Investmentfonds eignen sich für viele Zwecke: Vermögensaufbau, Inflationsausgleich
oder Partizipation an sonst nicht zugänglichen Märkten, vielfach steht dabei letztlich das
Ziel im Vordergrund, nicht die Rendite des Wertpapiermarkts zu verpassen. Doch auch
zur Diversifizierung eines Depotportfolios oder zur Absicherung der Depotperformance
können Fonds eingesetzt werden. Dabei haben Anleger die Wahl aus tausenden von
Fonds, die je nach Anlageschwerpunkt beispielsweise in Aktien, Anleihen oder Rohstoffen
investieren.
So lässt sich die Vielfalt der Fonds nicht nur nach dem Anlageschwerpunkt unterscheiden,
sondern auch nach der Art ihres Managements. Im Umfeld der seit Jahren kontrovers
und mit großer medialer Aufmerksamkeit geführten Diskussion, ob aktive Fondsmanager
überhaupt in der Lage sind, auf lange Sicht besser abzuschneiden als der
Markt, erfreuen sich sogenannte passiv gemanagte Investmentfonds enorm wachsender
Beliebtheit. Diesen Fonds werden diverse Vorteile wie geringere Gebühren, mehr
Transparenz sowie die Erzielung der von aktiven Managern oft nicht erreichten Marktrendite
zugeschrieben. Die Frage der Managementform des Investmentfonds ist also
aufgrund der Unterschiede und Auswirkungen auf die Anlage von großer Bedeutung für
Investoren.
Daher soll diese Arbeit der Frage nachgehen, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede
zwischen aktiv verwalteten und passiv verwalteten Investmentfonds bestehen
und welche Implikationen sich daraus für Anleger ergeben. Dazu werden zunächst aktives
und passives Fondsmanagement definiert und im Folgenden ein Vergleich zwischen
beiden Managementformen durchgeführt.
Die Arbeit soll sich in den Ausführungen hauptsächlich auf den deutschen Markt für
Publikumsfonds beziehen sowie auf die Frankfurter Wertpapierbörse als größte deutsche
Börse.
Inhaltverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definition: Was ist aktives und passives Management?
3. Vergleich
3.1 Marktüberblick
3.2 Zugrundeliegende portfoliotheoretische Annahmen
3.3 Anlagestrategien des aktiven und passiven Fondsmanagements
3.4 Erwerb, Handel und Rückgabe der Anteile
3.5 Kosten des Fonds und Gebühren für den Anleger
3.6 Transparenz
3.7 Performance
4. Fazit
Literaturverzeichnis
Internetverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Investmentfonds eignen sich für viele Zwe>So lässt sich die Vielfalt der Fonds nicht nur nach dem Anlageschwerpunkt unterscheiden, sondern auch nach der Art ihres Managements. Im Umfeld der seit Jahren kontrovers und mit großer medialer Aufmerksamkeit geführten Diskussion, ob aktive Fondsmanager überhaupt in der Lage sind, auf lange Sicht besser abzuschneiden als der Markt, erfreuen sich sogenannte passiv gemanagte Investmentfonds enorm wachsender Beliebtheit. Diesen Fonds werden diverse Vorteile wie geringere Gebühren, mehr Transparenz sowie die Erzielung der von aktiven Managern oft nicht erreichten Marktrendite zugeschrieben.[1] Die Frage der Managementform des Investmentfonds ist also aufgrund der Unterschiede und Auswirkungen auf die Anlage von großer Bedeutung für Investoren.
Daher soll diese Arbeit der Frage nachgehen, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen aktiv verwalteten und passiv verwalteten Investmentfonds bestehen und welche Implikationen sich daraus für Anleger ergeben. Dazu werden zunächst aktives und passives Fondsmanagement definiert und im Folgenden ein Vergleich zwischen beiden Managementformen durchgeführt.
