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Martin Luther King

Das Denken und das Handeln Martin Luther Kings

©2009 Ausarbeitung 60 Seiten

Zusammenfassung

I. Einleitung
„Wer das Böse widerspruchslos hinnimmt, unterstützt es in Wirklichkeit“, sagte der Theologe und Bürgerrechtler Dr. Martin Luther King. Widerspruchslos hat er es nicht hingenommen, er hat aufbegehrt in seiner Zeit gegen die bestehenden Ungerechtigkeiten.

Wie kam es dazu? Was geschah? Was lebt weiter? – Fragen, mit denen sich meine folgenden Ausführungen beschäftigen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Hauptteil
1. Kurzlebenslauf über M.L. King
2. Die besondere Prägung der baptistischen Kirche in den Vereinigten Staaten
3. M. L. King und seine Vorbilder
4. Coretta Scott und Martin Luther King
5. Historische und gesellschaftliche Elemente der Bürgerrechtsbewegung M.L. Kings
6. Der Busboykott von Montgomery (1955)
7. „I have a dream“ – 28. August 1963
8. Rede bei der Verleihung des Friedensnobelpreises (1964)
9. Die Wirkung (-sgeschichte) seines Denkens und Handelns
10. Fazit

III. Anhang
A. Quellennachweise (Zitate)
B. Quellennachweise (Bilder)
C. Zwei Redetexte von M.L. King
1. “I have a dream” von M.L. King am 28. August 1963 anlässlich des Marsches auf Washington
2. „We shall overcome“ von M.L. King bei der Verleihung des Friedensnobelpreises am 10. Dezember 1964 in Oslo
D. Erklärung über die selbstständige Anfertigung der BLL

I. Einleitung

„Wer das Böse widerspruchslos hinnimmt, unterstützt es in Wirklichkeit“, sagte der Theologe und Bürgerrechtler Dr. Martin Luther King. Widerspruchslos hat er es nicht hingenommen, er hat aufbegehrt in seiner Zeit gegen die bestehenden Ungerechtigkeiten.[1]

Wie kam es dazu? Was geschah? Was lebt weiter? – Fragen, mit denen sich meine folgenden Ausführungen beschäftigen.

Überblick:

Unterdrückt, eingeschüchtert, gedemütigt, verzweifelt, hoffnungslos – es gibt so viele Worte, mit denen man die damalige Gefühlslage der schwarzen Bürger in den Vereinigten Staaten von Amerika beschreiben könnte. Schon am Anfang des 17. Jahrhunderts wurden afrikanische Sklaven von den Bewohnern der Stadt Jamestown gegen Nahrungsmittel getauscht. Von da an stieg der Sklavenhandel zwischen den USA und Afrika immer weiter. In Amerika setzte man afrikanische Zwangsarbeiter auf den Reis-, Tabak- und Baumwollfeldern zur Arbeit ein. Meist wurden diese im Süden eingesetzt und waren von großer wirtschaftlicher Bedeutung für das ganze Land. Ein Sklave zu sein bedeutete, dass man sich selbst und alle seine Nachkommen einem weißen Mann auf unwürdige und unmenschliche Weise unterwerfen musste. Man wurde als Besitz behandelt, an einem „schlechten Tag“ entweder verkauft oder sogar getötet.

