Probleme der Jugendaktivität und Nachwuchsförderung im deutschen Golfsport
Zusammenfassung
hat sich das Klischee vom Seniorensport Golf etabliert. Häufig wird von
Rentnern gesprochen, die ihre Wägen durch künstlich abgelegte Parks ziehen,
oder von einem sportlichen Spaziergang, aber nie von der sportlichen Aktivität,
dem Golfsport. Dieser Aspekt wird von den meisten erfolgreich verdrängt. Ist
Golf für junge Menschen nur sportlich uninteressant oder verhelfen die
zahlreichen Vorurteile zu dieser offensichtlichen Antipathie?
Jeder, der sich schon mal an einem Golfplatz aufhielt, hat vor allem Menschen
gesehen, die das 40ste Lebensjahr bereits vollendet haben. Kein Wunder also,
dass der Golfsport in diese Schublade gesteckt wird. Das Generieren neuer
Mitgliedschaften ist dadurch für viele Golfklubs erschwert. Seitdem ich mich
selbst dazu durchgerungen habe, diesem Sport eine Chance zu geben, bin ich
infiziert vom „Virus Golf, das einen packt und nie wieder loslässt“2. Trotz der
Faszination, die diese Spielart versprüht, konnte mich kein Klub als neues
Mitglied anwerben. Die Angebote waren zu unflexibel und zu teuer. Weiter blieb
es mir unmöglich, einen Spielpartner in meinem Alter zu finden. Es stellten sich
also die Fragen: Wer spielt Golf? Warum spielen fast keine Jugendlichen Golf?
Und was hindert sie daran? Aus diesem Grund möchte ich das Thema der
Jugendarbeit und Nachwuchsförderung im Golfsport untersuchen, Probleme
erläutern und mögliche Lösungen aufzeigen, mit denen die Nachfrage in dieser
Altersgruppe gefestigt und gesteigert werden kann.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis:
1. Von wegen Altherrenspaziergang - Pennäler-Golf anno 1890
2. Der deutsche Golfsport
2.1 Demographie
2.1.1 Aktuelle Situation
2.1.2 Altersabhängige Zuwachsraten
2.1.3 Überalterung des Golfsports
2.2 Kosten
2.2.1 Räumliche Verteilung der Golfspieler
2.2.2 Greenfee
2.2.3 Beispiel Unterhaltskosten
2.3 Generieren neuer Mitglieder
2.3.1 Vergleich deutscher Sportverbände
2.3.2 Nachfrage
2.3.3 Angebote
2.3.4 Potenziale und Lösungen
2.3.4.1 Familienangebote
2.3.4.2 Schulsport
2.3.4.3 Jugendbereich
2.3.4.4 Berufstätige
3. Jugendförderung und Nachwuchsarbeit
3.1 Breitensport
3.1.1 Schulsport
3.1.2 DGV-Kindergolf-Abzeichen
3.1.3 Golf 4-Youth
3.1.4 Klubinternes Jugentraining
3.2 Leistungssport
4. Golf bleibt Elitensport
5. Quellenverzeichnis
6. Abbildungsverzeichnis
7. Anhang
1. Von wegen Altherrenspaziergang - Pennäler-Golf anno 1890
„Nein, es waren nicht bloß Aristokraten und Kaufleute, Honoratioren und Kurgäste, die in Deutschland auf gepflegten Golfplätzen als Erste den Golfschläger schwangen. Es gab auch jene aufmüpfige Schar von Schülern und Studenten, die sich auf den Wiesen zwischen Bad Cannstatt und Stuttgart einem sportlich frechen Golfspiel hingaben. Sie rebellierten damit gegen die schulmeisterlich steife Körperertüchtigung in deutschen Turnhallen und gegen den militaristisch angehauchten Kommandoton im Geiste eines frisch erwachten Nationalismus.“1
Schon in den Anfängen des Golfsports galten junge Spieler als Exoten. Seit dem hat sich das Klischee vom Seniorensport Golf etabliert. Häufig wird von Rentnern gesprochen, die ihre Wägen durch künstlich abgelegte Parks ziehen, oder von einem sportlichen Spaziergang, aber nie von der sportlichen Aktivität, dem Golfsport. Dieser Aspekt wird von den meisten erfolgreich verdrängt. Ist Golf für junge Menschen nur sportlich uninteressant oder verhelfen die zahlreichen Vorurteile zu dieser offensichtlichen Antipathie?
