Stalins verschwiegene Hungersnot 1932/33
Ein Genozid? Oder Millionen Opfer für die Industrialisierung?
Zusammenfassung
Im Zuge der stalinistischen Kollektivierungs- und Industrialisierungspolitik herrschte besonders in den normalerweise getreidereichen Gebieten der Sowjetunion eine Hungersnot, die etwa 6 bis 7 Millionen Menschen das Leben kostete. Exakte Zahlen der Opfer sind bis heute nicht bekannt, da keine Sterbelisten geführt wurden. Das ungefähre Ausmaß lässt sich nur mit zeitnahen Berichten, Volkszählungsergebnissen und über Angaben der Geburten und Sterberaten, Heiratsgewohnheiten oder Abwanderungen bestimmen.
Während die Jahre 1932/33 fast ausschließlich mit Hitlers Machtergreifung und den Anfängen des Nationalsozialismus in Verbindung gebracht werden, ist die Hungerkatastrophe von 1932/33 in der westlichen Geschichtsschreibung noch immer ein weitgehend unbekanntes Thema. Sie ist lange zu Unrecht als „Ereignis bei der Überwindung der Rückständigkeit der kleinbäuerlichen Landwirtschaft“ abgetan worden.
Der ukrainische Ausdruck Holodomor erweckt leicht Assoziationen an den Holocaust. Etymologisch gesehen haben die Bezeichnungen Holodomor und Holocaust jedoch keinen gemeinsamen Ursprung. Während „holod“ bzw. „golod“ und „mor“ im Ukrainischen und Russischen wörtlich übersetzt „Hunger“ und „Seuche“ bedeuten, entspringen „holo“ und „kaustos“ dem Griechischen und bedeuten wörtlich „ganz“ und „verbrannt“. Dennoch wird die Hungersnot von einigen Forschern und Medien gerne als „Stalins Holocaust“ bezeichnet. Ob es sich bei dem Holodomor jedoch um einen Genozid handelte oder ob die Opfer im Zuge der Industrialisierungs- und Kollektivierungspolitik in Kauf genommen wurden, ist Thema dieser Arbeit.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort
2. Einführung
3. Die These vom Genozid am ukrainischen Volk
4. Voraussetzungen zur Hungersnot
4.1 Forcierte Industrialisierung
4.2 Kollektivierung und Getreiderequisitionen
4.3 Getreideerträge und Export
4.4 Der Kulak – Ein Klassenfeind
5. Die Hungerjahre 1932/33
5.1 Hunger in der Kornkammer Russlands
5.2 Desorganisation auf allen Ebenen
5.3 Die Versorgungslage in den Städten
5.4 Terror auf dem Land
6. Die Parteiführung
6.1 Die Rolle Stalins
5.5. Maßnahmen
6.2 Weshalb wurde die Katastrophe geheim gehalten?
7. Mögliche Motive
7.1 Hunger als Waffe zur Auslöschung des ukrainischen Nationalismus?
7.2 Hunger als Folge von Zwangssparprozessen?
8. Bewertung der Industrialisierungs- und Kollektivierungspolitik
9. Fazit
10. Literaturverzeichnis
1. Vorwort
Die Hungersnot in der Sowjetunion 1932/33, die im kollektiven Gedächtnis der Ukraine als Holodomor bekannt ist, zählt zu den größten Katastrophen des letzten Jahrhunderts.
Im Zuge der stalinistischen Kollektivierungs- und Industrialisierungspolitik herrschte besonders in den normalerweise getreidereichen Gebieten der Sowjetunion eine Hungersnot, die etwa 6 bis 7 Millionen Menschen das Leben kostete. Exakte Zahlen der Opfer sind bis heute nicht bekannt, da keine Sterbelisten geführt wurden. Das ungefähre Ausmaß lässt sich nur mit zeitnahen Berichten, Volkszählungsergebnissen und über Angaben der Geburten und Sterberaten, Heiratsgewohnheiten oder Abwanderungen bestimmen.1
Während die Jahre 1932/33 fast ausschließlich mit Hitlers Machtergreifung und den Anfängen des Nationalsozialismus in Verbindung gebracht werden, ist die Hungerkatastrophe von 1932/33 in der westlichen Geschichtsschreibung noch immer ein weitgehend unbekanntes Thema. Sie ist lange zu Unrecht als „Ereignis bei der Überwindung der Rückständigkeit der kleinbäuerlichen Landwirtschaft“ abgetan worden. 2
Der ukrainische Ausdruck Holodomor erweckt leicht Assoziationen an den Holocaust. Etymologisch gesehen haben die Bezeichnungen Holodomor und Holocaust jedoch keinen gemeinsamen Ursprung. Während „holod“ bzw. „golod“ und „mor“ im Ukrainischen und Russischen wörtlich übersetzt „Hunger“ und „Seuche“ bedeuten, entspringen „holo“ und „kaustos“ dem Griechischen und bedeuten wörtlich „ganz“ und „verbrannt“. Dennoch wird die Hungersnot von einigen Forschern und Medien gerne als „Stalins Holocaust“ bezeichnet.3 Ob es sich bei dem Holodomor jedoch um einen Genozid handelte oder ob die Opfer im Zuge der Industrialisierungs- und Kollektivierungspolitik in Kauf genommen wurden, ist Thema dieser Arbeit.
Unbestritten bleibt dabei die Feststellung Danilovs, dass die Hungersnot „Stalins fürchterlichstes Verbrechen“ gewesen ist. 4 Es geht in dieser Arbeit nicht darum, das Leid der Menschen durch einen vorsätzlichen Genozid und das Leid einer billigend in Kauf genommenen Hungerkatastrophe gegeneinander aufzurechnen. Vielmehr sollen die auslösenden Faktoren dieser Katastrophe betrachtet werden. Diese werden nicht nur von Historikern, sondern auch von Politikern unterschiedlich gesehen. Demnach ist es umso wichtiger, diese Arbeit nicht nur in einen historischen Kontext einzubetten, sondern gleichzeitig auch auf die (noch derzeit stattfindenden) politischen Diskussionen hinzuweisen. Nirgendwo sonst ist die Debatte um den Holodomor soumstritten und politisch aufgeladen wie in der Ukraine selbst.
