Barmherzigkeit und Gerechtigkeit Gottes in der Kirchlichen Dogmatik von Karl Barth
Eine Zusammenschau mit kritischem Bezug zur Erwählungslehre Barths
Zusammenfassung
Nähe zur Welt des Rechts und der Politik zuzuerkennen.“
Der Begriff der Gerechtigkeit trägt also einen bestimmten Inhalt mit sich, welcher sich durch die Medien und den täglichen Gebrauch des Wortes formt. Wenn nun der Mensch, welcher über Gott nachdenkt, diesen Begriff auf Gott abstrahiert, wird er zwangsläufig zu gewissen
Schlussfolgerungen kommen, wie denn Gott als gerechter Gott zu sein und was er zu tun habe, wenn er denn dem Gerechtigkeitsanspruch des Menschen Genüge tun will. Ein gerechter Gott will doch, dass es allen Menschen, notabene auf hohem Niveau, gut geht. Wenn nun aber der Mensch seine menschlichen Vorstellungen unverändert auf Gott überträgt, so zeigt er damit eine beschränkte Gottesvorstellung.
Gott wäre dann sozusagen gefangen im menschlichen Paradigma und könnte darüber hinaus nicht handeln. Daher ist es unerlässlich, sich immer wieder mit Gottes Eigenschaften auseinanderzusetzen.
Denn wie kann sich der Glaube an Gott entfalten, wenn man das Objekt des Glaubens gar nicht richtig kennt? Karl Barth hat in seiner „Kirchlichen Dogmatik“ (im Folgenden: KD) eine ausführliche
Eigenschaftenlehre entwickelt, auf welche im Folgenden eingegangen werden soll. Dabei wird insbesondere auf die Gerechtigkeit als Eigenschaft Gottes Bezug genommen. Schliesslich soll von daher auch in aller Kürze daran angeknüpft werden, wie sich Barths Verständnis von Gottes Eigenschaften auf seine Erwählungslehre auswirkt.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die Gotteslehre bei Karl Barth
2.1 Die Gotteslehre bei Barth im Allgemeinen
2.2 Die Eigenschaften Gottes im Besonderen
2.2.1 Die Vollkommenheiten des göttlichen Liebens
3 Gottes Barmherzigkeit als eine von Gottes „Vollkommenhei-ten“
4 Die Gerechtigkeit Gottes als eine weitere „Vollkommenheit“
4.1 Gerechtigkeit und Barmherzigkeit in Gottes Wesen vereint
4.2 Gottes Gerechtigkeit offenbart sich auf Golgatha
4.3 Gottes Gerechtigkeit und der Ungehorsam des Menschen
5 Summarium zur Barmherzigkeit und Gerechtigkeit Gottes nach Barth
5.1 Errettung des Menschen
5.2 Das Verhältnis von Gerechtigkeit, Gnade und Apokatastasis
6 Fazit
7 Bibliographie
7.1 Internet
7.2 Anhang
1 Einleitung
Der Begriff der Gerechtigkeit wird zurzeit beinahe inflationär gebraucht. Wenn wir von Gerechtigkeit sprechen, so geht es dabei meist um die soziale Gerechtigkeit. Der Mensch als Individuum oder auch im Kollektiv, vergleicht sich oder die Gemeinschaft in der er steht, mit einem anderen, nach seiner Meinung besser gestellten, Gegenüber. Der Mensch setzt seine Umstände in Relation zu anderen Umständen, welche aus seiner Sicht ein besseres Leben versprechen, und fordert eine Angleichung, er fordert Gerechtigkeit. Die Gerechtigkeit in der Justiz fordert eine angemessene Verbüssung für den Delinquenten nach begangener Tat. Auch hier wird ein Ausgleich gefordert, in Form von Strafe und Verbüssung. Der Theologe Rolf Baumann meint treffend: „Wir neigen heute mehr oder weniger instinktiv dazu, dem Substantiv ‚Gerechtigkeit‘ eine besondere Nähe zur Welt des Rechts und der Politik zuzuerkennen.“[1]