Bis 1800 schafften die meisten nördlichen Bundesstaaten den Sklavenhandel und die Sklaverei gesetzlich ab. Trotzdem entwickelte sich der Bürgerkrieg 1861 – 1865 zwischen den südlichen und den nördlichen Bundesstaaten, welcher zu ganz unterschiedlichen Ansichten über den Rassismus führte. Am Ende des Bürgerkrieges, den die Nordstaaten gewannen, wurde die Sklaverei in allen Staaten der USA verboten. Doch nur, weil das Gesetz die Unterwerfung der Afroamerikaner verbot, bedeutete dies nicht die Menschenwürde der ehemaligen Sklaven. Immer noch hatten die Weißen das Gefühl der Überlegenheit. Nach Edward Long (1734 – 1813, britischer Historiker) war der schwarze Afrikaner durch seine „Geistesschwäche“ von der Gesellschaft ausgeschlossen. Auch im 20. Jahrhundert wurde ein Neger noch über seine Vorfahren definiert. „So galt im Staat Georgia die Auffassung, jede Person sei ein Neger, in deren Adern mindestens ein Viertel Neger blut fließt.“[2] Der erste Versuch gegen diese immer noch bestehende Rassentrennung anzugehen, war 1911 die Gründung der Bürgerrechtsorganisation NAACP (National Association for the Advancement of Colored People). Es folgten weitere Gründungen von Organisationen, die die Interessen der schwarzen Bürger der USA vertraten.

Als dann allerdings im Dezember 1955 eine schwarze Frau in Montgomery verhaftet wurde, weil sie einem weißen Bürger den Bus-Sitzplatz nicht freimachen wollte, gründete sich eine weitere bedeutungsvolle Bürgerrechtsorganisation, die MIA (Montgomery Improvement Association), aus der später die SCLC (Southern Christian Leadership Conference) im größeren Rahmen wurde. Zum Präsidenten der MIA wählten die Mitwirker Martin Luther King, den Pfarrer der Dexter Avenue Baptist Church Gemeinde.

Die Reaktion der Neger auf die Vorfälle in den Bussen Montgomerys zeigt den ersten Widerstand der schwarzen Bevölkerung. Auch Martin Luther King war sich sicher, dass sich all die Emotionen, die Enttäuschungen und die Verzweiflungen über Jahrzehnte im „dunklen und trostlosen Tal der Rassentrennung“[3] angestaut hatten. Ab diesem Zeitpunkt nämlich war der gewaltlose Widerstand von den immer noch unterdrückten Schwarzen in den USA endgültig eröffnet.

II. Hauptteil

1. Kurzlebenslauf über M.L. King

Martin Luther King Jr. wurde am 15. Januar 1929 in Atlanta (Georgia) geboren. Sein Vater, Martin Luther King Sr. (1897-1984) war ein stolzer Baptistenprediger und Vorsitzender der Bürgerrechtsbewegung „National Association for the Advancement of Colored People“ (NAACP) in Atlanta. Seine Mutter, Alberta Christine King (geb. Williams, 1903 -1974), war Lehrerin.

Schon im jungen Alter empfand M.L. King die damalige Rassentrennung in den Südstaaten der Vereinigten Staaten von Amerika als ungerecht. Durch die väterliche Erziehung geprägt, machte er sich im Alter von 14 Jahren auf den Weg nach Dublin (Atlanta). Dort nahm er an einem Redner-Wettbewerb teil, den er auch gewann. (Auszug aus der Rede: „Wir können keine aufgeklärte Demokratie sein, wenn eine große Bevölkerungsgruppe ignoriert wird. Wir können keine starke Nation sein, wenn ein Zehntel der Bevölkerung schlecht ernährt und krank durch Bazillen ist. [..]“[4] Schon damals setzte er sich für die Anerkennung und die Rechte der Schwarzen ein.

1942 verließ M.L. King die „Younge Street Elementary School” in Atlanta und besuchte von nun an die Booker T. Washington High School. Er übersprang die neunte und die zwölfte Klasse. Im Alter von 15 Jahren (1944) wurde er zur damals einzigen Hochschule für Schwarze, dem Morehouse College, zugelassen. Dort studierte er Soziologie und wurde mit 18 Jahren zum Pastor im Hilfsdienst ordiniert. Nebenbei studierte er Theologie in Chester (Pennsylvania) von 1948-1951. Mit 22 Jahren erreichte er dort seinen Bachelor und ging anschließend nach Boston und wurde an der Boston University promoviert. Er arbeitete dort über den Gottesbegriff von Paul Tillich, einem berühmten deutschen Theologen der modernen Kultur. Außerdem las er Schriften von Friedrich Nietzsche, Karl Marx, Jean- Paul Sartre und Martin Heidegger.