Zur Vereinheitlichung der Schreibweise werden in dieser Arbeit russische Begriffe durchgehend transliteriert, auch innerhalb von Originalzitaten. Ausgenommen sind Literaturhinweise, die unter einer transkribierten Schreibweise veröffentlicht wurden.
2. Einführung
Im April 2010 lehnte die Parlamentarische Versammlung des Europarates es ab, den Holodomor offiziell als Genozid anzuerkennen. Auch in der Ukraine selbst ist die Einschätzung des Holodomors als Völkermord höchst umstritten. Im April 2010 erklärte Präsident Viktor Janukovič, dass man den Holodomor nicht als Genozid betrachten könne, da es eine „gemeinsame Tragödie der Staaten war, die zur UdSSR gehörten”5.
Doch hiermit ist diese Debatte um den Genozidvorwurf keinesfalls abgeschlossen. Im Gegenteil, gerade die gespaltenen Meinungen in der Ukraine machen dieses Thema höchst brisant, denn seine beiden Vorgänger Viktor Juščenko und Leonid Kučma, drängten darauf, dass die Hungersnot von der ukrainischen Gesellschaft und der Internationalen Staatengemeinschaft als Genozid verurteilt werden müsse. Im November 2006 legte Juščenko sogar einen Gesetzesentwurf vor, der die Leugnung eines Genozids oder nur der Besitz von solchem Material unter Strafe stellen sollte.6 Dieser Entwurf wurde jedoch abgelehnt. Die Strittigkeiten in der Genoziddebatte bewegen sich also nicht nur unter den Wissenschaftlern, sondern ebenso unter Politikern entlang der Parteilinie.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass im Juni 2010, zum 100. Amtstag des neuen Präsidenten, zahlreiche Oppositionsangehörige gegen Janukovič protestierten.
Grundsätzlich ist das Verbrechen des Völkermordes im Artikel II der „Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes“ vom 9. Dezember 1948 definiert. Sowohl die Ukraine als auch Russland haben die Konvention 1954 ratifiziert. Nach dem entscheidenden Artikel II liegt ein Genozid vor bei Handlungen, die unter dem Vorsatz begangen werden, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören7.
Um von einem Völkermord sprechen zu können, muss mindestens eines der folgenden Kriterien erfüllt werden:
a) Tötung von Mitgliedern der Gruppe;
b) Verursachung von schwerem körperlichem oder seelischem Schaden an den Mitgliedern der Gruppe;
c) vorsätzliche Auferlegung von Lebensbedingungen für die Gruppe, die geeignet sind, ihre körperliche Zerstörung ganz oder teilweise herbeizuführen;
d) Verhängung von Maßnahmen, die auf die Geburtenverhinderung innerhalb der Gruppe gerichtet sind;
e) gewaltsame Überführung von Kindern der Gruppe in eine andere Gruppe.8
Es bleibt also in den folgenden Kapiteln zu untersuchen, ob die Hungersnot bewusst hervorgerufen wurde und wie in Punkt (c) eine vorsätzliche Auferlegung von Lebensbedingungen war, die auf die völlige oder teilweise Zerstörung des ukrainischen Volkes hinzielte.
Da keine Dokumentation über Motive einer Entscheidung des Politbüros bezüglich einer ganz- oder teilweisen Vernichtung des ukrainischen Volkes zur Verfügung steht, muss diese Untersuchung zwangsläufig in einen historischen Kontext der Industrialisierungs- und Kollektivierungspolitik eingebettet werden.
3. Die These vom Genozid am ukrainischen Volk
Das ukrainische Schwarzerdegebiet war zweifellos am heftigsten von der Hungersnot betroffen. Mehr als die Hälfte aller Opfer waren ethnische Ukrainer.9 Dieses einschneidende Erlebnis hat das ukrainische Nationalverständnis bis in die heutige Zeit hinein geprägt. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass besonders unter vielen ukrainischen Wissenschaftlern die Meinung vertreten wird, der Hunger sei von Stalin bewusst eingesetzt worden, um ihre Nation zu vernichten. Bezeichnend ist, dass die Sowjetunion lange versuchte, das Verbrechen zu vertuschen und sich sogar damit behalf, die Bevölkerungsdaten der 30er Jahre zu fälschen.10 Erst 1988/89, mit der Öffnung der Archive, gelang das ungefähre Ausmaß ans Tageslicht und Russland setzte sich erstmals inder Öffentlichkeit mit diesem Thema auseinander.11 Zeitgleich setzte auch in der Ukraine eine bedeutende Bewegung der Aufbereitung des Holodomors ein.
Einige Exilukrainer begannen schon sehr früh, Mitte der Dreißiger Jahre, die These vom Genozid an den Ukrainern zu verbreiten und eine weitere Welle folgte Anfang der Fünfziger Jahre, als viele Ukrainer in die USA emigrierten. Sie fanden jedoch international bis in die 1980er kaum Beachtung.12 In der Ukraine selbst wurde das Tabu, das dieses Thema lange Zeit umgab, erstmals in der Perestrojka gebrochen. Der Ukrainer Ivan Drač verknüpfte 1986 die Katastrophe von Černobyl’ mit der Hungersnot, ein Jahr später wandte sich Vjačeslav Čornovil, ein Ex- Häftling, an Michail Gorbačev, nannte den Hunger 1932/33 einen „echten Genozid an der ukrainischen Nation“ und forderte „die ganze Wahrheit.“13 Zeitgleich veröffentlichten die Historiker James Mace und Robert Conquest ihre Werke,14 die maßgeblich zur Untermauerung der These des Völkermordes am ukrainischen Volk beitrugen.
Nachdem die Ukraine 1991 unabhängig wurde, herrschten zwischen ihr und Russland massive Spannungen, denn die Ukraine fühlte sich durch die russische Präsenz auf der Krim und den Streit um die Schwarzmeerflotte in ihrer Unabhängigkeit bedroht.15
Präsident Kravčuk führte 1993, mit dem 60. Jahrestag des Holodomors, Gedenkwochen und Gedenktage ein. So wurden die Erinnerungszeremonien einerseits ritualisiert und andererseits ein entscheidendes Mittel der Nationsbildung.16 Die tief im nationalen Bewusstsein verankerte Hungersnot wurde zum Politikum und zum Thema in der Auseinandersetzung mit dem ehemaligen Unterdrücker.