Die Arbeit soll sich in den Ausführungen hauptsächlich auf den deutschen Markt für Publikumsfonds beziehen sowie auf die Frankfurter Wertpapierbörse als größte deutsche Börse.[2]
2. Definition: Was ist aktives und passives Management?
Der grundsätzliche Unterschied zwischen dem aktiven und dem passiven Fondsmanagement besteht im Umgang mit der Rendite einer sogenannten Benchmark, d.h. einem zum Anlageschwerpunkt des Fonds kompatiblen Vergleichsindex.
Aktiv verwaltete Fonds sind Investmentfonds, deren Fondsmanagement durch geschickte Investition in ausgesuchte Vermögensgegenstände eine höhere Wertentwicklung zu erreichen, als ein Vergleichsindex. Bei dieser Art Verwaltung ist eine in Abhängigkeit vom Anlageschwerpunkt kostenintensive Marktanalyse und -beobachtung (sog. Research) sowie eine aufwändige Auswahl der Vermögensgegenstände, in die investiert werden soll, nötig.
Passiv verwaltete Fonds sind Investmentfonds, deren Management – anders als bei aktiv verwalteten Fonds – versucht, durch Nachbildung (Replizierung) des Vergleichsindexes möglichst dieselbe Rendite zu erwirtschaften. Daher werden diese Fonds auch Indexfonds genannt. Hierbei ist dem Fondsmanagement wichtig, den kaum zu vermeidenden Indexnachbildungsfehler (Tracking Error, definiert als Standardabweichung der Renditedifferenzen)[3] zu minimieren.[4]
Börsengehandelte Varianten beider Fondverwaltungsarten nennen sich aktiv oder passiv gemanagte Exchange-Traded-Funds.
3. Vergleich
3.1 Marktüberblick
Die Entwicklung des deutschen Investmentfondsmarkts kann über die Statistik des Branchenverbands BVI nachvollzogen werden, die zwar nur einen Teil des deutschen Investmentfondsmarkt erfasst, jedoch von ausreichendem Umfang ist, um grundsätzliche Tendenzen nachvollziehen zu können. Demnach stieg das in Deutschland in Publikumsfonds investierte Kapital bis 2007 auf den historischen Höchstwert von 731 Mrd. Euro (vgl. Abbildung 1). Im Zuge der Finanzkrise kam es im Jahr 2008 zu massiven Mittelabflüssen aus Fonds. Seither stieg das verwaltete Vermögen wieder auf 650,2 Mrd. Euro.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Neben dem klassischen Handel von Investmentfonds über die Kapitalanlagegesellschaften etablierte sich in den letzten Jahren der Börsenhandel von Fonds. An der Börse Frankfurt wurde im April 2000 das Segment Xetra Funds eingeführt, das sich in die Teile XTF für passiv gemanagte Fonds wie ETFs und Xetra Active für aktiv gemanagte Fonds gliedert.[5] Im XTF-Bereich notierten im März 2010 erstmals mehr als 600 verschiedene ETFs.[6] Über Xetra Active Funds konnten im Oktober 2009 zirka 3000 Fonds erworben werden.[7] Der ETF-Markt hat in den letzten Jahren außergewöhnliches Wachstum erfahren. So ist das verwaltete Vermögen der an der Deutschen Börse gehandelten ETF seit Markteinführung im Jahr 2000 von 0,4 Mrd. Euro auf 76,2 Mrd. Euro im Dezember 2008 angewachsen (vgl. Abb. 2). Anders als herkömmliche passiv gemanagte ETFs hat sich der Markt für aktiv gemanagte ETFs nicht vergleichbar entwickelt. Hier beläuft sich die Anzahl der notierten Fonds auf drei im März 2010.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der deutsche Investmentfondsmarkt in den letzten Jahren trotz Finanzmarktkrise stark gewachsen ist und insbesondere ETFs sich sehr dynamisch entwickelt haben. Die Branche prognostiziert weiteres Wachstum.[8]
3.2 Zugrundeliegende portfoliotheoretische Annahmen
Die wesentliche portfoliotheoretische Grundlage des passiven Managements ist die Moderne Portfoliotheorie. Deren Begründer Harry M. Markowitz entwickelte die Risikomessung und zeigte, dass das gesamte Risiko (entspricht der Standardabweichung von der erwarteten Rendite)[9] eines optimal diversifizierten Portfolios niedriger ist, als die Summe der Einzelrisiken, da sich Einzelrisiken durch unterschiedliche Korrelationen teilweise gegenseitig aufheben. Streuung der Vermögensanlagen verringert folglich das Risiko.[10] Die Risikomessung (z.B. die geplanten InvMaRisk)[11] und Risikostreuung (z.B. emittentenbezogene Anlagegrenzen im InvG) sind aus Investmentfonds mittlerweile nicht mehr wegzudenken.
