Ethische Aspekte Sozialer Arbeit im Bereich Tiergestützter Interventionen
Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Das Konzept tiergestützter Interventionen
2.1 Anfänge im anglo-amerikanischen Raum
2.2 Begriffsbestimmung Tiergestützte Intervention
2.2.1 Tiergestützte Aktivität
2.2.2 Tiergestützte Pädagogik
2.2.3 Tiergestützte Therapie
2.2.4 Mensch-Tier-Beziehung
2.2.4.1 Biophilie-Hypothese
2.2.4.2 Konzept der „Du-Evidenz“
2.2.4.3 Bindungstheorie
2.2.4.4 Spiegelneurone
2.3 Zusammenfassung des Konzepts
2.3.1 Zielgruppe
2.3.2 Praxisfelder
2.3.3 Wirkungseffekte
2.3.4 Methodische Ansätze
3. Ethische Grundproblematik tiergestützter Arbeit
3.1 Ethische Überlegungen
3.1.1 Definition Ethik
3.1.2 Zusammenleben von Mensch und Tier
3.1.3 Mitleidsethik
3.1.4 Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben
3.2 Ethische Aspekte Sozialer Arbeit im Allgemeinen
3.3 Voraussetzungen für ethisch vertretbare Nutzung von Tieren bei tiergestützter Arbeit
3.3.1 Gesetzliche Grundlage
3.3.2 Hygiene
3.3.3 Sozialkontakt und Bewegung
3.3.4 Nutzung versus Missbrauch
3.3.5 Bewertung von Befindlichkeiten
3.3.6 Instrumentalisierung von Tieren
3.4 Zusammenfassung
4. Kritisches Beispiel: Delfintherapie
4.1 Besonderheiten von Delfinen als „therapeutische Begleiter“
4.2 Forschungsprojekt „Delfintherapie“ an der Universität Würzburg
4.2.1 Aufbau der Therapie
4.2.2 Aufbau der Studie und Erkenntnisse
4.3 Delfintherapie in der Kritik
5. Analogie zu tiergestützter Arbeit mit Hunden
5.1 Der Hund als Begleiter des Menschen
5.2 Eignung des Hundes für TG I
5.3 Beispiel Behindertenbegleithunde
5.4 Zusammenfassung
6. Chancen tiergestützter Interventionen im Hinblick auf den Erfolg Sozialer Arbeit
6.1 Mitwirken und Chancen von Sozialarbeitern im Bereich der tiergestützten Interventionen
6.2 Vorteile
6.3 Nachteile
Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Seit Jahrtausenden werden Tiere vom Menschen domestiziert. Sie spielen im Leben des Menschen eine große Rolle, ob als Nutztier, als Schutztier, als Gehilfe beim Aufspüren von Nahrungsquellen wie Wildtieren oder als kameradschaftlicher Begleiter im Alltag.
In der heutigen Zeit verfügt beinahe jeder Haushalt über ein Haustier. Die oftmals intensive Beziehung kommt in der Anthropomorphisierung, d.h. der Zuschreibung personeller Eigenschaften und Qualitäten zum Ausdruck. Ihren Höhepunkt erfährt die Ausgestaltung der Beziehung wohl in der Anlegung von Haustier-Friedhöfen, auch wenn diese spezielle Form der Tierliebe selten anzutreffen ist.
Anhand diverser Verfilmungen, die Tiere mit vermenschlichtem Charakter und Verhalten zeigen, wird erkenntlich, welche Bedeutung das Tier für den Menschen haben muss. Es wird als treuer Weggefährte dargestellt, als jemand, der Wärme, Zuneigung und Vertrauen gibt.
Andererseits geht vom Tier auch eine Bedrohung aus. Unbekanntes, aber auch Offensichtliches lösen Angst und Unsicherheit aus. Zu den sichtbaren Bedrohungen gehören Krallen und scharfe Zähne. Negative Gefühle gegenüber einem Tier können allerdings auch durch Nichtwissen und Fehldeutungen von Verhaltensweisen oder dergleichen erzeugt werden.