4. Voraussetzungen
4.1 Forcierte Industrialisierung
„Unser Land aus einem Agrarland in ein industrialisiertes Land zu verwandeln, das in der Lage ist, aus eigenen Kräften die notwendigen Maschinen herzustellen – darin besteht das Wesen, die Grundlage unserer allgemeinen politischen Linie. Wir müssen die Sache so darlegen, daß das Denken und Streben der Wirtschaftsfunktionäre genau auf diesen Aspekt gerichtet wird, auf den Aspekt der Verwandlung unseres Landes aus einem Land, das Maschinen importiert, in ein Land, das Maschinen produziert. Eben darin liegt die Hauptgarantie dafür, dass unser Land nicht zu einem Anhängsel des kapitalistischen Systems wird.“17
Diese Worte sprach Stalin 1925 auf dem 14. Parteitag. Ziel dieser sogenannten Importsubstitutionsstrategie war, eine langfristige Unabhängigkeit vom Westen zu erlangen, die jedoch zuerst eine hohe Abhängigkeit voraussetzte und das Land geradezu wieder zu einem erhöhten Export zwang, um die Devisen zu decken.
Schon 1920, mit dem GOĖLRO Plan18, bestimmte man den Export zum wichtigsten Finanzierungsmittel des industriellen Aufbaus,19 jedoch wurden Mitte der 20er Jahre lediglich 3,4% aller ländlichen Erzeugnisse exportiert. Der Großteil, nämlich 87% aller Erzeugnisse, blieb in den Dörfern und 9,2% waren für die Städte vorgesehen.20 Diese Zahlen sollten sich in Zukunft, durch die forcierte Industrialisierung, deutlich ändern. Der Export landwirtschaftlicher Güter sollte, wie auch vor dem Ersten Weltkrieg, wieder einen entscheidenden Beitrag für die Industrie leisten. Während des Ersten Weltkriegs, der Revolution und dem Bürgerkrieg fielen die Agrarerzeugnisse und der Viehbestand dramatisch und die Wirtschaft musste Anfang der 1920er wieder aufgebaut werden. Mit der Neuen Ökonomischen Politik (NĖP)21 erfuhr das Land eine erstaunlich schnelle Wiederherstellung der Wirtschaft. 1926 wurde erstmals das Vorkriegsniveau wieder erreicht. Die Getreideproduktion und der Viehbestand stiegen an, der Export blieb jedoch zurück und betrug mit zwei bis drei Millionen Tonnen Getreide jährlich etwa ein Viertel des jährlichen Durchschnitts von vor 1914.22
Die Gründe für den zurückgebliebenen Export liegen nicht zuletzt in dem Konzept der NĖP selbst. Mit ihr hatten die Bauern der obščina23 weitgehend das Recht, über ihre Produkte frei zu verfügen. Die Abgaben an den Staat wurden in Form von Naturalsteuern geleistet. Nach den Schätzungen des Historikers R.W. Davies sind zwischen 1913 und 1926/27 die direkten Steuern von 9,5% auf 4,9% des Hofeinkommens gesunken, außerdem wurde die Landpacht abgeschafft.24 Den Bauern wurde somit ein Anreiz gegeben, möglichst viel zu produzieren. Trotzdem blieb der größte Teil der Erzeugnisse für den Eigenbedarf auf dem Land. Zusätzlich verschlechterten sich die Handelsbedingungen während der 1920er Jahre im Vergleich zu 1913 und auch die Agrarrevolution von 1917/18 hatte negative Auswirkungen auf die Vermarktung.25
1926, auf der 15. Parteikonferenz, formulierte man folgendes Ziel: „Wir müssen danach streben, das industrielle Entwicklungsniveau der fortschrittlichsten kapitalistischen Länder in relativ kurzer historischer Frist einzuholen und dann zu übertreffen.“26 Dies entsprach in etwa der Grundlage der Festschreibungen des 15. Parteitags, vom 2. - 19. Dezember 1927, (welcher als Industrialisierungsparteitag in die Geschichte eingehen sollte27 ) und den Grundideen des ersten Fünfjahresplans.28
Mit dem Fünfjahresplan und dem gleichzeitigen Beschluss zur forcierten Industrialisierung endete die Neue Ökonomische Politik. Nach mehreren Vorlagen wurden im Frühjahr 1929 eine Ausgangs- und eine Optimalvariante des Fünfjahresplanes offiziell verabschiedet.29 Die Erwartungen waren gigantisch und de facto gar nicht realisierbar. Allein für das Jahr 1929/30 sah man eine Produktionssteigerung um 31,2% vor.30 Entscheidendes Mittel sollte die Senkung der Selbstkosten sein, welche um 35% verringert werden sollten.31 Um dies zu erreichen, sollte das „amerikanische Modell“ übernommen werden. Die Schaffung industrieller Großbetriebe, sowie die Einstellung von ungelernten Arbeitern, sollten die Kosten senken.32 Daneben musste der Export ländlicher Erzeugnisse radikal angehoben werden, um einen Industrialisierungsbeitrag zu leisten. Jedoch nicht nur die Ausfuhr von Agrarprodukten sollte der Industrie zu Gute kommen; die Vermarktung von Holz und Erdöl wurden mit dem forcierten Export ebenso dramatisch angehoben.33
Noch bevor der Fünfjahresplan öffentlich bekannt gegeben wurde, galt er bereits als veraltet. Die Leitung des Volkswirtschaftsrates sprach sich zwei Wochen vor der Bekanntgabe für eine „Korrektur“ aus, die sogar die Optimalvariante übertraf.34 Einige der Planer prophezeiten schon damals, was dem Land bevorstand: Inflation, soziale Unruhen unter Arbeiter- und Bauernschaft und permanente Gewaltanwendung seitens des Staates.35 Dennoch, die Partei entschied sich zur „Flucht nach Vorn“ und propagierte sogar, den Plan in einem noch dramatischeren Tempo – innerhalb von vier Jahren – zu erfüllen.36
4.2 Kollektivierung und Getreiderequisitionen
Um den Fünfjahresplan erzielen zu können, verlangte die Partei von der Landwirtschaft nicht nur, die Binnenversorgung sicherzustellen, sondern sie musste, wie auch vor dem Ersten Weltkrieg, einen hohen Getreideexport ermöglichen.37 Der Erlös sollte für den Import von Industriegütern, u. a. Traktoren, eingesetzt werden.38 Die Grundidee war also, möglichst viel Kapital aus der Landwirtschaft in die Industrie zu pumpen.
