Die Interpunktion scheint im Allgemeinen kein spannendes Thema für das öffentliche Interesse zu sein. Viel mehr wird sie als ein leidiges und randständiges Thema behandelt, das es seinen
Nutzern oftmals nicht sehr einfach macht. Die Kommaregeln werden stellenweise als zu diffizil beschrieben, die – mittlerweile gar nicht mehr so neue – Rechtschreibung als unnötig oder schlecht umgesetzt kritisiert. Wie BAUDUSCH (1997:489) bereits treffend feststellt, wird die Zeichensetzung im gesellschaftlichen Sprachbewusstsein insgesamt nicht sonderlich wertgeschätzt.
Der Apostroph scheint demnach eine Ausnahme darzustellen, da ihm wie keinem anderen Wort- oder Satzzeichen öffentliche Beschäftigung widerfährt. Es gibt zahlreiche Zeitungsartikel zu ihm, darunter sowohl Nachrichtenmagazine wie Der Spiegel oder Satiremagazine
wie die Titanic. Allen gemein scheint der gleiche Grundtenor: Kritik am fluktuierenden Apostrophgebrauch. Im Internet gibt es selbst mehrere Webseiten, die sich ausschließlich dieser Thematik annehmen. Deren Namen, wie Apostroph-Gruselgalerie oder Apostrophitis legen nahe, dass auf ihnen nicht minder Kritik geübt wird. Es ist sowohl in den Zeitschriften als auch auf den Webseiten die Rede vom sogenannten Deppen-Apostroph, der in den meisten Fällen auf den Genitiv-Apostroph abzielt, aber auch auf alle anderen wider der Norm gesetzten Apostrophe. Die Süddeutsche titelt: Sieg des Deppenapostrophs – da zumindest der Genitiv-Apostroph in bestimmten, im Folgenden noch weiter zu erläuternden, Fällen mittlerweile wenn auch nicht als normiert, dann zumindest als toleriert gilt. Der zunehmende bzw. sich auf weitere Bereiche als die Auslassung ausdehnende Gebrauch des Apostrophs wird zu großen Teilen und im Bereich nicht-linguistischer Beschäftigung fast ausnahmslos als Sprachverfall gedeutet (vgl. POLENZ 2000:4). Obwohl die heute wieder
vermehrt auftretenden Gebrauchsweisen außerhalb der Markierung von Elisionen keine Neuerscheinung sind, sondern schon vor mehreren Jahrhunderten teilweise Usus waren.
Im Folgenden soll sich zum großen Teil auf die Verwendung des Apostrophs in der Gegenwartssprache des Deutschen bezogen und die verschiedenen Gebrauchsweisen herausgearbeitet werden. Dafür soll zuerst ein grundlegender Überblick über die formalen Aspekte
des Apostrophs gegeben werden, bevor auf die verschiedenen Formen des Gebrauchs und die derzeitige Kodifizierung der Regeln einzugehen sein wird.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Formale Aspekte
2.1 Wortherkunft
2.2 Einordnung des Apostrophs in das Interpunktionssystem
2.3 Form
3. Formen des Apostrophgebrauchs in der Gegenwartssprache des Deutschen
3.1 Der Elisionsapostroph
3.2 Der Stammform-Apostroph
4. Schlussbetrachtungen
5. Literatur
1. Einleitung
Die Interpunktion scheint im Allgemeinen kein spannendes Thema für das öffentliche Interesse zu sein. Viel mehr wird sie als ein leidiges und randständiges Thema behandelt, das es seinen Nutzern oftmals nicht sehr einfach macht. Die Kommaregeln werden stellenweise als zu diffizil beschrieben, die - mittlerweile gar nicht mehr so neue - Rechtschreibung als unnötig oder schlecht umgesetzt kritisiert. Wie Baudusch (1997:489) bereits treffend feststellt, wird die Zeichensetzung im gesellschaftlichen Sprachbewusstsein insgesamt nicht sonderlich wertgeschätzt. Der Apostroph scheint demnach eine Ausnahme darzustellen, da ihm wie keinem anderen Wort- oder Satzzeichen öffentliche Beschäftigung widerfährt. Es gibt zahlreiche Zeitungsartikel zu ihm, darunter sowohl Nachrichtenmagazine wie Der Spiegel oder Satiremagazine