Auf Basis von Markowitz formulierte Fama 1970 die Theorie der effizienten Märkte. Demnach sind Wertpapiermärkte in dem Sinne effizient, als dass alle zu einem Zeitpunkt verfügbaren Informationen in Preisen oder Kursen enthalten sind und sich damit kein Anleger einen Vorteil durch Informationsvorsprung erwirtschaften kann, eine bedeutende Legitimation für passives Management.[12]
Die Moderne Portfoliotheorie geht davon aus, dass Renditen Zufallsgrößen sind. Renditen lassen sich daher nicht vorhersagen. Darin eingeschlossen, könnte also auch eine von einem aktiven Fondsmanagement zu erwirtschaftende Überrendite nicht prognostiziert werden und wäre zufallsbasiert.[13]
Als Zusammenfassung dieser Theorien lässt sich sagen, dass es also weder möglich ist sich durch Informationsvorsprung (hinsichtlich Aktienauswahl oder Investitionszeitpunkt) einen Vorteil zu erwirtschaften, noch dass sich zukünftige Überrenditen antizipieren lassen. Die Lösung der Vertreter dieser Theorien lautet daher, ein risiokodiversifiziertes Portfolio, den Markt, zu kaufen und zu halten.[14]
Im Gegensatz dazu geht ein aktives Management davon aus, dass die Markteffizienz- und Informationseffizienzannahme keine Gültigkeit besitzt. Demnach sind Märkte ineffizient, es lässt sich also durch Marktanalyse und Marktforschung ein Informationsvorsprung erreichen, der dazu genutzt werden kann, eine Überrendite gegenüber dem Markt zu erzielen.[15] Hier sind Länder mit wenig entwickelten Finanzstandorten hervorzuheben, wie etwa Entwicklungsländer und Emerging Markets, die aufgrund von restriktiven Kapital- und Investitionsbedingungen oft als nicht informationseffizient zu beurteilen sind.[16]
[...]
[1] Vgl. Andress (2010), 4. und 5. Abschnitt (siehe Internetverzeichnis).
[2] Vgl. Deutsche Börse (2010), Hauptframe (siehe Internetverzeichnis).
[3] Vgl. Fischer (2001), S. 294.
[4] Vgl. Leser und Rudolf (2003) S. 520-523.
[5] Vgl. Deutsche Börse (2003), S. 3 (siehe Internetverzeichnis).
[6] Vgl. Börse Frankfurt (2010a), Hauptframe (siehe Internetverzeichnis).
[7] Vgl. Börse Frankfurt (2009), S. 3 (siehe Internetverzeichnis).
[8] Vgl. Narat (2010), Hauptframe (siehe Internetverzeichnis).
[9] Vgl. Spremann, Gantenbein (2005), S. 85.
[10] Vgl. Markowitz, Harry M., Portfolio Selection, veröffentlicht in: Journal of Finance 7 (1952), in: Leser und Rudolf (2003), S. 520.
[11] Vgl. BaFin (2010), Hauptframe (siehe Internetverzeichnis).
[12] Vgl. Fama, Eugene F., Efficient Capital Markets: A Review of Theory and Empirical Work, veröffentlicht in: Journal of Finance 25 (1970), in: Spremann (2006), S. 155-158.
[13] Vgl. Spremann (2006), S. 53.
[14] Vgl. ebenda, S. 54.
[15] Vgl. Leser und Rudolf (2003), S. 523.
[16] Vgl. Spremann (2006), S. 167.