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Volleyball in der Schule - ein genetischer Ansatz

©2012 Hausarbeit (Hauptseminar) 21 Seiten

Zusammenfassung

„Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es können" Konfuzius

Es stellt sich mir die Frage, ob auch im Fach Sport ein Umdenken nötig ist? Der schulische Alltag im Sportunterricht ist - speziell bei den Spielsportarten - meist noch von den klassischen Vermittlungsmethoden, wie z. B. von der methodischen Übungsreihe, geprägt. Insbesondere bei Spielsportarten sind jedoch solche Vorgehensweisen in Bezug zur Spielvermittlung aus dem Spielkontext herausgelöst. Die Frage ist, wie können Schüler im Sportunterricht effizienter lernen? Ist nicht das Bildende an den Spielsportarten das Spielen selbst? Kann ein genetisches Lehren und Lernen diesen Problemen entgegensteuern und den vielfältigen Anforderungen gerecht werden? Es ist wichtig, dass das Lernen im Bewegungsdialog mit dem Spielen an sich steht und aus dem Inneren – der Spielidee – heraus erfolgt. Diese und weitere Aspekte werden im dritten Kapitel erarbeitet. Ziel dieses Kapitels ist es, die Grundzüge des genetischen Konzepts nach Wagenschein darzulegen und zu klären, inwiefern ein genetischer Lehrgang für ein effektives Lernen im Sportunterricht hinsichtlich der Spielsportvermittlung vonstatten gehen kann.
Im Anschluss an diesen theoretischen Input über das Genetische Lernen, folgt in Kapitel vier eine Analyse dieser theoretischen Kenntnisse anhand des Rückschlagspieles Volleyball. Dieses soll im Vorfeld in Kapitel 2 hinsichtlich seiner Philosophie und charakteristischer Merkmale, wie beispielsweise die Grundtechniken, die individuellen Voraussetzungen der Spieler und die volleyballspezifischen Handlungsphasen, erörtert werden.
Im vierten Kapitel sollen die Erkenntnisse über das genetische Lehren und Lernen mit dem Wissen über das Volleyball spielen verknüpft werden. Es geht darum, mögliche Probleme, die beim Volleyball in der Schule auftreten zu können, wie zum Beispiel kurze Spielzüge, Heterogenität und Wahrnehmungsdefizite zu lösen. Kann hier das genetische Konzept greifen? Können Regelveränderungen diese Probleme lösen? Exemplarische Lösungsvorschläge für typische Spiel-Vermittlungs-Probleme aus genetischer Sicht finden in diesem Kapitel ihre Erläuterung.

Leseprobe

INHALTSVERZEICHNIS

1 Einleitung

2 Das Rückschlagspiel Volleyball
2.1 Die Handlungsphasen des Volleyballspiels
2.2 Die Grundtechniken des Volleyballspiels
2.3 Charakteristische Merkmale des Volleyballspiels

3. Genetisches Lehren und Lernen
3.1 Genetisches Lehren und Lernen nach Wagenschein
3.2 Genetisches Lehren und Lernen im Sportunterricht

4 Der genetische Lehrgang im Volleyball
4.1 Mögliche Regeländerungen im Volleyballspiel
4.2 Lösungsvorschläge für typische Spiel-Vermittlungs-Probleme aus genetischer Sichtweise

5 Fazit

Abbildungsverzeichnis

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es können" Konfuzius

Was der chinesische Philosoph Konfuzius bereits 500 v. Christus sagte, bestätigen die Untersuchungen der American Audiovisuell Society über menschliche Behaltensleistungen. „Danach behalten wir 20% von dem, was wir hören, 30% von dem, was wir sehen, 80% von dem, was wir selber formulieren können und 90% von dem, was wir selber tun" (Gudjons, 1994, S.50.). Wahrscheinlich kennt auch jeder aus Alltagserfahrungen „die Gedächtniswirksamkeit des eigenen Handelns gegenüber Formen bloß verbaler Kenntnisvermittlung" (ebd., S.50.)