Am 18. Juni 1953 heiratete er Coretta Scott (17. April 1927 – 30. Januar 2006). Ein Jahr später trat Martin Luther King Jr. sein Amt in der Dexter Avenue Baptist Church in Montgomery (Alabama) an. Am 17. November 1955 bekam das Ehepaar King ihre erste Tochter Yolanda Denise (gest. Mai 2007).

Knapp zwei Wochen später erfolgte der Busboykott in Montgomery, bei dem die Schwarzen gegen ihre Unterdrückung kämpften. Noch im selben Jahr wurde die MIA (Montgomery Improvement Association) gegründet. Im Januar 1956 erfolgte ein Bombenanschlag auf Kings Haus, bei dem aber keiner verletzt wurde. Im Dezember 1966 endete schließlich der Busboykott in Montgomery erfolgreich.

1957 wurde die SCLC (Southern Christian Leadership Conference) gegründet mit Martin Luther King Jr. als Präsident. Am 23. Oktober 1957 bekam das Ehepaar King ihr zweites Kind, einen Sohn, der auf den Namen Martin Luther King III. hörte.

1958 veröffentlichte King sein Buch „Stride towards Freedom“. Während er dieses am 20. September signierte, erfolgte ein Attentat auf ihn, das ihn nicht unmittelbar verletzte.

Ein Jahr später reiste er nach Indien, um Mahatma Gandhis Spuren unmittelbar zu erleben.

(s. S. 12 ff.) Er erhoffte sich eine konkrete Erfahrung, um zu lernen, wie Provokation mit dem gewaltlosen Widerstand vereinbar ist. Nach seiner Reise zog er dann mit seiner Familie von Montgomery wieder nach Atlanta.

Am 30. Januar 1960 bekam das Ehepaar King ihr drittes Kind, einen Sohn namens Dexter. Zwei Jahre später wurde auch ihr letztes Kind, Bernice King, am 28. März geboren. Am 28. August 1963 hielt King seine berühmte Rede „I have a dream“ während des Marsches auf Washington. 1964 erkämpfte M.L. King ein neues Bürgerrechtsgesetz, welches die Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen für verfassungswidrig erklärte. Ein Jahr später, erhielten die Afroamerikaner ein neues Wahlrechtsgesetz.

Im selben Jahr reiste er nach Europa und erhielt schließlich den Friedensnobelpreis in Stockholm als Wortführer der gewaltlosen Rassenintegration, bei deren Verleihung er eine bedeutsame Rede hielt. Immer wieder wurde King von der Polizei verhaftet und saß teilweise in den unterschiedlichsten Gefängnissen.

1967 protestierte King öffentlich gegen den Vietnam Krieg und brachte sein Buch „Where do we go from here – Chaos or Community?“ heraus.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Im Jahre 1968 beteiligte sich Martin Luther King Jr. an den Demonstrationen in Memphis.

Am 4. April 1968 wurde er Opfer eines tödlichen Attentats. Man beerdigte ihn fünf Tage danach in Memphis (Tennesse).

2. Die besondere Prägung der baptistischen Kirche in den Vereinigten Staaten

Die Baptisten gehören zu einer Gemeinschaft der christlichen Freikirche, die zu der Zeit Martin Luther Kings unabhängig vom Staat waren. Die Bezeichnung Baptisten leitet sich aus dem griechischen βαπτίζειν (baptizein ) ab , was soviel wie „untertauchen“ und im übertragenen Sinne „taufen“ heißt.

Ein einheitliches Glaubensbekenntnis, wie im Christentum, ist bei den Baptisten nicht vorhanden.