Jeder, der sich schon mal an einem Golfplatz aufhielt, hat vor allem Menschen gesehen, die das 40ste Lebensjahr bereits vollendet haben. Kein Wunder also, dass der Golfsport in diese Schublade gesteckt wird. Das Generieren neuer Mitgliedschaften ist dadurch für viele Golfklubs erschwert. Seitdem ich mich selbst dazu durchgerungen habe, diesem Sport eine Chance zu geben, bin ich infiziert vom „Virus Golf, das einen packt und nie wieder loslässt“2. Trotz der Faszination, die diese Spielart versprüht, konnte mich kein Klub als neues Mitglied anwerben. Die Angebote waren zu unflexibel und zu teuer. Weiter blieb es mir unmöglich, einen Spielpartner in meinem Alter zu finden. Es stellten sich also die Fragen: Wer spielt Golf? Warum spielen fast keine Jugendlichen Golf? Und was hindert sie daran? Aus diesem Grund möchte ich das Thema der Jugendarbeit und Nachwuchsförderung im Golfsport untersuchen, Probleme erläutern und mögliche Lösungen aufzeigen, mit denen die Nachfrage in dieser Altersgruppe gefestigt und gesteigert werden kann.
2. Der deutsche Golfsport
Seit dem „26. Mai 1907“3 bildet der Deutsche Golf Verband den Dachverband im deutschen Golfsport. Er dokumentiert die Entwicklung im Sport in Bezug auf Mitglieder- und Vereinsanzahl. Um die spezielle Problematik der Jugendförderung im Golfsport zu verstehen, ist es notwendig, sich diese Sportart anhand einiger Zahlen und Fakten zu veranschaulichen.
2.1 Demographie
Im „Marktbericht Golf 2008“4 des DGV5 findet sich eine genaue Statistik zum Spieleralter der deutschen Golfer und der altersbedingten Nachfrage.
2.1.1 Aktuelle Situation
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten6
Abbildung 1: Altersverteilung der Golfer in Deutschland
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten7
Abbildung 2: Altersverteilung der Mitglieder im DFB
Betrachtet man die Altersverteilung der Mitglieder in den zwei Dachsportverbänden DGV und DFB8, fällt die deutlich höhere Anzahl aktiver Jugendlicher beim DFB auf. Dass dadurch im Fußball die Nachfrage für Jugendförderung um ein Vielfaches höher ausfällt, verwundert keineswegs. Elf Prozent der „552.388 Mitglieder (…) (Stand 2007)“9 des DGV, ca. 60.763 Golfspieler, sind unter 21 Jahren, während es im DFB 2.297.201 Fußballspieler, also „34%"10 sind. Es besteht also absolut ein quantitativ enorm hoher Unterschied zwischen diesen beiden Sportarten.
2.1.2 Altersabhängige Zuwachsraten
Mit der Nachfragestatistik lässt sich die Entwicklung der Mitgliederzusammensetzung nach Alter für die nächsten Jahre prognostizieren. Die Nachfrage steigt bei den unter 21-Jährigen zwar linear proportional zur gesamten an, jedoch ist die der über 55-Jährigen um ca. 80 Indexpunkte höher. Gemäß der Abbildung 3 manifestiert sich diese Zunahme seit 1998 und führt somit zwangsläufig zu der bereits angesprochenen Überalterung. GTC11 versucht diese Tatsache mit dem „demographischen Wandel“12 der Bundesrepublik Deutschland zu erklären. Allerdings müssten dem zufolge alle Sportarten überaltern. Dass die entscheidenden Gründe für die geringe Nachfrage im Jugendsegment an die Faktoren Zeit, Kosten und Flexibilität geknüpft sind, wird in der Analyse des Marktes in 2008 verschwiegen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Nachfrageentwicklung nach Altersklassen 1998 - 2008
Mein persönlicher Eindruck, der sich während meiner Nachforschungen ergab, wird durch diese Werte weiter bestätigt: Sehr wenig junge Menschen spielen Golf. Daraus folgt, dass Jugendarbeit bzw. Jugendförderung Randerscheinungen sind. Auch Philipp Decker, Dipl. Golflehrer und Member der PGA of Germany14 gibt zu, dass „Jugendtraining (…) in der Regel nur für die Kinder bereits registrierter Mitglieder veranstaltet“15 wird, die Tendenz externe Jugendspieler zu betreuen aber stark zunehme. Immer öfter können junge Interessierte an den Trainingseinheiten teilzunehmen. Außerdem können die kostenpflichtigen Ferienaktionen und Schnupperangebote besucht werden.
