Das Burnout-Syndrom
Berufsrisiko für Lehrer?
Zusammenfassung
Dabei habe ich nicht nur nach endgültigen Definitionen von "Burn-out" gesucht, sondern darüber hinaus auch versucht Lösungsansätze für Lehrer zu finden, wie die Krankheit bekämpft und vor allem von Anfang an vermieden werden kann, zu finden.
Leseprobe
Gliederung
1. Einleitung
2. Ursachen
3. Symptome und Verlauf
4. Folgen
5. Behandlung
6. Prävention
Anhang
Quellenverzeichnis
Anlage 1
1. Einleitung
Das Ziel dieser Hausarbeit soll es sein, das „Burnout- Syndroms“ daraufhin zu untersuchen, ob gerade Lehrer dazu prädestiniert sind, an Burnout zu erkranken, oder ob Burnout in anderen Berufsgruppen eventuell genau so häufig ist.
Dazu werde ich zuerst in den Abschnitten eins und zwei zuerst die Ursachen und Symptome für eine Erkrankung aufzeigen und versuchen die Frage zu klären, warum man überhaupt am Burnout-Syndrom erkranken kann. Im Anschluss daran möchte ich dann die Folgen für die Betroffenen und deren Umfeld aufzeigen. Als Beispiel dafür könnte exemplarisch die Wechselbeziehungen zwischen Schülern und einen Lehrer mit Burnout genannt werden.
Im letzen Teil der Hausarbeit komme ich dann darauf zu sprechen, welche Möglichkeiten einer Behandlung es gibt und welche Methoden hilfreich sind, damit sich Beispielsweise Lehrkräfte gegen eine mögliche Burnout-Erkrankung schützen können.
2. Ursachen
Direkt zu Beginn meiner Recherche zum Thema Burnout, bin ich auf folgendes Problem gestoßen. Die Frage nach den Ursachen ist gar nicht so einfach zu beantworten, da es in der Forschung dazu sehr viele verschiedene Meinungen gibt. Anne-Rose Barth sieht die Problematik vor allem darin, dass je mehr Veröffentlichungen zum Thema Burnout erscheinen, der Begriff immer nichtssagender und ungreifbarer wird. Sie geht allerdings davon aus, dass es bei allen Ansichten einen gemeinsamen Kern geben muss, damit der gemeinsame Name „Burnout“ gerechtfertigt ist. Für A. Barth ist es aber trotz gleichem Namen das schwerwiegendste Hindernis, dass es keine handhabbare oder zweifelsfreie Definition gibt.[1] Fakt scheint allerdings zu sein, dass es jeden, aus jeder sozialen Schicht und aus allen Berufsfeldern treffen kann.
Der Begriff Burnout wurde 1974 von dem deutschstämmigen Psychoanalytiker Herbert J. Freudenberger geprägt. Er bezeichnete damit den psychischen und physischen Abbau, der besonders Menschen in ehrenamtlichen und in „helfenden“ Sozialberufen zu treffen schien. Dabei spielte insbesondere das sogenannte „Helfersyndrom“ eine große Rolle. Gründe dafür, warum Menschen einen sogenannten Sozialberuf oder Helferberuf wählen sind in Umfragen ausführlich belegt worden. So hatten zum Beispiel angehende Erzieherinnen im Gegensatz zu einer Gruppe von Bürokaufleuten verstärkt den Wunsch Einfluss auf andere Menschen nehmen zu können. Sie wollten im Beruf Kontakte zu anderen Menschen knüpfen und sich selbst dabei verwirklichen. Die Gefährdung, der diese Erzieherinnen nun ausgesetzt waren, ist die, dass sie psychisch davon leben, dass sie bei anderen bestimmte Resonanzen hervorrufen. Als solche Resonanzen wären im wesentlichen Anerkennung und Zuneigung zu erwähnen. Wenn nun aber die Reaktionen der Klienten nicht dem entsprechen, was man sich für den Beruf erhofft hat, kann dies zu einer enormen Arbeitsbelastung werden. Und somit zu einem Auslöser für eine Burnout-Erkrankung.
