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„Zum Wohle der Gesellschaft.“

Unternehmen und die Forderung nach moralischer Verantwortungsübernahme – eine Dilemmabeschreibung

©2012 Hausarbeit 19 Seiten

Zusammenfassung

Wirtschaftskrisen, Rekordsommer, Ernteausfälle in Afrika: Die Erdbevölkerung muss sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts enormen Herausforderungen stellen. Ressourcenkriege, das Ansteigen der Ozeane, der fortschreitende Verlust von Biodiversität: Für kommende Generationen ist eine Zuspitzung der Probleme zu erwarten. Die allgemeine Besorgnis wächst, ebenso der Druck eine Lösung zu finden. Der Schlüsselbegriff, der unsere Ge-sellschaft zu einer nachhaltigen machen soll, ist Verantwortungsübernahme. Jeder Ak-teur der Gesellschaft wird von dieser dazu angehalten, seinen eigenen Beitrag zu erken-nen und Verantwortung zu übernehmen. Er muss sich für die gute Sache einsetzen, rich-tig handeln. Was dabei ‚gut’ und ‚richtig’ ist, ist nicht nur eine Frage des Gesetzes, son-dern auch der Moral. Die moralische Verantwortungsübernahme von Einzelpersonen und auch – oder gerade – anderen Akteuren wie Unternehmen spielen eine wichtige Rolle, denn oft haben sie einen größeren Wirkungskreis als Individuen. Ihre Materialströme sind es beispielsweise, in denen enormes Potential zur Ressourcenschonung steckt.
Im Unterschied zu Individuen aber haben Unternehmen nicht selten problematische Grundvoraussetzungen ihre moralische Verantwortung zu erkennen und zu übernehmen. Sie sind ein Zusammenschluss verschiedener Individuen, die selbst in ihrer Position funk-tionale Verantwortung tragen. Der Vorstand einer AG beispielsweise wird seiner Rolle laut Aktiengesetz dann gerecht, wenn er „zum Wohle der Gesellschaft“ (AktG §93) han-delt, wobei mit ‚Gesellschaft’ das Unternehmen gemeint ist. Zum Wohle der Gesellschaft bedeutet auch dem Unternehmen zu einem guten Ruf zu verhelfen, damit es in der Öf-fentlichkeit als legitim anerkannt wird und erfolgreich sein kann. Moralische Verantwor-tungsübernahme spielt für Unternehmen deshalb vor allem dort eine Rolle, wo die Öffent-lichkeit sie sehen kann. Diese inkonsequente Übernahme von moralischer Verantwortung kann dazu führen, dass jenes Handeln, das nach Ansicht der Öffentlichkeit nicht mora-lisch korrekt ist, entlarvt wird. Das Unternehmen wird Gegenstand eines Skandals.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Beschreibung dieses Konflikts. Es soll ein Verständnis dafür entwickelt werden, in welchem Dilemma Unternehmen sich befinden, deren System es nicht erlaubt, einwandfrei moralische Verantwortung zu übernehmen, von denen aber eben dies verlangt wird.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Perspektiven der Verantwortung
2.1 Begriffliche Auffassung
2.2 Korporative moralische Verantwortung
2.3 Verantwortung des Einzelnen in Organisationen

3 Unternehmen im Verantwortungsdilemma
3.1 Moralische Erwartungshaltungen
3.2 Gesellschaftliches Engagement als ökonomisches Kalkül
3.3 Imitation von moralischer Verantwortungsübernahme

4 Lösungsansätze

5. Zusammenfassung und Schlussteil

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Wirtschaftskrisen, Rekordsommer, Ernteausfälle in Afrika: Die Erdbevölkerung muss sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts enormen Herausforderungen stellen. Ressourcenkriege, das Ansteigen der Ozeane, der fortschreitende Verlust von Biodiversität: Für kommende Generationen ist eine Zuspitzung der Probleme zu erwarten. Die allgemeine Besorgnis wächst, ebenso der Druck eine Lösung zu finden. Der Schlüsselbegriff, der unsere Ge- sellschaft zu einer nachhaltigen machen soll, ist Verantwortungsübernahme. Jeder Ak- teur der Gesellschaft wird von dieser dazu angehalten, seinen eigenen Beitrag zu erken- nen und Verantwortung zu übernehmen. Er muss sich für die gute Sache einsetzen, rich- tig handeln. Was dabei ‚gut’ und ‚richtig’ ist, ist nicht nur eine Frage des Gesetzes, son- dern auch der Moral. Die moralische Verantwortungsübernahme von Einzelpersonen und auch - oder gerade - anderen Akteuren wie Unternehmen spielen eine wichtige Rolle, denn oft haben sie einen größeren Wirkungskreis als Individuen. Ihre Materialströme sind es beispielsweise, in denen enormes Potential zur Ressourcenschonung steckt.

