Der Einfluss von Online- und mobiler Werbung auf den Markenwert eines Produkts/Unternehmens
Entwurf eines Messmodells zur Ermittlung des Markenwerts
Zusammenfassung
Die Entwicklung der letzten Jahre im Bereich Kommunikation zeigt, dass die online und mobile Werbung einen immer größeren Stellenwert einnimmt. Dies impliziert, dass diese Art der Kommunikation auch eine Auswirkung auf den Wert einer Marke haben muss und eventuell Markenbewertungsverfahren verändert.
Zur Beantwortung dieser Forschungsfrage wird der Begriff Marke sowie Richtungen der Markenbewertung dargestellt. Außerdem werden drei wichtige Markenbewertungsverfahren analysiert, um im Folgenden daraus Anleihen nehmen zu können. Anschließend wird der Einfluss der online- und mobile Werbung auf den Markenwert analysiert.
Abschließend wird zur Darstellung des Markenwerts ein einfaches Markenwertmodell, das die Kommunikation berücksichtigt und auch von kleinen Unternehmen selbst angewandt werden kann, entwickelt und diskutiert.
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Over the past years developments in the field of communication have revealed the growing importance of online and mobile advertising. Therefore, this kind of advertising must have an effect on brand value and might even implicate changes in methods of brand evaluation.
In order to provide an answer to this research question the term "brand" and different brand evaluation trends will be presented. Furthermore three prominent brand evaluation methods will be analyzed and reference to these methods will be made in the following thesis. Subsequently the influence of online and mobile marketing on brand value will be determined.
Ultimately, and in order to represent the brand value, a simple brand value model which takes into account the type of communication that can be used by small enterprises, will be developed and reflected upon.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. KAPITEL: Beschreibung der Problemstellung
2. KAPITEL: Die Marke, Beschreibung und Bewertung
2.1 Die Marke als kritischer Erfolgsfaktor
2.1.1 Definition des Begriffs „Marke“
2.1.2 Der Begriff „Marke“ im Verständnis des Verfassers:
2.1.3 Die Marke als Erfolgsfaktor
2.1.4 Markenprodukt versus n- name produkt
2.1.5 Die Marke als immaterieller Vermögensgegenstand
2.2 Verfahren der Markenbewertung - eine Übersicht
2.2.1 Kostenorientierte Markenbewertung
2.2.2 Ertragswertorientierte Markenbewertung
2.2.3 Markenbewertung aus verhaltensorientierter Sicht
3. KAPITEL: Messmodelle zur Bewertung von Marken
3.1 Wozu wird ein Messmodell benötigt?
3.2 Anforderungen an ein Messmodell zur Markenbewertung
3.3 Modelle und Auswahl
3.3.1 Markenbewertung durch das BBDO Brand Equity Evaluation System (BEES)
3.3.2 Markenbewertung durch das Interbrand Modell
3.3.3 Markenbewertung mittels des „Ansatz zur finanziellen Bewertung von Marken (GfK/PwC/Uni HH)
4. KAPITEL: Arten und Ausprägung moderner Online und mobile Werbung
4.1 Formen und Besonderheiten von Online-Werbung
4.1.1 Aktuelle Werbeformen zur Imagebildung
4.1.2 Vide- Ads
4.1.3 Social Media
4.1.4 Targeting/Retargeting
4.1.5 Kombination von Online mit realer Welt
4.2 Formen und Besonderheiten von mobile Werbung
4.2.1 Die Rolle von mobile Advertising
4.2.2 Die Kombination von mobile und realer Welt
4.2.3 Die Akzeptanz von mobile Advertising
4.3 Anforderungen an ein Markenwert-Messmodell aus Sicht der Online-/mobile Werbung
5. KAPITEL: Entwurf eines Messmodells
5.1 Inhalt eines neues Markenwertmessmodells
5.2 Notwendige Eigenschaften eines neuen Markenwert-Messmodells
5.3 Der Einflussweg der Kommunikation auf den Markenwert
5.4 Der Einfluss von Online- und mobile Werbung auf den Markenwert
5.5 Entwurf eines neuen Markenwert-Messmodells
5.5.1 Markenimage
5.5.2 Werbung und Werbeerinnerung
5.5.3 Markentreue / Loyalty Rate
5.5.4 (Wieder)-Empfehlungsrate
5.5.5 Innovation- und Qualität
5.5.6 Anzahl der Kunden
5.5.7 Umsatz
5.6 Zusammenfassende Darstellung der beispielhaften Berechnung
5.7 Überprüfung auf Einhaltung der Eigenschaften des neuen MarkenwertMessmodells
5.8 Überprüfung der Gütekriterien des neuen Markenwert-Messmodells
7. Abkürzungsverzeichnis
8. Abbildungsverzeichnis
9. Literaturverzeichnis
10. Weiterführende Internet-Links
Hinweis:
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde in der vorliegenden Masterthesis zur Bezeichnung von Personen die maskuline Form gewählt. Die Angaben beziehen sich aber dennoch auf Angehörige beider Geschlechter.
