In der folgenden Hausarbeit wird das Thema "Die Entwicklung der „Münchener Schule“ der Sozialgeographie" thematisiert. Diese stellt eine Ausarbeitung des Referatsthemas „Daseinsgrundfunktionen der Münchener Schule“ dar. Allgemein lässt sich die „Münchener Schule“ als prägender Teil der Sozialgeographie in der Anthropogeographie beschreiben, die über Jahre hinweg die Strukturen der Wissenschaft beeinflusste. Ihren Ursprung hat die „Münchener Schule“ an dem sozialwissenschaftlichen geographischen Institut in München, wodurch sich die Sozialgeographie in der Humangeographie eingliederte und letztlich verankerte. Die Stadt München wurde circa ab 1952 das Zentrum der sozialgeographischen Forschung im deutschsprachigen Raum.
Als Grundgerüst der „Münchener Sozialgeographie“ ist der Funktionalismus zu betrachten, der im ersten Teil der Hausarbeit ausführlich bearbeitet wird. Dabei wird durch mich Bezug auf die ersten Entwicklungen in Richtung Sozialgeographie genommen und wichtige Akteure der Zeit vorgestellt. Darauffolgend wird das Hauptthema der Hausarbeit die Entwicklung der „Münchener Schule“ intensiv bearbeitet. Hierbei werden die ersten inhaltlichen Fakten zum historischen Kontext sowie der Zusammenhang zum Funktionalismus erläutert. Ebenfalls werden die genauen Ansichten von Ruppert, Schaffer, Paesler und Maier zur Sozialgeographie und deren Gruppenkonzept ausformuliert. Schließlich war der theoretische Ansatz von Ruppert, Maier, Paesler und Schaffer maßgeblich für die Entwicklung der Sozialgeographie innerhalb Deutschlands, der in von ihnen erschienenem Studienbuch niedergeschrieben ist.
Im nächsten Gliederungspunkt wird auf die Daseinsgrundfunktionen eingegangen, die als relevanter Inhalt der „Münchener Schule“ betrachtet werden muss. Anschließend wird die „Münchener Schule“ als wichtiges Konzept der heutigen Sozialgeographie und auf den Bezug der vorherigen Gliederungspunkte zusammengefasst. Zusätzlich erfolgt die Kritik an dem Konzept der „Münchener Schule“, die nach einigen Kritikern nicht ausführlich ausgearbeitet wurde und erhebliche Fehler aufweist. Am Ende der Hausarbeit erfolgt das Fazit, das die Ergebnisse der Hausarbeit bündelt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Der Funktionalismus
3. Die Entwicklung der „Münchener Schule“
4. Die Daseinsgrundfunktionen
5. Die „Münchener Schule“
6. Die Kritik an dem Ansatz der „Münchener Schule“
7. Fazit
8. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In der folgenden Hausarbeit wird das Thema, -die Entwicklung der „Münchener Schule“ der Sozialgeographie- thematisiert. Diese stellt eine Ausarbeitung des Referatsthemas „Daseinsgrundfunktionen der Münchener Schule“ dar. Allgemein lässt sich die „Münchener Schule“ als prägender Teil der Sozialgeographie in der Anthropogeographie beschreiben, die über Jahre hinweg die Strukturen der Wissenschaft beeinflusste. Ihren Ursprung hat die „Münchener Schule“ an dem sozialwissenschaftlichen geographischen Institut in München, wodurch sich die Sozialgeographie in der Humangeographie eingliederte und letztlich verankerte. Die Stadt München wurde circa ab 1952 das Zentrum der sozialgeographischen Forschung im deutschsprachigen Raum (vgl. SCHENK et al. 2005, S. 151).