Der Leitfaden für ihr Leben, die Lehre und den damit verbundenen Glauben stellt für sie die Bibel dar. Außerdem lehnen die Baptisten die Kindertaufe ab, weil sie der Überzeugung sind, dass nur Gläubige getauft werden sollten. Für sie gibt es deshalb den Begriff Kinder- oder Erwachsenentaufe nicht, sie sprechen eher von einer Glaubenstaufe. Insgesamt sehen sie die Taufe nicht als heilsentscheidend an, also um nach dem Tod ewiges Leben zu haben, sondern sehen allein den Glauben an Jesus Christus als Herrn und Erlöser als höchstes Attribut an. Außerdem kann jedes Mitglied der baptistischen Freikirche die Aufgaben eines Pfarrer oder Priesters übernehmen, dazu zählen auch Taufe, Abendmahl oder die Predigt.

Weltweit treten Baptisten für Glaubens- und Gewissenfreiheit des einzelnen Menschen ein und trennen die Kirche vom Staat klar ab. Deshalb erheben sie auch keine Kirchensteuer, welches bei den meisten Staatskirchen der Fall ist. Sie finanzieren sich aus freiwilligen Spenden und Gaben der Mitglieder und sind der festen Überzeugung, dass keine christliche Gemeinde oder Religion vom Staat bevorzugt werden darf.

Die schwarzen Kirchen galten als einzigartige Stütze für die Organisation der Bürgerrechtsbewegung in den USA, welches man auch gut am Beispiel des Busboykotts sehen kann. Hier stellte eine Kirche immer den Hauptversammlungsort dar. Grund dafür war, dass die Kirchen die einzigen öffentlich erlaubten Versammlungsorte für Farbige waren, nachdem die NAACP in den meisten Südstaaten verboten wurde, weil sie für die Aufhebung der Sklaverei eintraten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dexter Avenue Baptist Church, Montgomery

Die Frage ist allerdings, warum die Kirchen ein so hohes Risiko eingegangen sind ihrer Existenz zu schaden, obwohl es ihnen im Gegensatz zu anderen öffentlich Einrichtungen der Schwarzen relativ gut ging.

Die schwarzen Kirchen waren von Beginn an die zentrale Institution der eigenständigen schwarzen Wirtschaftsstruktur, weil sie als Erste schwarze Banken und Lebensversicherungen gründeten. Außerdem verfügte die Kirche im Süden, durch Spenden der Kirchen im Norden, über die meisten materiellen Ressourcen und war gleichzeitig die wesentliche kulturelle Institution der Afroamerikanerinnen und Afroamerikaner. Nur im Haus Gottes fand man Raum für soziale und politische Partizipation, die den Schwarzen in der Gesamtgesellschaft untersagt wurde.

„Für die schwarzen Massen in ihrer sozialen und moralischen Isolation in der amerikanischen Gesellschaft war die Schwarze Kirche eine Nation in einer Nation.“[5]

Die Kirche stellte also für die schwarzen Bürger eine Art Rückgrat dar, welches sie in ihrer eigenen Nation, ihrer Heimatstadt und ihrem Land, nicht erleben konnten. Für sie war die Kirche ein Zufluchtsort, eine eigenständige Nation, die genau das darstellte, wofür eigentlich Amerika selbst stehen sollte, nämlich ein Ort, an dem kommunikative Verständigung und Akzeptanz anderer Rassen und Respekt vor anderen Lebensweisen geduldet wurde.

Trotzdem kritisierte King an den Kirchen ihr Einsetzungsvermögen nach außen hin, denn er war der Meinung, dass das Rassenproblem nicht nur eine politische, sondern vor allem eine moralische Streitfrage darstelle. „Es genügt nicht, dass sie [die Kirche] sich in der Welt der Ideen betätigt. Sie muss sich auch auf den Kampfplatz sozialer Wirksamkeit begeben.“[6]

Mit dieser Aussage wollte der Bürgerrechtler klarmachen, dass die Kirchen ihre Ideale nicht nur verbreiten sollten, sondern auch für sie eintreten müssten.