Der Begriff der Gerechtigkeit trägt also einen bestimmten Inhalt mit sich, welcher sich durch die Medien und den täglichen Gebrauch des Wortes formt. Wenn nun der Mensch, welcher über Gott nachdenkt, diesen Begriff auf Gott abstrahiert, wird er zwangsläufig zu gewissen Schlussfolgerungen kommen, wie denn Gott als gerechter Gott zu sein und was er zu tun habe, wenn er denn dem Gerechtigkeitsanspruch des Menschen Genüge tun will. Ein gerechter Gott will doch, dass es allen Menschen, notabene auf hohem Niveau, gut geht. Auch die Redewendung „Gott straft sofort“, entspringt schliesslich diesem Gedanken der ausgleichenden Gerechtigkeit, welche vom Menschen auf Gott übertragen wird. Wenn nun aber der Mensch seine menschlichen Vorstellungen unverändert auf Gott überträgt, so zeigt er damit eine beschränkte Gottesvorstellung. Gott wäre dann sozusagen gefangen im menschlichen Paradigma und könnte darüber hinaus nicht handeln. Doch Gott ist der „Ich bin“ (2. Mo 3,14), der gänzlich andere. Der Pastor und Autor A.W. Tozer schreibt dazu: „Mann muss davon ausgehen, dass Gott nicht mit irgend etwas vergleichbar ist, das heisst, er ist nicht genau wie irgend etwas oder irgend jemand.“[2]
Sogar unter denjenigen, welche sagen, sie glauben an Gott, unter den Christen, ist häufig eine reduzierte Gottesvorstellung anzutreffen. Gott wird in seinen Eigenschaften und seinem Können dem eigenen Bedürfnis angepasst und schubladisiert:
„Die niedrige Gottesvorstellung, die heute unter den Christen beinahe überall zu finden ist, ist auch die Grundlage für zahlreiche kleinere und weit verbreitete Übel. Dieser eine Irrtum in unserem religiösen Denken führt zu einer vollständig neuen Konzeption unseres christlichen Lebens.“[3]
Daher ist es unerlässlich, sich immer wieder mit Gottes Eigenschaften auseinanderzusetzen. Denn wie kann sich der Glaube an Gott entfalten, wenn man das Objekt des Glaubens gar nicht richtig kennt? Karl Barth hat in seiner „Kirchlichen Dogmatik“ (im Folgenden: KD) eine ausführliche Eigenschaftenlehre entwickelt, auf welche im Folgenden eingegangen werden soll.[4] Dabei wird insbesondere auf die Gerechtigkeit als Eigenschaft Gottes Bezug genommen. Schliesslich soll von daher auch in aller Kürze daran angeknüpft werden, wie sich Barths Verständnis von Gottes Eigenschaften auf seine Erwählungslehre auswirkt.
2 Die Gotteslehre bei Karl Barth
2.1 Die Gotteslehre bei Barth im Allgemeinen
Barth hat sich Zeit seines Lebens sehr dagegen gewehrt, Gott zur Erklärung seines Wesens mit sprachlichen Begriffen zu besetzen, welche durch den Menschen mit bestimmten Inhalten gefüllt wurden. Er bezog sich dabei ebenfalls auf 2Mo 3,14, wobei er den Vers so verstanden hat, dass Gottes Namenskundgabe gerade aus seiner Namens verweigerung gegenüber Mose bestand.[5] Dieser Gedanke spiegelt typischerweise Barths dialektische Theologie wider. Schon in seinem grundlegenden Werk, „Der Römerbrief“, durch welches sich Barth in der Welt der Theologie überhaupt Gehör verschafft hat, wehrt er sich, Gott zu einem Gegenstand menschlichen Vernunftdenkens zu machen:
„Er (der Mensch, Anm. d. Verf.) bezieht sich selbst in ungeheuerlicher Verkennung der Distanzen auf den, auf den er selbst sich unmöglich beziehen kann, weil Gott Gott ist und nicht mehr Gott wäre, wenn ein solches Sichbeziehen des Menschen auf ihn stattfinden könnte. Er macht Gott zu einem Ding unter den Dingen in seiner Welt.“[6]
