Präferierte Sequenzen und Höflichkeit
Strategien im Chinesischen und Deutschen am Beispiel von Einladungen und Absagen
Zusammenfassung
Leseprobe
Gliederung
1. Zielsetzung der Arbeit
2. Theoretischer Hintergrund
2.1 Begriffserklärung in der Konversationsanalyse
2.1.1 Das Konzept des Gesichts
2.1.2 Höflichkeitsstrategien nach Brown und Levinson
2.2 Vorstellungen von Respekt vor dem Anderen in China und Deutschland
2.3. Fragestellungen für die Arbeit
3. Vorgehen vom Gespräch-Experiment
3.1. Probanden
3.2. Design vom Experiment
4. Analyse der Gesprächssequenzen
4.1. Analyse der Gespräche mit Chinesen
4.1.1 Bei der Anrede:
4.1.2 Bei der Einladung
4.1.3 Bei dem Absagen
4.2. Experiment 2: 2 Gespräche mit Deutschen
4.3. Zusammenfassung der Ergebnisse
5. Diskussion der Ergebnisse: Höflichkeit im interkulturellen Vergleich
6. Zusammenfassung
Anhang: Experiment-Gespräche
Gespräch 1:
Gespräch 2:
Gespräch 3:
Gespräch 4:
Gespräch 5
Gespräch 6
Gespräch 7
Gespäch 8
LITERATURVERZEICHNIS
1. Zielsetzung der Arbeit
China wird von uns Chinesen selber als „Land der Höflichkeit und Güte“ genannt. In China gibt es nämlich tausende Höflichkeitsformeln und Rituale, die auf uns von klein auf beeinflussen. Eine andere Denkweise ist, die Höflichkeitsformeln und Rituale, die sich mehr oder weniger von den westlichen Formeln unterscheidet, könnten zu Missverständnissen bei den interkulturellen Begegnungen führen. Deswegen scheint es bedeutend, Unterschiede der Höflichkeitsstrategien in kulturellen Ebenen zu vergleichen, um die Missverständnisse bei der interkulturellen Zusammenarbeit zu minimieren, vor allem anhand der Tendenz zur Globalisierung der Welt.
In der vorliegenden Arbeit erläutere ich am Beispiel von Einladungen und Absagen die präferierte Sequenzen und die unterschiedlichen Höflichkeitsstrategien im Chinesischen und Deutschen.
Nach Levinsons Theorie werden in der Konversationsanalyse Absagen nicht präferiert. Wer nicht in der Lage ist, anderem Gesicht zu geben, d. h., andere durch Handlungen oder Worte in unangenehme Situationen zu bringen, steht in der Gefahr, die sozialen Beziehungen zu beschädigen, etwa bei der Ablehnung einer Einladung. Um das gesichtsbedrohende Potenzial zu minimieren versuche die Interagierenden eine komplexere und längere Struktur bei der Artikulierung als auch bei der Formulierung im Vergleich mit einer Einladung.
Nach der Theorie von Brown und Levinson schieben gern die Interagierenden, die die Einladung aussprechen, ihrer eigentlichen Einladung zum Beispiel eine Frage voraus, etwa, ob man am Wochenende schon etwas vorhabe. Adressaten von Einladungen wiederum äußern Zusagen direkt und nicht verzögert, während hingegen Absagen verzögert zum Beispiel Unterbrechung, Danksagungen, Mitigatoren von Typ „Ja gern, aber…“ sowie Gründe für die Absage formuliert werden, damit die Intergierenden das gesichtsbedrohende Potenzial minimieren, das die Ablehnung einer Einladung mit sich führt.
Ich möchte in der Abreit anhand der Theorie von Brown und Levinson und einem Gespräch-Experiment von 16 Probanden jeweils aus Deutschland und China die Antworten finden, ob die Probanden sich wirklich verhalten, wie die Theorie gesagt hat, welche Unterschiede gibt es bei der Formulierungsart von Deutschen und Chinesen, und welche Faktoren die Höflichkeitsstrategien der Probanden beeinflussen.
2. Theoretischer Hintergrund
2.1 Begriffserklärung in der Konversationsanalyse
2.1.1 Das Konzept des Gesichts
Nach der Erklärung von Brown und Levinson ist das Gesicht das Selbstbild einer Person, wie es von anderen in einer gegebenen sozialen Begegnung wahrgenommen wird. Das Gesicht ist der persönlichste und wertvollste Besitz jeder einzelnen Person und verleiht ihr Sicherheit in der Gesellschaft.