In der fachwissenschaftlichen Literatur ist in den letzten Jahren zunehmend die heilende Wirkung von Tieren in den Mittelpunkt gerückt und es erschienen Publikationen, die sich mit Tieren als „Therapeuten“ beschäftigen. Fraglich ist, ob es diese zugeschriebene heilende Wirkung tatsächlich gibt.
Sensationsorientierte Berichterstattung in den Medien über therapeutische Funktion und Wirkungsweise von Tieren, besonders im Bezug auf die Delfintherapie, aber auch immer wieder auftretende Diskussionen und Skandale über die missbräuchliche Behandlung von Tieren gaben Anlass zu einer näheren Untersuchung.
Im Rahmen dieser Bachelorarbeit wird versucht, das Konzept der tiergestützten Interventionen vorzustellen und die ethische Vertretbarkeit einer solchen Arbeit zu hinterfragen. Zunächst werden theoretische Grundlagen geklärt. Wie kam es zu der Entwicklung des Konzepts Tiergestützter Interventionen und was beinhaltet dieses? Welche begrifflichen Differenzierungen sind vorzunehmen? Darauffolgend wird die ethische Problematik dieses alternativmedizinischen Verfahrens verdeutlicht, wobei der Fokus auf tierrechtlichen Überlegungen liegen wird. Anhand des konkreten Beispiels der Delfintherapie werden der bestehende Forschungsbedarf und die zwiespältige Meinung zu der Nutzung von Tieren für therapeutische Arbeit aufgezeigt. Dabei handelt es sich immer noch um eine unübliche Vorgehensweise, daher wird ein kurzer Vergleich zu der populäreren Ausgestaltung Tiergestützter Interventionen mit Hunden gezogen. Im letzten Kapitel wird geklärt, welche Bedeutung dieses neue Praxisfeld für Soziale Arbeit hat.
2. Das Konzept tiergestützter Interventionen
2.1 Anfänge im anglo-amerikanischen Raum
Ihren Ursprung hat die tiergestützte Arbeit im anglo-amerikanischen Raum. Im späten 20. Jahrhundert tauchten erste Bezeichnungen für die Versuche, Tiere unterstützend in therapeutischen Settings einzusetzen, auf. Zunächst gab es den Begriff der „Pet Therapy“, der jedoch schon kurz danach durch „Pet-Facilitated Therapy“ ersetzt wurde. Übersetzt bedeutet dies „Tiergestützte Therapie“, es ist also ein deutlicher Hinweis darauf, dass Tiere helfend eingesetzt werden und nicht selbst als „Therapeut“ fungieren. Durch die Ergänzung „Psychotherapy“ wird herausgestellt, „dass es um die Wirkung der Tiere auf die Psyche des Menschen geht“ (Schneider 2008, S. 29). In der weiteren Entwicklung wurde zwischen „Animal-Assisted Activities“ (AAA) und „Animal-Assisted Therapy“ (AAT) unterschieden. Diese begriffliche Trennung zeigt die unterschiedliche Vorgehensweise beim Einsatz von Tieren. Bei den AAA sollen Tiere alleine durch Anwesenheit die Stimmung von Personen(-gruppen) verbessern. Wenn ein Tier fest in das therapeutische Konzept integriert und systematisch eingesetzt wird, spricht man von AAT. Die Unterschiede bestehen in der Zielsetzung, der Professionalität der Durchführenden und der Dokumentation des Prozesses sowie des Zeitrahmens (vgl. Schneider 2008, S. 29 ff.).
2.2 Begriffsbestimmung Tiergestützte Intervention
Im deutschsprachigen Raum wird überwiegend Tiergestützte Intervention (TG I) als Oberbegriff für die zahlreichen Begrifflichkeiten verwendet. Da es keine einheitliche Terminologie gibt, erscheint für diesen Zweck eine Unterteilung zwischen Tiergestützter Aktivität (TG A), Tiergestützter Therapie (TG T) und Tiergestützter Pädagogik (TG P) sinnvoll. Im Folgenden werden die einzelnen Begriffe genauer bestimmt, wobei ein Hauptaugenmerk auf TG T gelegt wird, auf die im 3. Kapitel weiter eingegangen wird.
