Ich möchte auf den nächsten Seiten versuchen die Pädagogik als normative Erziehungswissenschaft darzustellen und ihre Begriffe und Inhalte versuchen zu klären. Des Weiteren habe ich die Absicht, die Kernaussagen sowie die Methoden, welcher sie sich bedient, zu erläutern. Anschließend werde ich auf Johann Friedrich Herbart eingehen. Dieser war ein klassischer Vertreter der normativen Disziplin und auch teilweise ihr Mitbegründer. Um diese Ausarbeitung abzuschließen, werde ich die Konsequenzen und die Probleme der normativen Pädagogik versuchen aufzuzeigen und ein persönliches kurzes Fazit zu dieser Hausarbeit ziehen.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung in das Thema
2. Definitionen
3. Grundannahmen der normativen Position
4. Johann Friedrich Herbart als Vertreter der normativen Disziplin
5. Ist eine normative Pädagogik möglich?
6. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung in das Thema
In dieser Hausarbeit möchte ich das Thema der normativen Position in der allgemeinen Erziehungswissenschaft behandeln. Die Ausarbeitung findet im Rahmen eines Moduls zur Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsmethodik der allgemeinen Pädagogik statt. Die Inhalte der Seminare und der Themen innerhalb dieses Moduls sind sehr abstrakt und wenig praktisch greifbar. Es wurden verschiedenste Theoriemodelle der klassischen und modernen Pädagogik vorgestellt und diskutiert. So wie viele meiner Kommilitonen hatte ich Probleme, mich für ein Thema für eine Hausarbeit zu entscheiden. Dieses Entscheidungsproblem entstand meiner Meinung nach aus den Verständnisproblemen, welche theoretische Modelle leider sehr oft mit sich tragen. Sie behandeln einfache Probleme und Grundlagen weit umfassend und in einer umständlichen, für uns Studenten manchmal schwer zu verstehenden Sprache. Ob dieses „Studenten - Verwirrspiel“ nun von den großen Theoretikern und Wissenschaftlern der allgemeinen Erziehungswissenschaften bewusst gewollt ist oder ob sie lediglich eine andere Art zu denken haben, wobei ich letzteres vermute, sei dahingestellt. Wichtig jedoch ist, dass sich der Student der Bildungs- und Erziehungswissenschaften, selbst wenn er diese Theorien nicht tiefergehend versteht und sie als unwichtig für seine weitere akademische Laufbahn abtut, mindestens im Laufe seines Studiums kennen gelernt haben sollte und ihre Grundpositionen und Grundideen aufzeigen kann.
Ich persönlich entschied mich für die theoretische Ausarbeitung einer frühen, klassischen Position welche heute jedoch nicht mehr häufig von Erziehungswissenschaftlern vertreten wird. Dies ist die normative Position. Nichts desto trotz bin ich persönlich der Meinung, dass sie immer noch präsent ist und als aktuell angesehen werden muss. Werte und Normen verfallen in unserer schnelllebigen Gesellschaft von Tag zu Tag. Das Leben rauscht nur so an uns vorbei. Deutsche Eltern fragen sich, welche Grundprinzipien sie ihren Zöglingen mitgeben sollten, ja überlegen sogar, welche sie selbst überhaupt vertreten würden.
Die Medien berichten täglich von Misstaten jugendlicher Straftäter und zeigen die „Super-Nanny“ als pädagogische Wunderfee des 21. Jahrhunderts. Dementsprechend frage ich mich: Ist eine Rückbesinnung auf traditionelle Werte und Normen denn heute so falsch? Ist es überhaupt möglich eine allgemeingültige Pädagogik auf Grundlage von Werten und Normen zu erschaffen und vor allem wie kann sie sich begründen lassen?
Ich möchte auf den nächsten Seiten versuchen die Pädagogik als normative Erziehungswissenschaft darzustellen und ihre Begriffe und Inhalte versuchen zu klären. Des weiteren habe ich die Absicht die Kernaussagen sowie die Methoden, welcher sie sich bedient, zu erläutern. Anschließend werde ich auf Johann Friedrich Herbart eingehen. Dieser war ein klassischer Vertreter der normativen Disziplin und auch teilweise ihr Mitbegründer. Um diese Ausarbeitung abzuschließen werde ich die Konsequenzen und die Probleme der normativen Pädagogik versuchen aufzuzeigen und ein persönliches kurzes Fazit zu dieser Hausarbeit ziehen.