2.1.3 Überalterung des Golfsports
Die Mitgliederstatistik in Ergänzung mit der Statistik der Nachfrage zeigt das Problem im Golfsport. Das verhältnismäßig hohe Alter kombiniert mit den hoch prognostizierten Zuwächsen im Bereich der über 55-Jährigen führt unweigerlich dazu, dass die Mitgliederzahl dieser Gruppe weiter ansteigen wird. Da in Zukunft hier kein Einbruch zu erwarten sein wird, muss die Nachfrage der unter 21-jährigen erhöht werden. Gründe der fehlenden Resonanz werden im Folgenden aufgezeigt und Lösungen präsentiert.
2.2 Kosten
Der Golfsport hat den Tennissport in seiner früheren elitären Bedeutung abgelöst. Penibel gepflegte Anlagen, hochmotorisierte Autos auf den Parkplätzen und die Haute-Cuisine in den Clubhäusern. Ein Grund für die geringe Anzahl jugendlicher Spieler liegt sicherlich in der Preispolitik. Beispiele hierfür sind horrende Aufnahmegebühren und Mitgliedsbeiträge sowie teures Material und hohe Kosten für Trainerstunden.
2.2.1 Räumliche Verteilung der Golfspieler
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten16
Abbildung 4: Räumliche Verteilung der Golfspieler
Die räumliche Verteilung ist insofern ein interessanter Gesichtspunkt, da sie Golfhochburgen identifiziert und weiter, in Ergänzung mit Statistiken über Tourismusaufkommen, Einwohnerzahlen und Kaufkraft, Aufschluss über die Attraktivität eines Standortes aus wirtschaftlicher Sicht gibt. Daraus lässt sich anschließend wiederum ableiten, welche Bedeutung Geld in diesem Sport mit sich bringt. Der DGV beauftragte die GTC - Golf & Consulting GbR damit, die Golfverbreitung in Deutschland (vgl. Seite 9) anhand von fünf Faktoren zu bestimmen. Kaufkraft und Tourismusintensität, zwei der Parameter, sollen nun bei drei Beispielstandorten aufgezeigt werden, um die Entstehung der regionalen Golfverteilung zu verstehen. In Nordfriesland ist der Anteil „stark überdurchschnittlich“17. Entscheidend in dieser Region: die Tourismusbranche. „4.168 Übernachtungen je 100 Einwohner“18 befördern den Landkreis in die Gütekategorie 1. Die Kaufkraft liegt mit „95.5 Indexpunkte[n]“17 0.5 unter dem deutschen Durchschnitt von 100 Indexpunkten. In der zweiten Region, der um Magdeburg, sind sowohl die Kaufkraft („83,0 Indexpunkte“19 ) als auch das Tourismusaufkommen („190 Übernachtungen pro 100 Einwohner“20 ) sehr schlecht. Kein Wunder, dass hier die Golfverbreitung „stark unterdurchschnittlich“21 ausfällt. Im Landkreis Ebersberg ist die Golfverbreitung „leicht überdurchschnittlich“22. Die Grundlage dafür bietet der Kaufkraftindex, der sich bei 124,9 Punkten und damit in Kategorie 1 befindet.23 Von touristischen Begünstigungen des Standortes kann bei „248 Übernachtungen je 100 Einwohner“24 keine Rede sein. Fasst man die Ergebnisse zusammen und berücksichtigt weiter die Abbildung 4 (Seite 7), lassen sich bei den neuen Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen/Thüringen zum einen die geringsten Mitgliederzahlen und zum anderen die höchsten Zuwachsraten in der Fünfjahreswertung erkennen. Dies ist sehr wichtig für diese noch unterdurchschnittlichen Bundesländer, um zur Führungsriege, bestehend aus Bayern, Baden-Würrtemberg und Nordrhein-Westfalen, aufschließen zu können. Dafür ist jedoch ein hoher Anstieg der Kaufkraft und Tourismusattraktivität notwendig.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten25
Abbildung 5: Golfverbreitung nach 3-stelliger Postleitzahl
[...]