1. KAPITEL: Beschreibung der Problemstellung
„Eine 2003 durchgeführte Befragung von 344 Markenverantwortlichen in Deutschland kommt zu dem Ergebnis, dass der Stellenwert der Analyse und Bewertung von Marken in den nächsten 5 Jahren noch weiter zunehmen wird.’ [1] [2] Dennoch sind Markenbewertungsverfahren weitgehend unbekannt, wie die Studie von Schimansky zeigt:[3]
- 70% der Manager, die an der Studie von Schimansky teilgenommen haben, sehen Markenbewertung als bedeutend an.
- Weniger als 20% der Manager kennen die gängigsten Verfahren.
- Im Durchschnitt nutzen nur 2% der teilnehmenden Manager ein Markenbewertungsverfahren.[4]
Schimansky geht als- davon aus, dass Markenbewertungsverfahren in Zukunft viel an Bedeutung gewinnen werden, die Markenbewertungsbranche noch viel Potenzial hat.
„Eine wertorientierte Markenführung ist aus Sicht der Unternehmenspraxis für eine Vielzahl von Zwecken wie z.B. für Markentransaktionen, Markenschutz, Markenführung und Markendokumentation, von herausragender Bedeutung. Zur Umsetzung einer solchen wertorientierten Markenführung ist der Einsatz von Markenbewertungsinstrumenten notwendig.“[5]
Dies ist verständlich, da in der globalisierten Welt, die Zusammenschlüsse von Unternehmen weiter zunehmen werden. Dabei ist es von gr-ßer Bedeutung, die davon betroffenen Marken realistisch und unter Berücksichtigung der aktuellen Situation (z.B. Werbetechnol-gien, Aufmerksamkeit der Stakeholder) zu bewerten.
„Der Begriff Markenwert wird sorgfältiger festgelegt werden müssen.“[6] Es gibt eine Vielzahl von Markenbewertungsverfahren, doch wird auf den Einfluss von Kommunikationsmaßnahmen auf den Markenwert nicht eingegangen. Bentele/Buchele et al. befassen sich zwar mit der Fragestellung, wie man Reputation messen könnte[7], doch auch diese Ausführungen lassen viele Fragen -ffen.
Weiters ist anzunehmen, dass der Wert einer Marke hauptsächlich von der Wahrnehmung und Nutzungsbereitschaft der Stakeholder, insbesondere der Konsumenten bestimmt wird. „It’s all about the people“[8] - ein Ausspruch von Clara Shih, beschreibt dies sehr gut.
Es wird auch festgehalten, dass der Markenwert nur einen Teil des Unternehmenswerts darstellt.[9] In dieser Arbeit wird auf die Art und Weise der Feststellung des Unternehmenswerts nicht eingegangen.
Die vorliegende Arbeit versucht, ein einfaches und leicht anwendbares Messm-dell zu entwickeln, um den Wert einer Marke zu ermitteln, und zwar unter Betrachtung von Online- und mobile Werbung. Dabei muss der Anteil der Online- und mobile Werbung an den gesamten Kommunikationsaufwendungen ermittelt werden.