wie die Titanic. Allen gemein scheint der gleiche Grundtenor: Kritik am fluktuierenden Apostrophgebrauch. Im Internet gibt es selbst mehrere Webseiten, die sich ausschließlich dieser Thematik annehmen. Deren Namen, wie Apostroph-Gruselgalerie oder Apostrophitis legen nahe, dass auf ihnen nicht minder Kritik geübt wird. Es ist sowohl in den Zeitschriften als auch auf den Webseiten die Rede vom sogenannten Deppen-Apostroph, der in den meisten Fällen auf den Genitiv-Apostroph abzielt, aber auch auf alle anderen wider der Norm gesetzten Apostrophe. Die Süddeutsche titelt: Sieg des Deppenapostrophs - da zumindest der Genitiv-Apostroph in bestimmten, im Folgenden noch weiter zu erläuternden, Fällen mittlerweile wenn auch nicht als normiert, dann zumindest als toleriert gilt.
Der zunehmende bzw. sich auf weitere Bereiche als die Auslassung ausdehnende Gebrauch des Apostrophs wird zu großen Teilen und im Bereich nicht-linguistischer Beschäftigung fast ausnahmslos als Sprachverfall gedeutet (vgl. Polenz 2000:4). Obwohl die heute wieder vermehrt auftretenden Gebrauchsweisen außerhalb der Markierung von Elisionen keine Neuerscheinung sind, sondern schon vor mehreren Jahrhunderten teilweise Usus waren.
Im Folgenden soll sich zum großen Teil auf die Verwendung des Apostrophs in der Gegenwartssprache des Deutschen bezogen und die verschiedenen Gebrauchsweisen herausgearbeitet werden. Dafür soll zuerst ein grundlegender Überblick über die formalen Aspekte des Apostrophs gegeben werden, bevor auf die verschiedenen Formen des Gebrauchs und die derzeitige Kodifizierung der Regeln einzugehen sein wird.
2. Formale Aspekte 2.1 Wortherkunft
Apostroph ist im 16. Jahrhundert aus dem gleichbedeutenden spätlateinischem apostrophus entlehnt und kann als ‘Auslassungszeichen’ übersetzt werden. Das Lateinische hat seinen Ursprung im griechischen apostrophos, einem substantivierten Adjektiv, das in etwa weg-, entfallend bedeutet (Kluge 2011:51). Im Deutschen ist der Apostroph ein stark dekliniertes, maskulines Substantiv und die Unsicherheiten im Umgang mit ihm entstehen nicht erst in seinem schriftlichen Gebrauch, sondern bereits in seiner lautlichen Nennung. Viele Sprecher sind sich über die Genuszugehörigkeit des Nomens im Unklaren, so kommt es, dass neben der korrekten Form der Apostroph oftmals auch das Apostroph vorkommt.1
2.2 Einordnung des Apostrophs in das Interpunktionssystem
Der Apostroph ist im engeren Sinn nicht als Satzzeichen zu begreifen. Satzzeichen definieren sich durch die syntaktische Gliederung von Sätzen, der Apostroph hingegen strukturiert einzelne Wörter (einz'ge) bzw. Wortgruppen (stimmt's), weshalb er oft mit dem Bindestrich, dem Abkürzungspunkt u.a. zu den sogenannten Wortzeichen gezählt wird (vgl. Mentrup 1983, Engel 1996). Der Begriff istjedoch umstritten, weil er als Synonym bzw. Verdeutschung von Logogramm verstanden werden kann. Um Missverständnissen beim Gebrauch bzw. Verständnis beider Termini entgegenzuwirken, empfiehlt sich die Verwendung des Terminus Syngra- phem. „Syngrapheme sind diskrete graphische Einheiten, deren Funktion das Segmentieren und/oder Klassifizieren ist“ (Gallmann 1996:1456) bzw. „Grapheme in der Funktion von Grenzsignalen“ (Gallmann 1989:93). Unter diesen Begriff fallen allerdings auch die „gewöhnlichen“ Satzzeichen, da ein etablierter Terminus fürjene Untergruppe der Syngrapheme, die keine Satzzeichen darstellen, noch immer aussteht. Auch das amtliche Regelwerk unterscheidet in seinem Kapitel zur Zeichensetzung lediglich zwischen Satzzeichen und sogenannten bestimmten Zeichen daneben.