Koppelt man dieses Wissen mit der Tatsache, dass die heutige Gesellschaft ständigen Entwicklungen und Trends unterliegt und die Arbeitswelt immer effizientere Qualifikationen und Fähigkeiten fordert, ist folglich ein Umdenken in der Pädagogik von Nöten. Die neuen pädagogischen Tendenzen Konzepte heißen beispielsweise kompetenzorientierter Unterricht oder genetisches Lehren und Lernen. Eine aktive Auseinandersetzung mit konkreten Lernsituationen ist angesagt. Weg vom rezeptiven, passiven Lernen. Hin zum eigenständigen, aktiven Lernen.

Es stellt sich mir die Frage, ob auch im Fach Sport ein Umdenken nötig ist? Der schulische Alltag im Sportunterricht ist - speziell bei den Spielsportarten - meist noch von den klassischen Vermittlungsmethoden, wie z. B. von der methodischen Übungsreihe, geprägt. Insbesondere bei Spielsportarten sind jedoch solche Vorgehensweisen in Bezug zur Spielvermittlung aus dem Spielkontext herausgelöst. Die Frage ist, wie können Schüler[1] im Sportunterricht effizienter lernen? Ist nicht das Bildende an den Spielsportarten das Spielen selbst? Kann ein genetisches Lehren und Lernen diesen Problemen entgegensteuern und den vielfältigen Anforderungen gerecht werden? Es ist wichtig, dass das Lernen im Bewegungsdialog mit dem Spielen an sich steht und aus dem Inneren – der Spielidee – heraus erfolgt. Diese und weitere Aspekte werden im dritten Kapitel erarbeitet. Ziel dieses Kapitels ist es, die Grundzüge des genetischen Konzepts nach Wagenschein darzulegen und zu klären, inwiefern ein genetischer Lehrgang für ein effektives Lernen im Sportunterricht hinsichtlich der Spielsportvermittlung vonstatten gehen kann.

Im Anschluss an diesen theoretischen Input über das Genetische Lernen, folgt in Kapitel vier eine Analyse dieser theoretischen Kenntnisse anhand des Rückschlagspieles Volleyball. Dieses soll im Vorfeld in Kapitel 2 hinsichtlich seiner Philosophie und charakteristischer Merkmale, wie beispielsweise die Grundtechniken, die individuellen Voraussetzungen der Spieler und die volleyballspezifischen Handlungsphasen, erörtert werden.

Im vierten Kapitel sollen die Erkenntnisse über das genetische Lehren und Lernen mit dem Wissen über das Volleyball spielen verknüpft werden. Es geht darum, mögliche Probleme, die beim Volleyball in der Schule auftreten zu können, wie zum Beispiel kurze Spielzüge, Heterogenität und Wahrnehmungsdefizite zu lösen. Kann hier das genetische Konzept greifen? Können Regelveränderungen diese Probleme lösen? Exemplarische Lösungsvorschläge für typische Spiel-Vermittlungs-Probleme aus genetischer Sicht finden in diesem Kapitel ihre Erläuterung.

2 Das Rückschlagspiel Volleyball

„Von Volleyball kann dann gesprochen werden, wenn ein (leichter) Ball vornehmlich mit den Händen und Armen schlagend, d.h. ohne Fangen und Werfen, gespielt wird: z.B. als reines Geschicklichkeitsspiel […], unter Einbeziehung von Hindernissen (Netz) […], als Wettkampfspiel […], oder als ausdifferenziertes Sportspiel […]“ (Nagel, 1994, S. 143).

Die gesamte Vielfalt umfassend, sagt Nagel, dass Volleyball alleine oder mit anderen, miteinander oder gegeneinander oder herausfordernd, als Spiel mit etwas oder als Spiel um etwas und als Spiel mit oder ohne Einbeziehung von Hindernissen gespielt werden kann. (Vgl. Nagel 1994, S. 143f) Das normierte Volleyballspiel[2] beschränkt sich auf ein 9x18 Meter großes Spielfeld, das in der Mitte gleichmäßig durch ein Netz in zwei Halbfelder aufgeteilt ist (vgl. Abbildung 1).