2. KAPITEL: Die Marke, Beschreibung und Bewertung
2.1 Die Marke als kritischer Erfolgsfaktor
Um die Marke als kritischen Erfolgsfaktor zu betrachten, ist es zuerst notwendig, eine Definition des Begriffs „Marke“ vorzunehmen. Es existiert dazu eine Vielzahl unterschiedlicher Ansätze zur Definition der Marke.[10]
2.1.1 Definition des Begriffs „Marke“
Baum-Nilsson[11] hat recherchiert, dass sich das Wort Marke etymol-gisch
aus dem mittelhochdeutschen ‘marc’ ableitet, was soviel bedeutet wie ‘Grenze, Grenzland und Grenzlinie zur Unterscheidung’. „Zusätzlich kann das Wort Marke aus dem französischen Kaufmannswort ‘marque’ abgeleitet werden, d.h. ‘auf einer Ware angebrachtes Zeichen’.[12] Mit Fortschreiten der sprachlichen Entwicklung erhielt die Marke den Bedeutungsinhalt eines Zeichens zur Erkennung. Folgenden Schluss lässt die etymol-gische Analyse zu: ,Marken sind zuallererst Zeichen und dienen als solche dazu, dass Dinge wahrgenommen werden.’In der Literatur findet sich eine Vielzahl von verschiedenen Definitionen des Begriffs „Marke“, einige davon werden im Folgenden skizziert:[13] [14]
Für Baumgarth bedeutet der Begriff Marke einen „Namen, Begriff, Zeichen, Symbol, eine Gestaltungsform -der eine Kombination aus diesen Bestandteilen, welches bei den relevanten Nachfragern bekannt ist und im Vergleich zu Konkurrenzangeboten ein differenzierendes Image aufweist, welches zu Präferenzen führt.“[15]
Für Scheier/Held ist klar, dass „eine Marke nur dann erfolgreich sein kann, wenn sie einen attraktiven, relevanten, nachhaltigen, differenzierenden, sowie funktionalen und emotionalen Mehrwert bietet.“[16]
Für Busch/Kastner/Vaih-Baur ist eine Marke mehr als ein Produkt. Eine Marke ist notwendig, um Produkte eindeutig zu kennzeichnen, [...] unterscheidbar
zu machen und „ihre Einzigartigkeit zu schützen. Marken sind somit ein Instrument zur Wertschöpfung.“[17]
Für Repenn sind Marken lediglich „Kennzeichnungsmittel zur Unterscheidung der Waren und Dienstleistungen eines Unternehmens von Waren und Dienstleistungen anderer Unternehmen.“[18]
Esch bezeichnet Marken (=Markierung einer Ware -der Dienstleistung) als „Vorstellungsbilder in den Köpfen der Konsumenten, die eine Identifikations- und Differenzierungsfunktion übernehmen und der Wahlverhalten prägen.“[18]
Für Gläser ist eine Marke „die Summe der Eigenschaften (Name, Design, Image, Produktqualität etc.) eines Unternehmens bzw. eines Produktes, im weiten
Sinn Synonym von Reputation[20]. Marken sind ums- prägnanter, je schlüssiger sie ihre Botschaft transportieren.“[21]
Hungenberg erstellt eine recht vollständige Beschreibung des Begriffs „Marke“ und beschreibt diese als ein „in der Psyche der Kunden verankertes, unverwechselbares Vorstellungsbild von einem Produkt. Es beruht auf einer Leistung, die über einen längeren Zeitraum in gleichartigem Auftritt und in zumindest gleichbleibender Qualität erbracht wird. Eine Marke ist dann strategisch relevant, wenn sie für den Kunden eine Art Mehrwert generiert, der über die -bjektiv fassbaren Elemente der Leistung hinaus geht.“[22]
Krüger beschreibt 3 Ebenen der Marke wie folgt: „Für das Unternehmen ist die Marke ein Instrument der Wertschöpfung. Für die Werbeagenturen ein Kommunikationsprodukt. Für den Verbraucher [...] ein Zeichensystem, das alles definiert und kommentiert, was seine Identität und Individualität ausmacht. Vor anderen und vor sich selbst. Ein symbolischer Code, der ihm bei Selbstfindung und Selbststilisierung assistiert.“[23]
Für den Verfasser beschreiben Krüger[24] und Hungenberg[25] die Marke recht gut. Insgesamt gehen ihm die vorangegangenen Definitionen des Begriffs Marke allerdings nicht weit genug. Eine Definition des Begriffs „Marke“ muss zwingend alle Lebens- und Wirkungsbereiche einer Marke abdecken.
