Entscheidungen in Unternehmen werden zunehmend von Gruppen getroffen. Seien es Arbeitsgruppen, Projektteams oder Vorstände, stets besteht der Anspruch eine möglichst gute, wenn nicht sogar optimale Entscheidung zu treffen. Die Problemstellung dieser Arbeit lautet zusammenfassend:
Wie muss eine Gruppe personell und methodisch ausgestattet sein und extern beeinflusst werden, um eine Entscheidung im Sinne des Unternehmens zu treffen?
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
1.1. Problemstellung
1.2. Vorgehen in der Arbeit
2. Entscheidungen in Gruppen
2.1. Definitionen
2.2. Ursachen des „Groupthink“-Phänomens
2.3. Hierarchieeffekte
2.4. Ökonomische Entscheidungen
3. Lösungsansätze
3.1. Generelle Gegenmaßnahmen
3.2. Die Rolle der Hierarchie
4. Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
1. Einführung
1.1. Problemstellung
Entscheidungen in Unternehmen werden zunehmend von Gruppen getroffen. Seien es Arbeitsgruppen, Projektteams oder Vorstände, stets besteht der Anspruch eine möglichst gute, wenn nicht sogar optimale Entscheidung zu treffen. Die Problemstellung dieser Arbeit lautet zusammenfassend:
Wie muss eine Gruppe personell und methodisch ausgestattet sein und extern beeinflusst werden, um eine Entscheidung im Sinne des Unternehmens zu treffen?
1.2. Vorgehen in der Arbeit
Das zweite Kapitel befasst sich mit Gruppenentscheidungen. Eine Untersuchung derselben macht zuerst eine Definition und Eingrenzung der genannten Begriffe notwendig.
Darauf folgt eine Beschreibung des „Groupthink“-Phänomens mit dem besonderen Augenmerk auf den Ursachen. Die nähere Beschreibung der hierarchischen Effekte auf das Gruppendenken erfolgt über einen Exkurs zu den Milgram-Experimenten der 1960er Jahre. Folgend wird behandelt, wie wichtig Gruppenentscheidungen trotz der Probleme für Unternehmen sind.
Kapitel drei führt Gegenmaßnahmen für die Ursachen des „Groupthink“Phänomens auf und beschreibt Wege aus dem Dilemma.
Schlussendlich werden alle Erkenntnisse in Kapitel vier zusammengefasst und abschließend hinsichtlich Nutzen und Realitätsnähe kommentiert.
2. Entscheidungen in Gruppen
2.1. Definitionen
Das Ziel der folgenden Kapitel wird die Untersuchung von Gruppenentscheidung in Unternehmen sein. Allgemein lässt sich eine Gruppe wie folgt beschreiben1:
Eine Gruppe besteht aus drei oder mehr Mitgliedern, die sich als zusammengehörig definieren und erleben, sowie gemeinsame Ziele verfolgen. Desweiteren teilen sie umweltbedingte Normen und Vorschriften und sind räumlich und/oder zeitlich von anderen Individuen im weitesten Sinne getrennt. Daraus ergibt sich mehr Interaktion untereinander als zur Umwelt.
Diese vorläufige Definition betrifft zunächst noch eine Vielzahl von Gruppentypen. Diese lassen sich über zwei Fragen weiter differenzieren:
Wie ist es zur Gruppengründung gekommen2 und wie verhalten sich die Mitglieder untereinander?3
Die informelle Gruppe bezeichnet eine Menge an Individuen, die ihre persönlichen Ziele verfolgen, und sich aufgrund einer Übereinstimmung derselben zusammenfinden (z.B. beim Sport). Findet in der entstandenen Gruppe eine Interaktion zwischen den Mitgliedern statt (z.B. beim Basketball), handelt es sich um eine informell interagierende Gruppe. Handeln die Personen eher unabhängig voneinander (z.B. beim Golf), befinden sie sich in einer informell koagierenden Gruppe.
Die formal institutionalisierte Gruppe ist eine bewusst gebildete Gruppe, die zur Erreichung eines gemeinsamen Gruppenziels zusammenwirkt. Idealerweise rücken hierbei die Individualziele in den Hintergrund. Auch hier lässt sich zwischen den miteinander interagierenden und den koagierenden Gruppen unterscheiden.
Die informelle Gruppe, interagierend wie auch koagierend, spielt in Unternehmen weitestgehend keine Rolle. Da alle Mitarbeiter eines Unternehmens idealerweise den zumeist ökonomischen Erfolg des Betriebs zum Ziel haben und durch ihre Einstellung bewusst in die Gruppe der Mitarbeiter aufgenommen worden sind. Es finden sich demnach vornehmlich formal institutionalisierte Gruppen in Unternehmen.
Basierend auf der Beschreibung des Gruppenbegriffs im Allgemeinen lässt sich als endgültige Definition der zu untersuchenden Gruppen teilweise die oben aufgeführte Beschreibung der formal institutionalisierten Gruppe verwenden:
Eine formal institutionalisierte Gruppe ist eine bewusst gebildete Gruppe, die zur Erreichung eines gemeinsamen Gruppenziels zusammenwirkt und deren Mitglieder das Gruppenziel ihren Individualzielen überordnen.
