Je eher ein Individuum heute akzeptiert, dass der Prozess des Lernens und der damit verbundenen Weiterbildung so gut wie nie enden wird, desto offener kann sich diese Person den modernen Angeboten, welche der aktuelle Erwachsenenbildungsmarkt für sie offeriert, hingeben. Erwachsenenbildner sprechen hier von der These oder dem Aspekt des „lebenslangen Lernens“.
Die Möglichkeiten dafür sind heute vielfältiger denn je. Coaches, Trainer, Mentoren und Berater sprießen aus dem Boden wie Pilze. Der Weiterbildungs- und Weiterqualifizierungsmarkt boomt. Laut Prof. Dr. Harald Geißler existieren Statistiken, welche belegen, dass mittlerweile mit der Ausbildung dieser „lehrenden“ Personen an sich, mehr Geld verdient wird, als mit den Kerntätigkeiten der Praktizierung beim Klienten. Die Begründung dafür liegt auf der Hand: Es gibt kaum ein deutsches Unternehmen ab dem Mittelstand aufwärts, welches auf diese Möglichkeiten der Professionalisierung seiner Arbeitskräfte verzichten will und kann. International gilt das Selbe. Zertifizierungen und Teilnahmebescheinigungen definieren das Portfolio des Angestellten des 21. Jahrhunderts. Ohne Weiterbildungsnachweise bleibt der Zugang zu höher dotierten Berufen oder Berufsebenen oft verschlossen, denn das immense Tempo, mit dem sich das Wissen und die Fertigkeiten in einigen Berufsbildern voranbewegen, ist kaum beizubehalten. Die Pluralisierung unserer Lebenswelt sowie die Globalisierung der Märkte in den letzten 20 Jahren sind hier nur zwei Argumente, welche ich nennen möchte.
„Lebenslanges Lernen“ und Weiterbildung werden somit zu einem essentiellen Faktor im modernen Berufsleben und gelten daher nicht selten gleichzeitig als Indikatoren für beruflichen und wirtschaftlichen Erfolg einer Person.
In den Betrieben oder Firmen geistern häufig Begriffe wie Coaching, Supervision, Beratung oder Consulting durch die Flure und Gänge. Des Weitern finden in vielen Berufsbereichen regelmäßig Seminare, Trainings oder Workshops statt. Jedoch wie effizient sind diese Methoden der modernen Erwachsenenbildung wirklich? [...]
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung und Entwicklung der Fragestellung
2. Was ist Erwachsenenbildung?
2.1. Definition des Begriffs Erwachsenenbildung
2.2. Professionalisierung in der Erwachsenenbildung
3. Was ist Supervision?
3.1. Grundzüge und Absichten der Supervision
3.2. Qualitätsmerkmale
3.3. Akteure
3.3.1. Adressaten
3.3.2. Der Supervisor
3.4. Arten der Supervision
3.5. Verbände und Gesellschaften
4. Aktuelle Bedeutung der Supervision für die Erwachsenenbildung
5. Resümee und Ausblick
Literaturverzeichnis
Internetquellen
1. Einleitung und Entwicklung der Fragestellung
Je eher ein Individuum heute akzeptiert, dass der Prozess des Lernens und der damit verbundenen Weiterbildung so gut wie nie enden wird, desto offener kann sich diese Person den modernen Angeboten, welche der aktuelle Erwachsenenbildungsmarkt für sie offeriert, hingeben. Erwachsenenbildner sprechen hier von der These oder dem Aspekt des „lebenslangen Lernens“.
Die Möglichkeiten dafür sind heute vielfältiger denn je. Coaches, Trainer, Mentoren und Berater sprießen aus dem Boden wie Pilze. Der Weiterbildungs- und Weiterqualifizierungsmarkt boomt. Laut Prof. Dr. Harald Geißler existieren Statistiken, welche belegen, dass mittlerweile mit der Ausbildung dieser „lehrenden“ Personen an sich, mehr Geld verdient wird, als mit den Kerntätigkeiten der Praktizierung beim Klienten. Die Begründung dafür liegt auf der Hand: Es gibt kaum ein deutsches Unternehmen ab dem Mittelstand aufwärts, welches auf diese Möglichkeiten der Professionalisierung seiner Arbeitskräfte verzichten will und kann. International gilt das Selbe. Zertifizierungen und Teilnahmebescheinigungen definieren das Portfolio des Angestellten des 21. Jahrhunderts. Ohne Weiterbildungsnachweise bleibt der Zugang zu höher dotierten Berufen oder Berufsebenen oft verschlossen, denn das immense Tempo, mit dem sich das Wissen und die Fertigkeiten in einigen Berufsbildern voranbewegen, ist kaum beizubehalten. Die Pluralisierung unserer Lebenswelt sowie die Globalisierung der Märkte in den letzten 20 Jahren sind hier nur zwei Argumente, welche ich nennen möchte.