Erst gegen 1976 wurde erkannt, dass auch andere Berufsgruppen betroffen sein können. So ist zum Beispiel bekannt, dass auch im sogenannten mittleren Führungskreis von Wirtschaftskonzernen Burnout kein so unbeschriebenes Blatt mehr ist. Als Auslöser dafür wird exemplarisch die folgende Situation beschrieben:
Ein Manager im mittleren Führungskreis, erkennt im Alter von vierzig bis fünfzig, dass sein Vormarsch in die höheren Managerkreise nicht mehr zu erwarten ist.
Mit der Erkenntnis vor Augen, bis zum Pensionsalter im Status quo zu verharren, stellen sich bei diesen Managern oft erschreckende Abbauerscheinungen ein.
Die Frage nach den Ursachen für eine Burnout-Erkrankung ist also nicht neu, aber immer noch sehr aktuell. Schon seit einigen Jahrzehnten beschäftigen sich Forscher und Psychologen mit der Frage nach den Gründen für Burnout. Matthias Burisch nennt in diesem Zusammenhang in seinem Werk „Das Burnout- Syndrom“ ein Zitat des amerikanischen Psychiaters R. J. Alexander, der sich schon 1980 ausführlich mit dem Burnout-Syndrom befasst hatte.
„Was ist das für ein Prozess, der hochintelligente Männer mit ursprünglich anscheinend guter Motivation und einer Menge Vertrauen in sich selbst und ihre Fähigkeiten, Krisensituationen zu meistern, in eine Geistesverfassung derartiger emotionaler Auflösung und Desillusionierung bringt?“[2].
M. Burisch beschreibt weiter, dass häufig Ziele, Wünsche und Bedürfnisse im Zentrum des Burnouts stehen, die entweder gar nicht mehr, oder nur noch durch Hintanstellung der meisten anderen Ziele erreicht werden können. Bei dem Versuch diese Ziele doch noch zu erreichen, werden die Anstrengungen immer verzweifelter, bis schließlich die Kraftreserven gegen null gehen. Die Folge ist ein Teufelskreis, der einen extremen Erschöpfungszustand verursacht. Gefangen in diesem Teufelskreis werden die persönlichen Ziele aber keineswegs zurückgesteckt.[3]
Ein weiterer häufiger Auslöser für Burnout kann es sein, wenn sich Personen ihrer momentanen Lebenssituation absolut ausgeliefert fühlen. Burisch: „Ich sehe Burnout in Gang gesetzt durch Autonomieeinbußen in gestörter Auseinandersetzung des Individuums mit seiner Umwelt“[4]. Um diese Ansicht zu bekräftigen, wird er an dieser Stelle seines Buches eine in seinen Worten „relativ grobkörnige Handlungstheorie einführen“. Mit diesem Modell, vertritt der die Meinung, dass es nicht nur eine oder wenige spezifische Ursachen gibt. Sondern es beschreibt viel eher einen Weg oder Werdegang, der von einem Ist-Zustand zu einem in der Zukunft liegenden Ziel führt oder aber dieses Verfehlt. Auf diesem Weg verbergen sich unzählige potentielle Störfälle, die alle Einfluss auf denjenigen haben, der den Weg beschreitet.[5]
Auf diesem Weg kann durch diese Störfälle ein Gefühl des Ausgeliefertseins entstehen, welches nach Burisch das absolute Gegenteil von Dominanz ist. Eine Situation, in der die Dominanz über das eigene Leben einem Gefühl des Ausgeliefert sein weicht, kann häufig ein erster Schritt in den eben beschrieben Teufelskreis sein.