2.1.2 Der Begriff „Marke“ im Verständnis des Verfassers:
Der Verfasser bezeichnet eine Marke als ein Konstrukt aus gleichbleibender, erfahrener Produkt- und/-der Dienstleistungsqualität. Dies ermöglicht es einer Marke, hohes Vertrauen der Konsumenten/Nutzer/Betrachter etc. zu generieren. Der bekannte, ehemalige Markenclaim von Henkel - „A brand like a friend.“[26] - unterstreicht dies eindrucksvoll. Weiters muss eine Marke eindeutig unterscheidbar vom Mitbewerb sein, der eindeutigen Identifikation sowie Abgrenzung von der Konkurrenz dienen und eine kulturelle Leistung darstellen. Der letzte Punkt - kulturelle Leistung - hat ums- mehr Gewicht, je älter bzw. traditionsbehafteter eine Marke ist (bspw. die Süßwarenmarke „Manner“) -der je stärker - im Sinne von mächtiger - und verbreiteter eine Marke ist (bspw. Global Brands wie „Google“, „Faceb--k“). Sogenannte „alte“, sehr lange existierende Global Brands, wie bspw. „Coca Cola“, „Volkswagen“, „Nestlé“ -der auch „Peugeot“ vereinen beide Eigenschaften: Tradition und Mächtigkeit/Verbreitung.
Ergänzend dazu passt ein Ausspruch von Stephen King[27] ', damals CEO der WPP Group, London: „Ein Produkt wird in einer Fabrik hergestellt, eine Marke wird vom Kunden gekauft. Ein Produkt kann von einem Konkurrenten nachgemacht werden; eine Marke hingegen ist einmalig. Ein Produkt kann sehr schnell überholt sein; eine erfolgreiche Marke ist zeitlos.“ [28]
2.1.3 Die Marke als Erfolgsfaktor
Unternehmen streben üblicherweise danach, eine eigene Marke aufzubauen und zu pflegen. Denn ein Unternehmen, das sich auf eine starke Marke stützen kann, kann verschiedene Vorteile für sich geltend machen:
Erfolgsfaktoren einer Marke sind:[29]
- überlegene Produktleistung
- hohe Produktqualität mit Qualitätsgarantie
- kontinuierliche Produktweiterentwicklung
- Kontinuität in der Markenführung
- erleichterte Kundenpflege / Kundenbindung
- erleichterte Gewinnung von Neukunden, -hne dabei die Markenidentität zu schwächen
Eine starke Marke ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für ein Unternehmen, da die Menschen ihr vertrauen können und wissen, was eine bestimmte Marke für Sie leistet.
2.1.4 Markenprodukt versus n- name produkt
Einen Markenartikel zu erzeugen und zu vertreiben bedeutet für ein Unternehmen eine Reihe von Vorteilen:[30]
Der Markenname ermöglicht dem Anbieter sein Produkt gegen Kopieren durch die Konkurrenz rechtlich zu schützen.
