Die Bibel ist das Fundament und ein roter Leitfaden des christlichen Glaubens. Es ist das Buch, das das Wort Gottes den Menschen offenbart. Es vermittelt, ein Leben mit Moral, Nächstenliebe und Zucht. Gott gab uns die Gebote, um uns zu einem friedlichen Leben miteinander und nicht gegeneinander zu verhelfen.
Die Perikope dagegen vermittelt ein Bild der Unzucht, voller Intrige, Unmoral und Sünde. Jetzt stellt sich uns die Frage, warum eine Geschichte, in der Inzucht und Intrige eine so bedeutende Rolle in der Heiligen Schrift einnimmt, dass sie erwähnenswert ist. Was ist der Sinn der Geschichte und was will sie uns vermitteln? Warum lässt Gott an der Stelle die Sünde zu, ohne die Menschen dafür zu bestrafen? Ist der Aspekt der Nachkommenschaft so wichtig, dass die Sünde dadurch gerechtfertigt wird? Aus aktueller Sicht, ist die Frage nach Eigenverantwortung bezüglich der Sicherung von Nachkommen immer noch gegenwärtig, jedoch rechtfertigt sie keineswegs den Inzestgedanken. Dieser hat immer mehr im Verlauf der Zeit an Relevanz verloren hat. Die Menschheit lebt nicht mehr für die Fortpflanzung und die Sicherung der Menschheit, sondern versucht das eigene Leben so intensiv wie möglich zu genießen. Der Egoismus, bezüglich der Lebenslust für das eigene Leben, steht nun mehr im Vordergrund.
Diese Vorüberlegungen und Gedanken waren auch der ausschlaggebende Grund, warum wir uns gerade für diese Perikope entschieden haben. Wir erhoffen uns im weiteren Verlauf dieser Hausarbeit einige Antworten und Erklärungsansätze für die oben genannten Fragen zu finden. Exegese zu Lot und seinen Töchtern
Inhaltsverzeichnis
1.Einleitung
2. Übersetzungsvergleich
3. Literarkritik
3.1 Kontextkritik
3.2 Kohärenzkritik
4. Überlieferungskritik
5. Quellenkritik und Redaktionskritik
6. Form- und Gattungskritik
7. Sitz im Leben
8. Traditionskritik
9. Bestimmung des Historischen Ortes
10. Klärung der Einzelaspekte
11. Einzelexegese Vers für Vers
12. Historische Sinnbestimmung und deutende Zusammenfassung
13. Feministische Auslegung der Perikope
14. Vergleich der feministischen Auslegung und der historisch-kritischen Methode
15. Resümee
16. Literaturverzeichnis
1.Einleitung
Genesis 19.30- 38: Lot und seine Töchter
30 und Lot zog weg von Zoer und blieb auf dem Gebirge mit seinen beiden Töchter; denn er fürchtete sich, in Zoer zu bleiben; und so blieb er in einer Höhle mit seinen beiden Töchtern.
31 Da sprach die ältere zu der jüngeren; Unser Vater ist alt, und kein Mann ist mehr im Lande, der zu uns eingehen könnte nach aller Welt Weise.
32 So komm, laß uns unserem Vater Wein zu trinken geben und uns zu ihm legen, dass wir uns Nachkommen schaffen von unserem Vater.
33 Da geben sie ihrem Vater Wein zu trinken in derselben Nacht. Und die erste ging hinein und legte sich zu ihrem Vater; und er ward´s nicht gewahr, als sie sich legte noch als sie aufstand.
34 Am Morgen sprach die ältere zu der jüngeren: Siehe, ich habe gestern bei meinem Vater gelegen. Laß uns ihm auch diese Nacht Wein zu trinken geben, dass du hineingehst und dich zu ihm legst damit wir uns Nachkommen schaffen von unserem Vater.
35 Da gaben sie ihrem Vater auch diese Nacht Wein zu trinken. Und die jüngere macht sich auch auf und legte sich zu ihm; und er ward´s nicht gewahr, als sie sich legte noch als sie aufstand.
36 So wurden die beiden Töchter Lots schwanger von ihrem Vater.
37 Und die ältere gebar einen Sohn, den nannte sie Moab. Von dem kommen her die Moabiter bis auf den heutigen Tag.
38 Und die jüngere gebar auch einen Sohn, den nannte sie Ben-Ammi. Von dem kommen her die Ammoniter bis auf den heutigen Tag.[1]
Die Bibel ist das Fundament und ein roter Leitfaden des christlichen Glaubens. Es ist das Buch, das das Wort Gottes den Menschen offenbart. Es vermittelt, ein Leben mit Moral, Nächstenliebe und Zucht. Gott gab uns die Gebote, um uns zu einem friedlichen Leben miteinander und nicht gegeneinander zu verhelfen.