Der Diplom-Psychologe und Psychotherapeut Dr. Rolf Merkle sieht in den Persönlichkeitsfaktoren die wichtigsten Ursachen für ein Ausbrennen verwurzelt. Zu diesen Persönlichkeitsfaktoren zählt er unter anderem den Perfektionismus. Menschen mit einem hohen Maß an Perfektionismus, setzen sich selbst sehr hohen Anforderungen und wollen alles perfekt machen. Häufig setzen sie sich auch übertrieben hohe Ziele in allen Bereichen des Lebens, wie Beruf, Hobby und Liebe. Fehler zu machen kommt für sie nicht in Frage, da sich an sich selbst und ihr Umfeld extrem hohe Erwartungen stellen. Wenn eine Person mit starkem Streben nach Perfektionismus erkennt, dass sie nicht genug Anerkennung bekommt oder ihre Ziele im Moment nicht mehr erreichen kann, strengt sie sich vermehrt an. Dabei zehren sie ihre gesamten Kräfte auf und bemühen sich in der Folge noch mehr, um ihrem Erfolgsstreben gerecht zu werden. Sie geraten also in den Teufelskreis, den auch M. Burisch in seinem Buch beschrieben hat. Aber Dr. Rolf Merkle sieht auch im Ehrgeiz ein großes Potenzial, ein Burnout auszulösen. Denn für Menschen deren Motor für ihren Ehrgeiz die Anerkennung ist, ist es besonders wichtig, dass sich den anderen und sich selbst immer wieder aufs Neue beweisen, dass sie „Wer“ sind. Da aber ein Erfolg für ihr Selbstwertgefühl nie von langer Dauer ist, hetzten sie von Herausforderung zu Herausforderung und nehmen dabei auch keine Rücksicht auf ihren Körper. Sie fühlen sich ständig gehetzt und kommen nur selten zur Ruhe.[6]
Da es Ziel der Hausarbeit ist, herauszufinden ob es sich beim Burnout um eine typische Lehrererkrankung handelt, möchte ich an diesem Punkt die Chance nutzen und Gründe nennen, warum Lehrer ausbrennen. Zunächst einmal stellt sich die Frage, was das Besondere am Lehrerberuf ist, dass gerade diese Berufsgruppe besonders betroffen zu sein scheint? Prinzipiell ist es so, dass Lehrer einen beträchtlichen Teil der Arbeitszeit in intensivem Kontakt mit anderen Menschen verbringen. Die sozialen Interaktionen sind häufig beladen mit Gefühlen von Ärger, Verlegenheit und Furcht. Da Lösungen für diese Situationen häufig nicht leicht zu finden sind, kann dieser dauerhafte emotionale Stress leicht so stark belasten, dass ein Burnout entstehen kann.[7] Doch diese permanente soziale Interaktion kann nicht alleine dazu beitragen, dass Lehrer in so hohem Maße betroffen sind. Denn auch in anderen Berufen gibt es schließlich rege soziale Interaktionen. Für Anne-Rose Barth liegt die Ursache dafür, dass es gerade Lehrer trifft, in der Unterscheidung des Lehrerberufs zu anderen sozialen Berufen. So schreibt sie, dass der wichtigste Punkt der ist, „dass in der Arbeit der Lehrer die Hoffnung und die Zukunft der ganzen nachfolgenden Generation begründet liegt“.[8] Dazu kommt, dass auf dem Lehrerberuf ein starker, ständig wachsender Erwartungsdruck der Gesellschaft lastet. Während für andere Berufe nur bestimmt Schwerpunkte zu gelten scheinen, wird vom Lehrer eigentlich alles verlangt. Er soll Wissen vermitteln, individuell auf die Schüler eingehen und die Persönlichkeits- und moralische Entwicklung vorantreiben.[9] Zu den verschiedenen Erwartungen und an die Rollen der Lehrer habe ich an dieser Stelle eine Tabelle aus dem Werk von Anne-Rose Barth eingefügt.