„Lebenslanges Lernen“ und Weiterbildung werden somit zu einem essentiellen Faktor im modernen Berufsleben und gelten daher nicht selten gleichzeitig als Indikatoren für beruflichen und wirtschaftlichen Erfolg einer Person.
In den Betrieben oder Firmen geistern häufig Begriffe wie Coaching, Supervision, Beratung oder Consulting durch die Flure und Gänge. Des Weitern finden in vielen Berufsbereichen regelmäßig Seminare, Trainings oder Workshops statt. Jedoch wie effizient sind diese Methoden der modernen Erwachsenenbildung wirklich?
Das Thema dieser Bachelorarbeit, welche ich im Studiengang der Bildungs- und Erziehungswissenschaften an der Helmut – Schmidt – Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg im Fach Erwachsenenbildung verfasst habe, lautet: „Supervision: Ein professionelles und kompetenzbildendes Mittel der modernen Erwachsenenbildung?“
Ich habe mir demnach aus der Fülle der aktuellen Angebote des Weiterbildungsmarktes den Aspekt der Supervision hausgegriffen und möchte ihn hier in Form einer theoretisch konzeptionellen Arbeit eingehender beleuchten. Dabei sollte jedoch die Kernfrage der Themenformulierung nicht aus den Augen verloren werden. Ist Supervision wirklich ein professionelles, und vor allem ein kompetenzbildendes Mittel der heutigen Erwachsenenbildung / Weiterbildung? Was bedeutet Professionalität und welche Kompetenzen sollen wie gefördert, beziehungsweise aktiviert werden? Ist Supervision überhaupt noch zeitgemäß?
Der Grund für die Wahl dieser Fragestellung, beziehungsweise der Sondierung der Supervision innerhalb der Vielfalt der Erwachsenenbildung / Weiterbildung, liegt für mich persönlich auf der Hand.
Innerhalb meiner beiden Praktika, welche ich in den letzten zwei Studienjahren in verschiedenen sozialpädagogischen Einrichtung absolviert habe, wurde die Methode der Supervision regelmäßig thematisiert und durchgeführt. Oft war ich sogar selbst als Teilnehmer anwesend. Jedes Mal kamen mir jedoch Zweifel an der Nachhaltigkeit der Maßnahme oder an der Professionalität der Supervisoren, egal ob diese externer oder interner Herkunft waren. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass diese zwei Stunden Supervision im regelmäßigen Abstand von zwei Wochen, ein multiprofessionelles Team, wie es sich zu diesem damaligen Zeitpunkt darstellte, gemeinsam effizient weiterbilden kann.
In dieser Bachelorarbeit werde ich daher diese erläuterten persönlichen Aspekte theoretisch, auf der Grundlage aktueller Fachliteratur, versuchen aufzuarbeiten. Ziel soll es sein, die im Thema formulierte Kernfrage sinnvoll und schlüssig am Ende meiner Ausführungen beantworten zu können. Ich möchte außerdem klären, in wie fern Supervision heute noch Sinn macht und welche Arten und Mittel am realen Erwachsenenbildungsmarkt die bewährtesten sind. An dieser Stelle wird aber auch noch einmal darauf hingewiesen, dass ich mich nicht rein auf Supervision im sozialpädagogischen Kontext reduzieren werde.
Meine Absicht ist es, auch aufgrund der Möglichkeiten, welche mir diese Bachelorarbeit bietet, einen allgemeingültigeren, auch andere Anwendungsbereiche und Berufsfelder umfassenden Überblick zu geben.
Nach dieser ersten Einleitung und expliziten Begründung meiner Fragestellung werde ich erst einmal auf den Aspekt der Erwachsenenbildung an sich eingehen. Ich möchte gründlich darlegen, was heute unter diesem Thema verstanden wird.
