In der Hausarbeit wird die Frage behandelt, in wie weit der Dschihad in seiner eigentlichen Bedeutung eine Bedrohung darstellt. Dieser ursprünglichen Bedeutung wird die Auslegung der Islamisten gegenübergestellt und die Ursachen für deren Auslegung erläutert. Außerdem werden die Zusammenhänge zwischen islamistischem Terrorismus und Dschihad erklärt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2.1 Islamismus
2.2 Dschihad
2.3 Zusammenhang: Dschihad & Terrorismus
3. Fazit
4. Anhang
5. Quellen
1. Einleitung
Erst vor wenigen Wochen rief Libyens Staatschef, Muammar al-Gaddafi, zum „Heiligen Krieg“ gegen die Schweiz auf, nachdem sich diese in einer Volksabstimmung gegen Minarette an Moscheen entschieden hatte[1]. Fast jeden Tag liest man in der Zeitung von Anschlägen auf Soldaten, Touristen oder westliche Einrichtungen im Nahen Osten. Immer wieder kommt es auch zu Terroranschlägen in Europa, Amerika oder Touristenmetropolen. Diese Anschläge werden von den Radikal-Islamisten als „Dschihad“ gegen den imperialistischen und kapitalistischen Westen bezeichnet. Diese selbsternannten „Gotteskrieger“ übersetzen „Dschihad“ als „Heiligen Krieg“, das heißt als Krieg im Namen Allahs. Geführt wird dieser Krieg gegen alle Ungläubigen, dazu zählen sämtliche Mitglieder anderer Religionen sowie Religionslose. Geschürt wird der Heilige Krieg durch sogenannte Hassprediger, die in einigen Moscheen, unter anderem auch in Europa, eine extrem fanatische Auslegung des Islams predigen und so, meist junge, Männer gegen die westliche Gesellschaft aufhetzen. Ihnen wird für die im Diesseits erbrachten Leistungen im Namen Allahs, die sogar Selbstmordanschläge beinhalten können, ein Leben im Paradies versprochen. Dies führt im schlimmsten Fall dazu, dass sie Terrorzellen gründen und Anschläge planen, wie zuletzt 2007 der Fall der Sauerland-Gruppe zeigte. Am besten zeigen die Anschläge vom 11. September 2001[2] wie groß die Gefahr ist. Vor allem durch diesen und auch durch andere Anschläge werden die Sicherheitsbestimmungen bei Flugreisen immer strikter, öffentliche Plätze und Gebäude werden immer stärker überwacht und in einige Länder sollte man besser nicht mehr reisen. Ein Ende ist nicht abzusehen, vielmehr häufen sich die Anschläge in letzer Zeit. Nun stellt sich unweigerlich die Frage, wie sich die Situation in den kommenden Jahren entwickeln wird. Werden der Dschihad und die Gotteskrieger zur weltweit größten Bedrohung, noch vor Wirtschaftskrisen und Klimawandel? Werden Flugreisen und Urlaube in außereuropäischen Ländern bald zum untragbaren Risiko? Des Weiteren sollte geklärt werden, ob das Problem im Islam allgemein liegt oder ob es auf Grund von Missverständnissen und verhärteten Fronten zu dieser misslichen Lage kommt. Im Folgenden wird vor allem Letzeres geklärt werden.
Oft wird Islamismus direkt mit „Dschihad“ in Verbindung gesetzt. Viele denken bei dem Wort „Islamisten“ an Fundamentalisten, die im Namen Allahs den „Heiligen Krieg“ gegen die westliche Welt führen. Allerdings weiß kaum jemand genau was Islamismus wirklich ist. Deshalb sollte vorerst geklärt werden, wie sich Islamismus definiert und wodurch die negative Behaftung des Wortes stammt.
Islamismus ist ein Überbegriff für verschiedene politische Ideologien, die den Islam beziehungsweise den Koran als Regelwerk für das politische, juristische, wirtschaftliche und soziale Leben sehen. Allerdings unterscheiden sich diese verschiedenen Strömungen so sehr, dass es selbst zu gewaltsamen Konflikten zwischen den Anhängern verschiedener Strömungen kommt.