Übersicht: Erwartungen [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]
In der Abbildung ist zu erkennen, dass jede der dargestellten Erwartungsträger Freundschaft, Interesse und Solidarität von der Lehrkraft einfordert. Das Problem dabei ist, dass entgegengebrachte Solidarität für eine der Gruppen die Zusammenarbeit mit einer andern erheblich beeinträchtigen kann. Der Lehrer befindet sich also permanent in einem Konflikt mit seinen Rollen. Aber es müssen nicht unbedingt widersprüchliche Erwartungen sein, die zu einem Rollenkonflikt führen. Auch wenn die gleichzeitige Erfüllung verschiedener Erwartungen nicht möglich ist, kann das einen Konflikt auslösen.[10] Aus diesen Rollenkonflikten ergeben also sich nach Barth eben jene Belastungen und Ursachen, die den Lehrer anscheinend dafür prädestinieren auszubrennen. Abschließend lässt sich zusammenfassen, dass der permanente Erwartungsdruck mit ein Hauptgrund ist, der zu einem beschleunigten Verschleiß der Lehrerkräfte führt. Oft passt sich der Lehrer deswegen an die Erwartungen an, die mit dem meisten Nachdruck vorgebracht werden. So bleibt am Ende des Arbeitstages nur die Erkenntnis, dass man „total gestresst“ ist. Über einen längeren Zeitraum gesehen, liegt dort der Grund für das Ausbrennen der Lehrer.
3. Symptome und Verlauf
Ähnlich wie bei den Ursachen, ist hier auch wieder eine Schwierigkeit, eindeutige Symptome zu benennen. Das ist unter anderem erneut damit zu Begründen, dass es an einer allgemeingültigen Definition des Burnout-Syndroms fehlt. Es ist folglich äußerst schwer, Symptome für eine Krankheit zu benennen, die nicht hundertprozentig deklariert ist. Allerdings haben sich führende Wissenschaftler im Laufe der Jahre auf einen Canon von einigen Kernsymptomen geeinigt.
Diese Kernsymptome werden in dem sogenannten Maslach Burnout Inventory (MBI) abgefragt, mit dem eine Burnout-Diagnose gestellt werden kann. Insgesamt ist der Test in drei Kategorien unterteilt, emotionale Erschöpfung, Depersonalisierung und Leistungszufriedenheit. Zu allen drei Kategorien werden Fragen gestellt, die nach Intensität und Häufigkeit beantwortet werden müssen. Der Nachteil an diesem Test ist, dass die Fragen zu stark auf die helfenden Berufe ausgelegt sind und dass nur erfahre Therapeuten den Test sinnvoll durchführen und interpretieren können. Inhalt dieses Tests sind fünfundzwanzig Fragen, aus den drei Kategorien. Dabei gibt es Antwortmöglichkeiten, die in zwei Ebenen mit jeweils sechs Stufen unterteilt sind.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Fragen, die von den Patienten beantworten werden müssen, sind in Anlage1 im Anschluss an die Hausarbeit beigefügt.
