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Die orientalische Stadt - Stadtentwicklung am Beispiel von Damaskus

©2010 Hausarbeit 7 Seiten

Zusammenfassung

Die syrische Hauptstadt Damaskus soll in der folgenden Ausarbeitung exemplarisch dazu dienen, den vorherrschenden Dualismus zwischen dem alten Funktionalgefüge einer orientalischen Stadt und dem westlich geprägten Modernisierungsanspruch einer islamischen Gesellschaft zu verdeutlichen. Des weiteren soll geklärt werden, ob das von Klaus Dettmann entworfene „Idealschema des Funktionalgefüges der islamisch-orientalischen Stadt“1eine verwertbare Grundlage darstellt, oder ob der Wandel der Zeit, das Vordringen westlicher Einflüsse und die bedeutende Tatsache der wechselnden religiösen Einflüsse vor der „endgültigen Islamisierung“ dafür gesorgt haben, dass sich der ursprüngliche Stadtkern mit all seinen Funktionsbereichen verschoben, gar verändert, oder niemals jenen Schemata entsprochen hat.. Einleitend zu dieser Thematik soll zunächst ein historischer Abriss der Stadtentwicklung von Damaskus erfolgen. Anknüpfend an diese Darlegung wird eine Veranschaulichung des Modells von K. Dettmann erfolgen und diese auf ihre Kompatibilität mit dem heutigen Damaskus überprüft werden. Abschließend folgt ein Fazit bzw. ein Rückbezug auf das vorangegangene.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Einbettung in den historischen Kontext

Das Idealschema einer islamisch-orientalischen Stadt

Damaskus- Eine Stadt im Dualismus zwischen Tradition und Moderne

Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Die syrische Hauptstadt Damaskus soll in der folgenden Ausarbeitung exemplarisch dazu dienen, den vorherrschenden Dualismus zwischen dem alten Funktionalgefüge einer orientalischen Stadt und dem westlich geprägten Modernisierungsanspruch einer islamischen Gesellschaft zu verdeutlichen. Des weiteren soll geklärt werden, ob das von Klaus Dettmann entworfene „Idealschema des Funktionalgefüges der islamisch-orientalischen Stadt“[1] eine verwertbare Grundlage darstellt, oder ob der Wandel der Zeit, das Vordringen westlicher Einflüsse und die bedeutende Tatsache der wechselnden religiösen Einflüsse vor der „ endgültigen Islamisierung“ dafür gesorgt haben, dass sich der ursprüngliche Stadtkern mit all seinen Funktionsbereichen verschoben, gar verändert, oder niemals jenen Schemata entsprochen hat. Einleitend zu dieser Thematik soll zunächst ein historischer Abriss der Stadtentwicklung von Damaskus erfolgen. Anknüpfend an diese Darlegung wird eine Veranschaulichung des Modells von K. Dettmann erfolgen und diese auf ihre Kompatibilität mit dem heutigen Damaskus überprüft werden. Abschließend folgt ein Fazit bzw. ein Rückbezug auf das vorangegangene.

