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Die Hinwendung Konstantins zum Christentum

Welche Gründe führten zur Konstantinischen Wende?

©2011 Seminararbeit 10 Seiten

Zusammenfassung

Flavius Valerius Constantinus (270-337 n. Chr.), bekannt als Konstantin der Große 2 , war der erste römische Kaiser, der sich dem Christentum zuwandte, und durch dessen Privilegien dieses zur Staatsreligion wurde. Seine Bekehrung wird von den christlichen Autoren auf seine Vision vor der entscheidenden Schlacht am 28. Oktober 312 n. Chr. an der Milvischen Brücke zurückgeführt 3 .

Hier setzt das Thema der vorliegenden Arbeit an. Sie geht der Frage nach, ob es wirklich eine Bekehrung des Kaisers gegeben hat, und ob die Schlacht an der Milvischen Brücke zur Konstantinischen Wende geführt hat.

Hierzu wird sowohl das zeitliche Geschehen an der Milvischen Brücke wie auch das Edikt von Mailand betrachtet. Der Donatistenstreit, die militärisch ausgetragene Machtfrage zwischen Konstantin und Licinius im Jahre 316 n. Chr. sowie die Schlacht gegen Licinius 324 n. Chr. bei Adrianopel werden ausgeklammert, da sie den Rahmen dieser Ausarbeitung sprengen würden.

Zur weiteren Fortführung wird im Geschehen der Jahre 321-337 n. Chr. wieder angesetzt. Angebliche Zeugnisse der Hinwendung werden dargelegt, um abschließend ein Fazit ziehen zu können, und ein zusammenfassendes Ergebnis zu erzielen.

Die Quellenlage ist günstig. Die Kirchenschreiber bieten eine nicht unwesentliche Zahl von Reden, Briefen und Erlassen des Kaisers, und da der Schwerpunkt der Konstantin-Forschung im Verhältnis des Kaisers zum Christentum liegt, werden die zeitgenössischen Quellen von Eusebius 4 und Laktanz 5 auf der Suche nach Antworten helfen.

Auch der Forschungsstand zu dieser Materie ist vielfältig, es gibt eine große Fülle von späten Erzählungen. Zu akzentuieren sind hierbei vor allem die Schriften von Klaus Martin Girardet 6 sowie von Alexander Demandt 7 .

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Schlacht an der Milvischen Brücke
2.1 Die Berichte des Eusebius
2.2 Die Berichte des Laktanz

3. Das Edikt von Mailand
3.1 Die Berichte des Laktanz

4. Weitere Zeugnisse der Bekehrung?

5. Resümee

6. Quellen und Literaturverzeichnis
6.1 Quellen
6.2 Literatur
6.3 Beiträge aus Aufsatzbänden
6.4 Grafikverzeichnis

1. Einleitung

„Die Schlacht am Ponte Molle gehört zu den großen Entscheidungen der Weltgeschichte,

denn die Folge war die Dominanz des Christentums“[1].

Flavius Valerius Constantinus (270-337 n. Chr.), bekannt als Konstantin der Große[2], war der erste römische Kaiser, der sich dem Christentum zuwandte, und durch dessen Privilegien dieses zur Staatsreligion wurde. Seine Bekehrung wird von den christlichen Autoren auf seine Vision vor der entscheidenden Schlacht am 28. Oktober 312 n. Chr. an der Milvischen Brücke zurückgeführt[3].

Hier setzt das Thema der vorliegenden Arbeit an. Sie geht der Frage nach, ob es wirklich eine Bekehrung des Kaisers gegeben hat, und ob die Schlacht an der Milvischen Brücke zur Konstantinischen Wende geführt hat.

Hierzu wird sowohl das zeitliche Geschehen an der Milvischen Brücke wie auch das Edikt von Mailand betrachtet. Der Donatistenstreit, die militärisch ausgetragene Machtfrage zwischen Konstantin und Licinius im Jahre 316 n. Chr. sowie die Schlacht gegen Licinius 324 n. Chr. bei Adrianopel werden ausgeklammert, da sie den Rahmen dieser Ausarbeitung sprengen würden.

Zur weiteren Fortführung wird im Geschehen der Jahre 321-337 n. Chr. wieder angesetzt. Angebliche Zeugnisse der Hinwendung werden dargelegt, um abschließend ein Fazit ziehen zu können, und ein zusammenfassendes Ergebnis zu erzielen.