Die Bildungen dieser Gruppenart erfolgt im Unternehmen in allen Bereichen, in denen mehrere Personen zusammenwirken. Denkbare Gruppenziele sind die Produktion von Verkaufsgütern oder das Transportieren derselben. Aber natürlich auch das Treffen von Entscheidungen im Sinne des Unternehmens. Die Entscheidung als solche lässt sich wie folgt definieren:
„ Eine Entscheidung ist eine Wahl zwischen Alternativen oder zwischen mehreren unterschiedlichen Varianten von einem oder mehreren Entscheidungstr ä gern. “ 4
Innerhalb von Unternehmen sollten Entscheidungen letztendlich immer die Maximierung des Gewinns als Ziel haben. In vielen Fällen lässt sich der ökonomische Erfolg aber nur bedingt messen. Beispielsweise weil er zeitlich stark verzögert auftritt oder das Ergebnis von weiteren Entscheidungen oder externen Effekten beeinflusst wird. Demnach kann die Qualität einer Entscheidung bei reiner Gewinnmaximierung des Unternehmens als Ziel nur schlecht bewertet werden. Sinnvoller ist hier die Formulierung eine Entscheidung im Sinne des Unternehmens zu treffen. Dies schließt auch Ziele mit ein die kurzfristig noch keinen messbaren ökonomischen Erfolg versprechen. Für Gruppenentscheidungen ergibt sich demnach die Definition:
Eine Gruppenentscheidung im Sinne des Unternehmens ist eine Wahl zwischen Handlungsalternativen von Mitgliedern einer formal institutionellen Gruppe, bei der der Unternehmenserfolg im Vordergrund steht.
2.2. Ursachen des „Groupthink“-Phänomens
„ Der Irrsinn ist bei Einzelnen etwas Seltenes, aber bei Gruppen, Parteien, V ö lkern, Zeiten die Regel. “ 5
Der Begriff des „Groupthink“ wurde 1972 von dem amerikanischen Psychologen Irving Janis in einer Studie über politische Fehlentscheidungen in der amerikanischen Politik geprägt6. 1982 veröffentliche Janis das Buch „Groupthink“ über das gleichnamige Thema, in welchem er wiederholt historische Szenarien aufgreift, in denen Gruppenentscheidungen der US-Regierung zu internationalen negativen Konsequenzen führten7. Unter anderem beschäftigt er sich mit der Invasion in der Schweinebucht am 17.04.1961, dem Beginn des Koreakriegs am 25.06.1950 und Rückzug aus selbigen am 27.07.1953, sowie dem Beginn des Vietnamkriegs am 02.03.1965.
In allen Fällen spricht Janis davon, dass schlechte und realitätsferne Entscheidungen von Gruppen getroffen wurden, deren Mitglieder als Individuen durchaus als kompetent betrachtet werden konnten. Diesen Effekt des Qualitätsverlustes bei Entscheidungen die von mehreren Personen getroffen werden bezeichnete er als „Groupthink“.
Janis führte dieses Fehlverhalten auf zwei Hauptursachen zurück8: Hohe Gruppenkohäsion
Existiert ein hohes Zugehörigkeitsgefühl innerhalb der Gruppe, kann es sein, dass sich Individuen meinungstechnisch der Mehrheit unterordnen, um ihre Einbindung in die Gruppe und ihre Mitgliedschaft in selbiger nicht zu gefährden. Dieser Effekt tritt besonders dann auf, wenn die Mitgliedschaft zur Gruppe ein hohes Prestige inne hat, oder eine hohe personelle Homogenität besteht. Provokative Situation
Sieht sich die Gruppe einer bedrohlichen Situation gegenüber, oft verursacht durch Zeit-, Leistungs- oder Bewertungsdruck, stellt sich vermehrt eine Wagenburgmentalität9 ein. Desweiteren ruft hoher Druck oft eine Minderung des Selbstwertgefühls der Mitglieder hervor.
[...]
1 Vgl. Sader, M.: Psychologie der Gruppe, 7. Aufl., Weinheim und München 2000, S.39
2 Vgl. Sader, M.: Psychologie der Gruppe, 7. Aufl., Weinheim und München 2000, S.40
3 Vgl.: Quintero, L.: Schriftliche Ausarbeitung zum Referat Gruppenarten und Gruppenphasen, Hamburg 2001, S.1-2
4 Wikipedia: Entscheidung, unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Entscheidung (abgerufen am 01.06.2012)
5 Nietzsche, F.: Jenseits von Gut und Böse, in: Werke in drei Bänden. München 1954, Band 2, S.637-638, Aph.156
6 Janis I.L., Victims of Groupthink: A Psychological Study of Foreign Policy Decisions and Fiascos, Boston 1972
7 Irving Janis (1982): Groupthink - Psychological Studies of Policy Decisions and Fiascoes, Boston 1982
8 Vgl. Irving Janis (1982): Groupthink - Psychological Studies of Policy Decisions and Fiascoes, Boston 1982, S.3-7
9 Die Gruppe befindet sich in einer mentalen Wagenburg, wobei sie ihre Ideale, Interessen, Ansichten, etc. gegenüber jedem Außenstehendem (der als Angreifer empfunden wird) verteidigt. Es wird ein von der Außenwelt abgeschotteter Raum geschaffen, in dem nur die intern festgelegten Richtlinien gelten.