Beim Bildnis des Perikles handelt es sich um eine verlorene Bronze-Porträtstatue des berühmten griechischen Politikers und Militärführers aus dem 5.Jh. v.Chr., der um 490 v.Chr. geboren wurde und im September 429 v.Chr. an einer Seuche starb. Die Statue wurde laut Plinius vom Bronzebildner Kresilas gefertigt (1) und ist uns heute in mindestens 4 späteren Repliken überliefert (Abb. 5,7,10,11). Vom Original hat sich bisher nur ein Teil der Statuenbasis mit dem Rest einer griechischen Inschrift gefunden, diese lautet: „…ikleos…ilas epoie“ und kann folgendermaßen ergänzt werden: „Perikleos, Kresilas epoie“. (2) Die Porträtstatue war auf der Akropolis aufgestellt, nahe des Eingangsbereichs, bei den Propyläen (3). Es stand somit an extrem prominenter, öffentlicher Stelle und muss schon in der Antike sehr berühmt gewesen sein. Das Bildnis gehört zum Typus der Strategenporträts, zu dem auch nicht wenige andere Bildwerke gehören.
Der Bedeutung dieses Bildnisses können wir uns durch verschiedene Ansätze und Fragestellungen nähern, die ich stichpunktartig aufzählen möchte:
Charakter des Bildnisses – Idealbildnis
Datierung (Aufstellungszeit)
Aufstellungsort
Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Repliken
Auftraggeber
(Un)-Individualität der Darstellungsweise
Inhalt
1. Einleitung
2. Der Typus des Strategenporträts
3. Repliken
3.1 Replik im Vatikan
3.2 Replik in London
3.3 Replik im Museo Barracco
3.4 Replik in Berlin
4. Datierung des Originals
5. Individualität und Idealität
6. Fazit
7. Literaturverzeichnis
8. Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
Beim Bildnis des Perikies handelt es sich um eine verlorene Bronze-Porträtstatue des berühmten griechischen Politikers und Militärführers aus dem 5.Jh. v.Chr., der um 490 v.Chr. geboren wurde und im September 429 v.Chr. an einer Seuche starb. Die Statue wurde laut Plinius vom Bronzebildner Kresilas gefertigt (1 ) und ist uns heute in mindestens 4 späteren Repliken überliefert (Abb. 5,7,10,11). Vom Original hat sich bisher nur ein Teil der Statuenbasis mit dem Rest einer griechischen Inschrift gefunden, diese lautet: ,,.. .ikleos.. .ilas epoie“ und kann folgendermaßen ergänzt werden: „Perikleos, Kresilas epoie“. (2 ) Die Porträtstatue war auf der Akropolis aufgestellt, nahe des Eingangsbereichs, bei den Propyläen (3 ). Es stand somit an extrem prominenter, öffentlicher Stelle und muss schon in der Antike sehr berühmt gewesen sein. Das Bildnis gehört zum Typus der Strategenporträts, zu dem auch nicht wenige andere Bildwerke gehören.
Der Bedeutung dieses Bildnisses können wir uns durch verschiedene Ansätze und Fragestellungen nähern, die ich stichpunktartig aufzählen möchte:
- Charakter des Bildnisses - Idealbildnis
- Datierung (Aufstellungszeit)
- Aufstellungsort
- Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Repliken
- Auftraggeber
- (Un)-Individualität der Darstellungsweise
2. Der Typus des Strategenporträts
Der Begriff des Strategenporträts beinhaltet die Darstellung eines bärtigen Mannes, der auf dem Kopf einen in den Nacken geschobenen korinthischen (Abb.l, 3) oder attischen Helm (Abb.4) trägt. (4 ) Der Helm fungiert dabei als Erkennungszeichen des Feldherrn, des Strategen. Das Bildnis des Perikles ist unter den Strategenporträts das einzige Beispiel, an dem wir, durch die beiden erhaltenen Inschriften an den Hermen, eine sichere Identifikation vornehmen können (5 ). Auf dieser Grundlage werden die anderen Funde, die der Definition des Typus entsprechen, ebenfalls als Strategenporträts benannt, obwohl hier bisher keine sichere Namenszuschreibung möglich ist. Bis aufPerikles sind diese also alle unbenannt. Zwar existieren auch Vorschläge für diejeweilige Identifikation (siehe Abb.l-4), es fehlt hier aber der endgültige epigraphische oder ikonologische Beweis (also Inschriften oder z.B. Münzbildnisse zum Vergleich). Es sind insgesamt Porträts von acht verschiedenen Strategen in diesem Typus bekannt, die oftmals gleich in mehreren Repliken