Doch diese Ideale auch umzusetzen, war leichter gesagt als getan, denn der amerikanische Bürgerkrieg von 1860-1865 brachte eine Sezession der Nord- und Südstaaten mit sich, außerdem fand eine Separation in schwarze und weiße Baptistengemeinden statt, um die Unabhängigkeit der Afroamerikaner in der religiösen Gemeinschaft zu stärken.

Diese Separation kritisierte Martin Luther King stark, da er nicht nur eine politische, sondern auch eine kirchliche Gleichberechtigung der verschiedenen Rassen verfolgte.

3. M.L. King und seine Vorbilder

Martin Luther King ließ sich von einigen bedeutenden Personen der Öffentlichkeit inspirieren, wie zum Beispiel durch Henry David Thoreau (1817- 1862), aber vor allem durch

Mahatma Gandhi (1869-1948).

Henry D. Thoreau behandelt in einem Essay das Thema „Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat“. Thoreau war der Meinung, „dass er nicht für einen Augenblick eine politische Organisation als seine Regierung anerkennen kann, die zugleich auch eine Regierung von Sklaven ist.“[7] Der Aufruf zum Ungehorsam gegen den Staat, stellte für King etwas Ungewöhnliches dar. „Der Gedanke, dass man sich weigern sollte, mit einem bösen System zusammenzuarbeiten, faszinierte mich so sehr, dass ich das Werk nochmals las.“[8]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Henry David Thoreau

Solche Meinungen waren für King ganz neu, denn durch die Erziehung seiner Eltern hatte er gelernt, dass man sich immer politisch korrekt verhalten sollte. Thoreau hingegen spricht davon, dass man das Gesetz „brechen“ solle, „wenn das Gesetz aus dir einen Helfershelfer für das Unrecht macht, das einem anderen zugefügt wird.“ Er dachte nämlich, dass „wir zuerst Menschen und erst in zweiter Linie Untertanen sein“ sollten.[9]

Martin Luther King war sich trotz der Faszination über diese Schrift im Klaren darüber, dass er seine Erziehung im schwarzen Elternhaus vernachlässigte, wenn er sich ein Beispiel an den Gedankengängen Thoreaus nahm, die staatsbürgerliche Loyalität aufzugeben.

Einer der wichtigsten Vorbilder Martin Luther Kings war allerdings Mohandas Karamchand Gandhi, mehr bekannt als Mahatma Gandhi. Er wurde am 2. Oktober 1869 in Porbandar im indischen Bundesstaat Gujarat geboren. Er war ein Rechtsanwalt und politischer sowie geistiger Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung. Mahatma Gandhi hielt sein ganzes Leben lang am Pazifismus fest, denn er lehnte den Krieg und den bewaffneten Konflikt zwischen Menschen ab. Martin Luther King lernte Mahatma Gandhi durch den Dozent A.J. Muste kennen. Weil er so beeindruckt von dem indischen Pazifisten war, kaufte er sich alle Bücher, die er sich leisten konnte, um sich in Gandhis Philosophie des gewaltlosen Widerstandes einzuarbeiten. Besonders imponierte ihm der Salzmarsch im Jahre 1930, bei dem Gandhi mit rund 80 Anhängern zur Küste gewandert war, um das Salzmonopol der Briten zu beenden, was schließlich zur Unabhängigkeit Indiens von Großbritannien führte. Am 12. März 1930 begann der Marsch von Mahatma Gandhi und seinen Anhängern, den so genannten Satyagrahi. Am Sabarmati-Ashram, dem Wohnhaus von Gandhi bei Ahmedabad, startete die Gruppe rund um den indischen Unabhängigkeitskämpfer, und sie erreichten das Dorf Dandi am Arabischen Meer 24 Tage später. Sie legten 385 Kilometer zurück, eine Strecke, bei der viel Kraft und Energie gefordert war, bei der sich allerdings im Endeffekt jeder Schritt gelohnt hatte. Bei der Ankunft in Dandi hob Mahatma Gandhi schließlich einige Körner Salz hoch, welches symbolisch gegen das Verbot der englischen Besatzungsmacht gemeint war. Er demonstrierte also damit gegen das englische Verbot, selbst Salz zu gewinnen.