Dr. Rolf Merkle beschreibt den Verlauf der Krankheit allgemein als einen schleichenden Prozess ohne klare Abgrenzungen. So haben Betroffenen dabei zunächst den Eindruck, zu wenig Zeit für sich selbst zu haben und immer unter Spannung zu stehen. Sie überladen sich mit Arbeit und Verpflichtungen, mit dem Ergebnis, dass die Energie- und Kraftreserven immer mehr zu Neige gehen. Aus diesem Zustand ergeben sich Stimmungsschwankungen, Ärger und Angstgefühle. Das Engagement für den Beruf lässt zunehmend nach und Reizbarkeiten bis hin zur Aggression kommen auf. Die Betroffenen haben zunehmend das Gefühl, ihrer Situation ausgeliefert zu sein. Dr. Merkle beschreibt, dass sich Burnout-Patienten häufig immer mehr zurückziehen und ihre Hobbys aufgeben, sowie oft auch Alkohol als Mittel zum „Abschalten“ genutzt werden. Aber es gibt auch Berichte, nach denen es nicht selten ist, dass Aufputschmittel genommen werden, um dem wachsenden Druck standzuhalten.[11]
Einen anderen Krankheitsverlauf beschreiben Gabriele Schmid und Sigrid Przybilla in ihrem Buch „Das Burnout Syndrom“. Sie treffen eine klare Unterteilung in vier streng unterscheidbare Phasen. Zu Beginn der ersten Phase steht zunächst eine idealistische Begeisterung. Der Berufsanfänger verfügt über sehr viel Energie und sieht seine Tätigkeit als Mittelpunkt seines Lebens. Er hofft allem gerecht zu werden, und glaubt enorme Veränderungen bewirken zu können. Eine zentrale Erwartung die er hat ist, dass er messbaren Erfolg haben wird und von allen Seiten Anerkennung bekommt. In der zweiten Phase setzten dann die ersten Zweifel an der eigenen Arbeit ein, sowie eine gewisse Stagnation. Das passiert vor allem, weil festgestellt wird, dass sich die anfänglichen Erwartungen in der Realität nicht erfüllen. Die folgende dritte Phase ist die Frustration. Die betroffene Person stellt fest, dass sich kaum eine der Erwartungen, die sie vorher an den Beruf hatte, realisiert hat und wohl auch nicht mehr wird. Logische Konsequenz nach Przybilla und Schmid, die sich aus dieser dritten Phase ergibt, ist die vierte Phase, eine Apathie. Der Betroffene verschließt sich nun jeder Veränderung, sein Denken wird unflexibel, und er beginnt mit seiner Haltung enthusiastische Mitarbeiter und Neuanfänger anzustecken. Er wartet darauf, dass er endlich pensioniert werden wird. Zu diesem Zeitpunkt ist der früher hochmotivierte Berufsanfänger bereits ausgebrannt. Er ist körperlich, emotional und geistig erschöpft[12]. Auch Edelwich und Brodsky (1984) beschreiben den Verlauf der Burnout-Erkrankung in einem mehrstufigen Verlauf. Dieser stimmt nahezu mit dem gerade beschrieben überein, allerdings setzen sie ans Ende noch eine fünfte Phase, die einen Burnout als finales Ergebnis der ersten vier Phasen darstellt.[13] Interessant finde ich an dieser Stelle, dass sie in meiner Recherche bis dahin die ersten waren, die keine Endgültigkeit in ihrer Beschreibung sehen. Es ist also nicht so, dass wenn einmal ausgelöst, ein Burnout nicht mehr zu stoppen ist. Im Gegenteil ist es durchaus möglich, die Phasen auch wieder zurück zu gehen, oder auf einer Stufe stehen zu bleiben. Dazu kommt, dass sie es auch für denkbar halten, dass eine Person die fünf Phasen mehr als einmal durchlaufen kann.
4. Folgen
Die Folgen, die eine Burnout-Erkrankung haben kann, sind sehr weitreichend. Zum einen natürlich auf psychischer Ebene und zum anderen auch auf zwischenmenschlicher und wirtschaftlicher Ebene. Prof. Dr. med. Volker Faust beschreibt die Folgen auf der psychischen Ebene in folgender Weise. Zu Beginn sinkt die geistige Leistungsfähigkeit, es kommt zu Merk- und Konzentrationsstörrungen. Mit diesen Veränderungen können dann ernsthafte soziale Probleme einher gehen. Es kommt zu Irritationen in Ehe oder Partnerschaft, sowie in der Familie und dem direkten Umfeld generell. Dem Betroffenen sind somit letzen Erholungsmöglichkeit von der Arbeit genommen, und es kommt vor das sich Betroffene in übermäßigen Alkohol-, Nikotin- und Kaffee-Konsum flüchtet. Auch ist es nicht selten, dass verzweifelte Versuche gestartet werden, sich mit Hilfe von Beruhigungs-, Schmerz- und Schlafmitteln selbst wieder in die richtige Spur zu bringen. Dieses Vorgehen wurde verstärkt bei Persönlichkeiten beobachtet, die sich selbst als „starke Persönlichkeiten“ gesehen haben. Sie vermeiden es zum Arzt zu gehen, und es sich einzugestehen, dass sie Hilfe brauchen mit Begründungen wie: "Burnout oder ähnliches haben nur Schwächlinge oder Erfolglose“.