überliefert sind. (6 ) Diese zeichnen sich durchaus durch Unterschiede in der Darstellungsweise aus, z.B. bei der Gestaltung des Bartes, des Helmes (Abb.l-4) und der Wendung des Kopfes. Bei allen bekannten Strategenporträts handelt es sich um Repliken durch vor allem römische Bildhauer, diejeweils auf ein gemeinsames Urbild zurückgehen müssen, weil sie sich in verschiedenen Details, wie etwas dem Lockenschema, jeweils gleichen. Auch das Original des Perikles-Porträts ist verloren gegangen, aber es gibt heute vier Repliken. Antike Schriftsteller, wie etwa Pausanias, beschreiben Bildwerke aus dem 5. und 4. Jahrhundert v. Chr., die Porträtcharakter hatten und Feldherren darstellten. (7 ). Diese waren oft in Heiligtümern und an öffentlichen Plätzen, z.B. der Agora, aufgestellt. Diese Schriftquellen bilden ein starkes Indiz für unsere moderne Zuschreibung der erhaltenen Bildnisse als Strategendarstellungen. Sie belegen auch die große Berühmtheit dieser Bildnisse schon in der Antike, sonst wären sie ja nicht schriftlich erwähnt worden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.l - unbenannter Stratege
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Abb.2 - sog. Stratege Pastoret
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Abb.3 Strategenkopf, sog. Phokion
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Abb.4 Strategenkopf, sog. Lysander
3.1 Replik im Vatikan
Diese Herme wurde in der „Villa des Brutus“ in Tivoli gefunden. (8 ) Sie wurde in geringem Umfange ergänzt, und zwar bei den Locken am Rand des rechten Ohres, an der der Nase und vorne am Helm. Außerdem war der Kopf von seiner Basis abgebrochen und wurde wieder aufgesetzt. Dies alles ist erkennbar durch die Risse an den entsprechenden Stellen in Abbildung 6. Es wirkt in der frontalen Ansicht so, als ob der Kopf eine leichte Wendung zu seiner linken Seite aufweist (Abb.5).Wangen und Stirn sind schematisch zusammengefasst und bilden eine flächige, unbewegte Einheit. (9 ) Anhand verschiedener Stilmerkmale, wie den sehr scharfkantigen, wulstigen Augenlidern und einer bestimmten Ausführung der Bartform, wird die Replik in die späthadrianische Zeit datiert, also in die 2.Hälfte des 2.Jh.n.Chr. (10 ) Es spielt in der Ausführung dieser Replik also der auch hadrianische, römische Zeitstil eine Rolle, nicht ausschliesslich die Vorlage. Die griechische Inschrift lautet: „Perikles, Sohn von Xanthippos, Athener“.
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1 Hölscher, Tonio: Die Aufstellung des Perikles-Bildnisses und ihre Bedeutung.In: Fittschen, Klaus (Hrsg.): Griechische Porträts.Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1988, Seite 377, Zeile 11-12
2 Pantermales, Demetrios: Untersuchungen zu den klassischen Strategenköpfen. Wasmuth Verlag, 1969, Seite 29, Zeile 16-17
3 Hölscher, Tonio: Die Aufstellung des Perikles-Bildnisses und ihre Bedeutung.In: Fittschen, Klaus (Hrsg.): Griechische Porträts.Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1988, Seite 377, Zeile 7
4 Pantermales, Demetrios: Untersuchungen zu den klassischen Strategenköpfen. Wasmuth Verlag, 1969, Seite 6, Zeile 9-ll
5 Giuliani, Luca. Individuum und Ideal. Antike Bildniskunst. In: Bilder vom Menschen in der Kunst des Abendlandes. Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, l980, Seite 62, Zeile ll6-ll7
6 Metzler, Dieter: Porträt und Gesellschaft. Über die Entstehung des griechischen Porträts in der Klassik. Münster, l97l, Seite 2l3, Zeile l7
7 Pantermales, Demetrios: Untersuchungen zu den klassischen Strategenköpfen. Wasmuth Verlag, l969, Seite 6, Zeile l6-l8
8 Pantermales, Demetrios: Untersuchungen zu den klassischen Strategenköpfen. Wasmuth Verlag, 1969, Seite 26, Zeile 4
9 Metzler. Dieter: Porträt und Gesellschaft. Über die Entstehung des griechischen Porträts in der Klassik. Münster, 1971, Seite 216, Zeile 21-22
10 Pantermales, Demetrios: Untersuchungen zu den klassischen Strategenköpfen. Wasmuth Verlag, 1969, Seite 26, Zeile 30-32