Das Anforderungsprofil der Rückschlagsportart Badminton
Ein Konzept zur Schulung taktischer Grundlagen im Badmintonsport
Zusammenfassung
Heute zählt Badminton zu den populärsten Sportarten der Welt. Als es 1992 in Barcelona olympisch wurde, lag die Fernseheinschaltquote bei über einer Milliarde Zuschauern.
Mit der zunehmenden Popularität in den vergangenen zwanzig Jahren kam es zu einer rapiden Zunahme des Leistungsniveaus in der Rückschlagsportart Badminton; so wurde beispielsweise 1986 bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von einem Schlag pro Sekunde gespielt (Kollath/Bochow et al. 1987).
Bei den Russian Open 1995 betrug die durchschnittliche Schlaggeschwindigkeit bereits 1,21 Schläge pro Sekunde (Zhabankov 1997).
„Sportwissenschaftliche und trainingstaktische Überlegungen sowie industrielle Forschungen bei der Schlägerproduktion führten Badminton in den vergangenen Jahren in eine ganz neue Dimension.“
(Brahms, B.V. 2009, Handbuch des Badminton, Aachen: Meyer, S. 9)
Eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit in der Sportart Badminton erfordert eine optimale Trainingsplanung, deren Grundlage ein exaktes Anforderungsprofil ist. Badminton rückte erst 1977 in den Fokus der Sportwissenschaft, daher gibt es bis heute im Vergleich zu anderen Sportarten sehr wenige Studien, die sich mit der Leistungsstruktur im Badminton auseinandersetzen.
(Fabig/Olinski/Sklorz 2003)
Ich werde im Folgenden (Kapitel 2) die Leistungsstruktur der Sportart Badminton unter aktuellen Gesichtspunkten untersuchen und darstellen, jedoch ohne dabei eine Gewichtung der einzelnen Faktoren vorzunehmen. Im dritten Kapitel erarbeite ich an Hand der Erkenntnisse, die ich im Kapitel 2 bezüglich der Leistungsstruktur gewonnen habe, ein didaktisch – methodisches Konzept mit dem Thema: Entwicklung taktischer Grundlagen in Angriff und Abwehr. Anschließend erfolgt das Fazit, indem ich die Haupterkenntnisse dieser Arbeit noch einmal Revue passieren lasse und beurteile, in- wieweit die Leistungsstruktur im Badminton heute schon komplett erforscht ist.
Leseprobe
Gliederung
1. Einleitung
2. Die Leistungsstruktur in der Rückschlagsportart Badminton
2.1 Kondition
2.2 Technik
2.2.1 Die Schlagtechnik
2.2.2 Die Lauftechnik
2.3 Taktik
2.3.1 Taktik des Einzelspiels
2.4 Psychische Fähigkeiten
3. Didaktisch-methodisches Konzept zur Entwicklung taktischer Grundlagen in Angriff und Abwehr
3.1 Lernvoraussetzungen
3.2 Thema der Stunde und Einordnung in die Unterrichtsreihe
3.3 Intentionen und Kompetenzerweiterungen
3.4 Unterrichtsverlauf
3.5 Didaktisch-methodischer Kommentar
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
6. Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
Badminton als Rückschlagsportart eines Federballs mit Schlägern existiert als wettkampfmäßig betriebene Sportart nach festgelegten Regeln mit definiertem Spielfeld, Netzhöhe und Sportgerät seit 1893. Heute zählt Badminton zu den populärsten Sportarten der Welt. Als es 1992 in Barcelona olympisch wurde, lag die Fernseheinschaltquote bei über einer Milliarde Zuschauern. (Fabig/Olinski/Sklorz 2003)
Mit der zunehmenden Popularität in den vergangenen zwanzig Jahren kam es zu einer rapiden Zunahme des Leistungsniveaus in der Rückschlagsportart Badminton; so wurde beispielsweise 1986 bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von einem Schlag pro Sekunde gespielt (Kollath/Bochow et al. 1987). Bei den Russian Open 1995 betrug die durchschnittliche Schlaggeschwindigkeit bereits 1,21 Schläge pro Sekunde (Zhabankov 1997). Mittlerweile gehört Badminton zu den schnellsten Sportarten der Welt mit Maximalgeschwindigkeiten des Federballs von bis zu 332 km/h - so schnell ist nicht einmal ein Golfball. Mit dem Federball spielen auf der Wiese oder dem gemächlichen Aristokratensport aus der Anfangszeit vor hundert Jahren hat diese rasante Sportart schon lange nichts mehr zu tun.