Die Spielidee besagt, dass zwei Mannschaften à 6 Personen sich gegenüber stehen und sich einen Ball mit höchsten drei Ballberührungen innerhalb ihrer Gruppe über das Netz hinweg zuspielen. Der Ball soll so gespielt werden, dass das Weiterspielen für

die gegnerische Mannschaft nicht möglich ist oder zumindest erschwert wird und sie den Ball nicht erneut aufbauen kann. Berührt der Ball den Boden, fliegt er in das Netz oder wird er vier Mal von einer Mannschaft nacheinander gespielt, bedeutet dies Ballverlust für diese Mannschaft und einen Punkt für das gegnerische Team. Zusätzlich ist das Übertreten bestimmter Linien - insbesondere der Mittellinie und der Aufschlaglinie- oder die Berührung der oberen Netzkante, ein Fehler, der wie die anderen Fehler mit Ballverlust und Punkt für den Gegner geahndet wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Das Volleyballfeld

2.1 Die Handlungsphasen des Volleyballspiels

Das Volleyballspiel verläuft nach regelmäßigen Handlungsphasen, die sich immer wieder wiederholen. Insgesamt gibt es fünf verschiedene Phasen:

1. Der Aufschlag: Er steht immer am Beginn eines Ballwechsels. Diese Phase tritt immer dann ein, wenn ein Satz neu beginnt, oder das Spiel angesichts eines Fehlers unterbrochen wurde. Der Aufschlag kann laut Regelwerk entweder von "unten" oder von "oben" gemacht werden. Der Aufschläger hat acht Sekunden Zeit um seinen Aufschlag ins gegnerische Feld zu schlagen. Seine Mannschaft kann diese Zeit ebenso nutzen, um eine bestmögliche Konstellation der Abwehr vorzubereiten. (vgl. Mostafa, 2006, S. 140) Ziel des Aufschlägers ist es, den Annahmespieler so unter Druck zu setzen, dass dieser die folgende Handlungsphase, die Annahme nicht gelingt.
2. Die Annahme: Auf den Aufschlag folgt direkt die Annahme durch die gegnerische Mannschaft. Hier muss je nach Situation entschieden werden, ob es effektiver ist, den Ball zu pritschen oder zu baggern. Es geht darum, denn Ball präzise zum Zuspieler am Netz zu spielen, um so einen idealen Spielaufbau zu ermöglichen (vgl. Mostafa, 2006, S. 141).
3. Das Zuspiel: Der Zuspieler hat den zweiten Ballkontakt auf der gegnerischen Feldseite und ist für den Aufbau einer guten Angriffsaktion verantwortlich. Er versucht den Ball so genau zu einem seiner Mitspieler zu spielen, so dass dieser einen erfolgreichen Angriff verbuchen kann.
4. Der Angriff: Der Angreifer hat als Hauptaufgabe den Spielzug erfolgreich zu beenden. Dies kann er schaffen, indem er durch einen Schmetterschlag, einen Lob, einen Driveschlag oder einen Poke den Ball direkt auf den Boden des gegnerischen Feldes bringt oder den Ball so schlägt, dass die Abwehr ihn nicht mehr aufbauen kann oder der Block so angeschlagen wird, dass der Ball nicht mehr weiterzuspielen ist. Des Weiteren muss die Mannschaft die gerade angreift eine Angriffssicherung ausführen (vgl. Mostafa, 2006, S. 141f.).
5. Die Abwehr: Die Handlungsphase der Abwehr setzt sich aus mehreren Aufgaben zusammen. Mit Aufbau des gegnerischen Angriffs, muss die abwehrende Mannschaft das Angriffsspiel antizipieren, um so eine ideale Abwehrstellung einleiten zu können. Es folgt die konkrete Abwehrsituation, die sich aus einem Block der Vorderspieler am Netz und der Feldsicherung durch die Hinterspieler zusammensetzt. Der Block hat hierbei die Aufgaben entweder den Ball direkt am Netz abzufangen, oder ihn zu touchieren, um die Härte aus dem Schlag zu nehmen. Sollte der Block keine dieser Aufgaben erfüllen, so soll er zumindest einen Teil des Feldes, den Blockschatten, abdecken, indem der Ball nicht mehr aufkommen kann. Die Abwehrspieler, die sich im Rest des Feldes befinden, haben die Aufgabe den Ball nicht auf den Boden kommen zu lassen und sollen ihn möglichst so weiterspielen, dass ein Spielaufbau auf der eigenen Feldseite stattfinden kann (vgl. Mostafa, 2006, S. 142).