Einbettung in den historischen Kontext

Damaskus zählt zu jenen vereinzelten Städten der Welt, deren „Lagekonstanz und Siedlungskontinuität“[2] bis in das vierte Jahrtausend vor Christus zurückreichen. Die geographische Lage Damaskus erscheint bis heute sehr komplex, denn am Fuße des Berges Qasiun gelegen sind es 20 Kilometer bis zu der Ländergrenze des Libanons und 60 Kilometer nördlich der Golanhöhen. Jene Lage der Ansiedlung machte Damaskus bereits in seiner Entstehungszeit zu einer stets umkämpften, geplünderten und verwüsteten Stadt, denn die damaligen orientalischen Großmächte stritten stets um das Besitztum dieser bedeutenden Landbrücke zwischen Asien und Afrika. Erste schriftliche Überlieferungen bezüglich dieser Vereinnahmung durch Großmächte finden sich ab dem 2. Jahrtausend v. Chr..[3] Zunächst sei hierbei die Herrschaft Ägyptens zu erwähnen, welche mit Beginn der Antike ihr Ende fand und nach zahlreichen Übergriffen schließlich von dem Alexanderreich und später dem römischen Reich eingegliedert, abgelöst wurde. Die in der Antike fortschreitende Christianisierung und die römische Herrschaft wurden im Jahre 635 durch die Übernahme arabischer Muslime beendet und eine aufkeimende „Islamisierung“ unter der Herrschaft der Umayyaden und späteren Abassiden begann sich zu entfalten.[4] Diese für das innere und äußere Stadtgefüge prägnant verändernde Situation wirkt sich bis heute auf das Stadtbild von Damaskus aus (hierzu später mehr). Um den vorangegangenen historischen Abriss zu vervollständigen gilt es zu erwähnen, dass im Jahre 1517 eine Vereinnahmung von Damaskus durch Osmanen und im 18. Jahrhundert eine kurzweilige Herrschaft von Ibrahim Pascha aus Ägypten erfolgte. Im Jahre 1925-1945 unterlag Damaskus zahlreichen Aufständen bezüglich der Eingliederung Frankreichs. Erst im Jahre 1946 wurde Syrien, und somit Damaskus, zu einem unabhängigen Staat erklärt[5]. Summiert man nun die dargelegten Fakten, so liegt es nahe, dass Damaskus einer mannigfaltigen Prägung verschiedenster Einflüsse ausgesetzt war und in anbetracht der christlichen Vergangenheit eine interessante Ausgangsbasis darstellt, das entstandene islamisch-orientalisch anmutende Stadtbild genauer zu betrachten. Im folgenden soll nun das Modell „Idealschema des Funktionalgefüges der islamisch-orientalischen Stadt“ von Klaus Dettmann betrachtet und jeweilige charakteristische Merkmale aufgelistet werden.