Der Markenname ermöglicht es, einen treuen Kundenstamm aufzubauen. „Markentreue schützt gegen Konkurrenzprodukte und preislich bedingte Absatzschwankungen. Sie ermöglicht eine zuverlässige Planung des Marketingpr-- gramms und der Elemente im Marketing-Mix.[31]
Der Markenartikel hilft dem Unternehmen bei der Marktsegmentierung. Erfolgreiche Marken stellen „ein Kapital im Markt dar, das sich als Markenbewusstsein, Markengeltung und Markenimage sowie im ,Corporate Image’ widerspiegelt.“[32]
Das Vertrauen in eine Marke, die Glaubwürdigkeit einer Marke „berücksichtigt [...] den Grad der Sicherheit über die Beurteilung. Markenvertrauen resultiert insbesondere aus [...] Markenbekanntheit, Markeneinstellung, Qualitätsvarianz der Markenleistungen, Markenzufriedenheit sowie Nutzung der Marke.[33] Markenvertrauen führt [...] zu einer Verringerung des wahrgenommenen Risikos, d.h. ein hohes Markenvertrauen ist insbesondere in Kaufsituationen von Relevanz, die sich durch ein hohes finanzielles (z.B. Kauf eines PKWs), funktionelles (z.B. Kauf eines gebrauchten PKWs), psychisches (z.B. Wahl von Medikamenten) -der soziales Risik- (z.B. Kauf von Geschenken) auszeichnen. In solchen Situationen ver sucht der Abnehmer durch die Wahl einer Marke mit hohem Markenvertrauen sein Risik- zu reduzieren. Darüber hinaus führt das Markenvertrauen zu einer emoti-onalen Bindung, die die Basis des Markencommitments darstellt:“[34], [35]
Ein Markenprodukt genießt somit einen Vertrauensvorschuss. Für den Verfasser ist klar, dass ein Markenprodukt aus den -ben genannten Gründen eine größere Anziehungskraft als ein N--Name-Produkt hat. Eine starke Marke ist überdies ein Anhaltspunkt, eine Fixgröße im Leben eines Menschen und hilft, sich im Dschungel der angebotenen Produkte und Dienstleistungen zu -rientieren.
Eine Nichterfüllung der Markenversprechen hinsichtlich Produktqualität wirkt sich allerdings verheerend aus, das Vertrauen in die Marke kann nur schwer wieder hergestellt werden.
Ein N--Name-Produkt mag seine Preisvorteile haben, jedoch wird der Abnehmer die Qualität nicht einschätzen können. Der Kauf eines N--Name-Produkts kann ein Risik- darstellen.
Markenführungskosten, die bei Markenprodukten das Gewinnpotential verringern, fallen bei N--Name-Produkten nicht an[36], jedoch überwiegen die Vorteile beim Aufbau einer Marke. „Mit einer Marke weiß man, was man hat - Qualität.“[37] ' Die Marke ist das wichtigste Kapital im Unternehmen, und angesichts der Überschwemmung der Menschen mit Informationen, sind diese um Orientierungshilfen in Gestalt einer vertrauenswürdigen Marke dankbar.[38]
2.1.5 Die Marke als immaterieller Vermögensgegenstand
Für den Verfasser ist die Marke gleichsam ein intellektuelles Konstrukt, das verschiedene Eigenschaften, wie bspw. Produktqualität, Erfahrungen mit dem Pr-dukt, eine Wahrnehmungswelle der Marke, Bekanntheit, Image etc. umfasst. Alle diese Eigenschaften lassen sich mittels Marktforschung messen.
Die folgende Abbildung zeigt, welche immateriellen Eigenschaften im Laufe der Zeit dazu beitragen, eine starke Marke zu bilden.
Alle in der Grafik gezeigten Aspekte sind sehr wichtig, weil einer Marke von den Nachfragern/Abnehmern eine immaterielle Wunschbefriedigung zugesprochen wird, wie Moser beschreibt.[39] „Nachfrager nutzen eine Marke - mit einem aus ihrer Sicht attraktiven Image - zur Darstellung und Kommunikation der eigenen Persönlichkeit. Im Zusammenhang mit ihrem sozialen Umfeld bringen sie mit einer Marke einen bestimmten sozialen Status zum Ausdruck.“[40]
Die Marke hat somit eine Image- bzw. Prestigefunktion zu erfüllen. Eine starke Marke genießt ein höheres, besseres Markenimage und wirkt somit verführerischer auf die Nutzer als schwache Marken.
2.2 Verfahren der Markenbewertung - eine Übersicht
Es gibt eine Vielzahl verschiedener Ansätze und Verfahren zur Markenbewertung, die unterschiedlich aufgebaut sind und auch zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Homburg/Krohmer unterscheiden zwei gr-ße Gruppen:[41]
1. Verfahren zur Bewertung der Markenstärke
2. Verfahren zur Ermittlung des (monetären) Markenwertes, die sich weiters in mehrstufige sowie einstufige (und in Folge kostenorientierte und ertragswertorientierte) Verfahren unterteilen.