Damit der Getreideabzug optimal durchgeführt werden konnte, sollten die Landwirte in Kolchosen eintreten, in welchen die wichtigsten Produktionsmittel zusammen verwaltet und geteilt wurden. Während die Industrialisierung wirtschaftliche Ziele verfolgte, waren für die Kollektivierung ideologische Ziele bestimmend: ideologisch gesehen versprach sich die Regierung die Abhängigkeit der Bauernschaft, und somit die vollständige Vernichtung der Privatwirtschaft, die als Hindernis des sozialistischen Aufbaus gesehen wurde.39
Bis April 1929 konnten sich die Bauern aus eigener Überzeugung den Kolchosen anschließen, doch mit diskriminierenden Steuern gegenüber den Privatwirtschaften wurde diese Freiwilligkeit praktisch aufgehoben und sie ging 1929 in eine Welle der Zwangskollektivierung über.40
Ab dem Sommer 1929 traten massenhaft Bauern unfreiwillig in die Kolchosen ein. Vor allem die Ärmeren, die nichts zu verlieren hatten, entschlossen sich zu diesem Schritt. Sie hofften, in der Kolchose die versprochenen Produktionsmittel wie Traktoren, Saatgut und Inventar zu finden, doch diese Versprechen blieben unerfüllt und die neu entstandenen Kolchosen drohten im Chaos wieder zu zerfallen.41 Zwar wurde im Sommer 1929 die Auslieferung von 2000 Traktoren bestimmt, tatsächlich jedoch verließen nur 42 Traktoren die Traktorenwerke, und wie ein amerikanischer Ingenieur die Lage beurteilte, zerfielen sie schon nach 70 Stunden Einsatz in ihre Einzelteile.42
Die Bauern wurden also mit Versprechungen in die Kolchosen getrieben, fanden jedoch nichts dergleichen vor. Die Versorgungsengpässe spitzten sich zu, und von den Bauern wurde das Getreide mit Gewalt eingetrieben. Erstmals seit dem Kriegskommunismus 1918-1920/21 wurden nun in Friedenszeiten wieder Rationen eingeführt und Getreiderequisitionen auf dem Land durchgeführt. Dabei konzentrierte sich die Regierung besonders auf die Gebiete, welche die meisten Erträge brachten, wie die Ukraine, Nordkaukasus und das untere Wolgagebiet.43 In allen Gebieten wurden den Bauern feste Abgaben diktiert und ihnen bei Nichterfüllung strenge Strafen verhängt. Bei einer Nichterfüllung der Abgaben musste künftig das Fünffache der Getreidesteuer abgegeben werden. Konntedies wiederum nicht erfüllt werden, sollte das gesamte persönliche Eigentum konfisziert werden.44
Zwar gab es immer wieder bäuerlichen Widerstand, so z.B. der sogenannte „Weiberaufstand“ im Frühjahr 1930. Die Partei musste den Bauern im Frühjahr 1930 wieder den Fortbestand einer kleinen Privatwirtschaft im Rahmen eines Artel’s45 zugestehen und die „Freiwilligkeit“ des Kolchosenbeitritts wurde erneut betont.46 Als dies jedoch eine Massenaustrittswelle in den Kolchosen zur Folge hatte, reagierte die Partei nach einem halben Jahr wiederum mit Repressionen und zwang die Bauern aufs Neue zum Kolchoseneintritt.
4.3 Getreideerträge und Export
Getreide war lange das wichtigste Produkt der russischen Landwirtschaft wie auch der russischen Wirtschaft insgesamt. Das Zarenreich versorgte einst große Teile Europas mit Getreide. Im Durchschnitt trug der Getreideexport bis 1914 etwa 35% zu den Gesamtexporteinnahmen bei,47 je nach Ertrag konnten es auch 50% sein.48 So wurden zwischen 1910 und 1914 jährlich etwa 10 Millionen Tonnen Getreide exportiert.49 Durch den Ersten Weltkrieg, die Revolution und den Bürgerkrieg fielen die Agrarerzeugnisse und der Viehbestand dramatisch. Erst 1926, im Zuge der NĖP, wurde das Vorkriegsniveau in der Getreideproduktion wieder erreicht und der Viehbestand erholte sich. Der Export stagnierte jedoch auf 25% des Vorkriegsniveaus50 und fiel mit der Getreidekrise 1927-29 noch erheblicher.
Für die Wissenschaft war es bis in die 1990er Jahre schwierig, an verlässliche Statistiken zur Getreideproduktion von 1928 bis 1933 zu kommen, da die Zahlen systematisch gefälscht wurden und einigermaßen korrekte Zahlen nur in Geheimdokumenten vorhanden waren.51 Davies und Wheatcroft machen darauf aufmerksam, dass die offiziellen Zahlen der Sowjetunion seit 1926 durch einen Korrektionskoeffizienten deutlich erhöht wurden. Ab 1929 wurden die Zahlen, durch den Druck von oben, sie zu „korrigieren“, noch unzuverlässiger. Gemäß Davies und Wheatcroft scheint es demnach notwendig, zumindest die Produktionszahlen zwischen 1930 und 1932 um 20 bis 30% zu senken.52 Viele der Statistiken geben keinen zuverlässigen Gesamternteertrag an, da sie nicht selten das durch Organisationsmängel liegen gebliebene und verdorbene Getreide mit einschließen.53
Die offiziellen Zahlen wurden von Davies und Wheatcroft entsprechend korrigiert:
Auffallend ist der starke Rückgang von etwa 14% im Ertrag von 1930 auf 1931. Demgegenüber steht jedoch eine deutliche Zunahme von etwa 6% im Getreideexport.