Als Grundgerüst der „Münchener Sozialgeographie“ ist der Funktionalismus zu betrachten, der im ersten Teil der Hausarbeit ausführlich bearbeitet wird. Dabei wird durch mich Bezug auf die ersten Entwicklungen in Richtung Sozialgeographie genommen und wichtige Akteure der Zeit vorgestellt. Darauffolgend wird das Hauptthema der Hausarbeit die Entwicklung der „Münchener Schule“ intensiv bearbeitet. Hierbei werden die ersten inhaltlichen Fakten zum historischen Kontext sowie der Zusammenhang zum Funktionalismus erläutert. Ebenfalls werden die genauen Ansichten von Ruppert, Schaffer, Paesler und Maier zur Sozialgeographie und deren Gruppenkonzept ausformuliert. Schließlich war der theoretische Ansatz von Ruppert, Maier, Paesler und Schaffer maßgeblich für die Entwicklung der Sozialgeographie innerhalb Deutschlands, der in von ihnen erschienenem Studienbuch niedergeschrieben ist (vgl. SCHENK et al. 2005, S. 152).
Im nächsten Gliederungspunkt wird auf die Daseinsgrundfunktionen eingegangen, die als relevanter Inhalt der „Münchener Schule“ betrachtet werden muss. Anschließend wird die „Münchener Schule“ als wichtiges Konzept der heutigen Sozialgeographie und auf den Bezug der vorherigen Gliederungspunkte zusammengefasst. Zusätzlich erfolgt die Kritik an dem Konzept der „Münchener Schule“, die nach einigen Kritikern nicht ausführlich ausgearbeitet wurde und erhebliche Fehler aufweist.
Am Ende der Hausarbeit erfolgt das Fazit, das die Ergebnisse der Hausarbeit bündelt.
2. Der Funktionalismus
Als grundlegendes Manifest der modernen Städteplanung gilt die „Charta von Athen“ (1942) (vgl. REUBER 2000, S. 30). Diese wurde von dem Stadtplaner und Architekten Le Corbusier zwischen den Jahren 1928 und 1938 verfasst und schließlich 1942 publiziert (vgl. HEINEBERG 2007, S. 139).
Die Zielvorstellung der „Charta von Athen“ liegt in der Umgestaltung von der mittelalterlich geprägten Stadtstruktur zu einer Struktur, die den modernen Bedürfnissen und Anforderungen gerecht werden kann. Es wird ein neuer urbaner Lebenskontext erschaffen, der den modernen Lebensweisen angepasst ist. Die „Charta von Athen“ stellt das Fundament der funktionellen Stadtplanung dar. Dies ist durch den Umstand zu erklären, dass in den Paragraphen der „Charta von Athen“ eine konzeptionelle Anleitung für den Bau der „funktionellen Stadt“, in der alle Lebensbereich gleichermaßen berücksichtigt werden soll, verankert ist. Die „funktionelle Stadt“ ist als ein bedürfnisorientiertes Konzept zu sehen, in dem der Verkehr als der Hauptverbindungspunkt zwischen den verschiedenen Bedürfnissen der Stadt gesehen wird.
Es gab primär zwei verschiedene Ansätze der Wirtschaftsraumforschung, die zur Entstehung der „funktionalen Phase“ ausschlaggebend waren. Zunächst werden in der struktur- funktionalen Richtung physische Bedingungen als grundlegender Faktor zur Differenzierung vom Wirtschaftsraum betrachtet. Dagegen wird bei der funktional- strukturellen Richtung die Bedeutung der sozial-ökonomischen Bedingungen bei der Gestaltung der erdräumlichen Anordnungsmuster hervorgehoben. Somit wird bei dem zweiten Ansatz das naturdeterministische Denken in den Hintergrund gedrängt und „[…] man nähert sich einer sozial- ökonomischen Argumentation bei der Erklärung der erdräumlichen Anordnungsmuster“ (WERLEN 2008, S. 110). Diese Durchsetzung war der erste Schritt in Richtung der sozialgeographischen Betrachtungsweise.
