Ungefähr 77% des Süßwasseranteils der Erde ist gefroren und befindet sich nahezu ruhend an zwei Orten – Grönland und Antarktis. Weitaus kleinere Süßwasserspeicher sind in den Hochgebirgen zu finden. Dieses Gletschereis bedeckt fast 10% der Festlandsfläche (14,9 Mio. km²). Als im Pleistozän eine letzte große Vereisung vorherrschte, wurde mehr als 30% der Landmasse durch die Gletscher abgedeckt (44,4 Mio. km²). Diese Zahlen machen deutlich, welch starke Massen in Gletschergebieten auf den Boden wirken. Wenn man das unmittelbare Umfeld eines Gletschers, also den Eisrand, betrachtet, wird die Morphodynamik ziemlich schnell erkennbar. Entweder wirkt das vorrückende oder abschmelzende Eis direkt am Untergrund oder das Schmelzwasser, das durch den Gletscher verursacht wurde, prägt den Untergrund indirekt. Weitgehend verborgen bleiben allerdings die geomorphologischen Auswirkungen innerhalb des Gletschers unter dem Eis. Wenn der Gletscher abschmilzt, werden diese offengelegt. Erst jetzt kann man die Wirkungen des Eises und des Schmelzwassers auf der Erdoberfläche genauer studieren.
In diesen Fällen entsteht ein Formenschatz, der auch als glazialer Formenschatz bezeichnet wird. Obwohl die Wirkung des fließenden Wassers großen Anteil an dieser Entstehung hat, denn überall da, wo es Gletscher gibt, gibt es auch Schmelzwasser, ist dies eine sinnvolle Bezeichnung. Die formschaffende Wirkung von Schmelzwasser rechtfertigt überdies, dass man sie als fluvioglazial oder glazifluvial nennt.
Großen Einfluss auf die Wärme- und Strahlungsbilanz der Erde übt das Gletschereis Grönlands und Antarktis aus. Wie oben schon erwähnt sind die riesigen Eismassen im festen Aggregatzustand gespeichertes Wasser, die einen großen Bestandteil der Wasserbilanz auf der Erde bilden. Kommt es aufgrund von Umwelteinflüssen zu Veränderungen der gespeicherten Eismassen, könnte dies große Auswirkungen auf das Niveau des Meeresspiegels im Vergleich zu den Landgebieten haben. Nach der letzten Vereisung der Eiszeit im Pleistozän kam es zu Abschmelzungsprozessen, die dazu geführt haben, dass der Meeresspiegel angestiegen ist und dabei haben sich die heutigen Küstenformen entwickelt.
Inhaltsverzeichnis
1. Gletscher
2. Gletscherentstehung
3. Gletscherdefinition
4. Massenbilanz
5. Gletscherbewegung
6. Gletschertypen
6.1 Nach der Orographie
6.2 Nach thermischen Eigenschaften:
7. Glaziale Prozesse
8. Glaziale Erosionsformen
9. Glaziale Akkumulationsformen
9.1 Glaziale Akkumulation
9.2 Glazifluviale Akkumulation
10. Glaziale Serie
11. Eiszeit
12. Literaturverzeichnis
1. Gletscher
Ungefähr 77% des Süßwasseranteils der Erde ist gefroren und befindet sich nahezu ruhend an zwei Orten – Grönland und Antarktis.[1] Weitaus kleinere Süßwasserspeicher sind in den Hochgebirgen zu finden. Dieses Gletschereis bedeckt fast 10% der Festlandsfläche (14,9 Mio. km²). Als im Pleistozän eine letzte große Vereisung vorherrschte, wurde mehr als 30% der Landmasse durch die Gletscher abgedeckt (44,4 Mio. km²). Diese Zahlen machen deutlich, welch starke Massen in Gletschergebieten auf den Boden wirken. Wenn man das unmittelbare Umfeld eines Gletschers, also den Eisrand, betrachtet, wird die Morphodynamik ziemlich schnell erkennbar. Entweder wirkt das vorrückende oder abschmelzende Eis direkt am Untergrund oder das Schmelzwasser, das durch den Gletscher verursacht wurde, prägt den Untergrund indirekt. Weitgehend verborgen bleiben allerdings die geomorphologischen Auswirkungen innerhalb des Gletschers unter dem Eis. Wenn der Gletscher abschmilzt, werden diese offengelegt. Erst jetzt kann man die Wirkungen des Eises und des Schmelzwassers auf der Erdoberfläche genauer studieren.[2]
In diesen Fällen entsteht ein Formenschatz, der auch als glazialer Formenschatz bezeichnet wird. Obwohl die Wirkung des fließenden Wassers großen Anteil an dieser Entstehung hat, denn überall da, wo es Gletscher gibt, gibt es auch Schmelzwasser, ist dies eine sinnvolle Bezeichnung. Die formschaffende Wirkung von Schmelzwasser rechtfertigt überdies, dass man sie als fluvioglazial oder glazifluvial nennt.[3]