Patricia Flor kommt zu ähnlichen Ergebnissen wie Davies und Wheatcroft und führt dazu noch die Erträge in Rubel auf. Sie nennt folgende Zahlen: 54
Um die Gesamtentwicklung der Getreideproduktion und Exporte beurteilen zu können, wäre es sinnvoll, die Exporte der NĖP hinzuzuziehen, die sich zwischen 1923 und 1926 immerhin noch zwischen 2 bis 2,5 Mio. Tonnen jährlich bewegten.55 Doch fast alle Statistiken setzen als Ausgangspunkt das Jahr 1928/29 an und tragen so zu einer Verzerrung des Gesamtbildes bei, denn 1927-1929 kam es durch die Getreidekrise zu Produktionsrückgängen und enormen Exporteinbußen. Es kann so leicht der Eindruck entstehen, die niedrigen Exporte von 1928/29 seien normal. Doch in diesen Jahren senkte die Regierung den Ankaufpreis von Getreide. Folglich stiegen die Bauern vermehrt auf Milch- und Fleischproduktion um. Entscheidend für die Krise ist auch das wirtschaftliche Ungleichgewicht zwischen Stadt und Land.56 Innerhalb von nur einem Jahr wurde der Export wieder drastisch erhöht. Ein Blick auf Flors und Davies Statistiken bestätigt, dass der Export 1930 auf das 18 bis 26 Fache des Vorjahres gestiegen ist. Der Gesamtertrag betrug jedoch nur das Dreifache. Durch die Weltwirtschaftskrise sanken die Getreidepreise auf dem Weltmarkt drastisch. Deshalb trug der Getreideexport trotz seines Umfangs zeitweilig verhältnismäßig wenig zu den Staatseinnahmen bei. Rechnet man zusätzlich die Inflation des Landes hinzu, zeigt sich für die russische Wirtschaft ein geradezu erschreckendes Bild. Dennoch: auf Kosten der eigenen Bevölkerung wurde das Getreide im Westen zu Dumpingpreisen verkauft.
Mit den gestiegenen Exporteinnahmen hatte sich die Staatsführung zunächst versprochen, möglichst viele Maschinen importieren zu können. Bis 1931 stieg der Import solcher Güter tatsächlich an und die Sowjetunion entwickelte sich zu einem der weltgrößten Importeure. Ab Ende 1931 ging sowohl der Import von Kapitalgütern als auch von Konsumgütern im Zuge der Importsubstitutionsstrategie, die eine Eigenproduktion der Maschinen vorsah, rapide zurück. Diese Strategie ging allerdings nur begrenzt auf, denn auch die Exporteinnahmen konnten die Auslandschulden nicht decken.57 Statt die für den Aufbau einer eigenen Industrie notwendigen Industriegüter zu importieren, wurde dies nun als längst durchschrittenes Entwicklungsstadium gefeiert. 58
4.4 Der Kulak – Ein Klassenfeind
Wörtlich übersetzt bedeutet Kulak „die Faust“, aber schon im Zarenreich wurde der Begriff Kulak abwertend für einen wohlhabenden Großbauern benutzt. Unter Lenin lebte das negative Bild der Kulaken weiter. Sie sollen sich während der Kriegsjahre am Volk bereichert haben.59
Auch im stalinistischen Gebrauch wurden hiermit zunächst die wohlhabenden Bauern gemeint, doch schnell wurden sie zum „Dorfkapitalisten“ und damit zum „Klassenfeind“ erklärt. Besonders ab 1929, mit dem Beginn der Zwangskollektivierung, konnte jeder, der sich weigerte, in die Kolchose einzutreten, zum Kulaken erklärt werden. Eine Zuordnung zu dieser Klasse geschah jedoch meist willkürlich. So schildert ein Dorfkorrespondent in der Tverer Dorfzeitung:
„Meiner Meinung nach ist es unmöglich, feste Grenzen für den Kulaken anzugeben. Die Bauern vor Ort bestimmen ja nach Auftreten, was das für ein Mensch ist: ein Kulak, ein Mittelbauer oder ein Kulturbauer.“60
Es mag ein geschickter Schachzug der Parteiführung gewesen sein, das alte Feindbild des Kulaken bis in die 1930er Jahre aufrecht erhalten bzw. den alten Feind wieder zum Leben erweckt zu haben. Er konnte somit als Urheber für die Versorgungskrise herhalten. Für die entstandenen Versorgungsengpässe und die Getreidekrise (1927-1929) wurden nicht die zu hohen Ernteerwartungen der Partei, sondern die Kulaken verantwortlich gemacht.61
Gerade während der Hungerjahre wurde das Feindbild des getreidehortenden Kulaken weiter propagiert und selbst viele Bednjaken62 mussten als Sündenböcke herhalten. Ganze Durchsuchungsbrigaden kamen in Dörfer, um auch das letzte Getreide aus den Bauern herauszupressen. Wenn die Bauern Getreide versteckten, so taten sie das in der Regel nicht aus kapitalistischen Gründen, sondern einfach, um zu überleben.
Am 27. Dezember 1929 rief Stalin in einer Hetzkampagne zur Liquidierung der Kulaken als Klasse auf. 63 Stalin selbst betont, bisher zum milde mit den Kulaken umgegangen zu sein und dass eine Politik der Verdrängung nicht mehr ausreiche.64 Es sei nötig, diese – so wörtlich Lenin zitierend – Blutsauger, Spinnen und Vampire fortan zu liquidieren.65 Gegen sie sollte künftig mit unwahrscheinlicher Brutalität vorgegangen werden.
