Die Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung
Effekte von Demografie und medizinisch-technischem Fortschritt
Zusammenfassung
Begriffe wie, Generationenvertrag, Solidarprinzip und Sozialstaatsprinzip bestimmten das deutsche Sozialsystem des vergangenen Jahrhunderts. Die Absicherung eines jeden Einzelnen galt weltweit als Vorreitermodell, niemand brauchte sich Sorgen um seine Existenz zu machen. Durch das Vorhandensein verschiedenster Fürsorgemodelle, entwickelte sich Deutschland immer mehr zum Wohlfahrtsstaat. Das über Jahrzehnte an-haltende Wachstum der deutschen Wirtschaft trübte allerdings die Sicht auf die wahren Zusammenhänge, da die Allgemeinheit sich längst an diese Annehmlichkeiten gewöhnt hatte und diese als selbstverständlich ansah. Zu dieser Zeit suggerierte vor allem das Gesundheitswesen den Beitragszahlern, „Gesundheit kostet nichts“ und förderte das Verständnis einer Vollkaskomentalität. Im Herbst 2004 prangerte der damalige Bundeskanzler Schröder diesen Zustand in aller Öffentlichkeit an und warf den Deutschen eine sogenannte „Mitnahmementalität“ vor. Empörungen folgten, blieb doch der Aspekt unberücksichtigt, dass letztlich die Politiker entsprechend ihrer Entscheidungen diese Vollkaskomentalität erst ermöglichten. Schon Ende der 70er machten Vereinzelte auf die ersten Risse in der „Sozialstaatsfassade“ aufmerksam, genaueres Hinschauen aber vermied die politische Verantwortlichkeit zu dieser Zeit. Erst langsam, dann zunehmend schneller, entwickelte sich ein gesetzlicher Marathon der Kostendämpfungen, welcher bis heute versucht insbesondere im Gesundheitswesen, durch kleine Korrekturen das lieb gewonnene Gesamtsystem aufrecht zu erhalten. Dieser unabänderliche Zustand und die immer tieferen Risse im Fundament des Sozialstaats, erschwerten es geeignete Maßnahmen einzuleiten, um die längst notwendige Reform des Sozialsystems voranzutreiben. Im Duden wird „Reform“ als „Umgestaltung“, „Neuordnung“ und „Verbesserung des Bestehenden“ definiert. Von den verabschiedeten Gesetzen in Verbindung mit dem Gesundheitswesen konnte bislang keines für sich den Anspruch erheben, für eine Umgestaltung oder Neuordnung im Sinne eines notwendigen Strukturwandels zu stehen.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Problemstellung
3 Rahmenbedingungen in der GKV
3.1 Solidaritäts- und Sachleistungsprinzip - Philosophie der GKV
3.2 Prinzip der Mitgliedschaft
3.3 Bemessungsgrundlage und Beitragserhebung
3.4 Der Generationenvertrag
4 Gesundheit als Gut- ein Exkurs
4.1 Gesundheit-ein besonderes Gut?
4.1.1 Grenznutzen und Grenzkosten
4.1.2 Direkte und indirekte Kosten
5 Fehlanreize im Gesundheitswesen
5.1 Freifahrereffekt und Moral-Hazard
5.2 Steuerungsproblematik
5.3 Zwischenfazit
6 Vorbemerkung- Demografische Entwicklung
6.1 Direkter demografischer Ausgabeneffekt-Veränderungen im Altersaufbau, die Umlagefinanzierung und der doppelte Alterungsprozess
6.2 Der demografische Finanzierungseffekt
6.3 Der indirekte demografische Ausgabeneffekt
6.3.1 Kompressionsthese und Medikalisierungsthese
6.3.2 Pro-Kopf-Altersabhängiges Risikoprofil
6.3.2.1 Verschiebungen des Pro-Kopf-Ausgabenprofils
7 Medizinisch-technischer Fortschritt-Vorbemerkung
7.1 Untersuchungsansätze zur Effektmessung des medizinisch-technischen Fortschritts
7.2 Die Generationenbilanzierung und die Nachhaltigkeitslücke
7.3 Beitragssatzentwicklung unter dem Einfluss des medizinisch-technischen Fortschritts
8 Reformoptionen zum derzeitigen System
8.1 Konzept der Bürgerversicherung
8.2 Konzept der Kopfpauschale
8.3 Gegenüberstellung der Reformoptionen
8.4 Bewertung der Reformoptionen
8.5 Teilweise Kapitaldeckung
8.6 Vollständige Kapitaldeckung
8.7 Bewertung der Reformoptionen
8.8 Fazit
9 Zusammenfassung und Ausblick
Literaturverzeichnis