Die folgende Abbildung zeigt die Kategorisierung der Markenbewertungsverfahren nach Homburg/Krohmer:[43]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2:Verfahren der Markenbewertung, entnommen aus Homburg/Krohmer (2006), S. 653 Die Markenstärke (=Brand Strength) wird als „Resultat der Bewertung des Markenerfolgs im Hinblick auf die Gesamtheit der relevanten potenzialbezogenen und markterfolgsbezogenen Kriterien“[43] verstanden. Es wird hierbei keine monetäre Markenbewertung vorgenommen, sondern anhand von Kriterien wie bspw. Markenbekanntheit, Markenimage bewertet.[44] Auf die Verfahren zur Bewertung der Markenstärke wird daher im Folgenden nicht eingegangen.
2.2.1 Kostenorientierte Marken bewertung
„Die kostenorientierten Verfahren der Markenbewertung basieren auf den Überle- gungen des Substanzwertverfahrens.“[45] Der Substanzwert muss dabei aus drei Blickwinkeln betrachtet werden:[46]
- Rekonstruktion des gesamten Unternehmens
- Zerschlagung des gesamten Unternehmens
- Ausgabenersparnis
Bei der Rekonstruktion gibt der Substanzwert nun an, „wie viel Kapital aufgewendet werden müsste“, um - vereinfacht gesagt - die Marke wieder herzustellen. Es werden als- die Wiederbeschaffungskosten ermittelt.
Alternativ kann der Wiederbeschaffungswert auf Basis der historischen Kosten erfolgen[47], die bisher für den Aufbau, Ausbau und Erhalt der Marke angefallen sind. Dabei ist allerdings zu beachten, dass historische Kosten auf Grund der jährlich anfallenden Inflation nicht die heutigen Wiederbeschaffungskosten darstellen, die real aufgewandt werden müssten.
Kritik erfahren die kostenorientierten Modelle, weil sie nicht zukunfts- sondern vergangenheitsorientiert sind.[48] Außerdem werden Marken, in die in der Vergangenheit viele Ressourcen investiert wurden, voreilig zu starken Marken erklärt:
Praxisbeispiel: Der deutsche Energieversorger E.ON AG investierte im Jahr 2001 22,5 Millionen Eur- in die Werbung für seine Strommarke „Mix- Power“. Trotz des hohen Aufwands gewann das Unternehmen jedoch lediglich 1100 Kunden, von einer signifikanten Stärkung der Marke kann dabei wohl kaum die Rede sein."[49],[50]
Kostenorientierte Verfahren sind daher für die Markenbewertung abzulehnen.[51]
2.2.2 Ertragswertorientierte Markenbewertung
„Die Methoden der ertragswertorientierten Markenbewertung beruhen auf einer investitionstheoretisch begründeten Wertdefinition, wonach sich der Wert einer Marke durch den Barwert der durch die ökon-mische Verwertung erwarteten Erfolge ermittelt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[52]
Abbildung 3: Ertragswertorientierte Markenbewertung, entnommen aus: Flögel et al. (2004), S 276
„Wie die Abbildung zeigt, sind unterschiedliche Informationen für die Bestimmung des Fair Value einer Marke notwendig. Daraus ergeben sich folgende Problembereiche:
- die Ableitung des markenspezifischen Erfolgs,
- die Bestimmung der voraussichtlichen Nutzungsdauer (T) und
- die Wahl des angemessenen Kapitalisierungszinssatzes.“ Flögel et al. führt dazu weiters aus: „Zusätzlich muss für die Fair-Value- Bestimmung ungeachtet der Art der Transaktion -der des Bewertungshintergrundes ein Tax Amortization Benefit berechnet werden. Dieser beruht auf den Vorteilen der steuerlich wirksamen Abschreibung der erworbenen Marke, denen keine bilanzierungspflichtigen Herstellungskosten späterer Erhaltungsmaßnahmen gegenüberstehen. Diese Sichtweise ist üblich für die Fair-Value-Ermittlung mittels eines ertragswertorientierten Bewerbungsverfahrens. Im Gegensatz zu diesen Verfahren wird bei den marktorientierten Bewertungsverfahren davon ausgegangen, dass die steuerliche Vorteilhaftigkeit bereits im Marktpreis enthalten ist.“[50]