Da es faktisch keine wohlhabenden Haushalte mehr gab, schuf sich die Partei neben den Kulaken noch die „Unter- und Halbkulaken“. Von nun an konnten alle, selbst wenn sie kaum etwas besaßen, zum Kulaken gemacht werden.66 Ein ehemalig Deportierter berichtet davon, wie die Kulaken bestimmt wurden:
„(…) der und der hat sechs Pferde…außerdem hat er während der vorigen Ernte einen Knecht gehabt. Die GPU wird benachrichtigt und dann ist’s fertig. Der Betreffende bekommt fünf Jahre. Sein Eigentum wird konfisziert und der Kollektivwirtschaft übergeben. Manchmal schicken sie die ganze Familie weg (…).“67
Die sogenannten Kollektivierungshelfer wurden aufs Land geschickt, um die Kulaken aufzuspüren und ihr „verstecktes“ Getreide einzutreiben. Einer von ihnen, Viktor Kravčenko, berichtet von folgendem Befehl, der ihnen erteilt wurde:
„Sie [die Kulaken] sabotieren die Parteipolitik. Und die Ortsbehörden schrecken manchmal zurück und zeigen Schwäche. Eure Aufgabe ist es, das Korn um jeden Preis herauszubekommen. Pumpt es heraus, wo es auch immer versteckt sein mag, in Öfen, unter den Betten, in Kellern oder in den Hinterhöfen. Durch euch, die Parteibrigaden, sollen die Dörfer die Bedeutung der „bolschewistischen Unerbittlichkeit“ kennen lernen. Ihr müsst und werdet das Korn finden! Dies ist eine Aufforderung an die letzte Kraft eurer Einsatzbereitschaft und an euren Tschekageist. Scheut nicht davor zurück, auch die äußersten Maßnahmen zu ergreifen. Die Partei steht voll und ganz hinter euch. (…) Der Klassenkampf hat in den Dörfern die schärfsten Formen angenommen.“68
Da es durch die dramatischen Getreideabzüge und die Brutalität der Sowjets längst keine wohlhabenden Landwirte mehr gab, erscheint diese Aussage des britischen Historikers Robert Conquest glaubhaft: „Die Kulaken als ökonomische Klasse, wie immer man sie auch definierte, waren nichts anderes als ein Konstrukt der Partei.“69
5. Die Hungerjahre 1932/33
5.1. Hunger in der Kornkammer Russlands
Paradoxerweise traf die Hungersnot besonders jene Gebiete, welche als Überschussgebiete der Sowjetunion galten, wie die Ukraine, Nordkaukasus, Kasachstan und das untere Wolgagebiet, wohingegen die Getreidezufuhrgebiete während der Hungerjahre wesentlich besser versorgt wurden.70 Doch ist dies nicht verwunderlich, da doch gerade die normalerweise getreidereicheren Gebiete mit ihren fruchtbaren Böden die besten Voraussetzungen zur Kollektivierung boten. Sie hatten wegen ihrer überdurchschnittlichen Erträge harte Abgabequoten zu erfüllen. Verständlicherweise war der Widerstand der Bauern gerade in diesen Gebieten, wo die Kollektivierung noch rigoroser durchgeführt wurde, besonders hoch.71
Seit Juli 1932 diktierte Moskau den Bauern Getreideabgaben, die faktisch jenseits des Möglichen lagen.72 So erwartete der Jahresplan von 1932 eine gigantische Ernte von 90 Millionen Tonnen Getreide, von denen über 9 Millionen exportiert werden sollten.73 Die tatsächliche Ernte sah mit etwa 55 Millionen Tonnen erheblich niedriger aus.
Das Massensterben setzte in der Ukraine ab November 1932, im Nordkaukasus bereits zwei Monate zuvor ein.74 Zwar wurden von der Regierung ab Februar 1933 Hilfsmaßnahmen vorgenommen,75 jedoch griffen diese nicht sofort, und so verzeichnete das Land bis 1934 noch eine deutlich erhöhte Sterbequote.76
Beim Blick auf die Statistik verwundert zunächst, dass die Hungersnot nicht schon im Jahr 1931, im Zuge der rasant steigenden Exportraten, ausgebrochen ist, denn allein in den Monaten Oktober/November 1930 wurden etwa 2,3 Millionen Tonnen Getreide exportiert.77 Der entscheidende Grund liegt insbesondere darin, dass die 1930 eingetretenen Kolchosniki78 ihre bestellten Felder 1931 noch privat abernten durften. Damit trugen sie 1931 noch zu einer mehr oder weniger ausreichenden Versorgung bei.79 Denn durch das Chaos im Zuge der Kolchosierung und mangelnder Organisation ging schon 1931 ein Viertel der Ernte durch zu spätes Abernten verloren,80 während die Privatwirtschaften in der Regel wesentlich höhere Erträge erzielten.
Nachdem das Land 1930 eine überdurchschnittlich gute Ernte erfuhr, erwartete die Regierung weiterhin solche Ergebnisse, ja sogar noch ein Übertreffen der Vorernte. Aber schon 1931 gingen die Erträge zurück – der Export stieg trotzdem. Die Getreideausfuhr darf jedoch nicht als alleiniger Grund für die Katastrophe gelten. Während die Ernte 1932 etwa 55 Millionen Tonnen betrug, wurden 1932 lediglich 1,7 Mio. Tonnen, also erheblich weniger als in den beiden Vorjahren, exportiert.81
Der erhebliche Ernterückgang 1932 hatte verschiedene Ursachen: Zum einen fiel die Ernte naturbedingt in diesem Jahr erheblich niedriger aus. Viele Quellen sprechen von Trockenheit im Südosten der Ukraine. Andererseits aber fühlten sich die Kolchosebauern – zu Recht– um ihren Lohn betrogen und zeigten keine besondere Einsatzbereitschaft mehr.82
Die Sowjetregierung verfügte neben den Reserven und Exportrücklagen über geheime Kriegsvorräte, da ein japanischer Angriff befürchtet wurde. Beim Vergleich der veröffentlichten Zahlen für die Getreidemengen in den Speichern zeigt sich trotz einem Rückgang der gesamten Speichermenge eine Zunahme bei den „verschiedenen Vorräten“.83 Diese umfassten die Kriegsvorräte, Mobilmachungsvorräte und weitere „unantastbare“ Reserven.84
Jedoch ist in der Forschung mittlerweile klar, dass die Getreidespeicher nicht die gigantischen Reserven enthielten, wie häufig vermutet wird. Stalin selbst betonte im August 1929 in einem Schreiben an Molotov ausdrücklich die Notwendigkeit eines unangetasteten Getreidespeichers von 1,6 Mio. Tonnen.85 Obwohl die Getreidekonfiszierung 1929/30 mit 16 Millionen Tonnen im Vergleich zu den Vorjahren deutlich höher lag, schaffte es die Regierung nie, diesen Getreiderücklageplan zu erfüllen. Sie mussten immer wieder auf die Reserven zurückgreifen, um Rationen zu erhöhen und Unruhen zu vermeiden. Dies lag auch daran, dass durch den rasanten Zuzug in die Städte die Arbeitskräfte auf dem Land fehlten, zugleich aber nunmehr in den Städten die Zahl der zu Versorgenden erhöht war.86 Das führte dazu, dass ab Juli 1932 auch zunehmend auf die „unantastbaren“ Reserven zurückgegriffen werden musste.87 Ein beherzigter Zugriff auf die Vorräte hätte sicher Leid verhindern können.88
Geradezu grotesk scheint dieses Bild jedoch, wenn man bedenkt, dass ein Aufbau der Getreidereserven durchaus hätte verwirklicht werden können. Dieses von Stalin als so wichtig erachtete Ziel wurde dem, wirtschaftlich gesehen, nutzlosen Export geopfert.