2. Definitionen
Um in das theoretische Thema der normativen Disziplin einzusteigen ist es meiner Meinung nach unabdingbar, zu Beginn erst einmal die wichtigen Kernbegriffe zu definieren und zu klären. Dieses möchte ich in diesem Kapitel tun.
Als Kernbegriffe dieses Themas sehe ich an erster Stelle die Norm. Was ist eine Norm und welche Bedeutung hat sie speziell für die Sozialwissenschaft?
Der aktuelle Brockhaus versteht unter einer Norm eine allgemein anerkannte Regel, welche als Richtschnur oder als Maßstab für eine wertende Beurteilung gesehen werden kann.[1] Er geht aber noch weiter und definiert die Norm speziell für das Thema der Sozialwissenschaft.
Es heißt die Norm sei ein Maßstab für eine wertende Beurteilung des menschlichen Handelns und könne auch als Handlungsorientierung in Form von Tugenden oder sittlichen Motiven und Pflichten angesehen werden.
Diese Normen sind zu der Realisierung des menschlichen „Gutsein“ von Nöten. Sie können in Form von gesetzlichen Maximen formuliert oder auch allgemein gültigen, anerkannten, moralisch verbindlichen Werten der Gesellschaft definiert sein.[2]
Als letzten wichtigen Punkt der Definition sehe ich die Begründung der Norm. Der Brockhaus sagt, dass Normen sich nicht auf metaphysischen Argumenten stützen können und nicht willkürlicher Herkunft sein dürfen. Sie müssen rationale, begründete Argumente aufzeigen, welche sich, für alle vernünftig denkenden Wesen, ungeachtet ihrer Interessenvoraussetzungen, rechtfertigen lassen.[3]
Schon an diesem Punkt meiner Ausarbeitung wird klar, dass eine Erziehungswissenschaft, welche sich auf allgemeingültige Normen beziehen soll, schwer zu konstruieren und zu begründen sein wird. Dazu jedoch in einem späteren Abschnitt.
Als weiteren wichtigen Kernbegriff, welcher einer kurzen Definition bedarf, empfinde ich den Begriff der Erziehung. Auch hier möchte ich mich auf den dreißigbändigen Brockhaus beziehen, welcher für eine Definitionsarbeit mehr als geschaffen erscheint.
Erziehung ist ein Grundbegriff der Pädagogik, welcher aus praktischer Sicht nicht nur die Weitergabe von Wissen, sondern auch der sozialen und kulturellen Praxis des Menschsein ist. Erziehung zielt nicht nur systematisch auf die Nachwuchsgenerationen der Menschheit ab. Erwachsene können ebenso Adressaten dieser Erziehung sein.[4] Erziehung hat den Zweck ein gesellschaftliches und kulturelles Selbstverständnis zu finden, wobei Fragen der sozialen und kulturellen Verbindlichkeiten, der nötigen Offenheit, Integration, Sozialisation und Normativität zur Debatte stehen.[5]
Bei der Betrachtung dieser Definition wird klar das die Norm, beziehungsweise die Normativität an sich, ein eindeutiger Bestandteil der humanistischen Erziehung sein muss.
Wie diese Erziehung als theoretisches Konstruktgerüst aussehen kann und welche Eigenschaften diese normative Pädagogik hat, werde ich versuchen im folgenden Kapitel zu beschreiben.
3. Grundannahmen der normativen Position
Diesen Abschnitt empfinde ich persönlich als den wichtigsten Teil meiner Ausarbeitung. Ich möchte hier versuchen, die erziehungswissenschaftliche Theorie der normativen Pädagogik, in einer verständlichen Weise aufzuzeigen.
Was ist, oder wie definiert sich eine normative Erziehung?