2.2.1 Tiergestützte Aktivität
Als TG A werden Interventionen bezeichnet, die auf eine allgemeine Verbesserung der Lebensqualität und des Wohlbefindens von Menschen abzielen. Ansatzpunkt für TG A ist die subjektive Erlebenskomponente, die auf die Bewertung der materiellen, normativen und sozialen Lebensbedingungen einwirkt. Durch den Kontakt zu Tieren wird dem Menschen vorrübergehend eine Alternative zu zwischenmenschlichen Beziehungen geboten, die ungenügend ausgebaut sind. Diese Begegnung dient keinesfalls als Ersatz, kann jedoch zu einer Steigerung seiner Lebensfreude führen und den Stresspegel reduzieren. Als Beispiel für die Einsatzmöglichkeiten wird der Tierbesuchsdienst genannt. Oftmals ehrenamtlich tätige Personen besuchen gemeinsam mit dem Tier Einrichtungen wie Alten- oder Kinderheime. Die Arbeit erfolgt wenig strukturiert und eher sporadisch (vgl. Schneider 2008, S. 34 ff.).
2.2.2 Tiergestützte Pädagogik
Die TG P hingegen verlangt ein höheres Maß an Strukturierung und Qualifikation der durchführenden Person. Ein konkreter Plan mit Zielsetzung und angestrebten Lerneffekten muss vorliegen. Wirkungsbereich ist in erster Linie die emotionale bzw. soziale Intelligenz. Lernprozesse sollen mit Hilfe vorhandener Ressourcen initiiert werden. Dazu ist es erforderlich, dass bei dem Anbietenden pädagogische Kenntnisse vorliegen und bestenfalls ein Abschluss in Sonderpädagogik vorliegt (vgl. Schneider 2008, S. 38 ff.).
2.2.3 Tiergestützte Therapie
Der inflationäre Gebrauch dieses Begriffs erfordert eine eingehende Bestimmung. Wichtiges Merkmal dieser Art Tiergestützter Interventionen ist, dass der Durchführende über eine therapeutische Qualifikation verfügen muss. Am Anfang analysiert der Therapeut die Problemsituation und legt unter Einbeziehung der Fähigkeiten des Tieres das Ziel und die Ausgestaltung der Therapie fest. Das Tier muss darauf zugeschnitten gewählt werden und eine spezifische Ausbildung erhalten haben. Voraussetzung ist weiterhin, dass das Tier Befehle genauestens befolgt, da der Therapeut stets die Verantwortung für den Ablauf der Sitzungen trägt. Dabei ist es möglich, dass ein ausgebildeter Trainer engagiert wird, der das Tier nach den Anweisungen des Therapeuten einsetzt. Hauptzweck ist die Stärkung der Lebensgestaltungskompetenz (vgl. Schneider 2008, S. 41 ff.).
2.2.4 Mensch-Tier-Beziehung
Die Mensch-Tier-Beziehung zeigt sich in verschiedenen Ausgestaltungen. Bereits seit den Anfängen der Menschheit ist der Kontakt zum Tier dokumentiert. Von der Nahrungsquelle und Nutztier bis hin zum vermenschlichten Haustier findet man die Beziehung zum Tier in allen Kulturen dieser Welt. Es ist eine interessante Frage, warum diese teils innigen und fürsorglichen Beziehungen entstanden sind.
Um die Möglichkeiten tiergestützter Interventionen erkennen zu können, bedarf es einer Klärung dieser besonderen Beziehung. Hierzu gibt es vier gängige Erklärungsansätze und Modelle, die nachfolgend vorgestellt werden sollen.
2.2.4.1 Biophilie-Hypothese
Die Biophilie-Hypothese nach Wilson und Kellert knüpft an die Entwicklungsgeschichte des Menschen an. Eine „biologisch begründete Verbundenheit mit der Natur und eine Bezogenheit zu all jenen in ihr beheimateten Lebewesen“ (Schneider 2008. S. 4) ist dadurch zu erklären, dass die Entwicklung des Menschen stets neben der Entwicklung anderer Lebewesen erfolgte. Dadurch wurde die Entwicklung wechselseitig geprägt und beeinflusst. Dem Menschen wird eine Hinwendung zum Leben und eine auf lebensnahe Prozesse gerichtete Aufmerksamkeit zugewiesen. Diese Zuwendung erfolgt sowohl physisch als auch emotional und kognitiv (vgl. Schneider 2008, S. 4f.).
