Panteón de los Reyes in León - Königsgrablege und Monument des Memorial-Gedankens
Zusammenfassung
Sicher zu dieser ist königlichen Grablege ist heute, „[…] daß sich alles in Revision befindet, […]“ und „[…] daß die Bewertung des Kunstwerks im Laufe der Jahrunderte sehr unterschiedlich war.“
Diese Arbeit soll einen Teil der umfangreichen Diskussionen aufgreifen und ihren kontroversen Charakter veranschaulichen.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Geschichtlicher Hintergrund des Panteón de los Reye
2.1 Vorgängerkirche León I
2.2 San Isidoro in León
3. Bestand und Erhaltungszustand des Panteón de los Reye
3.1. Architektur und Konstruktion
3.2. Bauskulptur und Dekoration
3.3. Malereizyklus
4. Das Panteón de los Reyes in León: Produkt mehrerer Bauphasen oder geplantes Monument?
4.1. These einer Bauphase und Datierung um das Jahr
4.2. These mehrerer Bauphasen und Datierung nach
5. Schlussbemerkung Fazit und Forschungsausblick
6. Literaturverzeichnis
7. Abbildungsverzeichnis
8. Bild-Anhang
1. Einführung
Das Panteón de los Reyes in León, Spanien, ist ein Annexbau in Form einer Grablege, der der heutigen Kollegiatskirche San Insidoro1 im Westen vorgelagert ist. Seinerzeit fungierte diese als Krönungskirche des kastilisch-leonesischen Herrscherhauses.2
Sicher zu dieser ist königlichen Grablege ist heute, „[…] daß sich alles in Revision befindet, […]“ und „[…] daß die Bewertung des Kunstwerks im Laufe der Jahrunderte sehr unterschiedlich war.“3
Diese Arbeit soll einen Teil der umfangreichen Diskussionen aufgreifen und ihren kontroversen Charakter veranschaulichen.
Vorangehend wird eine Beschreibung der geschichtlichen Rahmenbedingungen gegeben und Bezüge zwischen der Vorgängerkirche, welche im Folgenden mit Bezug auf relevante Autoren als León I bezeichnet wird, sowie der heute erhaltenen Kirche San Isidoro dargestellt. Dies geschieht da vermutlich ein Zusammenhang zwischen Errichtung des Panteóns und León I besteht. Darauf folgt eine Bestandsaufname, der Übersichtlichkeit halber dreiteilig in Architektur, Bau-Dekor und Malereizyklus gegliedert. Eine Beschreibung des Bestandes und dessen Erhaltungszustand soll eine allgemeine Verständnisgrundlage bilden. Den Hauptteil schließen zwei Thesen zur Datierung des Panteóns ab. Es werden Untersuchungen zur Datierung und Frage der Konstruktion des Panteóns, innerhalb einer oder zwei Bauphasen, dargelegt und reflektiert. Dazu werden Vergleiche in Architektur, Bauskulptur und Malerei herangezogen. Die
Schlussbemerkung zielt auf eine kritische Reflexion eben dieser beiden Thesen ab. Um dem Informationsgehalt der verwendeten Literatur gerecht zu werden, folgt darauf ein spekulativer Ausblick auf die weitere Forschung. Den Abschluss dieser Arbeit bilden das Literatur- und Abbildungsverzeichnis, sowie der Bild- Anhang.