Kommen die Aktionen Aufschlag und Annahme lediglich einmal vor, so sind die anderen Phasen einmal oder mehrmals in verschiedenen Reihenfolgen anzutreffen. Zwar kann man alle Phasen eigenständig betrachten, jedoch sind sie voneinander Abhängig und können nicht einzeln stehen. Nachfolgend werden die einzelnen Komponenten, die Grundtechniken, die sich in den Spielsituationen wiederfinden, eigenständig betrachtet, um die Spielhandlung besser verstehen zu können.

2.2 Die Grundtechniken

Innerhalb einer Spielphase kristallisieren sich sieben elementare Bewegungen bzw. Grundtechniken heraus:

1. Die Volleyball-Grundstellung
2. Der Aufschlag
3. Das untere Zuspiel
4. Das obere Zuspiel
5. Der Angriff
6. Der Block
7. Die Abwehr (vgl. Meyndt et al., 2003, S. )

Da während einem Spielzug nahezu immer alle diese Techniken zur Anwendung kommen, wird Volleyball als technisch sehr anspruchsvoller und hochkomplexer Sport bezeichnet. Während das korrekte Ausführen der Technik im Wettkampfsport eine wichtige Rolle einnimmt und das unsaubere Ausführen sogar als Fehler gewertet wird, hat das Technikleitbild im genetischen Konzept kaum einen vergleichbaren Stellenwert.[3] Dies liegt daran, dass bei dem genetischen Lehren und Lernen die funktionelle Betrachtungsweise eines jeden Spielers im Vordergrund steht (vgl. Nagel, 1994 S. 145). Durch abgewandelte Technikformen, wie zum Beispiel dem „Schöpfen“ oder der einarmigen Abwehr, werden die typischen Bewegungselemente vereinfacht. Auf diese Art und Weise soll der Kern des Spiels, der Spielfluss, erhalten bleiben (vgl. Nagel, 1994, S. 143).

Grundsätzlich ist festzuhalten, dass das genetische Konzept nicht darauf ausgerichtet ist idealtypische, vorgemachte Techniken zu erlernen, sondern es verlangt eine Auseinandersetzung eines jeden Sportlers mit dem Thema und der Spielidee Volleyball, sowie der Erforschung einer individuellen Idealtechnik, um sich so funktionell und zielorientiert verhalten bzw. bewegen zu können (vgl. Mostafa, 2006, S. 143). Dank dieser freien Zielsetzung wird für Schüler ein erweiterter Möglichkeitsraum geschaffen, der jedem Lernenden gestattetet eine individuelle Technik zu finden, um die genannte Spielidee und das Spiel des Ziels erfolgreich zu erreichen. Entsprechendes gilt für Regeländerungen[4]. Veränderungen, die für den Wettkampfsport eine wichtige Funktion darstellen, um das Volleyballspiel zu regulieren und/oder spannender zu machen, können einen gänzlich anderen Effekt auf die unteren Niveaus und den Schulsport haben.

[...]


[1] Wegen der besseren Lesbarkeit wird während des gesamten Dokuments auf die gesonderte Ausweisung der weiblichen und männlichen Form verzichtet und im Plural ausschließlich die männliche Bezeichnung gewählt. Gemeint ist stets sowohl die weibliche als auch die männliche Form.

[2] Im Rahmen dieser Hausarbeit kann nicht explizit auf alle Regeln des Volleyballspiels eingegangen werden. Ein allumfassendes Regelwerk bietet der Karl Hofmann Verlag in.: Internationale Volleyball Spielregeln.

[3] Daher wird im Rahmen dieser Hausarbeit das Technikleitbild nicht genauer beschrieben.

[4] Laut Nagel (1994) war die Urform des Volleyballs eher ein kooperatives Geschicklichkeitsspiel. Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Spiel durch zahlreiche Regeländerungen jedoch weiter; diese Modifikationen der Regeln wurden immer wieder an das steigende Leistungsniveau der Spieler angepasst. (Vgl. Nagel, 1994, S. 137ff.)

Details

Seiten
Jahr
2012
ISBN (eBook)
9783656163572
ISBN (Paperback)
9783656163626
DOI
10.3239/9783656163572
Dateigröße
506 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Philipps-Universität Marburg
Erscheinungsdatum
2012 (April)
Note
13
Schlagworte
volleyball schule ansatz
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