Die Perikope dagegen vermittelt ein Bild der Unzucht, voller Intrige, Unmoral und Sünde. Jetzt stellt sich uns die Frage, warum eine Geschichte, in der Inzucht und Intrige eine so bedeutende Rolle in der Heiligen Schrift einnimmt, dass sie erwähnenswert ist. Was ist der Sinn der Geschichte und was will sie uns vermitteln? Warum lässt Gott an der Stelle die Sünde zu, ohne die Menschen dafür zu bestrafen? Ist der Aspekt der Nachkommenschaft so wichtig, dass die Sünde dadurch gerechtfertigt wird? Aus aktueller Sicht, ist die Frage nach Eigenverantwortung bezüglich der Sicherung von Nachkommen immer noch gegenwärtig, jedoch rechtfertigt sie keineswegs den Inzestgedanken. Dieser hat immer mehr im Verlauf der Zeit an Relevanz verloren hat. Die Menschheit lebt nicht mehr für die Fortpflanzung und die Sicherung der Menschheit, sondern versucht das eigene Leben so intensiv wie möglich zu genießen. Der Egoismus, bezüglich der Lebenslust für das eigene Leben, steht nun mehr im Vordergrund.
Diese Vorüberlegungen und Gedanken waren auch der ausschlaggebende Grund, warum wir uns gerade für diese Perikope entschieden haben. Wir erhoffen uns im weiteren Verlauf dieser Hausarbeit einige Antworten und Erklärungsansätze für die oben genannten Fragen zu finden.
2. Übersetzungsvergleich
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bei dem Übersetzungsvergleich ziehen wir die folgenden vier Bibeln heran: die Luther Bibel, die Züricher Bibel, die Gute Nachricht Bibel und die Interlinearübersetzung deutsch-hebräisch.
Gleich bei den Überschriften fällt die Ähnlichkeit der Luther- Züricher- und Gute Nachricht Bibel auf. Alle drei Bibeln haben einen ähnlichen Wortlaut. Es geht bei allen dreien um Lot und seine Töchter, die Gute Nachricht Bibel ergänzt die Überschrift mit einem Untertitel, in dem erklärt wird, dass es um die Herkunft der Moabiter und Ammoniter geht. Die Interlinearübersetzung dagegen hat keine Überschrift.
In Vers 30 sind die Luther Bibel und die Züricher Bibel relativ ähnlich, die Gute Nachricht Bibel hingegen verwendet anstatt Gebirge das Wort Bergland, die Interlinearübersetzung verwendet weder das eine noch das andere Wort und umgeht diese Information. In Vers 30 sticht die Gute Nachricht Bibel heraus, mit dem Gebrauch des Wortes ‚heiraten‘, anstatt der damals üblicheren Bezeichnungen bzw. Umschreibung für den Beischlaf, wie zum Beispiel in der Luther Bibel: mit jemandem ‚eingehen in aller Welt Weise‘. In Vers 32 fällt auf, dass die Lutherbibel, die Gute Nachricht Bibel und die Interlinearübersetzung einen aktiven Zustand beschreibt, indem es heißt, dass Nachkommen bzw. Nachwuchs ‚geschaffen‘ oder ‚erzeugt‘ werden, bzw. ‚belebt‘ werden. Die Züricher Bibel dagegen beschreibt es als einen passiven Akt, indem es heißt, dass die Töchter Nachkommen erhalten. In Vers 33 ist der Ausdruck relativ gleich, bis auf ein Wort, welches nur in der Lutherbibel anders ist. In der Lutherbibel wird die älteste Tochter als ‚Erste‘ bezeichnet, in den anderen Dreien als ‚Älteste‘. In Vers 34 fällt auf, dass die Luther Bibel und die Züricher Bibel das Verb ‚gelegen‘ und die Gute Nachricht und die Interlinearübersetzung das Verb ‚geschlafen‘ benutzen. In Vers 35 sind keine auffälligen Unterschiede vorhanden. In Vers 37 sticht hervor, dass in der Interlinearübersetzung ‚rief seinen Namen‘ anstatt ‚nannten‘ benutzt wird. Vers 38 ist bei allen Bibeln ähnlich gehalten.
[...]
[1] Evangelische Kirche in Deutschland (Hrsg.): Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers. Bibeltext in der revidierten Fassung von 1984. Durchgesehene Ausgabe. Stuttgart 1985.
[2] Evangelische Kirche in Deutschland (Hrsg.): Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers. Bibeltext in der revidierten Fassung von 1984. Durchgesehene Ausgabe. Stuttgart: 1985.
[3] Kirchenrat der evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich (Hrsg.): Zürcher Bibel, 2. Auflage. Zürich: 2008.
[4] Deutsche Bibelgesellschaft (Hrg.): Gute Nachricht Bibel. Revidierte Fassung von 1997. Durchgesehene Ausgabe. Stuttgart:2000.
[5] Das Alte Testament, Interlinearübersetzung Hebräisch-Deutsch und Transkription des hebräischen Grundtextes nach der Übersetzung nach Biblia Hebraica Stuttgartensia 1986. Rita Maria Steuer (Übers.). Band 1, Genesis-Deuteronomium. 2. Auflage. Neuhausen-Stuttgart: Hänssler, 1989.