Ein weiter, meiner Meinung nach wichtiger Abschnitt in diesem ersten Kapitel ist die Professionalisierung. Ich möchte klären, was sie bedeutet und wie sie sich für den Erwachsenenbildner gerade aktuell darstellt.
Anschließend werde ich in einer zweiten inhaltlichen Etappe, welche gleichzeitig den Schwerpunkt dieser Bachelorarbeit darstellt, die Grundzüge, Absichten, Ziele und Akteure der Supervision aufzeigen. Weitere Unterabschnitte thematisieren die Arten von Supervision, sowie verschieden Qualitätsmerkmale.
Im dritten Kapitel habe ich mir das Ziel gesetzt, die bereits ausgearbeiteten Themen inhaltlich miteinander zu verknüpfen. Die zentrale Frage und der Inhalt wird hier durch die aktuelle Bedeutung der Supervision für die Erwachsenenbildung definiert. In diesem vorletzten Kapitel soll außerdem versucht werden, die Kernfrage dieser Ausarbeitung aus der Themenformulierung argumentativ zu beantworten.
Abschließen möchte ich meine Bachelorarbeit mit einem klaren Resümee, sowie mit einem Ausblick, um die Gesamtarbeit für mich persönlich zu reflektieren.
2. Was ist Erwachsenenbildung?
In diesem Kapitel möchte ich nun erst einmal auf die Erwachsenenbildung, als elementaren Bestandteil der Bildungs- und Erziehungswissenschaften, an sich eingehen. Das Thema der Supervision wird an dieser Stelle vorerst noch ausgeblendet. Des Weiteren werde ich mich auch im ersten Unterkapitel nur auf die reine Begriffsfindung und Begriffserklärung konzentrieren. Themen wie die Herkunft oder der geschichtliche Verlauf der Erwachsenenbildung / Weiterbildung finden hier keine Beachtung.
Als Hauptquellen für die folgenden Abschnitte des ersten Kapitels habe ich die einführende und vertiefende Literatur zu diesem Thema von Peter Faulstich und Christine Zeuner, Rudolf Tippelt sowie Rolf Arnold verwendet. Essentiell für diesen Teil ist jedoch auch die „Vierte Empfehlung der Kultusministerkonferenz zur Weiterbildung“ von 2001. Näheres dazu ist der Literaturliste am Ende dieser Bachelorarbeit zu entnehmen.
2.1. Definition des Begriffs Erwachsenenbildung
In diesem Kapitel möchte ich nun mit der eigentlichen theoretischen Ausarbeitung beginnen. Ziel soll es sein, die Erwachsenenbildung / Weiterbildung als Gesamtkonzept mit ihren wichtigsten Facetten zu skizzieren. Ich möchte weiterhin verschiedene Autoren, welche zuvor bereits erwähnt wurden, zu Wort kommen lassen. Jedoch gilt es auch zu erwähnen, dass der Bereich der Erwachsenenbildung ein großer ist, sodass eine lückenlose und allumfassende Aufarbeitung „en detail“ hier nicht sinnvoll erscheint. Des Weitern stellt dieses Kapitel auch nicht meinen Arbeitsschwerpunkt dar.
Um in ein neues Feld, hier das der Erwachsenenbildung, einzusteigen, ist es unabdingbar als erstes eine klare Begriffsklärung einzuführen. Diese reine Definitionsarbeit fällt jedoch bei diesem Thema nicht schwer.
Die Kultusministerkonferenz der Länder vom 01.02.2001 hat hier in ihrer „Vierten Empfehlung der Kultusministerkonferenz zur Weiterbildung“ klare Aussagen getroffen und publiziert. Bis heute sind diese folgenden Ausführungen für die Erwachsenenbildung / Weiterbildung essentiell und universell geltend.