Die Quellenlage ist günstig. Die Kirchenschreiber bieten eine nicht unwesentliche Zahl von Reden, Briefen und Erlassen des Kaisers, und da der Schwerpunkt der Konstantin-Forschung im Verhältnis des Kaisers zum Christentum liegt, werden die zeitgenössischen Quellen von Eusebius[4] und Laktanz[5] auf der Suche nach Antworten helfen.

Auch der Forschungsstand zu dieser Materie ist vielfältig, es gibt eine große Fülle von späten Erzählungen. Zu akzentuieren sind hierbei vor allem die Schriften von Klaus Martin Girardet[6] sowie von Alexander Demandt[7].

2. Die Schlacht an der Milvischen Brücke

In der Forschung ist auf der Grundlage einer Festrede von Panegyricus aus dem Jahr 310 n. Chr. sowie den Berichten des Eusebius und des Laktanz immer wieder die Rede von den „Visionen“ Konstantins. Diese Erscheinungen sollen nun aufgrund der Aussagen von Eusebius und Laktanz untersucht werden, doch zuerst wird das zeitliche Geschehen wiedergegeben.

Durch den Tod des Galerius Anfang Mai 311 n. Chr. hat sich die Situation für Maxentius nunmehr erschwert, denn in Afrika hat Alexander den Platz als Gegenkaiser eingenommen und stellt die Getreidelieferung für Rom ein. In der Hauptstadt kommt es dadurch zu Unruhen, und Maxentius muss sich um die Rückeroberung Afrikas bemühen. Dies gelingt ihm noch im Jahre 310 n. Chr. durch seinen Befehlshaber Volusianus, die Strangulation Alexanders folgt[8].

Für Maxentius stand früher häufig das Bild des Tyrannen[9], welches die Quellen von Konstantins Antagonisten skizzierten[10]. Doch er ist inkorrekter Weise zu den Christenverfolgern gezählt worden, denn die Religionsfreiheit der Christen hat er bereits 306 n. Chr. rekonstruiert[11].

Als Konstantin zu dieser Zeit entgegen den Regeln der Tetrarchie zum neuen Kaiser ausgerufen wird, kommt es zum Bürgerkrieg. Er passiert mit seinen gallisch-germanischen Streitkräften die Alpen, und nach Siegen über Maxentius´ Truppen bei Susa, Turin und Verona marschiert er auf Rom zu. Maxentius fühlt sich nicht mehr sicher und zieht Konstantin entgegen, doch seine Prätorianer sind unterlegen, und so verliert er am 28. Oktober 312 n. Chr. nicht nur die Schlacht an der Milvischen Brücke, sondern auch sein Leben[12].

2.1 Die Berichte des Eusebius

Wir betrachten nun zuerst den Bericht des Eusebius zur ersten Vision Konstantins. Er schildert uns dazu, dass Konstantin für die Schlacht gegen Maxentius den christlichen Gott als Helfer auswählt, und diesen immer wieder in Gebeten anruft. Während seiner Gebete sei ihm um die Mittagsstunden ein Kreuz am Himmel erschienen, welches selbst aus Licht bestand, und es sei mit dem Schriftzug „Durch dieses siege!“ verbunden gewesen[13]. In der darauffolgenden Nacht sei Christus Konstantin im Schlaf erschienen, begleitet von dem Zeichen welches er bereits am Mittag gesehen hatte. Christus habe ihm auferlegt, ein Bildnis des Zeichens anzufertigen, und als Verteidigung bei seinen Schlachten bei sich zu führen[14].

Nach der Schilderung des Eusebius lässt Konstantin das Zeichen sofort am nächsten Morgen von Goldschmieden und Juwelieren anfertigen[15], und sein Aussehen war wie folgt:

„ Ein hoher Lanzenschaft, der mit Gold verkleidet worden war, hatte eine Querstange, so daß die Form eines Kreuzes erzeugt wurde. Oben an der Spitze des Ganzen war ein aus kostbaren Edelsteinen und Gold geflochtener Kranz befestigt, an dem zwei Elemente, die den Namen Christi andeuteten, das Symbol des Erlösernamens durch die beiden Anfangsbuchstaben bezeichneten: Der Buchstabe Rho (P) wurde dabei durch das Chi (X) in der Mitte gekreuzt“[16].

Alsdann, so gibt Eusebius an, befiehlt der Kaiser seinen Soldaten, dieses Zeichen fortan zu gebrauchen[17].

2.2 Die Berichte des Laktanz

Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass Laktanz sich schon 310 n. Chr. in Trier befindet, denn es ist sehr auffällig, dass er eben für diesen Zeitraum über die Vorkommnisse in Gallien genaue Angaben macht und über vertrauliche Feinheiten berichtet, die in keiner anderen Quelle zu finden sind[18].