Durch diesen symbolischen Widerstand forderte er die Menschen in Indien auf, es ihm gleich zu tun, indem sie selbst Salz herstellen sollten. Dadurch konnte man die hohe Salzsteuer der Briten umgehen und den ersten Meilenstein für die Unabhängigkeit Indiens von Großbritannien setzen. Um die 50.000 Inder, darunter auch Mahatma Gandhi, wurden nach gewaltvollen Kämpfen durch die Polizei festgenommen, bei dem die Inder allerdings nicht einen Schlag austeilten, um an ihrem passiven Widerstand festzuhalten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Mahatma Gandhi

Als Martin Luther King von dem Salzmarsch des indischen Unabhängigkeitsführers hörte und anschließend ausführlich studierte, erinnerte ihn diese Tat an Jesus: Jesus provozierte, indem er trotz Arbeitsruhe am Sabbat die Kranken heilte. Durch diese Verbindung wurde Martin Luther King bewusst, dass Mahatma Gandhi versuchte, die Mächtigen zu überlisten, stets aber darauf achtete, sie nicht zu verletzen. Ihm wurde bewusst, dass die Inder nicht die schwachen Stellen ihrer Gegner treffen, sondern sie dazu aufrufen wollten, menschlich und großzügig zu reagieren.

Martin Luther King sah Mahatma Gandhi als sein größtes Vorbild, nachdem er ihm indirekt gezeigt hatte, dass Druck und Protest den Gegner nie persönlich verletzen durfte, auch wenn man sich bewusst ist, dass ein großes Unrecht für einen großen Teil der Menschen existiert. Außerdem lernte er durch den indischen Pazifisten, dass dem Gegner keine Demütigung und Vernichtung angedroht werden dürfe, sondern dass jeder Mensch ein Recht auf Respekt und Gewaltlosigkeit verdiene, denn nur so könne man erreichen, was man erreichen wolle.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Malcolm X

Martin Luther King wurde von vielen Seiten her inspiriert, doch auch durch ihn fand manch anderer eine Inspiration für das Leben. Das beste Beispiel hierfür ist Malcolm X, geboren am 19. Mai 1925 in Ohama, Nebraska als Malcolm Little. Seine Kindheit war durch Misshandlungen an ihm, seinen zehn Geschwistern und seiner Mutter gegenüber geprägt.

Als Malcolm sechs Jahr alt war, starb sein Vater. Vermutet wird, dass er durch Weiße schwer misshandelt und anschließend auf die Schienen einer Straßenbahn gelegt wurde. Malcolms Mutter war nun allein für die Erziehung ihrer vielen Kinder zuständig. Immer wieder brach sie zusammen und wurde schließlich in eine Nervenanstalt gebracht, in der sie 26 Jahre verblieb. Der kleine Malcolm machte sich von nun an auf die Suche nach Lebensmitteln, die er stahl, weil sie kein Geld besaßen. Er legte sich den Namen Malcolm X zu, um den Sklavennamen „Little“ seines Vaters zu verdrängen. Durch die frühe Anwendung von Gewalt, wurde er in ein Heim für schwer erziehbare Jugendliche eingewiesen, brach dort allerdings aus und begann das Leben eines Kriminellen in Harlem. Im Alter von 21 Jahren wurde Malcolm von einem weißen Gericht wegen Drogenhandels und bewaffneten Überfällen zu sechs Jahren Haft verurteilt. Aus dem Gefängnis wieder freigelassen, schloss er sich der schwarzen Sekte „Nation of Islam“ an, die die strikte Trennung von Weißen und Schwarzen anstrebte. Von nun an war er Moslem und diente Allah.