2. Geschichtlicher Hintergrund des Panteón de los Reyes
2.1. Vorgängerkirche Leon I
Die ursprüngliche Kirche, mit deren Errichtung durch König Fernando I von León und Kastilien vermutlich auch die des Panteón einherging (León I), fußte auf einen ihr ebenfalls vorangehenden Bau aus Lehm und Ziegeln von Alfonso V, dessen Tochter Infantin Dona Sancha mit Fernando I verheiratet war.4 Überliefert wurde dies durch Berichte des Lucas de Tuy und den Epitaph von Alfonso V.5 Die Inschrift, die über dem Westportal von Leon I eingelassen wurde, spricht mit folgenden Worten eine klare Sprache: „[…] olim fluit lutea […], Fernandus Rex et Sancia Regina edificaverunt lapidea[m] […]“6. In der Übersetzung bedeutet dies: „diese Kirche bestand früher aus Lehm, König Fernando und Königin Sancha bauten sie aus Stein“. Der Lehmbau wurde folglich im Zuge der Translozierung der Gebeine des heiligen Isidor von Sevilla und der damit einhergehenden Entstehung von León I beseitigt. Der Neubau, welcher durch seine Bestimmung als berechtigte und würdevolle Baumaßname im Sinne der Kontinuität7 galt, wurde am 21 Dezember 1063 geweiht.8
Mit Bezug auf Alfonsos Kirche war Leon I in Form und Maßen, dreischiffig mit rechtwinklig abschließenden Apsiden, bewusst dem asturischen Baustil nachempfunden.9 Ein Plan dieser Anlage, welcher eine Kirche mit westlicher Vorhalle aufweist, konnte in den Jahren 1908/09 bei Grabungen in San Isidoro durch den Architekten Juan Crisóstomo Torbado erarbeitet werden (Abb. 1).10 Sie maß eine Gesamtlänge von 16 Metern, das Mittelschiff wies eine Breite von ca. drei Metern und eine Höhe von zwölf Metern auf, die beiden Seitenschiffe eine Breite von jeweils zwei Metern und eine Höhe von acht Metern. Die Decke wurde überdies gleichmäßig durch ein Tonnengewölbe gebildet. Der westliche Anbau, der als königliche Grablege diente, war zweistöckig. Der untere Teil beherbergte die Grablege. Der obere bildete eine Tribüne, die mit der Kirche durch einen Rundbogen verbunden war (Abb. 2). In der Länge maß der Anbau acht Meter.11 Auffällig ist, dass die Vorhalle in ihrer Breite dieselben Maße wie der angrenzende Bau von Leon I aufweist und die Tribüne (nach der Rekonstruktion in Abb. 2) die Kirche in ihren Dimensionen übersteigt. Weiterhin sind hier der nördliche Säulengang, zu welchem das Panteón durch Bogenstellungen hin geöffnet war, sowie die im Westen an das Panteón angrenzende Stadtmauer mit quadratischem Turm zu erwähnen. Letzterer wurde aus repräsentativem Anlass mit hellen Quadern ummauert.12 Der nördliche Säulengang oder „Portikus“ zog sich über die komplette Nordseite von Panteón und Leon I und ist nach seiner Restaurierung im Jahre 1960 gut erhalten.13 Im Süden begrenzte den Komplex vermutlich der königliche Palast, der im 12. Jahrhundert wohl um die Tribüne der Grablege erweitert wurde. Diese fungierte fortan als Nebengebäude.14 Betrachtet man die Rekonstruktion, so eröffnen sich Vergleichsmöglichkeiten zu San Salvador in Valdediós, wo Dona Sanchas Vater Alfonso III begraben lag.15 Im Grundriss (vgl. Abb. 1 und Abb. 3) wird der Bezug auf asturische Baumerkmale verdeutlicht. Parallelen bestehen in der Dreischiffigkeit, dem rechtwinkligen Chorabschluss, dem westlich in voller Breite anschließenden Annexbau und ähnlichen Größenverhältnissen. Die Unterschiede bei diesem Vergleich lassen sich möglicherweise durch den Zeitunterschied (Valdediós wird in das Jahr 893 datiert) und den zwischenzeitlich in León vorherrschenden „Mozarabischen Stil“ erklären.16 Dieser lässt sich kurz als - durch den Islam geprägter christlicher Stil Nordspaniens - beschreiben.17 Der symbolische Wert, den Leon I für das leonesische Königshaus besessen haben mag, verdeutlicht sich durch die Übernahme von Nord- und Westmauer in den Kontext von San Isidoro in León.18 Wobei der praktische Nutzen dieser Maßnahmen nicht außer Acht gelassen werden darf.
2.2. San Isidoro in León
San Isidoro ist eine in drei Schiffe gegliederte, basilikale Anlage mit östlichem Querhaus, einem dreifachen, gestaffelten, apsidialen Chorabschluss und Tonnengewölbe (Abb. 4).19 Die Hauptapsis ist heute durch einen quadratischen, mehrgeschossigen Anbau der über das Mittelschiff hinausragt, erweitert (Abb.5). Wie im Vorhergehenden erwähnt wurden Westund Nordmauer von Leon I, bewusst sichtbar als Baureliquie, in die heutige Kirche integriert (Abb. 1).20 Deren Erbauung wurde einleitend durch die Infantin Urraca von Zamora zwischen 1090 und 1110 begonnen und durch Königin Urraca (1110-1126) fortgeführt. Im Jahr 1149 wurde sie geweiht.21
Vergleichend ließe sich hier S. Facundo y S. Primitivo in Sahagún anführen welche in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert wird und in ihrer Konstruktion möglicherweise Bezüge zu San Isidoro (mit der damaligen Drei- Rundapsiden-Lösung) aufweist (vgl. Abb. 1 und Abb. 6). In den Vorgängerbau dieser Kirche in Sahagún, die einen dem Panteón ähnlichen westlichen Annexbau besitzt, ließ Fernandos Sohn Alfonso VI seinen Leichnam auf ausdrücklichen Wunsch überführen.22 Das Pantheon de los Reyes selbst ist trotz der radikalen Modernisierung von San Isidoro und der marodierenden napoleonischen Truppen, nach einigen Restaurierungsaktionen,23 „weitestgehend“ erhalten geblieben.