Man fühlt sich gut, wenn Ereignisse das Gesicht besser als erwartet erscheinen lassen, dagegen fühlt man sich schlecht, wenn sie es schlechter als erwartet erscheinen lassen. Diese Aspekte des Begriffs Gesicht finden sich in Alltagswendungen wie das Gesicht wahren, to maintain face, to have face, to be in face, das Gesicht verlieren, to lose face und shame-faced. Jeder kommunikative Akt ist potentiell gesichtsbedrohend (face-threatening act bzw. FTA), und Höflichkeit ist eine ausgleichende Schutzmaßnahme, die der destruktiven Wirkung von gesichtsbedrohenden Akten entgegenwirkt. (Vgl Brown und Levinson, 1987, S. 59-60) In Brown und Levinsons Höflichkeitsmodell ist das Gesicht einer Person durch zwei Arten von Wunschvorstellungen charakterisiert: durch den Wunsch, von anderen anerkannt und geschätzt zu werden, und den Wunsch, in den eigenen Handlungen durch andere nicht behindert zu werden. Den Wuns ch einer Person nach Anerkennung bezeichnen Brown und Levinson als das „positive Gesicht“ den Wunsch nach unbehinderter Handlungsfreiheit als das „negative Gesicht“ Das positive Gesicht einer Person lässt sich durch verschiedene Formen „positiver Höflichkeitsstrategien“ aufwerten, und Bedrohungen des negativen Gesichts lassen sich durch verschiedene „negative Höflichkeitsstrategien“ vermeiden. Das Alltagsverständnis von Höflichkeit beschränkt sich auf negative Höflichkeit. Es ist das große Verdienst der Arbeit von Brown und Levinson, auch die Bedeutung der positiven Höflichkeit erkannt zu haben. (Vgl. Brown und Levinson, 1987, S. 61-64) Ähnlich wie Brown und Levinsons Gesicht-Konzept existiert seit alters in China der Begriff „Gesicht“, das ins Chinesischen als Mianzi übersetzt.
Unter dem chinesischen Gesicht wird die Meinungen verstanden, die andere über eine bestimmte Person haben, bzw. die Wertschätzung die ihr entgegengebracht werden. Auf ihr Gesicht legen Chinesen traditionell großen Wert. In chinesischer Kultur kann man auch Gesicht geben, Gesicht verlieren, Gesicht machen usw. „Gesicht verlieren“ bedeutet, dass man sein Gegenüber vor anderen Personen nicht schlecht aussehen lassen sollte, nicht blamieren.
Das Gesicht-Konzept in der chinesischen Kultur bezieht sich auch auf die Höflichkeit bei Einladung und Ablehnung. Ich verstehe wie folgendes, in China wenn man von jemandem, wer einen hohen sozialen Status besitzt, fühlt man sich „Gesicht haben“. Aber wenn man von anderen bei der Einladung abgesagt wird, fühlt man sich selten als Gesichtsverlust.
2.1.2 Höflichkeitsstrategien nach Brown und Levinson
Ausgehend von einem unterschiedlichen Gesichtsbegriff lässt sich folgern, dass es im Deutschen und im Chinesischen unterschiedliche Strategien gibt, wie man in Anlehnungen kulturelle Normen und Werte Höflichkeit zum Ausdruck bringt. Brown und Levinson unterscheiden in Anlehnung an ihren Gesichtsbegriff positive und negative Höflichkeitsstrategien.
Demzufolge lässt sich das positive Gesicht einer Person durch positive Höflichkeitsstrategien aufwerten, und Bedrohungen des negativen Gesichts lassen sich durch negative Höflichkeitsstrategien vermeiden.
Positive Höflichkeit äußert sich durch Bestätigung, Übereinstimmung und Anerkennung. Für eine potentiell gesichtsbedrohende Sprachhandlung wie eine Bitte sind diese Aspekte relevant, da hierdurch Solidarität und Harmonie zwischen den Gesprächspartnern aufgebaut wird, womit eine Ablehnung der Bitte vermieden werden soll.
Negative Höflichkeit richtet sich an das negative Gesicht des Adressaten. Der Sprecher versucht dabei durch abmildernde und abschwächende Äußerungen die unvermeidliche Gesichtsbedrohung so weit wie möglich zu minimieren.
