Die Volksrepublik China und insbesondere die Umweltpolitik Chinas wird in den westlichen Medien meist negativ und damit einseitig dargestellt. Die Wirklichkeit ist differenzierter.
In dieser Arbeit wird die gegenwärtige Umweltpolitik Chinas und ihre Problematik dargestellt. Geplante Maßnahmen in den Fünfjahresplänen, sowie Ergebnisse werden aufgezeigt und die bisherigen Lösungen zur Umweltproblematik in China erläutert und dargelegt wo die Problematik im jetzigen System vorliegt.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die Umweltproblematik in China
2.1 Traditionelle Umweltprobleme
2.1.1 Entwaldung
2.1.2 Wassermangel
2.2 Moderne Umweltprobleme
2.2.1 Wasserverschmutzung und die Problematik der Landwirtschaft
2.2.2 Luftverschmutzung und Klimawandel
2.2.3 Abfall
2.3 Internationale Auswirkungen
2.4 Ursachen der Umweltprobleme
2.5 Maßnahmen zum Schutz der Umwelt
2.5.1 Der 10. Fünfjahresplan von 2000 - 2005
2.5.2 Der 11. Fünfjahresplan von 2006 - 2010
2.5.3 Der 12. Fünfjahresplan von 2011 – 2015
2.6 Zwischenbilanz
3 Gründe der schwierigen Umsetzung der Umweltpolitik
3.1 Preisgestaltungen der Ressourcen
3.2 Mangelnder Technologietransfer und die Beschaffungspolitik
3.3 Die Struktur des Umweltschutzsystems und das Problem der Korruption
4 Verbesserung der Umweltpolitik und zukünftige Chancen
5 Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Beobachtung des Klimawandels in China
Abbildung 2: Struktur des chinesischen Umweltschtuzsystems
Abbildung 3: Zielvorgaben für konventionelle Energieträger bis 2015
Abbildung 4: Zielvorgaben für erneuerbare Energien bis 2015
Abbildung 5: Themen die mit internationaler Kooperation bearbeitet werden sollten
Abbildung 6: Einkommensdiskrepanz zwischen Binnenland und Ostküste
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Zielsetzung und Ergebnis der Umweltschutzmaßnahmen im 10. Fünfjahresplan
Tabelle 2: Zielsetzung und Ergebnis der Umweltschutzmaßnahmen im 11. Fünfjahresplan
Tabelle 3: Umweltschutzziele im 12. Fünfjahresplan
Tabelle 4: Sieben Zukunftsindustrien und ihre zentralen Projektbereiche
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Die Volksrepublik China[1] befindet sich seit den Reformen des Deng Xiaopingin einer Wandlung vom Entwicklungsland zu einer Industrienation. Das vorgelegte Tempo ist für die westliche Welt[2] dabei faszinierend und erschreckend zugleich. Faszinierend angesichts des Erfolges bei Industrialisierung und Modernisierung, abschreckend bei den Mängeln an Demokratie und Menschenrechten, sowie Chinas wachsende wirtschaftliche und politische Stellung in der Welt und der daraus resultierenden Folgen. China gelangen innerhalb 30 Jahre Fortschritte, für die die Industrieländer mehr als 100 Jahre benötigten (vgl. Bohnet, 2008, S.2).Noch in den achtziger Jahren wurden Dampflokomotiven produziert und die chinesische Industrie befand sich auf einem Niveau, welches auf fast jedem Gebiet 20 Jahre hinter dem des Westens lag (vgl. Jenner, 1993, S.112). Mittlerweile kann China seine Bevölkerung von mehr als 1,3 Mrd. (CIA, 2012a) Menschen ernähren und darüber hinaus immer mehr Personen einen sozialen Aufstieg ermöglichen. Doch sind auch negative Aspekte vorhanden. Während die von Populisten verbreitete Angst vor Arbeitsplatzverlust, minderwertigen Produkten oder drohender Armut in Deutschland falsch ist oder maximal in marginalen Ansätzen zutrifft[3] (vgl. Adam, 2008, S.10) sind andere Probleme Realität. Eines der größten Probleme ist die Umweltsituation.Umweltprobleme, welche im Westen im Zeitraumvon 100 Jahren entstanden, benötigten in China nur knapp 20 (vgl. Bohnet, 2008, S.2). Innen- und außenpolitisch kommt der Umweltpolitik eine wachsende, bedeutende Rolle zu. Die negativen Folgen der Umweltzerstörung sind der chinesischen Bevölkerung ebenso wie der Regierung bewusst und werden neben einem möglichen Mangel an Ressourcen als größte zukünftige Herausforderung angesehen (Bertelsmann Stiftung, 2006, S.18 ff.).