Im Jahre 1964 erfuhr Malcolm X von Martin Luther King, der Erfolg mit der Rassen-gleichstellung aller Schwarzen erreichte. Er war inspiriert von M.L. Kings erfolgreichen Bürgerrechtsbewegung und wollte von nun an die Lebensbedingungen der schwarzen Amerikaner stärken, sich für bessere Ernährung und Kleidung, sowie mehr Bildung und bessere Arbeitsplätze einsetzen. Malcolm X, der King immer als einen Feigling beschimpft hatte, kooperierte nun mit den Führern von Kings Bürgerrechtsbewegung und erklärte dann: „Ich beabsichtige nicht, andere schwarze Führer oder Organisationen zu bekämpfen. Wir müssen einen gemeinsamen Ansatz finden, eine gemeinsame Lösung für ein gemeinsames Problem. Von dieser Minute an habe ich alles Schlechte vergessen, was alle anderen Führer je über mich gesagt haben, und ich bete, dass auch sie die vielen schlechten Dinge vergessen können, die ich über sie gesagt habe.“[10]

Malcolm X sah sich selbst als revolutionären Führer an und erklärte 1964, dass seine Ziele und die der Bürgerrechtsbewegung die gleichen seien. Trotzdem war er immer noch der Meinung, dass alle schwarzen Männer sich unverzüglich mit Waffen ausstatten sollten. Diesen Aufruf verurteilte Martin Luther King. Für ihn war die höchste Priorität, gewaltlos für die Integration, die Freiheit, die Gerechtigkeit, die Gleichheit und den Respekt aller Menschen voreinander zu kämpfen. Malcolm X hatte zwar die gleichen Ziele vor Augen, wollte diese aber mehr durch Separatismus erreichen. Trotz der unterschiedlichen Methode, die Malcolm X anstrebte, fand er Inspiration durch Martin Luther King, im gleichen Ziel.

Am 27. Februar 1965 wird Malcolm X dann bei einem Massenmeeting in New York City erschossen, sein Tod blieb, wie der Martin Luther Kings, ungeklärt.

Die unterschiedliche Methode von Martin Luther King und Malcolm X zur Erreichung von Gleichheit, Gerechtigkeit und Freiheit der Schwarzen wurde wahrscheinlich schon im Jugendalter geprägt. Malcolm X wurde im eigenen Elternhaus misshandelt, wie Dreck behandelt und schließlich von Mutter und Vater alleingelassen. Martin Luther King hingegen wuchs in einer wohlbehüteten Familie auf und fand Inspiration bei weißen Lehrern. Beide wuchsen als Kinder von Baptistenpfarrern auf, allerdings war Malcolm X der Auffassung, dass die Weißen Schuld an dem Elend der Schwarzen hatten. King aber erfuhr schon im jungen Alter, dass nicht alle Weißen vom Rassismus geprägt waren.

Martin Luther King und Malcolm X, zwei große Schwarzamerikaner, die für die schwarzen Bürger in den Vereinigten Staaten von Amerika kämpften, konnten unterschiedlicher nicht sein. Malcolm X verfolgte die strikte Trennung der Rassen, damit Gerechtigkeit und Freiheit auch die Schwarzen erreichte. King hingegen trat sein ganzes Leben lang für ein Miteinander der Afroamerikaner und der Weißen ein.

Beide waren schwarze Bürger, Brüder auf ihre eigene Art und trotzdem besaßen sie so unterschiedliche Auffassungen, wodurch man sie fast als Antagonisten bezeichnen kann.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Martin Luther King und Malcolm X