Grundsätzlich gilt, dass die normative Pädagogik das Ziel des Aufstellen und des Begründen von Soll – Aussagen über Erziehung wie beispielsweise den klassischen Schulunterricht hat.[6] Es soll definiert oder festgelegt werden, wie etwas sein soll, wie Erziehung, respektive Pädagogik auszusehen, beziehungsweise angewendet werden muss, um die gewünschten Erziehungsziele zu erreichen. Es sollen Orientierungsfunktionen und Orientierungsrichtlinien, auch Prinzipien genannt, basierend auf Werten und Normen, für die in der Pädagogik praktisch Tätigen, gesucht und gefunden werden, sowie eventuelle Maßgaben für ihr Handeln konstruiert werden.[7] Dies alles vorerst auf einer wissenschaftlich fundierten und konstruierten Metaebene.
König und Zedler fassten 2002 wie folgt zusammen:
„ Hinter diesem Konzept der normativen Erziehung seht die Hoffnung, pädagogisches Handeln wissenschaftlich abzusichern und somit dem Erzieher begründet sagen zu können, was zu tun ist.“[8]
Diese Orientierungsfunktionen oder Richtlinien müssen natürlich aber allgemeingültig und universell Geltung haben. Ebenso muss das konstruierte Werte- und Normensystem ein allgemein Anerkanntes sein. Die Frage welche sich hier auftut ist: Was bedeutet „allgemein anerkannt“? Dazu jedoch später.
In der wissenschaftlichen Disziplin der normativen Pädagogik gibt es natürlich auch verschiedene Denkansätze beziehungsweise Grundpositionen über die allgemeine Richtung sowie die Begründung dieser. Einige Wissenschaftler verstehen die normative Position ausschließlich in der katholischen Tradition pädagogischen Denkens begründet.
Andere Vertreter, beispielsweise Dilthey und Willmann sehen die normative Position eher als eine philosophische Pädagogik und ihre Grundposition auf diesen Werte- und Normensystemen begründet.[9]
Als dritte Möglichkeit möchte ich hier die „situationsanalytisch – wertende“ Orientierung der Erzieher und die Beeinflussung ihres praktischen Verhaltens nach Bollnow nennen. Auch dies ist eine „Art“, die normativen Pädagogik anzugehen.[10]
Es gibt natürlich noch viele weitere Grundpositionen. Ich möchte es an dieser Stelle jedoch bei diesen drei Beispielen belassen.
Gibt es jedoch einen „Ur-Typus“ des Normativismus? Gibt es einen Begründer dieser Grundposition?
Allgemein gesagt, kann die Wissenschaft sowie die Geschichte der Erziehungslehre hier niemanden nennen. Jedoch taucht der Name Emanuel Kants sehr früh in der Geschichte der normativen Erziehung auf. Kant, als Philosoph und Begründer des bekannten Kant´schen Imperatives sah die normativen Ansätze in der Pädagogik in zweifacher Art. Er definierte ein praktisches und ein moralisches Interesse an dieser Wissenschaft.[11]
Das praktische Interesse richtet sich auf die Vorraussetzungen und Möglichkeiten sicherer Erfahrungen und Erkenntnissen aus der Erziehung selbst. Als moralisches Anliegen der normativen Pädagogik sieht Kant die Ermöglichung eines sittlichen Charakters beim zu Erziehenden.
Diese Interessen drückt Kant in seiner berühmten „Kritik der reinen Vernunft“ in Form von Fragen aus.[12]
[...]
[1] vgl. Brockhaus Band 20, S.40
[2] vgl. Brockhaus Band 20, S.40
[3] vgl. Brockhaus Band 20, S.40
[4] vgl. Brockhaus Band 8, S.372
[5] vgl. Brockhaus Band 8, S.372
[6] vgl. Koller 2006, S.66f
[7] vgl. Böhm 2006, S.203
[8] König/Zedler 2002, S.28
[9] vgl. Lassahn 1978, S. 94
[10] vgl. Lassahn 1978, S. 94
[11] vgl. Lassahn 1978, S. 98
[12] vgl. Lassahn 1978, S. 98