[...]
1 Rudolf A. Mark: Die Hungersnot in Kazachstan. Historiographische Aufarbeitung im Wandel. In: Osteuropa. Jg. 54. 12/2004, S. 112-130, hier S. 118.
2 Stephan Merl: Entfachte Stalin die Hungersnot von 1932-1933 zur Auslöschung des ukrainischen Nationalismus? Anmerkungen zu neueren westlichen Veröffentlichungen über die „ukrainische“ Hungersnot. In: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas Bd. 37. Stuttgart 1989. S. 569-590, hier S. 569.
3 Z.B. Der ukrainische Hunger-Holocaust. Stalins verschwiegener Völkermord 1932/33 an 7 Millionen ukrainischen Bauern im Spiegel geheimgehaltener Akten des deutschen Auswärtigen Amtes. Eine Dokumentation. Hg. von Dmytro Zlepko. Sonnenbühl 1988.
Z.B. Robert Conquest: Ernte des Todes. Stalins Holocaust in der Ukraine 1929-1933. München 1988.
4 Zitat (Danilov) nach: Stephan Merl: War die Hungersnot von 1932-33 eine Folge der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft oder wurde sie im Rahmen der Nationalitätenpolitik herbeigeführt? In: Ukraine: Gegenwart und Geschichte eines neuen Staates. Hg. von Guido Hausmann/ Andreas Kappeler. Baden- Baden 1993. S. 145- 166, hier S. 147.
5 Online unter http://www.ukraine-nachrichten.de/artikel/2412/parlamentarische-versammlung-des-europarates-erkennt-holodomor-nicht-als-voelkermord-an. [17.05.2010]
6 Dokumentation: Holodomorgedenktag. In: Ukraine-Analysen 16/ 2006. Hg. von der Forschungsstelle Osteuropa. Bremen 2006, S. 12f.
7 Art. II der Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes. Zitiert nach der Übersetzung aus dem Englischen von: Jan Hübner: Das Verbrechen des Völkermords im internationalen und nationalen Recht. Schriften zum Staats- und Völkerrecht. Bd. 107. Hg. von Dieter Blumenwitz. Frankfurt a. M. 2004, S. 66f.
8 Ebd.
9 Merl: War die Hungersnot [Fn.4], S. 147.
10 Stephan Merl: Kollektivierung und Bauernvernichtung. In: Die Umwertung der sowjetischen Geschichte. Hg. von Dietrich Geyer. Göttingen 1991. S. 103- 132, hier S. 124f.
11 Ebd.
12 Merl: Entfachte Stalin die Hungersnot [Fn.2], S. 572.
13 Zitiert in: Wilfried Jilge: Holodomor und Nation. Der Hunger im ukrainischen Geschichtsbild. In: Osteuropa. Jg. 54. 12/2004. S. 131-146, hier S. 149f.
14 Robert Conquest: Ernte des Todes. Stalins Holocaust in der Ukraine 1929-1933. München 1988.
15 Jilge: Holodomor und Nation [Fn.13], S. 155.
16 Wilfried Jilge: Geschichtspolitik in der Ukraine. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Online unter: http://www.bpb.de/publikationen/PZ8MDV,0,Geschichtspolitik_in_der_Ukraine.html [25.06.2010].
17 Zitiert in: Patricia Flor: Die Sowjetunion im Zeichen der Weltwirtschaftskrise. Außenhandel, Wirtschaftsbeziehungen und Industrialisierung 1928-1933. Berlin 1995, S. 41.
18 Gosudarstvennyj plan Ėlektrifikazii Rossii (Staatsplan zur Elektrifizierung Russlands).
19 Heiko Haumann: Die Wirtschaft. Mittel und Träger der russischen Wirtschaftsentwicklung. In: Handbuch der Geschichte Russlands. Bd. 3. II. Von den Autokratischen Reformen zum Sowjetstaat. Hg. von Gottfried Schramm. Stuttgart 1992. S. 1224-1287, hier S. 1235.
20 Ebd., S. 1230.
21 Novaja Ėkonomičeskaja Politika.
22 Stephan Merl: Agrarreform und nichtmarktwirtschaftliche Bedingungen. In: Landwirtschaft und industrielle Entwicklung. Zur ökonomischen Bedeutung von Bauernbefreiung, Agrarreform und Agrarrevolution. Hg. von Toni Pierenkemper. Stuttgart 1989. S. 175-209, hier S. 189.
23 Dorf- und Selbstverwaltungsgemeinde. Ihre Existenz endete mit dem Beginn der stalinistischen Industrialisierungs- und Kollektivierungspolitik.
24 S. G. Wheatcroft/ R.W. Davies: Agriculture. In: The Economic Transformation of the Soviet Union, 1913- 1945. Hg. von R. W. Davies/ Mark Harrison/ S. G. Wheatcroft. Cambridge 1994. S. 106-130, hier S. 111.