Die Berichtserstattung westlicher Medien über China im Kontext von Umweltpolitik und besonders –schutz ist nicht umfassend bzw. findet kaum statt. Negative Meldungen hingegen werden oftmals polemisch dargestellt, wie z.B. dass China die USA als größter Emittent von Treibhausgasen[4] überholt hat (vgl. Richter/Gebauer, 2010 S.169), welches nicht überrascht angesichts der Tatsache, dass in China 1 Mrd. Menschen mehr leben als in den USA (CIA, 2012b). Auch insgesamt überwiegen die negativen Berichtserstattungen. So ist z.B. China auch einer der Hauptleidtragenden des Klimawandels und es findet eine Diskussion darüber statt, ob die Kosten der Umweltverschmutzung bei der Produktion auf die Exportpreise umgeschlagen werden sollen (vgl. Richter/Gebauer, 2010, S.171). Informationen dieser Art sucht man in der deutschen (und wahrscheinlich in der gesamten westlichen) Medienlandschaft meist vergebens.
Diesen Mangel an Informationen bzw. den Zusammenhang zwischen einerseits den durchaus vielfältigen und strengen Umweltgesetzen, den ehrgeizigen Umweltschutzzielen der KPChund andererseits, trotz einiger Erfolge, den weiterhin sehr problematischen Verschmutzungen und Zerstörungen der Umwelt darzustellen und zu erklären,sowie Maßnahmen zur Verbesserung aufzuzeigen, ist Ziel dieser Arbeit.
2 Die Umweltproblematik in China
In diesem Kapitel werden einige der vielen Umweltprobleme Chinas erläutert. Neben Zahlen und Beispielen von „traditionellen“ und „modernen“ Umweltproblemen werden internationalen Auswirkungen untersucht. Darüber hinaus die Ursachen der Umweltprobleme aufgezeigt und Maßnahmen zum Schutz der Umwelt im Zuge der Fünfjahrespläne veranschaulicht.
2.1 Traditionelle Umweltprobleme
Unter die „traditionellen“ Umweltprobleme fallen Dürren, Überschwemmungen, Wüstenausbreitung, Entwaldung und Wassermangel (vgl. Sternfeld, 2008, S.211). Diese resultieren aus „naturräumlichen und klimatischen Bedingungen und dem Druck auf natürliche Ressourcen einer überbevölkerten und unterentwickelten Agrargesellschaft“ (Sternfeld, 2006, S.28). Nachfolgend werden die Umweltprobleme „Entwaldung“ und „Wassermangel“ kurz beschrieben.
2.1.1 Entwaldung
China verlor zwischen 1982 und 1989 rund ein Drittel des Waldbestandes (vgl. Dabringhaus, 2009, S.223). Dies führt zur Erosion von Böden und damit zu Begleiterscheinungen wie Überschwemmungen, Erdrutschen, der Absenkung des Grundwasserspiegels und Desertifikation (vgl. Sternfeld, 2006, S.29). 1998 kam es zu einer Überschwemmung in der Yangzi-Region und im Nordosten Chinas, welche 4.000 Todesopfer forderte, 14 Mil. Menschen obdachloswerden ließund Sachschäden in Höhe von 24 Mrd. US-$ verursachte (PBS, o.J.). Diese Überschwemmung wurde auf den Kahlschlag am Oberlauf des Yangzi[5] und des Nenjiang[6] zurückgeführt und bewirkte eine gänzlich neue Forstpolitik. Ein strenges Abholzverbot und ein ambitioniertes Aufforstungsprogramm wurden umgesetzt (vgl. Sternfeld, 2006, S.29). Mittlerweile ist der Waldbestand wieder gewachsen (vgl. Schmidt/Heilmann, 2011, S.91).