Zu den gravierendsten Folgen zählt Prof. Dr. med. Volker Faust allerdings jene, die den Arbeitsplatz betreffen. Dabei gibt es erneut keine allgemeingültigen Besonderheiten, die bei jedem Fall auftreten, denn jeder reagiert anders auf starke Belastung. Häufig ist allerdings eine negative Einstellung mit wachsendem Widerstand gegen die Arbeit. Dies äußert sich darin, dass zum Beispiel die Pausen auf der Arbeit übermäßig lange überzogen werden oder die Arbeit überhaupt morgens erst deutlich verspätet begonnen wird. In den Sozialberufen stellt sich vermehrt ein Verlust an Empathie gegenüber Personen ein, für die man ein gewisses Maß an Verantwortung trägt.[14] Dies würde sich in einem schlechten Umgang mit Pflegebedürftigen oder beim Beispiel des Lehrers, zum Schüler wiederspiegeln.
Um diese Feststellungen über die Folgen in Sozialberufen von Dr. Faust zu bekräftigen, möchte ich mich auf Anne-Rose Barth beziehen. Sie beschreibt den auffälligsten Lehrer-Typus, der ein hohes Maß an Idealismus mit sich bringt, der nicht nur Wissensvermittler sein möchte, sondern auch fördern, erziehen und beraten will. Häufig ist es dann aber so, dass eben diese Lehrer zuerst den Praxisschock erleiden, indem sie erkennen, dass die vorgefundene Situation mit ihrer Vorstellung nur im seltensten Fall übereinstimmt. Ihr Verlangen den Schülern nicht nur Lehrer sonder auch Freund zu sein, wird sehr oft ausgebremst. Ausgebremst aus dem Grund, weil die Schüler manchmal mit Zurückhaltung, Unverständnis oder Abwehr auf die Bemühen des Lehrers reagieren. Dieses zurückhaltende oder desinteressierte Verhalten wird von vielen Lehrern als persönliche Wertung genommen. Gründe für das Betragen der Schüler sind aber nicht selten einfache Ursachen wie die Pubertät oder die schlichte Tatsache, dass Lehrer ihre Schüler benoten müssen oder dass die Bemühungen des Lehrers als Anbiederungsversuche verstanden werden, und nicht eine mangelnde Kompetenz des Lehrers. So trägt das Desinteresse der Schüler an Schule und an der Person des Lehrers zum Stress der Lehrer bei. Dazu kommt noch das die meisten Eltern nur dann zum Lehrer kommen, wenn es Probleme gibt. Viele Lehrer vermissen die Unterstützung durch die Eltern. Aus der Gesamtheit dieser Punkte heraus, beginnen viele Lehrkräfte dann sich selbst unbewusst zu schützen. Sie fangen an sich gefühlsmäßig von ihren Schülern zu distanzieren. Schüler werden nur noch als „Schülermaterial“ gesehen. Andere beginnen sich im Lehrerzimmer lautstark über Schüler zu beschweren und tun gerade noch das Notwendigste an Unterrichtsvorbereitungen. Dadurch, dass sie sich selbst immer weiter von der Schule abgrenzen, kommt es allmählich dazu, dass sich unfreundliche Gefühle gegenüber denen, denen sie helfen sollen (und wollen!) einstellen. Gleichzeitig wächst aber im Lehrer das Empfinden der Schuld und der Beschämung, was einer Verschlimmerung des Burnouts den Weg bereitet.[15] Das Unterrichtsklima sowie das Miteinander vom Lehrer und seinen Schülern, kann in einer solchen Situation enorm belastet werden. Dabei nimmt die Qualität des Unterrichts ab und der Lernerfolg der Schüler verschlechtert sich, was wiederrum zu Konflikten in der filigranen Schüler-Lehrer- Beziehung führen kann.