Das Idealschema einer islamisch-orientalischen Stadt

Das Modell des „Idealschema[s] des Funktionalgefüges der islamisch-orientalischen Stadt“ entstand im Jahre 1969 und basiert auf den, wenn gleich umstrittenen, Untersuchungen von Klaus Dettmann. Er ging davon aus, dass die Bauart der Altstädte Nordafrikas und Vorderasiens stets einer wiederkehrenden Grobgliederung entsprachen. Diese lässt sich anhand bestimmter charakteristischer Elemente aufzeigen, und um somit Kategorien zu entwerfen, die diese These valide erscheinen lassen sollen. Als exemplarisch gilt der so genannte Suq, besser bekannt als Basar[6] Er ist als wirtschaftliches Handelszentrum einer orientalischen Stadt zu bezeichnen, dessen eigene Infrastruktur und Funktionalität einer hoch komplexen und entwickelten Eigenschaft entsprechen. Handel und Finanzdienstleistungen treffen an einem zentralen Knotenpunkt zusammen und erhalten die „pulsierenden Adern“ einer islamisch-orientalischen Stadt. Ein weiteres Charakteristikum, wenn auch nicht als Abgrenzungsmerkmal dienend, ist die Moschee. Sie dient dem geistlichen und intellektuellen Austausch und steht als fester Bestandteil inmitten des Stadtkerns (des Suqs). Ein weiteres interessantes Faktum stellt die strenge und unumstößliche räumliche Trennung der Wohnquartiere dar, welche sich gemäß des Modells von Dettmann rund um den Kern der Stadt ranken. Getrennt und sozial differenziert werden religiöse Zugehörigkeiten, Ethnien, Nationalitäten und Sippen sowie wirtschaftliche Branchen[7] Um den Bedürfnissen des täglichen Lebens gerecht zu werden, finden sich inmitten der Wohnquartiere kleine „Subzentren“ mit eigenem Suq und einer kleineren Moschee. Eine Stadtmauer sowie jeweilige Friedhöfe bilden den „äußeren Abschluss der konzentrisch-ringzonalen Anordnung der islamisch-orientalischen Altstadt“[8] An dieser Stelle sei zudem auf das besondere Charakteristikum des „Innenhofhauses“ einzugehen, denn Privatsphäre und Zurückgezogenheit sowie das Bedürfnis nach häuslicher Sicherheit haben die abgetrennte Bauweise der Wohnhäuser stark beeinflusst. Bevor im weiteren Verlauf auf die Darstellung der syrischen Hauptstadt eingegangen werden kann, ist es von besonderer Bedeutung, auf ein weiteres Stadtmodell hinzuweisen, denn Damaskus ist nicht in seinem Ursprung verblieben, sondern unterliegt einer stetigen „Verwestlichung“. Demnach gilt es, das „Modell einer orientalischen Stadt unter westlich-modernem Einfluss“[9] nach M. Seger aus dem Jahre 1997 zu erwähnen. Seger nennt in seiner Forschung den Begriff der „Zweipoligkeit“[10], was detailliert zunächst die neue Ausprägung der Wohnsegregation (Einteilung von Wohnbezirken nach Einkommen und sozialer Zugehörigkeit) beschreibt. Des weiteren sei eine Modernisierung des ursprünglichen Stadtkerns zu bemerken, was sich dadurch offenbart, dass der traditionelle Basar um den so genannten „Central Business District“ ergänzt wurde. Weitaus komplexer und von größerer Ausweitung der Räume verhielte es sich mit der Ansiedlung von Hotel- und Managementdistrikten. Grundlegend lässt sich festhalten, dass eine Cityverlagerung stattgefunden hat, welche es für die Oberschicht und ihre Handelszentren möglich machte, an den bevorzugten, abgelegen Distrikten sesshaft zu werden. Die Unterschicht hingegen, so Seger, verblieb in der Altstadt oder in neu angelegten Vierteln mit einer großen Bevölkerungsdichte, welche nahe des „abgewerteten Randes“, einer Slumzone, lagen. Da in der orientalischen Stadt die Industrialisierung verhältnismäßig spät einsetzte, haben sich gewerbliche Großbetriebe stets der Wohnviertel entfernt gelegen angesiedelt.[11] Anschließend zu dieser thematischen Hinführung sei zu bemerken, dass der Prozess der städtischen Veränderung im vorderasiatischen und afrikanischen Raum noch immer nicht abgeschlossen ist und wohl im Verlauf der nächsten Jahre zu neuen Entdeckungen führen wird. Im folgenden Schritt soll nun auf die orientalische Stadt Damaskus unter westlichem Einfluss eingegangen werden.

[...]


[1] Vgl.: Dettmann, Klaus 1969: Damaskus, eine orientalische Stadt zwischen Tradition und Moderne. S. 25

[2] Vgl.: Dettmann, Klaus 1969. S. 11

[3] Vgl.: Dettmann, Klaus 1969. S. 14

[4] Vgl.:http://www.orientsonne.de/?Syrien:St%26auml%3Bdte:Damaskus Stand:10.12.2010

[5] Ebd.

[6] Vgl.:Heineberg, Heinz 2001:Grundriß Allgemeine Geographie:Stadtgeographie. S. 269

[7] Vgl.:Heineberg, Heinz 2001:Grundriß Allgemeine Geographie:Stadtgeographie. S. 270

[8] Ebd.

[9] Vgl.:Heineberg, Heinz 2001:Grundriß Allgemeine Geographie:Stadtgeographie. S. 271

[10] Ebd.

[11] Vgl.:Heineberg, Heinz 2001:Grundriß Allgemeine Geographie:Stadtgeographie. S. 272

Details

Seiten
Jahr
2010
ISBN (eBook)
9783656152279
DOI
10.3239/9783656152279
Dateigröße
425 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Bielefeld
Erscheinungsdatum
2012 (März)
Schlagworte
Stadtentwicklung Moderne und Orient Orientalische Stadt Damaskus
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