Großen Einfluss auf die Wärme- und Strahlungsbilanz der Erde übt das Gletschereis Grönlands und Antarktis aus. Wie oben schon erwähnt sind die riesigen Eismassen im festen Aggregatzustand gespeichertes Wasser, die einen großen Bestandteil der Wasserbilanz auf der Erde bilden. Kommt es aufgrund von Umwelteinflüssen zu Veränderungen der gespeicherten Eismassen, könnte dies große Auswirkungen auf das Niveau des Meeresspiegels im Vergleich zu den Landgebieten haben. Nach der letzten Vereisung der Eiszeit im Pleistozän kam es zu Abschmelzungsprozessen, die dazu geführt haben, dass der Meeresspiegel angestiegen ist und dabei haben sich die heutigen Küstenformen entwickelt.[4]
2. Gletscherentstehung
Die Gletscherbildung beginnt damit, dass im Winter ausgiebig Neuschnee fällt, aber im Sommer der Schnee nicht abschmilzt. Die Schneemenge, die jährlich den Gletscher speist, nennt man Akkumulation. Optimale Bedingungen für den Schnee finden sich in den höheren Breiten, z.B. in polaren und subpolaren Gebieten und in Gebirgen, wo niedrige Temperaturen vorherrschen. „In den höheren Breiten ist es kälter, weil der Winkel zwischen der Sonneneinstrahlung und der Erdoberfläche in Richtung auf die Pole hin abnimmt. In großen Höhen ist es deswegen kalt, weil die untersten zehn Kilometer der
Atmosphäre mit zunehmender Entfernung von der Erdoberfläche abkühlen.“[5] Wenn genügend Schneemasse fällt, werden die tieferen Schneeschichten durch die Last des Neuschnees komprimiert und die Kristallstruktur verändert sich (Umkristallisation). Es kommt zur Bildung von Firn, der grobkörniger als Schnee ist und der auch als Altschnee bezeichnet wird, der mindestens eine Ablationsphase überdauert hat.[6]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Durch den Druck neuer Auflasten, wird die Körnung wieder stärker vergröbert und es bildet sich Gletschereis. Bei diesem Prozess werden verschiedene Stadien durchlaufen. Schneekristalle gehen in körnigen Firn über, dann in Firneis und schließlich bildet sich kompaktes Gletschereis durch Sammelkristallisation. Diese Umwandlung wird als Metamorphose bezeichnet. Der gesamte Vorgang kann zehn bis zwanzig Jahre dauern. Bei der Veränderung der einzelnen Kristalle kommt es zur Zunahme der Dichte und zur Abnahme eingeschlossener Luft.[7]
3. Gletscherdefinition
Gletscher sind nach den obigen Angaben also so definiert, dass die Eismassen, die sich durch Metamorphose aus Schnee gebildet haben, aus körnigem Firn und Eis bestehen. Sie haben Gesteinsmaterial und Gaseinschlüsse in sich. Während sie sich vom Nährgebiet zum Zehrgebiet bewegen, verformen sie das Relief.
4. Massenbilanz
Sobald der Gletscher durch die Akkumulation (Schneefall im Nährgebiet) eine ausreichende Größe und Dicke erreicht hat, beginnt der Bewegungsprozess. Der Gletscher fließt nun hangab- und talauswärts. Er gelangt durch die Abwärtsbewegung in niedrigere Höhenlagen. Dort liegt die Temperatur über dem Gefrierpunkt (Abschmelzprozess). Wenn der Gletscher sich aber zur Küste hin bewegt, kommt es dazu, dass Eisschollen von der Gletschermasse abbrechen und zu Eisbergen werden. Dieser Prozess wird auch Kalben von Eisbergen genannt. Durch das Kalben und durch das Abschmelzen verliert der Gletscher am meisten Eismasse. „Die Differenz zwischen Akkumulation und Ablation, der Nettohaushalt, bestimmt entweder das Wachstum oder den Rückzug eines Gletschers.“ „Wenn die Akkumulation die Ablation übersteigt, stößt der Gletscher vor; wenn umgekehrt die Ablation gegenüber der Akkumulation überwiegt, zieht er sich zurück.“[7]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In der Aufsicht eines Gletschers gibt es eine Gleichgewichtslinie, die das Nährgebiet (Akkumulationsgebiet; oberer Teil des Gletschers) vom Zehrgebiet (Ablationsgebiet; unterer Teil des Gletschers) trennt. Der unterste Teil bei Gebirgsgletschern wird oft Gletscherzunge genannt, weil dieser Teil zungenartig geformt ist. 6
[...]
[1] CHRISTOPHERSON, R. W. (2006), New Jersey, S. 531
[2] ZEPP, H. (2004), Paderborn, S. 186
[3] LOUIS, H. und FISCHER, K. (1979), Berlin und New York, S. 414 f.
[4] STRAHLER, A. H. und STRAHLER, A. N. (2002), Stuttgart, S. 469
[5] PRESS, F. und SIEVER, R. (1995), Heidelberg, Berlin und Oxford, S. 330
[6] ZEPP, H. (2004), Paderborn, S. 186 f.
[7] PRESS, F. und SIEVER, R. (1995), Heidelberg, Berlin und Oxford, S. 328-332