Somit ergibt sich die „funktionelle Phase“, in der raumrelevante menschliche Tätigkeiten oder „Funktionen“ thematisiert werden (vgl. SCHENK et al. 2005, S. 147). Als umstrittener Fakt ist die Wechselwirkung zwischen vorhandenen Bedürfnissen und menschlichem Handeln anzunehmen. Dadurch führten die „Funktionalisten“ die bedürfniszentrierte Betrachtungsweise menschlicher Tätigkeiten in die Sozialwissenschaften ein. Signifikante Persönlichkeiten der „funktionellen Phase“ waren der französische Soziologe Emile Durkheim und der Sozialanthropologe Bronislaw Malinowski. Durkheim erarbeitete die Grundlagen in der Soziologie und setzte einen Grundstein vom Funktionalismus. Dagegen entwickelte Bronislaw Malinowski eine systematische Theorie zur funktionalistischen Erforschung fremder Kulturen und Gesellschaften. Seine These beruhte darauf, dass alle bestehenden Kulturformen als spezifische Formen der Befriedigung menschlicher Grundbedürfnisse aufgefassten werden. Somit ist jede Kultur als besonderer Ausdruck der Interpretation und Veräußerung von primären biologischen und kulturell überformten Bedürfnissen zu sehen. Jedoch muss die bedürfniszentrierte Betrachtungsweise auf den Raum bezogen werden, denn zur Befriedigung vorhandener Bedürfnisse brauchen wir einen bestimmten Raum. Eine bedeutende Persönlichkeit in diesem Zusammenhang ist Wolfgang Hartke. Er war von 1952 bis 1975 als Professor am Geographischen Institut der Technischen Universität München tätig und einer der Hauptakteure, der die deutsche, geographische und etablierte Perspektive veränderte.
Ein weiterer Hauptakteur ist Hans Bobek (*1903 †1990), ein österreichischer Geograph, der in geographischen Instituten der Universitäten Wien und Freiburg lehrte und ebenfalls die Ausrichtung der Sozialgeographie mitprägte (vgl. HEINEBERG 2007, S. 303). Somit führte insbesondere im deutschsprachigen Bereich im Rahmen stadtgeographischer Betrachtungen Bobek (1927) die funktionale Methode ein (vgl. MAIER et al. 1977, S. 17). Nach Bobek ist als wesentlicher Aspekt die Zurückführung der Kulturlandschaftsformen auf sechs sozialgeographische Funktionen bzw. „Sozialfunktionen“ zu betrachten (vgl. STORKEBAUM 1969, S.50). Für Bobek sind die sechs Sozialfunktionen die biosoziale, oikosoziale, politische, toposoziale und migrosoziale Funktion sowie die Kulturfunktion (vgl. FLIEDNER 1993, S. 296). Diese Funktionen bilden das sogenannte „[…] soziale Kräftefeld“ (STORKEBAUM 1969, S. 50).
Nach den Leitkriterien von Le Corbusier ist die Funktionale Stadtplanungstheorie auf die Befriedigung der menschlichen Grundbedürfnisse auszurichten. Demnach ist die räumliche Gestaltung mit dem Konflikt zwischen Privatinteressen und funktionellen Erfordernissen konfrontiert. Heutzutage wird ein Großteil der europäischen Städte mit dem Planungskonzept nach Le Corbusier betrieben, so dass man mithilfe von Flächennutzungsplänen oder Regionalplänen den zu planenden Bereich in bedürfnisorientierte Kategorien aufteilt.
Nach B. Werlen ist unter funktionalem Denken eine Betrachtungsweise zu verstehen, in der eine Menge von Elementen, unter dem Gesichtspunkt ihrer Funktion für das Ganze, auf verschiedenen analytischen Ebenen miteinander, in Beziehung gebracht werden. Schließlich seien sie ihrer Verschiedenheit unter einer einheitlichen Bezugskategorie derart zuzuordnen, dass die Elemente dann vergleichbar sind. Werlen beschreibt, „[…] wie der Geodeterminismus die traditionelle Geographie bestimmte steht auch der Funktionalismus in der Tradition des Anspruchs, die Sozial- und Kulturlandschaften - dem Ideal der Einheitswissenschaft entsprechend - nach naturwissenschaftlichem Vorbild zu entwickeln“ (WERLEN 2008, S. 168).