3. Bestand und Erhaltungszustand des Panteón de los Reyes in León
3.1. Architektur und Konstruktion
(Hierbei muss beachtet werden, dass mit Panteón de los Reyes der Komplex im Ganzen gemeint ist und im Folgenden einer dreiteiligen Gliederung unterliegt, bei der der Begriff des Königspantheon nicht mit dem Panteón gleichgesetzt werden darf.)
Das Panteón de los Reyes umfasst im Wesentlichen drei Teile: das „Königspantheon“, die „Bogenkapelle“ und den „Portikus“. Das „Königspantheon“, welches sich ursprünglich auf einen dreischiffigen, in sechs Gewölbejoche unterteilten Raum beschränkt, misst laut Rekonstruktion von John Williams ca. acht mal acht Meter (Abb. 7). Es liegt leicht unter dem Niveau von „Portikus“ und „Bogenkapelle“. Bei der Gewölbeform handelt es sich um ein, mit Malereien bestücktes Kreuzgratgewölbe, welches vom Kämpfer ausgehend leichte Grate aufweist, die sich nach oben hin verjüngen (Abb. 8). Getragen wird das Gewölbe von zwei freistehenden Marmorsäulen, mit großen Kapitellen, in der Mitte (Abb. 8) und jeweils zwei kleineren und größeren kantonierten Pfeilern im Westen und Norden. Halbrunde und eckige Wandvorlagen nehmen das Gewicht an der Ost- und Südwand auf, wobei letztere mit drei Blendbögen geschmückt ist. Die Kapitelle jener Säulen, Pfeiler und Vorlagen mit figürlichen und vegetabilen Motiven befinden sich auf Augenhöhe.24 Bis ins 12. Jahrhundert war der Raum im Mittelschiff durch ein Portal in der Ostwand mit León I verbunden. Mit der Errichtung von San Isidoro wurde es jedoch vermauert und im südlichen Schiff ein neuer Zugang geschaffen. Der Raum ist im westlichen Joch an der Südwand durch eine Wendeltreppe zugänglich, die in die obere Etage führt. Im Westen und im Norden, abschließend zur Stadtmauer hin, fügen sich - L- Förmig - im rechten Winkel zwei weitere Vorhallen an. Zum einen der „Portikus“, der nach Norden in Form einer fünfbogigen Arkade geöffnet ist und sich als Galerie Richtung Osten fortsetzt. Er besitzt Ähnlichkeit zu San Miguel de Escalada (913), da diese Kirche ebenfalls über einen zur Seite geöffneten Säulengang verfügt (vgl. Abb. 5 und Abb.9). Weiterhin entstand durch die Verschließung der begrenzenden Arkade im Westen des „Portikus“ die „Bogenkapelle“, die den ursprünglich vermutlich offenen Raum zur Stadtmauer füllte. Das Gewölbe der „Bogenkapelle“ lastet dort auf drei vorgeblendete Arkaden mit halbrunden Säulenvorlagen auf.25
3.2. Bauskulptur und Dekoration
Betrachtet man die Ausarbeitung und Verteilung der 38 Kapitelle26 im Panteón, so lassen sich drei Gruppen unterschiedlicher Größe und drei Gruppen unterschiedlicher Form (figürliche, vegetabile Formen und eine Verbindung beider) bestimmen. Die Anordnung lässt eine Berücksichtigung des Betrachter-Standpunktes feststellen. Sie folgt einer Leserichtung deren Orientierung, nach Frank Seehausen (mit Bezug auf Untersuchungen von Willibald Sauerländer), in Zusammenhang mit Liturgie und Patrozinium steht und den Weg vom „Portikus“ über die „Bogenkapelle“ bis hin zum einstigen Portal von Leon I markiert.27 Durch die vielansichtige Ausschmückung der Kapitelle wird die Umrundung derselben durch den Betrachter notwendig. Die erste Gruppe bilden die beiden großen korinthisierenden Blattkranzkapitelle der freistehenden Säulen im Zentrum des „Königspantheon“. Das Linke ist mit Kugeln und das Rechte mit Zapfen geschmückt (Abb. 8). Bei den Kugeln handelt es sich vermutlich um Äpfel, die nach christlicher Ikonographie die Frucht der Verdammnis beschreiben, bei den Zapfen um Pinienzapfen, die als heilig galten.28
[...]