Vom Vorabend der Schlacht berichtet Laktanz, im Gegensatz zu Eusebius, von einer Art „Vision“, nicht von einer wirklichen Erscheinung. Konstantin sei im Traum ermahnt worden, die Schilde seiner Soldaten mit dem himmlischen Zeichen Gottes zu versehen. Allerdings spricht Laktanz davon, dass der Buchstabe X „umgelegt und an der Spitze umgebogen“ wurde, nennt aber nicht klar ein Kreuz[19].

Anders als Eusebius legt Laktanz dieses Geschehen sehr knapp und sachlich dar. Ferner ereignet sich die Vision Konstantins in der Nacht, und nicht am Tage. Ungeachtet dessen ist hier aber wohl entscheidend, dass diese Schrift wahrscheinlich um 315 n. Chr. entstanden ist, dem Zeitraum in dem Laktanz der Erzieher von Konstantins ältestem Sohn ist und in direkter Verbindung zum Kaiser steht[20].

Die vorliegende Forschungsliteratur kommt hier zu unterschiedlichen Ergebnissen. Klaus Martin Girardet vertritt die Ansicht, dass es sich „mit hoher Wahrscheinlichkeit um ein Ringhalo“ handelt: „Ein durch Lichtbrechung an Eiskristallen in den hohen Schichten der Atmosphäre entstehendes System von Lichtkreisen und Nebensonnen, in dessen Zentrum die Sonne steht“. Seiner Meinung nach „kann von einer Vision keine Rede sein“[21].

[...]


[1] Demandt, Alexander: Die Spätantike. Römische Geschichte von Diocletian bis Justinian 284 – 565 n. Chr.

2. Auflage. München 2007. S. 82.

[2] Anmerkung: Konstantin wird in dieser Ausarbeitung mit dem Konsonanten K geschrieben.

[3] Vgl. Mann, Christian: Antike. Einführung in die Altertumswissenschaften. Berlin 2008. S. 184.

[4] Döpp, Siegmar u.a. (Hrsg.): Eusebius. De Vita Constantini. Turnhout 2007.

[5] Döpp, Siegmar u.a. (Hrsg.): Laktanz. De Mortibus Persecutorum. Turnhout 2003.

[6] Girardet, Klaus Martin: Kaiser Konstantin der Grosse. Historische Leistung und Rezeption in Europa. Bonn

2007.

[7] Demandt, Alexander: Die Spätantike. Römische Geschichte von Diocletian bis Justinian 284-565 n. Chr.

München 2007.

[8] Vgl. Demandt, Alexander: Die Spätantike. S. 81.

[9] Dazu u.a. Eusebius: De Vita Constantini 1, 27.1.

[10] Vgl. Martin, Jochen: Spätantike und Völkerwanderung. 2. Auflage. München 1990. S. 151.

[11] Vgl. Demandt, Alexander: Die Spätantike. S.81.

[12] Ebd. S. 82².

[13] Vgl. Eusebius: De Vita Constantini 1, 28.

[14] Vgl. Eusebius: De Vita Constantini 1, 29.

[15] Vgl. Eusebius: De Vita Constantini 1, 30.

[16] Eusebius: De Vita Constantini 1, 31.

[17] Ebenda.

[18] Vgl. Fiedrowicz, Michael: Freiwillig um Unsterblichkeit kämpfen. Christliche Einflüsse in der Religionspolitik

Kaiser Konstantins. In: Konstantin der Große. Der Kaiser und die Christen. Die Christen und der Kaiser. Trier

2006. S. 15.

[19] Laktanz: De Mortibus Persecutorum, 44.

[20] Vgl. Mann, Christian: Antike. S. 187.

[21] Vgl. Girardet, Klaus Martin: Das Christentum im Denken und in der Politik Kaiser Konstantins d. Gr.

In: Kaiser Konstantin der Große. Historische Leistung und Rezeption in Europa. Hrsg. von Klaus Martin

Girardet. Bonn 2007. S. 29-53.

Details

Seiten
10
Jahr
2011
ISBN (eBook)
9783656176794
ISBN (Buch)
9783656176725
DOI
10.3239/9783656176794
Dateigröße
564 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Kassel – Geschichte
Erscheinungsdatum
2012 (April)
Note
1,7
Schlagworte
hinwendung konstantins christentum welche gründe konstantinischen wende
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Titel: Die Hinwendung Konstantins zum Christentum