Im Unterschied zu Individuen aber haben Unternehmen nicht selten problematische Grundvoraussetzungen ihre moralische Verantwortung zu erkennen und zu übernehmen. Sie sind ein Zusammenschluss verschiedener Individuen, die selbst in ihrer Position funk- tionale Verantwortung tragen. Der Vorstand einer AG beispielsweise wird seiner Rolle laut Aktiengesetz dann gerecht, wenn er „zum Wohle der Gesellschaft“ (AktG §93) han- delt, wobei mit ‚Gesellschaft’ das Unternehmen gemeint ist. Zum Wohle der Gesellschaft bedeutet auch dem Unternehmen zu einem guten Ruf zu verhelfen, damit es in der Öf- fentlichkeit als legitim anerkannt wird und erfolgreich sein kann. Moralische Verantwor- tungsübernahme spielt für Unternehmen deshalb vor allem dort eine Rolle, wo die Öffent- lichkeit sie sehen kann. Diese inkonsequente Übernahme von moralischer Verantwortung kann dazu führen, dass jenes Handeln, das nach Ansicht der Öffentlichkeit nicht mora- lisch korrekt ist, entlarvt wird. Das Unternehmen wird Gegenstand eines Skandals.

Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Beschreibung dieses Konflikts. Es soll ein Verständnis dafür entwickelt werden, in welchem Dilemma Unternehmen sich befinden, deren System es nicht erlaubt, einwandfrei moralische Verantwortung zu übernehmen, von denen aber eben dies verlangt wird. Zu diesem Zweck beleuchtet das zweite Kapitel, was im Kontext der Arbeit mit Verantwortung gemeint ist und zu welcher Art von Verantwortungsüber- nahme Unternehmen nach diesem Verständnis in der Lage sind. Der besondere Fokus liegt dabei auf möglichen Faktoren, die die Übernahme moralischer Verantwortung er- schweren. Das zweite Kapitel stellt so die Basis der Konfliktanalyse dar, die im dritten Kapitel vorgenommen wird. Dazu beleuchtet das dritte Kapitel in einem ersten Schritt die Erwartungshaltung gegenüber Unternehmen und deutet diese als Aufforderung zu einer moralischen Verantwortungsübernahme. Anschließend wird die Bandbreite der mögli- chen unternehmerischen Motive für nachhaltiges Handeln aufgezeigt. Welche Konflikte entstehen, wenn Unternehmen versuchen auf die Erwartungen ihrer Umwelt zu reagie- ren, ohne ihre eigenen Zielgrößen zu vernachlässigen, wird abschließend beschrieben. Das Kapitel drei erläutert somit detailliert, welcher Zustand es ist, der in dieser Arbeit den Namen Verantwortungsdilemma trägt. Das vierte Kapitel zeigt schließlich verschiedene Lösungsansätze auf und soll das Dilemma auf diese Weise tiefergehend beleuchten. Ob die Beschreibung des Dilemmas durch die Herangehensweise der Autorin gelungen ist, wird im Schlussteil reflektiert.

2 Perspektiven der Verantwortung

Der Begriff der Verantwortung ist ein viel diskutierter. Uneinigkeit herrscht dabei auf ver- schiedenen Ebenen der Betrachtungsweise. Was beispielsweise befähigt ein Lebewesen Verantwortung zu tragen? Oder wie kann der Begriff kompakt definiert werden, ohne sei- ne Komplexität zu sehr zu reduzieren? Noch immer gibt es für diese Fragen keine Ant- worten, die sich auf einen allgemeinen Konsens stützen (vgl. Williams 2009a). Die vorliegende Arbeit hat das Ziel einer Dilemmabeschreibung. Das Dilemma existiert allerdings nur dann, wenn ein bestimmtes Verständnis von Verantwortung vorausgesetzt wird. Vor diesem Hintergrund stellt die folgende Begriffsauffassung eher eine Prämissen- sammlung für die Dilemmaherleitung dar, als die normative Entscheidung der Autorin über eine ‚richtige’ Bedeutung des Begriffs. Es sollen jene Elemente oder Fragestellun- gen des Begriffs fokussiert werden, welche den Rahmen für die spätere Beschreibung des Dilemmas bilden.