1 San Isidoro in León, Plaza de San Isidoro 4 León, Spanien.
2 Vgl. Heinze, Anna u.a. unter Projektleitung von: Prof. Dr. Claudia Rückert, Einleitung des Projekts: „Visualisierung romanischer Bauskulptur - Verortung im architektonischen Kontext“ am Beispiel der Kirche San Isidoro in León, Humboldt-Universität zu Berlin,2006,http://www.sanisidoro.de/deutsch/impressum/index. html (aufgerufen am 15.08.2011).
3 González, Antonio Vinayo: “San Isidoro von León: Das Königspantheon: die Romanik erwacht: Architektur, Skulptur, Malerei“, León: Edilesa, 1995, S͘5͘S. 3
4 Vgl͘ Seehausen, Frank: „Baugeschichte als dynastisches Konstrukt: Die Bauphasen und ihre Interrelation mit der Kapitellstruktur von San Isidoro in León“, in: „Hispaniens Norden im 11͘ Jahrhundert͘ Christliche Kunst im Umbruch“, Michael Imhof Verlag, 2009,S.200, siehe auch: PALOL 1991b, S.84f.; VONES 1993, S.64-67.
5 Vgl. González, S.7.
6 Seehausen: „Baugeschichte als dynastisches Konstrukt“, S͘204
7 Vgl͘ Seehausen, Frank: „Wege zum Heil - Betrachterlenkung durch Architektur, Skulptur und Ausmalung im Panteón de los Reyes in León“, www͘kunsttexte͘de, Humboldt-Universität Berlin, 2009 , S. 1, http://edoc.hu-berlin.de/kunsttexte/2009- 4/seehausen-frank-1/PDF/seehausen.pdf (aufgerufen am 16.08.2010).
8 Vgl͘ Williams, John: “San Isidoro in León: Evidence for a New History”,in : The art bulletin 55, 1973, S. 171.
9 Vgl. Bredekamp, Horst/ Seehausen, Frank: „Das Reliquiar als Staatsform. Das Reliquiar Isidors von Sevilla und der Beginn der Hofkunst in León“, in: „Reliquiare im Mittelalter“, Berlin: Akademie Verlag, 2005, S.154; siehe auch: Williams, S.173
10 Vgl. González, S.7
11 siehe Fußnote 9
12 siehe Fußnote S. 5
13 Vgl. González, S.27
14 siehe Fußnote 8; siehe auch: Seehausen: „Wege zum Heil“, S͘7
15 Vgl. Williams, S.176
16 Vgl. Williams, S.173
17 Hänsel, Sylvaine/ Kargen, Henrik: „Spanische Kunstgeschichte: eine Einführung“, in 2 Bdn͘, Bd͘1, „von der Spätantike bis zur Frühen Neuzeit“, Berlin: Dietrich Reimer Verlag, 1991, S.52; siehe auch: Klein, Peter K͘: Rezension von: Mireille Mentreé, „Spanische Buchmalerei des Mittelalters“, Wiesbaden: Reichert Verlag, 2006, in: sehepunkte 8 (2008), Nr.10,
http://www.sehepunkte.de/2008/10/12738.html (aufgerufen am 16.08.2011).
18 Vgl. Bredekamp/Seehausen, S.154 S. 6
19 Vgl. Heinze, Anna u.a., (aufgerufen am 17.08.2011)
20 Vgl͘ Seehausen: „Baugeschichte als dynastisches Konstrukt“, S.205
21 siehe Fußnote 17; siehe auch: Williams, S.173
22 Vgl͘ Krüger, Kristina: „Fürstengrablegen in Nordspanien: Die Panteones früh- und hochmittelalterlicher Kirchen“, in : Ars Iberica et Americana, Bd. 11 „Grabkunst und Sepulkralkultur in Spanien und Portugal“, Vervuert, 2006, S. 36-40.
23 Vgl. González, S.11 S. 7
24 Vgl͘ Seehausen: „Wege zum Heil“, S͘7, (aufgerufen am 19.08.2010) (die vorrangehende Beschreibung bezieht sich ausschließlich auf diesen Textabschnitt) S. 8
25 Vgl. González, S.8 (die vorrangehende Beschreibung bezieht sich ausschließlich auf diesen Textabschnitt)
26 Vgl. González, S.13
27 Vgl͘ Seehausen͘ „Wege zum Heil“, S͘2, nach: Sauerländer 1999, Architecture; Sauerländer , 2000 Reliquien.
28 Vgl. González, S.13 S. 9