2.2.3 Markenbewertung aus verhaltensorientierter Sicht
Die von Homburg/Krohmer in Abbildung 2[53] (siehe S.9) als mehrstufige klassifizierte Markenbewertungsverfahren (z.B.: Interbrand-Ansatz, Markenbilanz (Nielsen), Brand Performance System (Nielsen) BBDO Brand Equity Evaluator) werden auch von anderen Autoren als verhaltenswissenschaftliche bzw. als betriebswirtschaftlichoverhaltenswissenschaftliche Modelle eingeteilt. Bentele/Buchele et al. klassifizieren diese angeführten, und viele weitere Modelle (bspw. Markenwertm-dell von Kapferer, Markenkraftmodell von GfK, Indikatorenmodell von Sattler) als betriebswirtschaftlichoverhaltenswissenschaftliche Markenbewertungsmodelle.[53] Wesentlich bei diesen Modellen ist, dass sie zwei- -der mehrstufig sind. Wie eine Durchsicht der bei Bentele/Buchele et al. angeführten Modelle zeigt, analysieren diese sow-hl finanzielle als auch immaterielle/verhaltensorientierte Komponenten einer Marke wie bspw. Markenidentität, Markenpersönlichkeit, Imagekriterien etc.[54]
Pauly-Grundmann unterstreicht dies. Für sie stellt eine Marke „den immateriellen Zusatznutzen dar, der das Ergebnis eines vom Konsumenten vollzogenen Vergleichs zwischen dem markierten Produkt und einem funktional identischen Produkt -hne entsprechende Markierung ist.“[55]
Der Verfasser kann an die Feststellung von Pauly-Grundmann anknüpfen. Wesentlich ist, dass in die Bewertung einer Marke eine Reihe von verhaltensbezogenen Merkmalen, die das Image, die Identität, die Werte etc. einer Marke darstellen, und vom Nutzer gesehen und erlebt werden, einfließen.
3. KAPITEL: Messmodelle zur Bewertung von Marken
Unter dem Markenwert (=Brand Equity) eines Produkts versteht man denjenigen Wert, der mit dem Namen -der Symbol der Marke verbunden ist.
3.1 Wozu wird ein Messmodell benötigt?
Der Markenwert ist Teil des Unternehmenswerts.[56] Sattler berichtet, dass Marken für die meisten Unternehmen einen herausragenden Vermögensgegenstand darstellen. Laut einer zur Jahrtausendwende von Sattler und PriceWaterhouseC--- pers durchgeführten Umfrage unter den 100 größten deutschen Unternehmen s-wie den Mitgliedern des Deutschen Markenverbands entfällt im Durchschnitt auf Marken mehr als 50% des Gesamtunternehmenswerts.[57] Somit ist es von gr-ßer Bedeutung den Wert einer Marke möglichst exakt zu ermitteln. Um dies zu bewerkstelligen, werden Markenwert-Messmodelle benötigt. Jedoch ist Vorsicht angebracht, da die in der Literatur beschriebenen Messmodelle einen hohen Kom- plexitäts- und Unsicherheitsgrad aufweisen.[58]
3.2 Anforderungen an ein Messmodell zur Markenbewertung
Ein Verfahren zur Markenbewertung hat eine Reihe von Gütekriterien zu erfüllen. Es sind dies:[59]
- Validität:
Gültigkeit im Sinne keiner Verzerrung durch sachfremde Einflüsse, das jeweilige Messverfahren misst das, was gemessen werden soll.
- Reliabilität:
Zuverlässigkeit (formale Genauigkeit) im Sinne von Unabhängigkeit von zufälligen Einflüssen; dies ist auf Grund des hohen Komplexitätsgrads von Markenbewertungsverfahren nur schwer zu erfüllen.