„Weiterbildung ist die Fortsetzung oder Wiederaufnahme organisierten Lernens nach Abschluss einer unterschiedlich ausgedehnten ersten Bildungsphase und in der Regel nach Aufnahme einer Erwerbs- oder Familientätigkeit.“[1]
Schon hier wird klar, dass die Kultusminister die Erwachsenenbildung mit Weiterbildung gleich setzten. Rudolf Tippelt und Aiga von Hippel sind ebenfalls der Ansicht, dass es sich hierbei um synonyme Begriffe handelt. Jedoch betonen beide in der Einleitung ihres Handbuches zur Erwachsenenbildung / Weiterbildung auch, dass eine additive Verwendung ebenfalls möglich sei.[2] Wie facetten- beziehungsweise formenreich das Repertoire dieser Wissenschaft sein kann wird gleich klar. Die Konferenz definiert weiterhin:
„Weiterbildung in diesem Sinne liegt auch vor, wenn die Einzelnen ihr Lernen selbst steuern. Weiterbildung umfasst die allgemeine, berufliche, politische, kulturelle und wissenschaftliche Weiterbildung.“[3]
Dieses Zitat impliziert weiterhin, dass in der Erwachsenbildung ein Lehrender nicht notwendigerweise existent sein muss. Durch die heutigen personenunabhängigen Medien, wie das Internet oder das Fernsehen, kann ein Lehr – Lernprozess auch selbstständig kontrolliert statt finden. Dieses Argument wird im folgenden Postulat vertiefend aufgegriffen und fokussiert:
„Weiterbildung kann in Präsenzform, in der Form der Fernlehre, des computergestützten Lernens oder in kombinierten Formen stattfinden.“[4]
Dieser Abschnitt verdeutlicht die Modernisierung und Technisierung der heutigen Weiterbildung eingehend. Der letzte Aspekt der Kultusministerkonferenz, welchen ich an dieser Stelle zur Begriffklärung aufgreifen möchte, ist der des informellen Lernens.
„Informelle Lernprozesse Erwachsener, ob am Arbeitsplatz oder andernorts, sind nicht Gegenstand dieser Empfehlung“[5]
Dieses Zitat der Kultusministerkonferenz impliziert, dass informelles Lernen, also spontane Aneignung von Fertigkeiten und Fähigkeiten ohne bewusste Absicht, wie zum Beispiel das anlernen oder einarbeiten in eine Arbeitsstelle oder einen Arbeitsplatz nicht zum Definitionsrahmen der Erwachsenenbildung / Weiterbildung gehören.
Das Gegenteil des informellen Lernens ist das formelle Lernen, welches durch ein eindeutiges Lernziel gekennzeichnet ist. Beispiele sind hier anerkannte Bildungsabschlüsse oder Zertifikate. Weiterhin existiert ein non – formaler Lernprozess. Dieser ist in den meisten Fällen organisiert, jedoch faktisch ohne einen bleibenden, dokumentierten Abschluss.[6]
Um andererseits die eigentlichen Kernaufgaben der Erwachsenenbildung / Weiterbildung zu erfassen, reicht aber meiner Meinung nach die Definition der Kultusministerkonferenz leider nicht aus. An dieser Stelle verschafft uns Rudolf Tippelt und Aiga von Hippel erneut Klarheit. Nach ihnen existieren für die Erwachsenenbildung traditionell drei zentrale Aufgaben.
Diese sind:
1. die qualifizierende Aufgabe,
2. die sozial integrierende Aufgabe und
3. die kulturell bildende Aufgabe.[7]
Als qualifizierende Aufgabe wird hier die Möglichkeit definiert seine „employability“ durch Partizipation an Erwachsenenbildungsangeboten zu verbessern, beziehungsweise zu erhalten.
Für die beiden Autoren ist diese Aufgabe das „ Opfer des Arbeitsmarktes “[8], denn in der Zeit des ökonomisch – technischen Wandels muss jeder Arbeiter, Angestellte und Chef in der Lage sein, sein Berufsbild auch wirklich auszufüllen.
Dies zu gewährleisten ist die Aufgabe der qualifizierenden Weiterbildung, denn wie ich bereits in der Einleitung darstellte, existiert ein kausaler Zusammenhang zwischen der Teilnahme an Angeboten und dem beruflichen Erfolg von Personen.[9]
Die sozial integrierende Aufgabe der Erwachsenenbildung / Weiterbildung ist es hingegen die „softskills“ der teilnehmenden Person zu verbessern.
Hier können beispielsweise Handlungs- und Reflexionsmöglichkeiten, Kenntnisse, sowie Fähigkeiten und Fertigkeiten für den sozialen Kontext aufgezeigt werden. Der Aspekt der Individualisierung steht demnach also im Vordergrund.[10] Nichts desto trotz kann an dieser Stelle nicht über das Problem des Erfordernisses diese Individualität in Einklang mit der sozialen Integration zu bringen hinweggetäuscht werden. Das ist der schmale Grad der sozial integrierenden Aufgabe der Erwachsenenbildung welcher der Lehrende zu bewältigen hat.
