Drei Beratungsansätze im Vergleich
Historischer Hintergrund, Menschenbild, Methoden und Anwendung der systemischen, klientenzentrierten und verhaltenstheoretischen/kognitiv-behavioralen Beratung
Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Historische Entwicklung
2.1 Die klientenzentrierte Beratung
2.2 Die verhaltenstheoretische/kognitiv-behaviorale Beratung
2.3 Die systemische Beratung
3 Theorie und Menschenbild
3.1 Die klientenzentrierte Beratung
3.2 Die verhaltenstheoretische/kognitiv-behaviorale Beratung
3.3 Die systemische Beratung
4 Methoden und Anwendung
4.1 Die klientenzentrierte Beratung
4.2 Die verhaltenstheoretische/kognitiv-behaviorale Beratung
4.3 Die systemische Beratung
5 Fazit
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Es existiert eine Vielzahl psychologischer Theorien und Ansätze, aus denen sich im Laufe der Zeit diverse Beratungs- und Therapieformen entwickelten, die teils mehr, teils weniger in der Praxis angewendet werden. Alle diese Ansätze haben einen gemeinsamen Ausgangspunkt: Sie wollen den Menschen helfen bestehende Probleme zu lindern bzw. zu beheben. Dies wird jedoch sowohl in der Therapie, als auch in der Beratung auf unterschiedlichste Art und Weise zu erreichen versucht.
Die vorliegende Arbeit betrachtet drei dieser Ansätze im Beratungsfeld: Die systemische Beratung, die klientenzentrierte Beratung und die verhaltentheoretische bzw. kognitivbehaviorale Beratung. Es soll gezeigt werden inwieweit sich diese Ansätze ähneln und in welchen Punkten sie sich unterscheiden.
Im ersten Abschnitt wird kurz auf die wichtigsten historischen Entwicklungen der drei Ansätze eingegangen, um danach die den Konzepten zugrunde liegenden Theorien näher zu beschreiben und zu vergleichen. Im Anschluss daran soll gezeigt werden, dass die unterschiedlichen theoretischen Grundlagen der drei Ansätze sich auch in ihrer Anwendung und ihren spezifischen Methoden niederschlagen.
In einem abschließenden Fazit werden die wichtigsten Unterschiede der Beratungsansätze noch einmal kurz dargestellt, sowie wichtige Anwendungsbereiche im pädagogischen Feld skizziert.
2 Historische Entwicklung
Zum besseren Verständnis der drei verschiedenen Theorien soll hier zuerst kurz die historische Entwicklung jedes Ansatzes umrissen werden.
2.1 Die klientenzentrierte Beratung
Die klientenzentrierte Form der Beratung und Therapie geht auf Rogers zurück, der bereits 1940 in einem Vortrag an der Universität von Minnesota von einer Form der Therapie sprach, die es dem Klienten ermöglichen sollte eigene Lösungen für seine Probleme zu finden (McLeod, 2004). Dieser Ansatz wurde in den Anfängen als „nicht-direktiv“ bezeichnet. Die vorherrschende Therapieform in den USA war zu dieser Zeit die Psychoanalyse, die dem Bedarf an therapeutischen Maßnahmen vor allem nach 1945, als eine Vielzahl von Soldaten in ihre Heimat zurückkehrten, jedoch nicht mehr gerecht werden konnte. So entwickelte sich der Ansatz von Rogers schnell zur wichtigsten „nicht-medizinischen Beratungsform in den USA“ (McLeod, 2004, S.131).
Rogers entwickelte seine Theorie kontinuierlich weiter und bildete so 1951 den neuen Namen „klientenzentrierte Therapie“. Zum einen sollte dadurch die ursprüngliche Bezeichnung „nicht-direktiv“ abgelöst werden, da sie oft im Sinne von „nicht-aktiv“ falsch verstanden wurde. Zum anderen bezeichnete dieser Name aber auch die stattfindende Schwerpunktveränderung: War man vorher stark vom Verhalten des Beraters ausgegangen, ging die Betrachtung nun stärker auf die Prozesse ein, die sich beim Klienten selbst abspielten (McLeod, 2004).