Dazu umreißt Kapitel 2.1 vorab den Begriff der Verantwortung. Um den Fokus dann enger auf die Verantwortung von Unternehmen zu ziehen, thematisiert Kapitel 2.2 die Verantwortung von Korporativen. Die weiterführende Frage, inwiefern funktionale Verantwortungsübernahme mit einer moralischen Verantwortungsübernahme der Mitglieder einer Organisation konkurrieren kann, wird in Kapitel 2.3 aufgegriffen.

2.1 Begriffliche Auffassung

Dass es noch immer keine breit anerkannte Definition des Begriffs Verantwortung gibt, lässt sich keineswegs darauf zurückführen, dass sich zu wenige Autoren an dieser Auf- gabe versucht hätten. Wissenschaftler aus den Gebieten der Naturwissenschaften, Phi- losophie, Soziologie, Politik und noch weiteren haben sich schon ausgiebig seit dem 18. Jahrhundert mit dem Begriff Verantwortung und schon weitaus länger mit der Bedeutung des Begriffs beschäftigt (vgl. Bayertz 1995: 3). Die Crux ist vielmehr in der Bedeutungs- vielfalt zu finden und in den zahlreichen Perspektiven, die immer wieder ein neues Licht auf den Begriff werfen. Welch unterschiedliche Auslegungen von Verantwortung möglich sind, veranschaulicht der Versuch, den Begriff durch eine Mehrzahl an Fragen bezie- hungsweise eine Syntax zu begreifen, statt durch ein statisches Verständnis:

a) Subjekt: Wer ist verantwortlich?
b) Objekt: Für was ist jemand verantwortlich?
c) Hinsicht: In welcher Hinsicht ist jemand für jemanden oder etwas verantwortlich?
d) Reichweite: Wo liegt die Grenze der Verantwortung?
e) Autorität: Vor wem ist jemand verantwortlich?
f) Begründung: Warum ist jemand verantwortlich? (vgl. Fünfgelt/Baumgärtner 2011: 25)

Indem die Syntax beantwortet wird, kann ein bestimmtes Verständnis von Verantwortung verdeutlicht werden. Darüber hinaus kann sie auf ein gegebenes Fallbeispiel oder einen realen zu bewertenden Zustand in der Welt angewandt werden und so nach dem jeweils festgelegten Verantwortungsverständnis beispielsweise die Verantwortungsverteilung klären. Im Folgenden werden die Prämissen für die vorliegende Arbeit aufgestellt, die auf verschiedene Fragen der Syntax zurückgeführt werden können. Dabei wird nicht jede der Fragen aus der Syntax behandelt, sondern nur jene, die dem Zweck der Arbeit im weite- ren Verlauf dienen können.

Als erste Festlegung soll darauf hingewiesen werden, dass das vorliegende Verantwor- tungsverständnis verschiedene Arten von Verantwortung zulässt, die auch durchaus ne- beneinander existieren können. Wird von Verantwortung gesprochen, geschieht dies oft- mals in Verbindung mit einem Adjektiv. So ist die Rede beispielsweise von sozialer, ge- sellschaftlicher oder hierarchischer Verantwortung (vgl. Bovens 1998: 149; Williams 2009a; Bierhoff 1995: 236 f.). Die Adjektive deuten darauf hin, dass je nach Kontext eine spezielle Art der Verantwortung übernommen werden kann. Bovens identifiziert zentrale Unterscheidungsmerkmale in der Autorität, gegenüber der durch die Verantwortungs- übernahme Loyalität ausgedrückt wird. So beschreibt er beispielsweise persönliche Ver- antwortung als Konzept „in which personal ethics and loyalty to one`s own conscience are to the fore.“ (1998: 148 f.)