Die Aussage von Barth, „Gott ist Gott“ stellt überhaupt eine zentrale Aussage dar in seinem „Römerbrief“ und auch in den weiteren Schriften.[7] Er wirkte damit gegen die Meinung der liberalen Theologie, dass der Mensch über Gott verfügen könnte und sah darin eine der grössten Sünden des Menschen gegenüber ihrem Schöpfer, welcher der ganz Andere, der vom Menschen grundsätzlich Unterschiedene ist.[8] Nach Barth wird Gott und damit Gottes Wesen nur erkannt durch Gottes Wort in Jesus Christus und durch die „Wirklichkeit“ des Heiligen Geistes, durch welchen dieses Wort Gottes zu den Menschen kommt:[9] „ Der Mensch erkennt Gott, indem er vor Gott steht.“[10] Trotz der Unterschiedenheit Gottes zum Menschen muss für die Erkenntnis Gottes eine Beziehung zwischen Gott und Mensch vorhanden sein.[11] Für Barth ergibt sich daraus, dass Gotteserkenntnis immer Glaubenserkenntnis ist.[12] Und diese definiert Barth folgendermassen:
„Die positive Beziehung des Menschen zu dem Gott, der sich in seinem Wort zu erkennen gibt, in ihrer Totalität, das Ereignis der Zuwendung, des Sichaufschliessens, der Hingabe des Menschen an diesen Gott, das Ja, das der Mensch in seinem ‚Herzen‘, das Ja, das er selbst, in dem er sich als gebunden, und zwar als völlig gebunden erkennt, diesem Gott gegenüber ausspricht, die Verpflichtung, in der er sich vor Gott als den Seinigen erkennt und erklärt im Lichte der Klarheit, dass Gott Gott und dass er sein Gott ist – das ist der Glaube.“[13]
Wenn der Mensch nun über Gott spricht muss er sich also vor Augen halten, dass Gott dem Menschen gegenüber der Andere ist und dass für ein angemessenes Reden über Gott der Glaube des Menschen an Gott vorhanden sein muss, welcher aus einer Zuwendung des Menschen zu Gott und somit einer gegenseitigen Beziehung besteht. Beim Lesen von Barths Gotteslehre kommt immer wieder klar zum Vorschein, dass es sich um ein vorsichtiges Herantasten unter den erwähnten Bedingungen handelt, wobei doch auch eine Bestimmtheit und Forschheit von Barth zum Ausdruck kommt, wenn er innerhalb dieser Überlegungen seine jeweilige Erkenntnis untermauert.
2.2 Die Eigenschaften Gottes im Besonderen
Über die Eigenschaften Gottes spricht Barth im sechsten Kapitel seiner KD, welches den Titel „Die Wirklichkeit Gottes“[14] trägt und auf seine Darstellungen zur Erkenntnis von Gott folgt. §28 als erster in diesem Kapitel, mit dem Titel „Gottes Sein als der Liebende in der Freiheit“, lautet folgendermassen:
„Gott ist, der er ist in der Tat seiner Offenbarung. Gott sucht und schafft Gemeinschaft zwischen sich und uns und so liebt er uns. Eben dieser Liebende ist er aber als Vater, Sohn und Heiliger Geist auch ohne uns, in der Freiheit des Herrn, der sein Leben aus sich selber hat.“[15]
Auch hier stellt Barth Gott nochmals klar als den Anderen dar. Obwohl Gott nicht als ein entferntes, höchstes Wesen charakterisiert wird, sondern als ein in der Tat handelnder, ein in der Aktualität wirkender Gott. Die Aseität Gottes wird in dem Paragraphen betont, wenn Barth sagt, dass der trinitarische Gott „sein Leben aus sich selber hat“. Gott ist nicht abhängig, schon gar nicht vom Menschen, er ist ganz und gar frei. Auch ohne den Menschen, welcher von Gott durch den Lapsus getrennt ist und ohne das Handeln Gottes durch Jesus auf dieser Erde für immer getrennt wäre, würde Gott dennoch bestehen und frei sein. Gott ist also nicht auf die Welt und den Menschen angewiesen, um sozusagen zu sich selber zu finden. Gott lebt in seiner Trinität schon Gemeinschaft. Hier erteilt Barth dem Deutschen Idealismus mit Kant, später Fichte und Schelling, eine deutliche Absage, welche den „Satz des Selbstbewusstseins“ des Menschen prägten.[16] Barth geht davon aus, dass der Mensch nichts und Gott alles ist. Der Mensch kann nur durch die Hinwendung Gottes zum Menschen das Eigentliche sein, wozu er geschaffen wurde.