2.2.4.2 Konzept der „Du-Evidenz“
Das Konzept der „Du-Evidenz“ nach Bühler erklärt die Beziehung zwischen Mensch und Tier mit der Fähigkeit des Menschen, sein Gegenüber als „Du“ wahrzunehmen. Evidenz bedeutet so viel wie vollständige Gewissheit (vgl. Schneider 2008, S. 7).
Ursprünglich auf den Menschen bezogen, wurde versucht, das Konzept auf die Mensch-Tier-Beziehung zu übertragen. Entscheidend dafür sind persönliche Erlebnisse mit dem Anderen. Subjektive Einstellungen sowie Gefühle zu demjenigen spielen eine große Rolle bei der Entwicklung der „Du-Evidenz“, die auf sozio-emotionaler Ebene zu wirken scheint. Wenn im körpersprachlichen Ausdruck und spezifischen Bedürfnissen Übereinstimmungen zu finden sind, gewinnt die Beziehung an Ausdruck. Die Empfindungen werden nachvollziehbar. Zu finden sind solche Ähnlichkeiten v.a. bei sozial lebenden Tieren wie in erster Linie Hunde und Pferde. Es werden facettenreiche Identifikationsmöglichkeiten durch die Gemeinsamkeiten geboten, die bei tiergestützten Interventionen gewinnbringend genutzt werden können (vgl. Schneider 2008, S. 8).
2.2.4.3 Bindungstheorie
Ein weiterer Erklärungsversuch wird mit der Bindungstheorie unternommen. Die frühen Erfahrungen, die man mit einer wichtigen Bezugsperson macht bzw. auch das Fehlen einer solchen Person hat einen stark prägenden Einfluss auf die sozio-emotionale Entwicklung von Kindern. Diese ersten Interaktionserfahrungen scheinen ein Erwartungsmodell für zukünftige Beziehungen entstehen zu lassen. Durch weitere Erfahrungen, die im Laufe des Lebens gemacht werden, wird dieses Modell bereichert. Es kann sich allerdings auch durch bedeutsame emotionale Erlebnisse verändern. Da Tiere ein Bindungsobjekt darstellen, ist eine Übertragung auf die Mensch-Tier-Beziehung möglich. Die Erfahrungen mit Tieren bieten demnach ein Potential der Beeinflussung und Modifizierung ungünstiger Bindungsmuster. Im Gegensatz zu den beiden vorangegangen erläuterten Theorien wird keine Erklärung für die natürliche Affinität zur belebten Natur geliefert (vgl. Schneider 2008, S. 10f.).
2.2.4.4 Spiegelneurone
Mit einem Konzept aus der Neuroethologie wird ein letzter Versuch unternommen, die Beziehung zwischen Mensch und Tier begreiflich zu machen. In dem Konzept wird das Hauptaugenmerk auf sogenannte Spiegelneurone gelegt. Dieser Begriff bezeichnet Nervenzellen, die während der Beobachtung oder Simulation eines Vorganges dieselben Auswirkungen auslösen, die bei aktiver Mitgestaltung des Vorgangs ebenso entstehen würden. Hierbei handelt es sich um eine automatische Reaktion, wodurch sich eine begrenzte Beeinflussbarkeit ergibt. Dies hat den Vorteil, dass die Spiegelung von Emotionen unwillkürlich abläuft. Es bedarf also geeigneter Interaktionen, um das umfangreiche Spiegelneuronensystem des Menschen von Geburt an zur Entfaltung zu bringen. Hinsichtlich tiergestützter Interventionen erscheint dies insofern relevant, als dass Tiere möglicherweise komparable Stimulationen erbringen können (vgl. Schneider 2008, S. 12f.).
2.3 Zusammenfassung des Konzepts
2.3.1 Zielgruppe
Der Personenkreis erstreckt sich von jungen Kindern über Jugendliche bis hin zu Senioren. In jeder Altersgruppe finden die tiergestützten Interventionen Anwendung. Besonders geeignet sind Menschen mit emotionalen und sozialen Auffälligkeiten, aber auch körperlichen Behinderungen.