Burnout verursacht aber nicht nur auf der zwischenmenschlichen Ebene enorme Probleme, sondern es hat auch in einem ganz anderen Bereich eklatante Folgen. Es handelt sich bei diesem Bereich um die Wirtschaft. Jemand der sich mit diesem Aspekt beschäftigt hat, ist M. Burisch, den ich bereits im Voraus schon einmal erwähnt habe. Denn M. Burisch betrachtet über die psychischen und zwischenmenschlichen Folgen hinaus auch die wirtschaftlichen Folgen, die einem Arbeitgeber entstehen dessen Angestellte an Burnout erkranken. Er beruft sich dabei auf zwei Studien, die belegen, dass amerikanischen Arbeitgebern jedes Jahr fast 200 Mrd. Dollar an Verlusten durch „Berufsstress“ entstehen. Dabei ist Berufsstress zwar nicht exakt mit Burnout gleichzusetzen, ist aber allgemein als sehr ähnlich eingeschätzt worden. Eine Schätzung aus England von 1996 beziffert den finanziellen Verlust, der von „Stress und seelischen Störungen“ verursacht wird auf annähernd 5 Mrd. Pfund. Für die Niederlande wurde im Jahr 1994 ebenfalls eine Zahl von 25 Mrd. Gulden beziffert, die aufgrund von „stressbedingten“ Fehlzeiten berechnet wurde. Anhand dieser Zahlen ist es gut zu verstehen, in welcher Größenordnung Burnout bereits Einfluss auf unsere Gesellschaft und Wirtschaft genommen hat. Um das noch besser dazulegen, hat Burisch einen exemplarischen Fall in seinem Buch aufgerechnet, der von Petermann & Studer im Jahr 2003 vorgestellt wurde. Der Fall wurde von den beiden dabei noch als „glimpflicher“ Verlauf angesehen.
[...]
[1] Vgl. Anne-Rose, Barth: Burnout bei Lehrern, S. 20.
[2] Matthias, Burisch: Das Burnout-Syndrom S. 5.
[3] Vgl., Matthias, Burisch: Das Burnout-Syndrom S. 8.
[4] Matthias, Burisch: Das Burnout-Syndrom S. 148.
[5] Vgl., Matthias, Burisch: Das Burnout-Syndrom S. 149.
[6] Vgl. http://www.palverlag.de/Burnout.html Zugriff um 14:25 am 5.07.2010.
[7] Vgl. Anne-Rose: Barth: Burnout bei Lehrern, S. 88.
[8] Anne-Rose, Barth: Burnout bei Lehrern, S. 89.
[9] Vgl. Anne-Rose, Barth: Burnout bei Lehrern, S. 89.
[10] Vgl. Anne-Rose, Barth: Burnout bei Lehrern, S. 97.
[11] Vgl. http://www.palverlag.de/Burnout.html Zugriff um 15:45 am 5.07.2010.
[12] Vgl. Gabriele Schmid/Sigrid Przybilla: Das Burnout Syndrom S. 9-10.
[13] Vgl. Anne-Rose Barth: Burnout bei Lehrern, S. 19-20.
[14] Vgl. http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/burnout.htm Zugriff um 13:40 am 7.07.10.
[15] Vgl. Anne-Rose Barth: Burnout bei Lehrern, S. 23.