Im Anschluss an den erwähnten Paragraphen kommt Barth auf die Eigenschaften Gottes als solche zu sprechen. Er benutzt dazu nicht den in der Dogmatik geläufigen Ausdruck der „Eigenschaften“, er bezeichnet sie als „Vollkommenheiten Gottes“.[17] Barths Definition in §29 lautet denn auch folgendermassen:
„Gott lebt sein vollkommenes Wesen in der Fülle vieler, einzelner und unterschiedener Vollkommenheiten, deren jede für sich und mit allen anderen zusammen darin vollkommen ist, dass sie, sei es als eine Gestalt der Liebe, in der Gott frei ist, sei es als eine Gestalt der Freiheit, in der Gott liebt, nichts Anderes als Gott selber, sein eines, einfaches, ihm eigenes Wesen ist.“[18]
In jeder einzelnen – im nachfolgenden Paragraphen erwähnten – Eigenschaft ist Gottes vollkommenes und eines Wesen sichtbar. Trotzdem können wir Gottes Wesen durch unsere menschliche Sprache mit differenten Eigenschaften darstellen. Alle Eigenschaften in ihrer Ganzheit machen Gottes Wesen aus, aber jede einzelne Eigenschaft spiegelt auch Gottes einzigartiges Wesen wider: „Er ist der Eine, der dieses Viele ist und das Viele, das dieser Eine ist.“[19] Nach Barth kommt für die Eigenschaften Gottes nur der Begriff der „Vollkommenheiten“ in Betracht.[20] Weil Gott vollkommen ist, sind auch seine sämtlichen Eigenschaften als Einzelnes und als Gesamtes vollkommen. Wäre eine einzelne Eigenschaft mangelhaft an einem kleinsten Ort, so wäre Gott selber nicht mehr der Vollkommene und damit nicht mehr Gott.[21] Gerade aber in der Verschiedenheit der einzelnen Vollkommenheiten zeigt Gott sein wahres Wesen als alleiniger Gott: „ Die Vielheit, Einzelheit und Unterschiedenheit der Vollkommenheiten Gottes ist seines einen und also nicht die eines mit ihm verbundenen anderen göttlichen Wesens. “[22]
Trotz allem sieht Barth auch in seiner Beschreibung der Vollkommenheiten Gottes die beschränkte Möglichkeit der menschlichen Sprache und die Unzulänglichkeit des Redens vom Menschen über Gott: „Jede Lehre von den Vollkommenheiten Gottes wird sich im Einzelnen an eine gewisse Auswahl und also an eine gewisse Zusammenfassung der Begriffe halten müssen…“[23] Er sieht seine Auswahl der Begriffe selber als Versuch oder als Vorschlag, welcher aber auch dann eine gewisse Ordnung und Übersichtlichkeit bieten soll, um möglichst würdig über das Wesen Gottes zu sprechen.[24]
2.2.1 Die Vollkommenheiten des göttlichen Liebens
Der darauf folgende §29, auf welchen im Folgenden nun eingegangen werden soll, beinhaltet die nähere Beschreibung von Gottes Vollkommenheiten unter dem Aspekt, dass Gott in sich die Liebe ist:
[...]
[1] Rolf Baumann, Gottes Gerechtigkeit: Verheissung und Herausforderung für diese Welt (Freiburg i.B.: Verlag Herder, 1989), 23. Baumann kommt von der sozialen Gerechtigkeit und dem Begriff der Gerechtigkeit in der Antike zum Begriff der Gerechtigkeit in der Bibel zu sprechen.
[2] Aiden W. Tozer, Das Wesen Gottes: Eigenschaften Gottes und ihre Bedeutung für das Glaubensleben (Neuhausen-Stuttgart: Hänssler, 1985),15. Hervorhebung im Original.
[3] Tozer, a.a.O., 7.
[4] Die folgenden Darstellungen zur Barmherzigkeit und Gerechtigkeit Gottes beziehen sich grundsätzlich auf die KD. Weitere Schriften von Barth konnten nur in unwesentlichem Rahmen berücksichtigt werden. Auch innerhalb der KD muss die Darstellung weitgehend auf den Band II/1 beschränkt bleiben. Nicht eingegangen werden kann auch auf die Trinitätslehre von Barth, was bei der Besprechung der Eigenschaften Gottes zur Erklärung und Vertiefung oftmals angebracht wäre um das Thema in seiner ganzen Fülle darzustellen. Die Erwählungs- und Versöhnungslehre, welche ebenfalls signifikant sind, werden gegen Ende der Arbeit kurz gestreift. Zu behaupten, einen Themenkomplex in Barths Theologie umfassend zu präsentieren wäre m.E. aufgrund ihrer Weitläufigkeit so oder so unangebracht.