2.3 Form
Auch hinsichtlich seiner Form sehen sich einige Schreiber mit Unklarheiten beim Apostrophgebrauch konfrontiert. Neben dem typographisch korrekten Apostroph <’>, werden oftmals fälschlicherweise der Accent grave <'> oder der Accent aigu <'>, das Fuß- oder Minutenzeichen <’> oder auch das einfache Anführungszeichen <‘> an seiner Stelle verwendet. Der Apostroph ähnelt also dem Komma bzw. gleicht diesem im Aussehen und unterscheidet sich lediglich durch seine Positionierung auf der Oberlinie, weshalb er von einigen Grammatikern auch als Oberstrich(lein) bezeichnet wurde (vgl. etwa Bellin, Braun, Gottsched).
Aufgrund seiner Ähnlichkeit in Form und Position zu den vorangegangenen Zeichen gehört der Apostroph zu den wahrscheinlich am häufigsten typographisch falsch dargestellten Zeichen. Allerdings ist zu bemerken, dass der falsche Gebrauch anderweitiger Zeichen anstelle des Apostrophs fast ausschließlich bei computergeschriebenen Texten vorkommt. Dies mag zum einem daran liegen, dass unterschiedliche Schriftarten, sogenannte Fonts, auf einjeweils unterschiedliches Zeichenrepertoire zurückgreifen. Zum anderen aberjedoch vor allem daran, dass der typographisch korrekte Apostroph auf deutschen Tastaturen keine direkte Entsprechung hat und nur durch die Tastenkombination [AĽTJ+0146 oder als Sonderzeichen eingefügt werden kann. Da beide Möglichkeiten einem schnellen Schreibfluss hinderlich sind, scheint neben der Unkenntnis des korrekten Apostrophgebrauchs auch die Umständlichkeit dessen einen falschen Gebrauch zu begünstigen.
3. Formen des Apostrophgebrauchs in der Gegenwartssprache des Deutschen 3.1. Der Elisionsapostroph
Im amtlichen Regelwerk (DR2006) der 1996 beschlossenen Rechtschreibreform wird der Gebrauch des Elisionsapostroph in § 96, 97 geregelt. Der Apostroph ist demzufolge zur Markierung des Genitivs bei Eigennamen zu setzen, die auf einen s-Ľaut (schriftlich also -s, -ss, -ß, -tz, -z, -x, -ce) enden (§ 96,1, vgl. 1a), sowie zur Markierung schwer lesbarer oder missverständlicher Auslassungen (§ 96,2, vgl. 1b), als auch bei Wörtern mit Auslassungen im Wortinneren (§ 96,3, vgl. 1c). Fakultativ ist die Setzung des Apostrophs hingegen, „wenn Wörter gesprochener Sprache mit Auslassungen bei schriftlicher Wiedergabe undurchsichtig sind“ (§97,
[...]
1 Eine Google-Suche vom 10.07.2012 mit dem Suchbegriff „der Apostroph“ ergab ca. 26500 Webseiten. Die inkorrekte Verbindung mit dem neutralen Artikel „das Apostroph“ lieferte mit ca. 21300 Treffern ein ähnlich hohes Ergebnis. Allerdings sind innerhalb dieser auch zahlreiche Suchergebnisse mit inbegriffen, die lediglich die falsche Verwendung korrigieren. Dennoch mag eventuell gerade jener Umstand die Gegenwärtigkeit dieser Problematik aufzeigen.