In dieser Arbeit werden drei Arten von Verantwortung unterschieden, die ein Subjekt tra- gen kann: die rechtliche, die funktionale und die moralische Verantwortung. Die rechtliche Verantwortung wird durch die Autorität einer rechtlichen Institution auferlegt und unter Zuhilfenahme von Sanktionen geltend gemacht (vgl. Williams 2009a). Die weiteren Fra- gen, die die oben aufgezeigte Syntax formuliert, können dann mithilfe eines Gesetzestex- tes beantwortet werden. Zur Vereinfachung wird im Kontext der Arbeit angenommen, dass jeder Akteur der Gesellschaft seiner rechtlichen Verantwortung in jedem Fall und uneingeschränkt nachkommt. Die nächste Art der Verantwortung - die hier funktionale Verantwortung genannt wird - soll die Loyalität eines Gruppenmitgliedes zu der Organi- sation ausdrücken, zu der er gehört. In ähnlicher Weise wurde sie bereits von Bierhoff (vgl. 1995: 237) und von Bovens (vgl. 1998: 148 f.) beschrieben. Auch hier kann vorge- schrieben sein, wie genau die Verantwortung übernommen werden muss beziehungs- weise wie die Fragen der Syntax zu beantworten sind, beispielsweise durch einen Ar- beitsvertrag oder einer Beschreibung der Position. Diese Schriftstücke sind aber von ei- nem Gesetzestext, wie ihn die rechtliche Verantwortung zur Basis nimmt, abzugrenzen. Zum einen, da angenommen wird, dass das Individuum seine Loyalität durch die Auf- nahme der Arbeit freiwillig an die Organisation gibt und zum anderen, da die funktionale Verantwortung in Organisationen in der Regel nie gänzlich durch einen Vertrag oder eine Positionsbeschreibung abgedeckt werden kann, wie es bei der rechtlichen Verantwortung angestrebt wird. Zu groß ist beispielsweise der unmittelbare Einfluss von Aufgabendele- gationen, die oftmals eher kurz- oder mittelfristiger Art sind und somit nicht immer in Ar- beitsverträgen oder ähnlichem festgehalten werden. Die moralische Verantwortung als dritte hier aufgeführte Art der Verantwortung konstruiert sich komplexer. Als Autorität der moralischen Verantwortung kann die moralische Orientierung eines Individuums gesehen werden, deren Herkunft die Wissenschaft in zwei Lager teilt (vgl. Williams 2009a). An- hänger der ersten Theorie, die Kantianer, stützen sich auf die Arbeiten Immanuel Kants. Dieser ist der Ansicht, Moral ergäbe sich aus der Fähigkeit des Menschen zur Vernunft (vgl. Kant 1788: 37). Moralische Verantwortung wäre damit jedem Akteur möglich, der vernünftig sein kann, also nicht nur Individuen, sondern auch Organisationen, sofern die- sen Vernunft unterstellt werden kann. In wissenschaftlichen Reihen gibt es durchaus Ver- treter, die Unternehmen für vernunftsfähig halten (vgl. Küpper 1997: 54 ff.). Anhänger der zweiten Gruppe, die Humianer, berufen sich auf die Arbeiten von David Hume und versu- chen zu widerlegen, dass Vernunft die einzige Bedingung moralischer Verantwortung ist. In ihren Augen sind Menschen „moral agents (...) because [they] are equipped with cer- tain tendencies to feel or desire, dispositions that make it seem rational to [them] to act and think morally.“ (Williams 2009a). Das Fundament der Moral liegt somit in erster Linie in der Fähigkeit des Menschen zu fühlen, welche moralische Orientierung ermöglicht, al- so die Möglichkeit etwas für sich als ‚gut’ oder ‚schlecht’ zu bewerten (vgl. Pauer-Studer 2007: 32; Hume 1739/1740: 522 f.). Für die vorliegende Arbeit wird in einer weiteren Festlegung durch die Autorin davon ausgegangen, moralische Verantwortung sei nur möglich, wenn das Subjekt der Verantwortung fühlen kann.