Diese zweite Kernaufgabe gewinnt trotzdem heute, aufgrund der Schwächung der sozialen Bindungen, sowie der starken Ausdifferenzierung von Rollenerwartungen der Gesellschaft, immer mehr an Bedeutung.
Als dritte und letzte Aufgabe der Erwachsenenbildung ist hier wie schon erwähnt, die kulturell bildende Aufgabe zu nennen. Sie „ zeigt sich darin, dass sie versucht, die Menschen für die eigene Geschichte und für andere Völker, Kulturen und Sprachen aufzuschließen “[11] Es soll demnach das Interesse des Einzelnen für Pluralisierung, Internationalisierung und Horizonterweiterung geweckt werden.
An dieser Stelle kann also schon einmal festgehalten werden, dass Erwachsenenbildung / Weiterbildung als ein Bildungsgeschehen an sich definiert werden kann, aber auch als Bestandteil unseres Bildungssystems aufgefasst werden darf und muss. Sie stellt somit nach Rudolf Arnold einen Ausdruck eines gesellschaftlichen Entwicklungsprozesses dar.[12]
Arnold geht aber noch einen Schritt weiter und führt aus dieser These heraus zwei Perspektiven ein. Für ihn kann Erwachsenenbildung / Weiterbildung im engeren oder im weiteren Sinne betrachtet werden.[13]
Unter Erwachsenenbildung im engeren Sinne versteht er einen Bildungsvorgang, welcher auf einer interpersonalen Ebene statt findet, also die Interaktion zwischen Lehrenden und Lernenden. Diese Interaktion, beziehungsweise dieser Prozess, wird in den meisten Fällen organisiert und unter Anleitung und Hilfe durchgeführt.[14]
Mögliche Ziele sind hier Selbstverwirklichung des Einzelnen oder persönliche / berufliche Fortbildung und Umschulung.
Als Erwachsenenbildung im weiteren Sinne ist „ eine gesellschaftliche Ausdrucksform in sozial- und geistesgeschichtlicher Konstellation “[15] zu betiteln. Wie schon angeführt, muss sie der jeweiligen Gesellschaft, in welcher sie existent ist, Rechnung tragen und die bildungspolitischen Rahmen, welche das System fordert, ausfüllen. Arnold spricht hier von Funktionserfordernissen und Handlungsspielräumen, welche die Ziele und Lernprozesse der Erwachsenenbildung / Weiterbildung bestimmen.[16]
Jedoch, so mahnt Rudolf Arnold abschließend, muss beiden Perspektiven, sowohl der im engeren Sinne, als auch im weiteren Sinne, bei der Definition eines Erwachsenenbildungsbegriffs Beachtung geschenkt werden.
Ein letzter wichtiger Aspekt, welchen ich in meiner Einleitung bereits erwähnt habe, ist der des „lebenslangen Lernens“. Dieser Begriff ist heute aus der Erwachsenenbildung / Weiterbildung nicht mehr weg zu denken und definiert sie grundlegend mit. Was jedoch versteht man unter „lebenslangen Lernen“ und warum ist es heute so wichtig?
Jürgen Wittpoth argumentiert in seinem Buch zur Einführung in die Erwachsenenbildung mit dem Begriff einer Wende, welche in diesem Bereich stattgefunden hat. Er nennt sie „ realistische Wende “[17] und beruft sich auf den schnellen wirtschaftlichen und sozialpolitischen Wandel in unserer Gesellschaft im 20. Jahrhundert.[18]
Auch aufgrund dieses technologischen Wandels, sowie des schon angesprochen rapiden Veralterns von Wissen, kann eine einmal erworbene Ausbildung oder Zertifizierung, egal ob schulisch oder beruflich, nicht mehr für ein ganzes Leben ausreichen.[19] Es ist daher heute um so wichtiger, eigene Qualifikationen den aktuellen Erfordernissen der Berufswelt anzupassen und „auf dem neusten Stand zu bleiben“. Denn nicht nur wegen der Unübersichtlichkeit der heutigen Lebens- und Arbeitsverhältnissen gewinnt der Aspekt des „lebenslangen Lernens“ immer mehr an Bedeutung. Ständige Weiterbildung und anhaltendes Lernen sichert uns, sowohl auf gesellschaftlicher als auch auf individueller Ebene, Teilhabe, Erfolg, sowie eine autonome Lebensführung.[20] Dementsprechend muss ein Individuum heute akzeptieren, dass der Prozess des „Lebenslangen Lernens“ für sich persönlich von enormer Bedeutung ist.