Von der Aussage ausgehend, dass der Islam sämtliche Aspekte des privaten und öffentlichen Lebens der Islamisten bestimmt, würde man annehmen, dass Islamisten sehr traditionsbewusst sind. Allerdings ist eher das Gegenteil der Fall: Der Islamismus steht mit dem traditionellen Islam an vielen Stellen im Konflikt. Anhänger des Islamismus sind der Überzeugung, dass die islamischen Traditionen nicht mehr mit dem Koran und der Sunna, einer Art Verhaltenskodex für Muslime, im Einklang stehen. „Islam und Islamismus sind so lange nicht voneinander zu trennen, wie Koran und Sunna als absolut und für alle Zeiten wahr ausgegeben werden.“[3] Dies bedeutet, dass Islamismus nur dann vom traditionellen Islam abweicht, wenn die Traditionen nicht mehr dem Koran oder der Sunna entsprechen. Der Islam sei somit, bis auf wenige Ausnahmen, fundamentalistisch, da er seine Regeln fast ausschließlich aus dem Koran bezieht und nicht wie andere Religionen diese ständig anpasst.3
Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten die Islamisten ihre Überzeugung friedlich aus. Die Ereignisse während und nach dem 1. und 2. Weltkrieg veränderten die Bedingungen im Nahen Osten jedoch dramatisch: Viele Teile der islamischen Welt wurden zerstört und sie konnte schon seit der industriellen Revolution nicht mehr mit der westlichen Welt, der sie jahrhundertelang in Wissenschaft, Kultur und Technik weit voraus gewesen war, mithalten. Nach dem 1. Weltkrieg wurden die Überreste des Osmanischen Reiches unter den Siegermächten aufgeteilt. Wie so oft in Zeiten des Umbruchs kam es auch in der islamischen Gesellschaft bei vielen zu einem Umdenken. Das Resultat war ein Rückbesinnen auf die ursprüngliche Bedeutung des Korans. Ziel war es, sämtliche Probleme mit der islamischen Ordnung, wie sie im Koran beschrieben ist, zu lösen. Der Islamismus, wie wir ihn heute kennen, war entstanden.
Nach der demütigenden Niederlage gegen Israel im Sechstagekrieg im Jahr 1967, wurde der Islamismus für viele eine vielversprechende Alternative zum arabischen Nationalismus. Dies führte, unter anderem, zur Gründung der Islamischen Republik Iran unter der Führung des Ayatollah Ruhollah Musawi Khomeini nach der islamischen Revolution im Jahr 1979. Der Iran diente als Beispiel für den Erfolg eines islamischen Staates und stärkte dadurch auch die islamistischen Bewegungen in anderen Ländern.
In dieser Zeit kam es allerding auch zur Radikalisierung einiger Islamisten. Sie sahen es als ihrer Pflicht an, mittels Dschihad, islamische Staaten wieder zu den Regeln des Korans zurückzuführen. Diese Radikalisierung richtete sich aber meist noch nicht gegen die westliche Welt sondern konzentrierte sich hauptsächlich auf den israelisch-palästinensischen Konflikt.
Erst in den 1990er Jahren radikalisierten sich weitere islamistische Gruppen und der islamistische Terrorismus richtete sich nun hauptsächlich gegen westliche Staaten. Gleichzeitig kam es zu einer Rückbesinnung innerhalb der islamischen Gesellschaft. Durch die nun stark angestiegene Zahl an Islamisten kam es zu Konflikten wie dem Kopftuchstreit oder der Mohammed-Karikatur. Diese Konflikte heizten den Hass innerhalb radikal-islamistischer Gruppen weiter an.
Jedoch stellen die radikal-islamistischen Gruppen eine sehr kleine Minderheit innerhalb der islamistischen Strömungen dar. Dies liegt hauptsächlich daran, dass die islamistische Ideologie keinen „Heiligen Krieg“ gegen alle nicht-muslimischen Menschen vorsieht. Dies zeigt sich auch an Daten des Bundesamts für Verfassungsschutz (von 2008): In Deutschland leben zwischen 3,8 und 4,3 Millionen Muslime. Davon sind 34.720, sprich unter 1 Prozent, Mitglieder in Organisationen mit radikal-islamistischen Ansichten.[4]
[...]
[1] Vgl. Anhang, S. 14
[2] Vgl. Anhang, S. 16, Foto
[3] Tilman Nagel: Islam oder Islamismus? Probleme einer Grenzziehung
[4] Vgl. Anhang, S.16, Statistik