Somit sind die Kernthesen der bedürfniszentrierten funktionalen Sozialgeographie die Verhältnisse von Gesellschaft und Raum. Die Aufgabe der wissenschaftlichen Sozialgeographie ist folglich die Erklärung und Analyse des Gesellschaft-Raum- Verhältnisses. Nach Ruppert und Schaffer (1969) hat sich die von ihnen vertretene sozialgeographische Konzeption zwangsläufig aus der funktionalen Anthropogeographie entwickelt (vgl. HEINEBERG 2007, S. 28).
Schlussfolgernd kann gesagt werden, dass die funktionalistische Sozialgeographie und die funktionale Stadtplanung in einem spezifischen Spannungsfeld von alltäglichen Problemsituationen sowie wissenschaftlicher Theorieentwicklung entstanden sind und die funktionale Anthropogeographie ein relevantes Fundament des Münchener Ansatzes darstellt.
Desweiteren stellt der „Funktionalismus […] eine vielgeübte Methode dar, welche die wichtigsten Lebensbereiche nach ihren Zusammenhängen analysiert und nach gewissen Wertvorstellungen (Leitbildern) räumlichen Ordnungszielen unterwirft“ (MAIER et al. 1977, S. 17).
3. Die Entwicklung der „Münchener Schule“
„Die Sozialgeographie gehört zu den jüngsten Forschungsrichtungen in der Geographie“ (MAIER et al. 1977, S. 9). Sie bildete sich in den 20er, 30er und besonders in den 50er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts heraus (vgl. FLIEDNER 1993, S. 1). Die Sozialgeographie ist an der Schnittstelle der klassischen Erkenntnisinteressen von Geographie und Soziologie angesiedelt (vgl. WERLEN 2008, S. 11). In Deutschland war sie über einen großen Zeitraum von der geodeterministischen Vorstellung geprägt. So konzentrierte man sich auf den wissenschaftlichen Nachweis, dass die (natur-) räumlichen Bedingungen für das menschliche Handeln bestimmend sind (vgl. GEBHARDT et al. 2007, S. 580). Man ging davon aus, dass der „Raum“ die Gesellschaft prägt (vgl. GEBHARDT et al. 2007, S. 580).
Der Hauptvertreter dieser Ansicht war Friedrich Ratzel (*1844 †1904), der den Naturdeterminismus in der Sozialgeographie verankerte. Friedrich Ratzel lehnte sich an die biologische Ansicht an, mit dem der Staat als ein Organismus gleichgesetzt wird, wonach es auf einem Boden auch nur ein Volk geben kann. Dies These wurde im Nationalsozialismus von Karl Haushofer für die „Lebensraum“- Ideologie wieder aufgenommen.
Schon vor dem Ende des 2. Weltkriegs blühte eine sozialgeographische Betrachtungsweise nach Busch-Zantner auf. Diese wurde jedoch durch die Dominanz, der gesellschaftlich-räumlichen Thematik durch die nationalsozialistische Geopolitik mit ihrer Kopplung von Blut- und- Boden- Ideologie und aggressiver Expansionspolitik, in der Weiterentwicklung und Entfaltung verhindert (vgl. WERLEN 2008, S. 83).
Nach dem 2. Weltkrieg hingegen bildete die Kulturlandschaft das oberste Ziel in der Sozialgeographie (vgl. GEBHARDT et al. 2007, S. 584). Zu diesem Zeitpunkt stand erstmals eine deskriptive Disziplin im Mittelpunkt ohne theoretische Basis. Erst nach Eintritt des funktionalen Denkens in die Sozialgeographie entwickelte sich die Perspektive weiter.
Durch ein Planungs- und Analysekonzept der Sozialgeographie wurden die menschlichen Bedürfnisse in die Raumforschung und Raumplanung mit einbezogen, was als „Münchener“ Sozialgeographie beschrieben wird.
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