Die nächste Festlegung konkretisiert den hier verwendeten Begriff der moralischen Ver- antwortung weiter. Wenn von moralischer Verantwortung gesprochen wird, soll diese ex- plizit von Handlungen differenziert werden, die aus externer Bewertung moralisch er- wünscht sind. Verfügt ein Akteur nicht über Gefühle und damit über moralische Orientie- rung, kann nach den hier aufgestellten Prämissen selbst dann nicht von moralischer Ver- antwortung gesprochen werden, wenn der Akteur in den Augen dritter moralisch korrekt handelt. Im Verlauf der Arbeit ist mit moralischer Verantwortung immer gemeint, dass diese aus der moralischen Orientierung des Subjekts entspringt und nicht nur durch Dritte zugeschrieben wird. Sollte in der Arbeit von der extern zugeschriebenen moralischen Verantwortung gesprochen werden, so wird sie als solche explizit erkennbar gemacht. Die Differenzierung von moralischer Verantwortung und moralischen oder als moralisch bewerteten Handlungen führt zu einem weiteren Merkmal des Verantwortungsverständ- nisses. Zu moralischer Verantwortungsübernahme fähig ist ein Akteur nach gerade auf- gestellter Auffassung dann, wenn er über moralische Orientierung verfügt. Diese beein- flusst seine Handlungen zwar zweifellos, ist aber kein Garant für die tatsächliche Ausfüh- rung moral-motivierter Handlungen. Denn neben der Moral können auch andere Faktoren das Handeln des Menschen beeinflussen. Es kann also moralische Orientierung gegeben sein, ohne dass daraus unmittelbar moralisches Handeln folgt. (Vgl. Pauer-Studer 2007: 15)

2.2 Korporative moralische Verantwortung

In der Wissenschaft sind es die Individuen deren Verantwortungsübernahme im Diskurs vorrangige Aufmerksamkeit bekommen (vgl. Williams 2009b). Für die Bekämpfung der großen Probleme dieser Zeit, wie es beispielsweise die Klimaerwärmung ist, rückt aber zunehmend das Lösungspotential von Organisationen in den Mittelpunkt (vgl. Proffen 2009: 154). Lenk/Maring gehen soweit zu sagen, dass „Unternehmen, Verbände, Institu- tionen, Korporationen immer mehr Gewicht gewinnen und der einzelne mit seinen Ein- flüssen, Entscheidungen, Möglichkeiten demgegenüber stark zurückzutreten scheint.“ (1995: 243) Wenn nun die Hoffnung darin liegt, dass alle Akteure durch die Übernahme von Verantwortung auf eine nachhaltige Gesellschaft hinstreben, so stellt sich die Frage nach der Fähigkeit von Organisationen, moralische Verantwortung wahrzunehmen. Die Rede wäre dann von einer moralischen Kollektiv- oder - auf Organisationen bezogen - auch Korporativverantwortung (vgl. Lenk/Maring 1995: 251; Wolf 1993: 138 ff.).

Vor dem Hintergrund des vorhergehenden Kapitels, in dem Gefühle für eine moralische Orientierung als Bedingung aufgestellt wurden, können Organisationen selbst als Träger moralischer Verantwortung ausgeschlossen werden, denn zum Fühlen sind sie nicht be- fähigt: „In a sense (...) organizations are like machines, and it would be a category mista- ke to expect a machine to comply with the principles of morality.“ (Ladd 1970: 500) An dieser Stelle wird deutlich, warum sich Kants Auffassung von moralischer Verantwortung, die ihren Kern in der Fähigkeit des rationalen Denkens begründet sieht, für das Szenario, das in der Arbeit beschrieben werden soll, nicht eignet. Wäre es die Rationalität, die mo- ralische Orientierung bietet, wären Organisationen unter Umständen sehr wohl zu einer moralischen Kollektivverantwortung fähig.

[...]

Details

Seiten
19
Jahr
2012
ISBN (eBook)
9783656196624
ISBN (Paperback)
9783656196778
DOI
10.3239/9783656196624
Dateigröße
587 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Leuphana Universität Lüneburg – Nachhaltigkeitsökonomie
Erscheinungsdatum
2012 (Mai)
Note
1,3
Schlagworte
Nachhaltigkeit Gesellschaft Wirtschaft Verantwortung Moral
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Titel: „Zum Wohle der Gesellschaft.“