4. Coretta Scott und Martin Luther King

Coretta Scott King wurde am 27. April 1927 in Marion, Alabama, geboren. Bereits in ihrer Kindheit erfuhr sie am eigenen Leib die Armut der Afroamerikaner, denn sie musste schon als kleines Mädchen auf den Baumwollfeldern helfen. Trotzdem war sie eine begabte Schülerin, die später am Antioch College in Ohio Musik studierte. Als Coretta Scott Martin Luther King während ihres Studiums kennen lernte, war sie beeindruckt von seiner starken Hoffnung, für seine Rasse und für die Menschheit etwas bewegen zu können und zu wollen. Martin Luther King war von der Art Corettas sofort in den Bann gerissen und wollte sie bald möglichst heiraten. Coretta hingegen war sich nicht sicher, ob sie es wirklich für klug hielt, sich im Süden für die Afroamerikaner einzusetzen, obwohl man im Norden der Vereinigten Staaten in Ruhe hätte leben können. Außerdem hatte sie große Zweifel, ihren Traum, eine Konzertkünstlerin zu werden, hinter sich zu lassen. Sie gab ihren Traum auf, um Martin am 18. Juni 1953 zu heiraten. Als Ehepaar kehrten sie schließlich nach Boston zurück, um ihr Studium zu beenden. Die beiden wuchsen schnell zusammen, weil sie schon seit ihrer Kindheit Erfahrungen mit der Ausgrenzung der Schwarzen gemacht hatten. Außerdem verband sie das jeweilige schwarze Elternhaus, bei dem die Väter, sowohl von Coretta als auch von Martin, sich gegen die Weißen in den Südstaaten wehrten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Coretta Scott und Martin Luther King

Nach Abschluss des Studiums entschieden sie sich dafür, das Angebot in der Dexter Avenue Baptist Church in Montgomery, Alabama, anzunehmen.

Als Rosa Parks durch ihren Sitzstreik in einem Bus in Montgomery verhaftet wurde, weil sie ihren Platz nicht der Vorschrift gemäß für einen weißen Fahrgast freimachte, setzte dies die Bürgerrechtsbewegung in den Vereinigten Staaten in Gang. An ihrer Spitze stand der 26- jährige Martin Luther King. In der Zeit des Busboykotts, der am 1. Dezember 1955 begann, setzte sich der junge Bürgerrechtler für Gerechtigkeit ein. Doch die Augen der Afroamerikaner waren nicht nur auf einen Mann gerichtet, der für seine Rasse kämpfte, sondern auch auf die Frau, die an seiner Seite alles Alltägliche erledigte. Dadurch galt Coretta als erste afroamerikanische Frau, die durch die Taten ihres Mannes ins Rampenlicht rückte. Sie wurde von nun an zum Symbol für das neue Bild der afroamerikanischen Frau, die trotz eines Mannes, der Geld verdiente, auf eigenen Füßen stehen wollte, um der Armut zu entkommen.

[...]


[1] Aus: M. Haspel, B. Waldschmidt-Nelson (Hg.). Leben, Werk und Vermächtnis, S.7

[2] Aus: T. Dietrich (Hg.). Martin Luther King, S. 23

[3] Aus: Martin Luther King, Ich habe einen Traum, S. 89

[4] Aus: Wikipedia: Martin Luther King, Familie und Kindheit

[5] Aus: M. Haspel, B. Waldschmidt-Nelson (Hg.). Leben, Werk und Vermächtnis, S. 71

[6] Aus: M. Haspel, B. Waldschmidt-Nelson (Hg.). Leben, Werk und Vermächtnis, S. 83

[7] Aus: Hans-Eckehard Bahr, Martin Luther King: Für ein anderes Amerika, S. 40

[8] Aus: Hans-Eckehard Bahr, Martin Luther King: Für ein anderes Amerika, S. 40-41

[9] Aus: Hans-Eckehard Bahr, Martin Luther King: Für ein anderes Amerika, S. 41

[10] Hans-Eckehard Bahr, Martin Luther King: Für ein anderes Amerika, S. 37

Details

Seiten
Jahr
2009
ISBN (eBook)
9783656169727
ISBN (Paperback)
9783656169994
DOI
10.3239/9783656169727
Dateigröße
1.7 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Koblenz-Landau
Erscheinungsdatum
2012 (April)
Note
2,0
Schlagworte
martin luther king denken handeln kings
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Titel: Martin Luther King