25 Ebd.
26 Zitiert in: Flor: Die Sowjetunion im Zeichen der Weltwirtschaftskrise [Fn. 17], S. 27.
27 Die Sowjetunion. Von der Oktoberrevolution bis zu Stalins Tod. Bd. 2. Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Helmut Altrichter/ Heiko Haumann. München 1987, S. 206.
28 Ebd., S. 212.
29 Ebd., S. 233-236.
30 Manfred Hildermeier: Geschichte der Sowjetunion 1917- 1991. Entstehung und Niedergang des ersten sozialistischen Staates. München 1998, S. 371.
31 Haumann: Die Wirtschaft [Fn. 19], S. 1266.
32 Die Sowjetunion. Bd. 2 [Fn. 27], S. 206f.
33 Flor: Die Sowjetunion im Zeichen der Weltwirtschaftskrise [Fn.17], S. 86ff.
34 Ebd., S. 98.
35 Hildermeier: Geschichte der Sowjetunion [Fn. 30], S. 370f.
36 Zitiert in: Die Sowjetunion. Bd.2 [ Fn. 27], S. 299f.
37 Stephan Merl: Die Anfänge der Kollektivierung in der Sowjetunion. Der Übergang zur staatlichen Reglementierung der Produktions- und Marktbeziehungen im sowjetischen Dorf (1928-1930). Wiesbaden 1985, S. 403.
38 Merl: War die Hungersnot [Fn. 4], S. 149.
39 Merl: Agrarreformen und nichtmarktwirtschaftliche Bedingungen [Fn. 22], S. 195.
40 Hildermeier: Geschichte der Sowjetunion [Fn. 30], S. 387.
41 Die Sowjetunion. Bd. 2 [Fn. 27], S. 251.
42 Hildermeier: Geschichte der Sowjetunion [Fn. 30], S. 376.
43 Merl: War die Hungersnot [Fn. 4], S. 149.
44 Heinz-Dietrich Löwe: Stalin. Der entfesselte Revolutionär. Bd. 2. Göttingen/ Zürich 2002, S. 211.
45 Produktionsgenossenschaft von Händlern, Arbeitern oder Bauern. Im Gegensatz zur Kommune durfte im Artel’ neben der Kollektivwirtschaft eine private Nebenwirtschaft existieren.
46 Zitiert in: Die Sowjetunion. Bd. 2 [Fn. 27], S. 296.
47 Wheatcroft/ Davies: Agriculture [Fn. 24], S. 111.
48 Flor: Die Sowjetunion im Zeichen der Weltwirtschaftskrise [Fn. 17], S.46.
49 Merl: Agrarreform und nichtmarktwirtschaftliche Bedingungen [Fn. 22], S. 183.
50 Ebd., S. 189.
51 R.W. Davies/ M. B. Tauger/ S. G. Wheatcroft: Stalin, Grain Stocks and the Famine of 1932-1933. In: Slavic Review. Bd. 54. Nr. 3. Autumn 1995. S. 642- 557, hier S. 655f.
52 Wheatcroft/ Davies: Agriculture [Fn. 24], S. 115f.
53 Ebd.
54 Flor: Die Sowjetunion im Zeichen der Weltwirtschaftskrise [Fn. 17], S. 400ff.
55 Grain exports, 19922/23- 1938. In: The Economic Transformation of the Soviet Union [Fn. 24], S. 316.
56 So Bucharin, zitiert in: Die Sowjetunion. Bd. 2 [Fn. 27], S. 224- 227.
57 Flor: Die Sowjetunion im Zeichen der Weltwirtschaftskrise [Fn. 17], S. 278-288.
58 Ebd., S. 288.
59 J.W. Stalin: Werke, Bd. 12. Berlin 1954, S.197.
60 Zitiert in: Die Sowjetunion. Bd. 2 [Fn. 27], S. 199.
61 Nikolaus Katzer. Brot und Herrschaft. Die Hungersnot in der RSFSR. In: Osteuropa. Jg. 54. 12/2004. S. 90-130, hier S. 90.
62 Arme Bauern.
63 J. W. Stalin: Zu den Fragen der Agrarpolitik der Sowjetunion. Hamburg/ Berlin 1930, S. 29ff.
64 J. W. Stalin: Werke, Bd. 12. Berlin 1954, S. 160.
65 Ebd., S.197f.
66 Hildermeier: Geschichte der Sowjetunion [Fn. 30], S. 384
67 Zitiert in: Die Sowjetunion. Bd. 2 [Fn. 27], S. 354f.
68 Viktor Kravchenko: Ich wählte die Freiheit. Das private und politische Leben eines Sowjetbeamten. Hamburg 1946, S. 116.
69 Robert Conquest: Ernte des Todes [Fn. 14], S. 94
70 So Otto Schiller, in : Hunger – Holocaust [Fn. 3], S. 192.
71 Ebd., S. 193.
72 Boris Barth: Genozid. Völkermord im 20. Jahrhundert. Geschichte, Theorien, Kontroversen. München 2006, S. 142.
73 R.W. Davies/ S. G. Wheatcroft: The Years of Hunger: Soviet Agriculture, 1931-1933. Bd. 5 von: The Industrialisation of Soviet Russia. Basingstoke/ New York 2004, S. 137.
74 Ebd., S. 410.
75 Siehe hier Kapitel 5.5., S. 22.
76 Merl: Entfachte Stalin die Hungersnot [Fn. 2], S. 581.
77 Flor: Die Sowjetunion im Zeichen der Weltwirtschaftskrise [Fn. 17], S. 401.
78 Mitglieder einer Kolchose
79 Stephan Merl: Bauern unter Stalin. Die Formierung des sowjetischen Kolchossystems 1930- 1941. Berlin 1990, S. 352.
80 Ebd., S. 351.
81 Siehe hier Kapitel 4.3.
82 Merl: War die Hungersnot [Fn. 4], S. 152.
83 R.W. Davies/ M. B. Tauger/ S. G. Wheatcroft: Stalin, Grain Stocks and the Famine of 1932-1933 [Fn. 51], S. 644.
84 Ebd., S. 646.
85 Ebd., S. 647f.
86 Ebd., S. 650.
87 Ebd., S. 651.
88 Ebd., S. 656f.