„Sportwissenschaftliche und trainingstaktische Überlegungen sowie industrielle Forschungen bei der Schlägerproduktion führten Badminton in den vergangenen Jahren in eine ganz neue Dimension.“[1]
Eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit in der Sportart Badminton erfordert eine optimale Trainingsplanung, deren Grundlage ein exaktes Anforderungsprofil ist. Badminton rückte erst 1977 in den Fokus der Sportwissenschaft, daher gibt es bis heute im Vergleich zu anderen Sportarten sehr wenige Studien, die sich mit der Leistungsstruktur im Badminton auseinandersetzen. (Fabig/Olinski/Sklorz 2003)
Einer der ersten Sportwissenschaftler, der sich mit dem Anforderungsprofil des Badmintons befasste, war Dick im Jahre 1986, der physische Faktoren unter Einbeziehung der Koordination gewichtet. Dabei hat die Koordination (beinhaltet auch die Lauf - und Schlagtechnik) mit 40% den größten Anteil, gefolgt von der Schnelligkeit (21%), Kraft (15%), Ausdauer (15%) und Flexibilität (9%).
Ich werde im Folgenden (Kapitel 2) die Leistungsstruktur der Sportart Badminton unter aktuellen Gesichtspunkten untersuchen und darstellen, jedoch ohne dabei eine Gewichtung der einzelnen Faktoren vorzunehmen. Im dritten Kapitel erarbeite ich an Hand der Erkenntnisse, die ich im Kapitel 2 bezüglich der Leistungsstruktur gewonnen habe, ein didaktisch - methodisches Konzept mit dem Thema: Entwicklung taktischer Grundlagen in Angriff und Abwehr. Anschließend erfolgt das Fazit, indem ich die Haupterkenntnisse dieser Arbeit noch einmal Revue passieren lasse und beurteile, in- wieweit die Leistungsstruktur im Badminton heute schon komplett erforscht ist.
2. Die Leistungsstruktur in der Rückschlagsportart Badminton
2.1 Kondition
Die Kondition ist die Grundlage für das laufintensive Badmintonspiel und setzt sich aus dem Leistungsvermögen bezüglich Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer und Beweglichkeit zusammen. Um dahingehend ein Anforderungsprofil erstellen zu können, bedarf es zunächst einmal einer Charakterisierung des Badmintonspiels: die vorherrschenden Bewegungen sind schnelle Antritte und Stopps, tiefe Ausfallschritte, viele Sprünge, sowie häufige Richtungswechsel und Drehbewegungen. (Internet Link, Spomedial)
„Da Badminton aus vielen schnellen Bewegungen besteht, liegt ein Hauptaugenmerk beim Training auf der Schnellkraft und der Kraftausdauer (…).“[2]
Schnellkraft wird nach Schnabel/ Harre/ Krug definiert als die Fähigkeit des Sportlers bei willkürlicher Kontraktion die Muskelkraft schnell zu mobilisieren und das Kraftmaximum in optimaler Zeit zu erreichen. (Schnabel/Harre/Krug, 2008) Es geht also darum, bestimmte Bewegungen (Schlagausführungen) möglichst schnell zu absolvieren. Bei der Kraftausdauer kommt es dagegen darauf an, die Kraftanstrengung möglichst lang durchzuhalten, d.h. der Spieler sollte in der Lage sein, große Kraftanstrengungen wie z.B. tiefe Ausfallschritte oder Angriffsschläge über das ganze Spiel auszuführen. (Fabig/Olinski/Sklorz, 2003)
Bei der Ausdauer wird je nach der energetischen Versorgung des Körpers in aerobe und anaerobe Ausdauer unterschieden. Bei der aeroben Ausdauer werden Glukose und Fettsäuren verbrannt, dieser Vorgang erfolgt über den Sauerstoff, so dass der Grad der Ausdauer von der Leistungsfähigkeit des Herzkreislaufsystems abhängt.