Um diesen ersten Abschnitt abzuschließen, möchte ich jedoch noch eine Mindmap aufzeigen, welche die Komplexität, Reichweite und Vielfalt des Erwachsenenbildungs- / Weiterbildungsbegriffs visualisiert. Hier wird klar, dass leider nicht jeder Punkt an dieser Stelle eingehender beleuchtet werden konnte. Zur Vollständigkeit sollen diese Aspekte hier jedoch wenigstens dargestellt werden. Diese Mindmap wurde von Peter Faulstich und Christine Zeuner erstellt und in ihrem einführenden Werk zur Erwachsenenbildung 2008 publiziert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Faulstich / Zeuner 2008, S. 8
2.2. Professionalisierung in der Erwachsenenbildung
Nachdem ich nun ausreichend geklärt habe, was unter dem Begriff der Erwachsenenbildung / Weiterbildung zu verstehen ist, möchte ich nun noch genauer auf einen, für diese Ausarbeitung überaus wichtigen, Aspekt eingehen. Wie die Überschrift schon unmissverständlich erkennen lässt, spreche ich hier von dem Professionalisierungsprozess. Was versteht man eigentlich genau darunter und wie stellt er sich in Theorie und Realität dar? Zudem ist es in diesem Abschnitt weiterhin unumgänglich über Kompetenzen zu sprechen. Diese sind eng mit dem Thema der Professionalisierung verbunden und stellen einen wichtigen Indikator für professionelles Handeln dar.
Vorerst jedoch zum Begriff der Profession. Dieser bezeichnet letztlich nur den eigentlichen Berufsbezug eines bestimmten Tätigkeits- und Handlungsfeldes.[21] Dies bedeutet demnach, dass der Prozess der Professionalisierung mit der „Berufswerdung“ von verschiedensten Tätigkeiten einher geht.[22] Es werden also Handlungen, welche mit viel Leidenschaft und Engagement ausgeführt werden, in einem Kontext von erworbener Expertise, Übung und Routine zum professionellen Handeln.
Dementsprechend bezeichnet man Professionalität an sich, als eine notwendige Handlungskompetenz eines Individuums, welches in einer hier noch undefinierten Profession tätig sein will.[23]
Jedoch wie stellen sich diese Merkmale oder Kennzeichen in der Realität dar? Peter Lundgreen gibt in einer seiner Veröffentlichungen vier Aspekte an die Hand, welche eine Profession eindeutig identifizieren können. Diese stellen sich wie folgt dar:
1. Fachwissen, welches sozial durch Examen, Abschlüsse, Studium oder Titel anerkannt ist
2. Eine Berechtigung zur Berufsausübung im Kontext von Zertifizierungen und / oder anerkannten Qualifikationen
[...]
[1] KMK 2001, S.4
[2] vgl. Tippelt/von Hippel 2009, S.11
[3] KMK 2001, S.4
[4] KMK 2001, S.4
[5] KMK 2001, S.3
[6] vgl. Faulstich/Zeuner 2008, S.143-145
[7] vgl. Tippelt/von Hippel 2009, S.12-13
[8] Tippelt/von Hippel 2009, S.12
[9] vgl. Tippelt/von Hippel 2009, S.12
[10] vgl. Tippelt/von Hippel 2009, S.13
[11] Tippelt/von Hippel 2009, S.13
[12] vgl. Arnold 2006, S.1
[13] vgl. Arnold 2006, S.1-3
[14] vgl. Arnold 2006, S.1
[15] Arnold 2006, S.1
[16] vgl. Arnold 2006, S.1
[17] Wittpoth 2006, S.30
[18] vgl. Wittpoth 2006, S.30
[19] vgl. Wittpoth 2006, S.31
[20] vgl. Wittpoth 2006, S.30-32
[21] vgl. Faulstich/Zeuner 2008, S.14
[22] vgl. Faulstich/Zeuner 2008, S.15
[23] vgl. Faulstich/Zeuner 2008, S.15