2.2 Vorstellungen von Respekt vor dem Anderen in China und Deutschland.
Infolge der erheblichen Differenzen zwischen der Kultur der Chinesen und die der Deutschen unterscheidet sich doch sehr enorm von westlich Wertform, Sinn von Höflichkeiten bzw. Vorstellungen von Respekt vor dem Anderen.
Im Deutschen wird Höflichkeit häufig mit den Begriffen Anstand, Takt, Benimm, „guter Ton“ oder Etikette in Verbindung gebracht.
In China gilt die Höflichkeit als eine der wichtigsten Tugenden der Chinesen. Sie ist eng mit dem Konfuzianismus verbunden. Wir Chinesen sind von klein auf anerzogen, vor Eltern, Lehrern und ältere Leute Respekt haben.
In China hat der Begriff von Respekt immer mit dem Alter zu tun. Aus der konfuzianischen Philosophie entstammt das stark ausgeprägte Hierarchie- und Klassenbewusstsein der Gesellschaft. Hierzu gehört zum Beispiel auch der Respekt vor dem Alter. Alter wird gleichgesetzt mit Erfahrung und Entscheidungsbefugnis. Deswegen wird man kritisiert, wenn man die ältere Generation missachtet. Nicht nur das Alter, sondern auch der gesellschaftliche Status bedingt, ob man Respekt von andren erwerben kann. Im gesellschaftlichen Leben steigt und fällt das "Gesicht" einer Person mit ihrem Reichtum oder auch mit der Position, die sie in einem Unternehmen oder einer Organisation einnimmt. Deswegen kann man so sagen, in China je höhere Stelle man in der Firma besitzt, desto respektabler ist er.
2.3. Fragestellungen für die Arbeit
Weil Deutschland und China zu unterschiedlichen kulturellen Kreisen gehören, unterscheidet sich das Höflichkeitsverhalten intuitiv erheblich. Mit folgendem Gespräch-Experiment lässt sich analysieren, welche Unterschiede gibt es, wenn die Probanden aus beiden Ländern die Einladung absagen möchten, wie lösen die Deutschen und Chinesen dieses Problem, um die sozialen Folgen zu vermeiden, wenn sie eine Einladung nicht akzeptieren würden, und beeinflusst die Faktoren wie Alter, Freundschaft die Höflichkeitsstrategien im Experiment?
3. Vorgehen vom Gespräch-Experiment
3.1. Probanden
Um die Höflichkeitsstrategien im Deutschen und Chinesischen zu analysieren und zu vergleichen werden acht Chinesen und acht Deutschen als Probanden gewählt.
4 Gespräche unter 8 chinesischen Probanden:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
4 Gespräche unter 8 deutschen Probanden:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3.2. Design vom Experiment
Im Experiment wird vorgestellt, A lädt B zum Abend / Mittag-Essen ein, aber B kann der Einladung nicht folgen. Das Z iel von diesem Experiment liegt zu beobachten, wie die Deutschen und die Chinesen die Einladung, Absagen, Bedanken usw. äußern, ob welche Unterschiede und Ähnlichkeiten sie haben.
4. Analyse der Gesprächssequenzen
4.1. Analyse der Gespräche mit Chinesen
Nach Analyse der vier Gespräche mit Chinesen lässt sich einfach beobachten, dass Differenzen der Höflichkeitsstrategien infolge der Unterschiede Freundschaften und des Alters von Intergierenden in den Experiment-Gesprächen existierten. Normalerweise gibt es folgende Tendenz, je jünger der Sprecher und je engere Beziehungen sie haben, desto locker unterhalten sie sich
4.1.1 Bei der Anrede:
Nach Beobachtung der transliterierten Gespräche, finde ich das Variieren der Anrede sehr interessant ist.
Nach der Theorie von Levinson benutzt man positive Höflichkeit, d.h. durch gegenseitige Bestätigung, Übereinstimmung und Anerkennung Solidarität und Harmonie zwischen den Gesprächspartnern herzustellen. Eine positive Höflichkeitsstrategie davon ist, durch Jargon, Dialekt oder Slang die Gemeinsamkeiten zwischen Sprecher und Hörer herzustellen. So benutzt A Slang bei der Anrede in dem folgenden Gespräch.
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