1 Vgl. Mehnert, V., Quanz. D.: „Geschichte Pennälergolf“, Internetseite: http://www.golf.de/dgv/binarydata/Geschichte_Pennaelergolf.pdf vom 15.05.2006, eingesehen und heruntergeladen am 07.09.2010
2 Kaufmann, Stephan, „Interview mit Philipp Decker“, Lindau, 05.08.2010
3 Deutscher Golf Verband e.V.: „Der erste DGV von 1907 bis 1945“, Internetseite: http://www.golf.de/dgv/geschichte.cfm?objectid=60073284, eingesehen am 07.09.2010
4 Deutscher Golf Verband e.V.: „Marktbericht Golf 2008“, Wiesbaden, Januar 2009, Internetseite: http://www.golf.de/dgv/imagedata/marktbericht_golf_2008_v8.pdf vom 28.01.2009, eingesehen und heruntergeladen am 07.09.2010
5 Deutscher Golf Verband e.V.
6 Deutscher Golf Verband e.V.: „Marktbericht Golf 2008“, Wiesbaden, Januar 2009, S. 5, Internetseite: http://www.golf.de/dgv/imagedata/marktbericht_golf_2008_v8.pdf vom 28.01.2009, eingesehen und heruntergeladen am 07.09.2010
7 Kaufmann, Stephan, „Altersverteilung der Mitglieder im DFB“, Lindau, 09.09.2010
8 Deutscher Fußball Bund
9 Deutscher Golf Verband e.V.: „Marktbericht Golf 2008“, Wiesbaden, Januar 2009, S. 20, Internetseite: http://www.golf.de/dgv/imagedata/marktbericht_golf_2008_v8.pdf vom 28.01.2009, eingesehen und heruntergeladen am 07.09.2010
10 Vgl. Abbildung 2, Seite 5
11 Golf & Tourism Consulting
12 Deutscher Golf Verband e.V.: „Marktbericht Golf 2008“, Wiesbaden, Januar 2009, S. 5, Internetseite: http://www.golf.de/dgv/imagedata/marktbericht_golf_2008_v8.pdf vom 28.01.2009, eingesehen und heruntergeladen am 07.09.2010
13 Deutscher Golf Verband e.V.: „Marktbericht Golf 2008“, Wiesbaden, Januar 2009, S. 5, Internetseite: http://www.golf.de/dgv/imagedata/marktbericht_golf_2008_v8.pdf vom 28.01.2009, eingesehen und heruntergeladen am 07.09.2010
14 Professional Golfers Association of Germany
15 Kaufmann, Stephan, „Interview mit Philipp Decker“, Lindau, 05.08.2010
16 Deutscher Golf Verband e.V.: „Marktbericht Golf 2008“, Wiesbaden, Januar 2009, S. 6, Internetseite: http://www.golf.de/dgv/imagedata/marktbericht_golf_2008_v8.pdf vom 28.01.2009, eingesehen und heruntergeladen am 07.09.2010
17 Vgl. Abbildung 5, Seite 9
18 Deutscher Golfverband e.V.: „Detailinformation Landkreis Nordfriesland“, Internetseite: http://www.golf.de/dgv/karten/details.cfm?kreis=01054, eingesehen und gespeichert am
21.11.2010
19 Deutscher Golfverband e.V.: „Detailinformation Landkreis Magdeburg“, Internetseite: http://www.golf.de/dgv/karten/details.cfm?kreis=15303, eingesehen und gespeichert am 21.11.2010
20 Deutscher Golfverband e.V.: „Detailinformation Landkreis Magdeburg“, Internetseite: http://www.golf.de/dgv/karten/details.cfm?kreis=15303, eingesehen und gespeichert am 21.11.2010
21 Vgl. Abbildung 5, Seite 9
22 Vgl. Abbildung 5, Seite 9
23 Vgl. Deutscher Golfverband e.V.: „Detailinformation Landkreis Ebersberg“, Internetseite: http://www.golf.de/dgv/karten/details.cfm?kreis=09175, eingesehen und gespeichert am 21.11.2010
24 Vgl. Deutscher Golfverband e.V.: „Detailinformation Landkreis Ebersberg“, Internetseite: http://www.golf.de/dgv/karten/details.cfm?kreis=09175, eingesehen und gespeichert am 21.11.2010
25 Deutscher Golf Verband e.V.: „Marktbericht Golf 2008“, Wiesbaden, Januar 2009, S. 8, Internetseite: http://www.golf.de/dgv/imagedata/marktbericht_golf_2008_v8.pdf vom 28.01.2009, eingesehen und heruntergeladen am 07.09.2010