Die dritte wichtige Phase in der Entwicklung der klientenzentrierten Beratung fand Ende der 50er Jahre statt. Es entwickelte sich ein umfassenderes Modell der therapeutischen Beziehung, in dem sowohl die früheren Ideen über die Beraterhaltung, als auch die Prozesse beim Klienten Berücksichtigung fanden (McLeod, 2004).
In neuerer Zeit wurden die Ideen des klientenzentrierten Ansatzes auch auf Gruppen oder Organisationen angewendet, was wiederum den Begriff „personenzentriert“ anstelle von „klientenzentriert“ hervorbrachte (Mearns & Thorne, 1988 zitiert nach McLeod, 2004).
2.2 Die verhaltenstheoretische/ kognitiv-behaviorale Beratung
Die Wurzeln des verhaltenstheoretischen Ansatzes liegen in der behavioristischen Psychologie von J.B. Watson begründet, der 1919 mit seinen Veröffentlichungen den behavioristischen Standpunkt erläuterte, der schnell an Bedeutung gewann. In ihren Anfängen war die verhaltenstheoretische Forschung stark an Experimente mit Tieren interessiert. Es sollte herausgefunden werden, auf welche Weise Tiere lernen, um diese Erkenntnisse auf den Menschen übertragen zu können. So entwickelten sich die Prinzipien der klassischen und operanten Konditionierung, die auf Pawlow bzw. Skinner zurückgehen (McLeod, 2004). Während die verhaltenstheoretischen Methoden in den 30er und 40er Jahren fast ausschließlich in der Forschung zum Einsatz kamen und noch keine eigene Beratungsform entwickelt worden war, waren die Psychoanalyse und die klientenzentrierte Therapie vorherrschend in der eigentlichen Beratungs- und Therapiearbeit (McLeod, 2004).
Die kognitiven Aspekte dieses Ansatzes wurden vor allem von Beck und Ellis geprägt, die in den 60er und 70er Jahren den Einfluss von Kognitionen auf das Verhalten beschrieben (McLeod, 2004). So entwickelte sich die vorher stark auf Lernprinzipien beruhende Theorie, die eine direkte Verbindung zwischen Stimulus und Verhalten sah, zu einer kognitiv geprägten Theorie, in der vor allem die Gedanken, die einen bestimmten Stimulus betreffen, das Verhalten beeinflussen.
Aus diesem Ansatz entwickelte sich im Laufe der Zeit eine Vielzahl von Methoden, die in Abschnitt 4.2 näher betrachtet werden sollen.
2.3 Die systemische Beratung
Die systemische Beratung entwickelte sich erst später als die anderen beiden Beratungsformen. Als Begründer der Systemtheorie gilt der Biologe von Bertalanffy, der 1957 die „Allgemeine Systemtheorie“ aufstellte. Diese bezog sich, im Gegensatz zu den beiden oben beschriebenen Theorien, nicht nur auf psychologische Aspekte, sondern stellte eine ganz allgemeine Definition von Systemen auf. So definiert Bertalanffy ein System als
„[…] eine aus Elementen bestehende Einheit, die aus mehr als der bloßen Summe dieser Elemente zu verstehen ist. Es besteht ebenfalls aus der Beziehung dieser Elemente untereinander und zu anderen Systemen. Diese Wechselwirkungen sind nicht ausschließlich Ergebnis der Eigenschaften der Elemente, sondern ergeben sich auch aus der Beziehung der Elemente untereinander und können etwas Neues entwickeln, das nicht mehr auf die Eigenschaften der Elemente zurückzuführen ist.“ (Wikipedia (a)).
Die Vorläuferin der systemischen Beratung auf psychologischem Gebiet, ist die Familientherapie, die schon seit jeher versuchte Probleme innerhalb von Familien unter Einbeziehung aller Familienmitglieder zu lösen (Sickendiek, Engel & Nestmann, 1999). Die Grundlagen der systemischen Therapie und Beratung wurden durch Gregory Bateson geprägt, sowie von den Ansätzen von Steve de Shazer, der den lösungsorientierten Ansatz begründete. Weitere Einflüsse entstanden u.a. durch Kurt Ludewig und Paul Watzlawick.
3 Theorie und Menschenbild
In den folgenden Abschnitten soll auf die verschiedenen, den Ansätzen zugrunde liegenden Theorien eingegangen werden und die Menschenbilder der unterschiedlichen Standpunkte verglichen werden.
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