[5] Vgl. dazu: Eberhard Busch, Karl Barth: Einblicke in seine Theologie, (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2008), 17.
[6] Karl Barth, Der Römerbrief 1922, 18. Aufl. (Zürich: Theologischer Verlag, 2011), 246.
[7] Vgl. dazu auch: Busch, a.a.O., 15f.
[8] Vgl. dazu z.B.: Karl Barth, Kirchliche Dogmatik (KD) II/1, (Zollikon: Evangelischer Verlag, 1958), 8.
[9] Ebd. 2.
[10] Ebd. 8. Hervorhebung im Original. So auch in KD II/1, 200, §27: „Gott wird nur durch Gott erkannt. Wir kennen ihn also nicht durch die Kraft der Anschauungen und Begriffe, mit denen wir auf seine Offenbarung im Glauben zu antworten versuchen.“
[11] Ebd. 9.
[12] Ebd. 11. Hervorhebungen im Original.
[13] Ebd. 11. Wobei Barth seiner Dialektik folgend sofort auch erwähnt, dass es zuerst Gottes Handeln am Menschen ist, welches dem Glauben vorausgeht, da nur Gott den Glauben bewirken kann. Überhaupt wird die Dialektik Barths in den Begriffspaaren der Vollkommenheiten Gottes sehr deutlich. Hier konnte er die Dialektik noch richtig durchexerzieren. Ein Ja ist ein Nein, ein Nein zugleich ein Ja.
[14] Wenn Barth hier von der „Wirklichkeit“ Gottes spricht, so könnte es sich dabei um eine innertextliche Auseinandersetzung mit der Religionskritik von Ludwig Feuerbach handeln, welcher Gott als eine Projektion der menschlichen Wünsche dargestellt hat. Barth dagegen sagt nun, Gott ist Wirklich, Gott ist Realität, nicht nur ein religiöses Gefühl, nicht nur Projektion des Menschen. Der Titel ist eine Absage an die atheistischen Philosophien und die natürliche Theologie. Zu Barths Umgang mit der Projektionshypotese vgl. auch: Lothar Gassmann, Dietrich Bonhoeffer, Karl Barth, Rudolf Bultmann, Paul Tillich: Die einflussreichsten evangelischen Theologen der Neuzeit und ihre Lehren auf dem Prüfstand, (Beau-Bassin: Fromm Verlag, 2011), 51.
[15] Barth, KD II/1, a.a.O., 288.
[16] Vgl. dazu: Jürgen Stolzenberg, „Idealismus: II: Deutscher Idealismus“, RGG4, Bd. 4, 11ff.
[17] Barth, KD II/1, a.a.O., 362. In der Dogmatik wird neben den „Eigenschaften Gottes“ im selben Sinne auch von den „Attributen Gottes“ gesprochen. In der alten Dogmatik auch: appellationes, virtutes, attributa, proprietates oder perfectiones. Wichtig ist hier v.a. wie die einzelnen Begriffe gefüllt werden.
[18] Barth, KD II/1, a.a.O., 362.
[19] Barth, KD II/1, a.a.O., 363.
[20] Vgl. Ebd. 363.
[21] Vgl. dazu Ebd.
[22] Ebd. 372. Hervorhebung im Original.
[23] Ebd. 395.
[24] Ebd. 396. Barth sieht das Problem darin, dass „… uns denn auch die heilige Schrift in dieser Sache nirgends eine verbindliche Anweisung gibt.“ Ebd. In Ebd. 426 geht Barth auf die Darstellung der Eigenschaften Gottes durch den Theologen und Philosophen des Mittelalters, Anselm von Canterbury, ein und sieht dort die Trennung der Barmherzigkeit von der Gerechtigkeit. Trotzdem sagte aber schon Anselm: „Denn die Gerechten rettest Du, weil die Gerechtigkeit sie begleitet; jene dagegen befreist Du, obschon die Gerechtigkeit sie verdammt.“ (Anselm von Canterbury, Proslogion, P. Franciscus Salesius Schmitt (Hg.), [Stuttgart: Frommann/Holzboog, 1962], 99). Diese erwähnte Befreiung geschieht also aus Barmherzigkeit, weil die Menschen es eigentlich anders verdient hätten. Barth lässt sich hier sowohl von Luther, als auch von Anselm zur Ordnung rufen und versucht die verschiedenen Ansätze, wo es für seine Theologie hilfreich ist, zu vereinen.