2.3.2 Praxisfelder
Tiergestützte Interventionen bieten eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten. Je nach Ausgestaltung der Arbeit sind verschiedene Praxisfelder geeignet.
Wie bereits in Kapitel 2.2.1 erwähnt, werden TG A hauptsächlich als Bestandteil einer Einrichtung genutzt bzw. sporadisch in Form von Tierbesuchsdiensten genutzt. Neben Alten- und Pflegeheimen können Krankenhäuser und rehabilitative Einrichtungen von TG A profitieren (vgl. Schneider 2008, S. 151 ff.).
TG P wird in pädagogischen Einrichtungen wie beispielsweise an Schulen angewendet. Durch die Einrichtung von Schulzoos oder der Anwesenheit eines Tieres im Klassenzimmer werden die Zielsetzungen der Schulen - umfassende Entwicklung auf geistiger, physischer und psychischer Ebene – unterstützt, indem durch Pflege und Beobachtung Eigenschaften wie Verantwortung und Einfühlungsvermögen gestärkt werden (vgl. Schneider 2008, S. 164 ff.).
Auch in der Jugendhilfe kommen TG I zum Tragen. Dort wirkt das Tier als „sozialer Katalysator“ (Schneider 2008, S. 170) und bietet vielfältige inhaltliche Ausarbeitungsmöglichkeiten.
Im Bereich der Therapie sind weitere Unterscheidungen notwendig. Zum Einen gibt es die Tiergestützte Fokaltherapie, wozu beispielsweise Sprachtherapie zählt. Zum Anderen nimmt die Tiergestützte Psychotherapie einen großen Teil ein. Wenn ein Tier Grundlage für das Gesamtbehandlungskonzept ist, spricht man von Tiergetragener Therapie. Hiezu zählen z.B. die Hippo- und Delfintherapie (vgl. Schneider 2008, S. 173 ff.).
2.3.3 Wirkungseffekte
Generell sind die Einwirkungsbereiche in verschiedene Kategorien einteilbar. Neben dem Bereich der Motorik und des Körpergefühls gibt es noch den Bereich der Kognition und des Lernens, der Wahrnehmung, des Sozialverhaltens und dem Bereich der Emotionen, die durch tiergestützte Interventionen positiv beeinflusst werden können (vgl. Schneider 2008, S. 110 ff.).
So können, um nur einige kurze Beispiele für die fördernde Wirkung zu nennen, Effekte auf physiologischer bzw. physischer Basis festgestellt werden wie die Senkung des Blutdrucks durch Streicheln. Auch auf mentaler Ebene sind Wirkungen bemerkbar. Dazu gehören Förderung des emotionalen Wohlbefindens durch Akzeptiertwerden, Zuwendung oder Trost. Bereits durch den Kontakt an sich können Einsamkeit und Isolation aufgehoben werden, wodurch sich soziale Wirkungen einstellen (vgl. Otterstedt 2003, S. 66f.).
Im Bezug auf Ängste kann die Anwesenheit eines Tieres abbauend wirken, da die Gedanken des Patienten nicht mehr auf die eigene Angst gerichtet sind. Stattdessen konzentriert er sich „auf das Tier und den Umgang mit ihm“ (Schneider 2008, S. 160).
Ein weiterer Wirkungseffekt ist die Unterstützung der Kontaktaufnahme. Die mangelnde Fähigkeit, aufeinander zuzugehen und sich zu öffnen, kann durch den Einsatz von Tieren relativiert werden, da diese die Atmosphäre auflockern und Gesprächsstoff bieten (vgl. Schneider 2008, S. 160). Das Tier wird in der Fachliteratur auch als „sozialer Katalysator“ bezeichnet (Greiffenhagen 2009, S. 40), was auf die besondere Funktion als Kontakthersteller hinweist.
Das Wirkungsgefüge der Begegnung von Mensch und Tier ist also sehr weitreichend und erstreckt sich von körperlichen bis hin zu seelisch-sozialen Einflussbereichen.
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