- Zweckmäßigkeit:
Je nach Anwendungszweck sind unterschiedliche Anforderungen relevant, bspw. Ursachen- und Wirkungsanalyse für den Zweck der Markenführung. Für Zwecke der Markenführung sind Ursachen- und Wirkungsanalysen für Markenwertentstehung von besonderer Relevanz.'2
- Objektivität
Markenbewertungsverfahren müssen -bjektiv und nachvollziehbar im Sinne der Überprüfbarkeit sein, insbesondere, wenn die Ergebnisse für Bilanzierungsanlässe benötigt werden
[...]
[1] Sattler (2005), S. 1 vgl. Schimansky (2004), S. 14ff.
[2] Schimansky (2004), S. 26
[3] Schimansky (2004), S. 26
[4] Sattler (2005), S. 24
[5] Herbst (2004), S.737
[6] Bentele, Buchele, Hoefpner, Liebert (2009), S. 18ff
[7] Shih (2009), S. 4
[8] vgl. Heider (2001), S.207
[9] vgl.Moser (2007), S. 5
[10] vgl. Baum-Nilsson (2004), S. 4
[11] vgl. Bruhn (2001), S. 14
[12] vgl. Cheridit- (2003), S. 22
[13] Baum-Nilsson (2004), S. 4
[14] Baumgarth (2008), S. 6
[15] Scheier/Held (2007), S.17
[16] Busch/Kastner/Vaih-Baur (2009), S. 13
[17] Repenn (1998), S. 3
[18] Esch (2004), S. 19ff
[19] vgl. Sjurts (2004), S. 349
[20] Gläser (2008), S. 510
[21] Hungenberg (2008), S. 243
[22] Krüger (2004), S. 249
[23] Krüger (2004), S. 249
[24] Hungenbert (2008), S. 243
[25] Dieser Markenclaim von Henkel war von 2002 bis 2010 in Verwendung. Quelle: www.wikipedia.-rg, Seitenabruf am 11.07.11
[26] -.A. (2004), Broschüre Y&R Brand Asset™ Valuator, S. 2
[27] 20 vgl. Maurer (2000), S. 10
[28] vgl. in Anlehnung an: Meffert, Burmann, Koers (2005), S. 646f
[29] vgl. die 4 Punkte in: Kotler, Bliemel (1999), S. 697f
[30] Kotler, Bliemel (1999), S. 697
[31] Kotler, Bliemel (1999), S. 697
[32] Esch (2005), S.77
[33] Baumgarth (2008), S. 85
[34] vgl. Chaudhuri, Holbr--k, 2001, S 81ff
[35] vgl. Maurer (2000), S. 21 Maurer (2000), S. 21
[36] vgl. Maurer (2000), S. 21
[37] Ahlert, Hubert (2010), S. 53
[38] Moser (2007), S. 8 Moser (2007), S. 8
[38] vgl. Homburg, Krohmer (2006), S. 653
[39] Homburg, Krohmer (2006), S. 650f
[40] vgl. Homburg, Krohmer (2006), S. 650f
[41] Pauly-Grundmann (2010), S. 58
[42] vgl. Pauly-Grundmann (2010), S. 58f
[43] vgl. Pauly-Grundmann (2010), S. 59f
[44] vgl. Pauly-Grundmann (2010), s. 63f
[45] entnommen aus Zeitschrift „Spiegel“, Nr. 8, 18. Februar 2002, S. 65
[46] vgl. www.wikipedia.-rg, Stichwort „Markenwert“, Text vom 4.3.2011, siehe Beilage auf CD-ROM
[47] vgl. Pauly-Grundmann (2010); S. 63
[48] entnommen aus: Flögel u.a.(2004), S 276
[49] Flögel et al. (2004), S 276
[50] Flögel et al. (2004), S 276
[51] 5 siehe Abbildung 1 auf Seite 9
[52] vgl. Bentele/Buchele et al (2009), S. 103ff
[53] vgl. Bentele/Buchele et al (2009), S. 103ff
[54] Pauly-Grundmann (2010), S. 232
[55] Sattler (2005), S. 2
[56] vgl. Heider, 2001, S.207
[57] vgl. Sattler (2005), S. 1
[58] vgl. Sattler (2005), S. 5
[59] vgl. Moser (2007), S. 48