH, S. 62.
[15] Vgl. Runkel, Gunter (2005), S. 62.
[16] Runkel, Gunter (2005), S. 63.
[17] Petrik, Andreas (2007), S. 116.
[18] Broich, Josef (1994), S. 11.
[19] Massing, Peter (1995), S. 1.
[20] Vgl. Hoffmann, Bärbel/ Langefeld, Ulrich (1998): Methoden-Mix. Unterrichtliche Methoden zur Vermittlung beruflicher Handlungskompetenz in kaufmännischen Fächern, 3. Auflage. Darmstadt: Winklers Verlag. Gebrüder Grimm, S. 117.
[21] Hoffmann, Bärbel/ Langefeld, Ulrich (1998), S. 117.
[22] Vgl. Broich, Josef (1994), S. 11.
[23] Vgl. Hoffmann, Bärbel/ Langefeld, Ulrich (1998), S. 117.
[24] Vgl. Broich, Josef (1994), S. 11.
[25] Vgl. Broich, Josef (1994), S. 12.
[26] Vgl. Hoffmann, Bärbel/ Langefeld, Ulrich (1998), S. 117.
[27] Van Ments, Morry (1991): Rollenspiel: effektiv. Ein Leitfaden für Lehrer, Erzieher, Ausbilder und Gruppenleiter. München: Ehrenwirth, S. 26.
[28] Vgl. Massing, Peter (1995), S. 3.
[29] Massing, Peter (1995), S. 2.
[30] Vgl. Van Ments, Morry (1991), S. 26.
[31] Massing, Peter (1995), S. 2.
[32] Vgl. Massing, Peter (1995), S. 3.
[33] Kroll, Karin (2000): Rollenspiel. In: Kuhn, Hans-Werner/ Massig, Peter (Hg.): Methoden und Arbeitstechniken. Lexikon der politischen Bildung. Band 3. Schwalbach am Taunus: Wochenschau, S. 155ff.
[34] Kroll, Karin (2000), S. 155ff.
[35] Kroll, Karin (2000), S. 155ff.
[36] Vgl. Kroll, Karin (2000), S. 155ff.
[37] Broich, Josef (1994), S. 15.
[38] Kroll, Karin (2000), S. 155ff.
[39] Massing, Peter (1995): Das Rollenspiel im Politikunterricht. Teil 2. In: Methodik zu WOCHENSCHAU-Themenheft, 1995, Nr. 2, URL: http://www.wochenschau-verlag.de/downloads/Rollenspiel_2.pdf, S. 4, (18.07.2011).
[40] Massing, Peter (1995), S. 3f.
[41] Vgl. Massing, Peter (1995), S. 4.
[42] Vgl. Kroll, Karin (2000), S. 155ff.
[43] Massing, Peter (1995), S. 4.
[44] Keim, Helmut (1992): Zur kategorialen Klassifikation von Fallstudie, Rollen- und Planspiel. In: Keim, Helmut (Hg.): Planspiel, Rollenspiel, Fallstudie. Zur Praxis und Theorie lernaktiver Methoden. Köln: Wirtschaftsverlag Bachem, S. 142.
[45] Keim, Helmut (1992), S. 142.
[46] Jöckel, Peter (2005).