Bei Belastungen im anaeroben Bereich kann der Körper den auftretenden Sauerstoffbedarf nicht mehr decken; um trotzdem genügend Energie bereitzustellen, sind antioxidative Prozesse nötig; dabei kann je nach Dauer Laktat anfallen (anaerobe - laktazide Phase der Energiebereitstellung) oder auch nicht (anaerobe - alaktazide Phase der Energiebereitstellung). (Schnabel/Harre/Krug, 2008) http://www.sportunterricht.de/lksport/atp.html
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Um diese beiden Ausdauertypen auf den Badmintonsport beziehen zu können, bedarf es einiger Messwerte.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Alle drei Autoren messen unabhängig voneinander Laktatwerte von drei bis fünf mmol/l im Wettkampfgeschehen; daher lässt sich Folgendes festhalten: auf Grund der kurzen Ballwechsel (Belastungsdauer pro Ballwechsel im Durchschnitt bei 30 Sek) und der relativ niedrigen Laktatwerte steht die anaerobe alaktazide Ausdauer im Vordergrund. Kommt es hingegen zu sehr langen Ballwechseln, z.B. auf Grund des gleichen Leistungsniveaus beider Spieler, dann werden Anforderungen an die anaerobe laktazide Energiebereitstellung gestellt. Eine gut ausgebildete Grundlagenausdauer führt zu einer schnelleren Regeneration und verzögert das Einsetzen der anaeroben laktaziden Energiebereitstellung. (Spomedial)
Eine gute Beweglichkeit ist selbstredend von Vorteil im Badmintonsport, da hier gilt: je besser die Beweglichkeit, desto höher die Chance, schwer erreichbare Bälle abwehren zu können. (Fabig/Olinski/Sklorz, 2003)
2.2 Technik
2.2.1 Schlagtechnik
Die elementare Anforderung beim Badminton ist die Technik, denn nur bei vorhandener Schlagtechnik ist der Spieler in der Lage, den Ball zurückzuspielen.
Angefangen wird typischerweise mit der richtigen Griffhaltung des Schlägers, welche die Grundlage für effektive Schläge darstellt und essentiell für die Verbesserung des Spielniveaus ist. „Nur so können die ideale Ausholbewegung, die ideale Kraftübertragung und der ideale Treffpunkt des Balls zusammenfallen - und einen krafteffizienten Schlag erzeugen.“[3]
Der Basisgriff ist der sogenannte Universalgriff, bei dem die Schlagfläche quasi eine Verlängerung der geöffneten Handfläche ist.
Der Badmintonaufschlag ist die Ausgangsposition eines jeden Ballwechsels, grundsätzlich wird dabei zwischen der hoch-langen und der kurzen Spieleröffnung unterschieden. Nach den Vorgaben des Regelwerks ist der Aufschlag von unten zu schlagen, dabei muss der Treffpunkt des Balls unterhalb der Hüfte liegen. (Dickhäuser 1999)
Da der Ball von unten gespielt werden muss, kann der Gegner in den meisten Fällen mit einem Angriffsschlag reagieren. Deswegen sollte das Ziel beim Aufschlag sein, nicht unmittelbar in die Defensive zu geraten, was beispielsweise mit einer Variation der Aufschläge unterbunden werden kann, da der Gegner sich nicht darauf einstellen kann. Für den Aufschlag sind daher Ballsicherheit und Finesse gefragt. In den höheren Spielklassen wird überwiegend nur noch der Rückhandaufschlag ausgeführt, da der Gegenspieler aufgrund der geringen Ausholbewegung eine weitaus kürzere Reaktionszeit zur Verfügung stehen hat. (Fabig/Olinski/Sklorz 2003)
Zum Schlagrepertoire eines guten Badmintonspielers gehören eine Reihe von Grundschlägen, die in zahlreichen Varianten angewendet werden können. Im Folgenden werde ich darauf kurz eingehen, da die Begrifflichkeiten im zweiten Teil dieser Arbeit, dem didaktisch-methodischem Konzept, noch eine Rolle spielen werden.
- Der Clear
Beim Clear wird der Ball bis an die Grundlinie des Gegners geschlagen. Es existiert eine Angriffs -, sowie eine Defensivvariante, abhängig von der Flugbahn des Balles.
[...]
[1]Brahms, B.V. 2009, Handbuch des Badminton, Aachen: Meyer, S. 9
[2] Brahms, B.V., 2009, Handbuch Badminton, Aachen: Meyer, S.107 4
[3] Brahms, B.V., 2009, Handbuch Badminton, Aachen: Meyer; S.21