2.1.2 Wassermangel
„China ist [absolut gesehen] kein wasserarmes Land, jedoch sind die Ressourcen ungleich verteilt. Während mehr als 80 Prozent der Wasservorkommen auf die Yangzi-Region und den Süden entfallen, sieht sich Nord- und Nordwestchina, wo rund 550 Millionen Chinesen leben, sich wichtige Industriezentren sowie zwei Drittel der landwirtschaftlichen Flächen befinden, mit chronischem Wassermangel konfrontiert“ (Sternfeld, 2008, S.211 f.). Allerdings ist nicht nur die Verteilung problematisch, sondern relativ gesehen auch die Menge. So beträgt das Vorkommen pro-Kopf ca. 2.400 m³ und damit nur 25 % des weltweiten Durchschnitts (vgl. Matsuno, 2009, S.7). China gehört zu den 13 Ländern der Erde mit dem geringsten Wasserressourcen pro Kopf (vgl. Bohnet, 2008, S.5). Konflikte um Wasser bleiben nicht aus. In den letzten 20 Jahren mussten nach Angaben des chinesischen Wasserministeriums 120.000 Auseinandersetzungen zwischen Bauern, Unternehmern, Provinzen und Städte geschlichtet werden. Immer war knappes Wasser der Grund. 60.000 Mitarbeiter sind nur mit Schlichtungen um Wasserstreitigkeiten beschäftigt, da von 661 Städten 420 an Wasserknappheit leiden (vgl. Bohnet, 2008, S.5).
Der größte Verbraucher ist die Landwirtschaft, wobeider Nutzungsgrad jedoch sehr gering ist. So werden, besonders in den trockensten Regionen, z.B. am Gelben Fluss, zum Teil mehr als die zehnfache Menge Wasser verbraucht, als weltweit üblich (vgl. Bohnet, 2008, S.5). Verschärft wird das Problem dadurch, dass Grundwasser abgepumpt wird (vgl. Wen, 2005, S.47) und manche Regionen, wie die Innere Mongolei oder auch die Hauptstadt Peking, mittlerweile weder ihre Bewohner noch ihre Industrien mit ausreichend Wasser versorgen können, da Grundwasser so gut wie nicht mehr vorhanden ist (vgl. Chan, 2008, S.80). Darüber hinaus sind die Preise für Wasser und andere Ressourcen staatlich festgelegt und meist zu niedrig angesetzt. Die Kosten für Wasser betragen ca. 0,5% des Haushaltseinkommens, während der internationale Durchschnitt bei 4% liegt (vgl. Bohnet, 2008, S.12).
2.2 Moderne Umweltprobleme
Neben den „traditionellen“ Umweltproblemen ist China von einer ganzen Reihe von „modernen“ Umweltproblemen betroffen. Darunter z.B. Luft- und Wasserverschmutzung, Schadstoffe in Agrarprodukten und im Grundwasser, Lärmbelastung und der globale Klimawandel (vgl. Sternfeld, 2008, S.211). Im Folgenden werden die Probleme der Wasserverschmutzung, der Landwirtschaft, der Luftverschmutzung und des Klimawandels beschrieben. Darüber hinaus der Mangel einer effizienten Abfallwirtschaft.
[...]
[1] Nachfolgend China.
[2] Im Weiteren auch Westen. Hiermit sind die Staaten USA, Kanada, die Mitglieder der EU, Island, Norwegen, die Schweiz, Australien und Neuseeland gemeint.
[3] Sicherlich sind Arbeitsplätze nach China verlagert worden. Insgesamt dürfte der Effekt, dass durch die Handelsbeziehungen mit China andere Arbeitsplätze entstanden sind, aber größer sein.
[4] Z.B. CO2, CH4, N2O und SF6.
[5] Der Yangzi, auch Jangtsekiang, ist der längste Fluss Asiens und nach Nil und Amazonas der drittlängste der Welt.
[6] Der Nenjiang ist ein Fluss im Nordosten Chinas und etwas länger als der Rhein.