„Sexualität ist eine der zentralen Bereiche der Persönlichkeit und zugleich ein Lernfeld, zu dem neben den biologischen Funktionen auch wesentliche soziokulturell notwendige und bedingte Einstellungen und Verhaltensweisen wie Vertrauen, Teilen, Zuwendung, Scham, Takt, Umgang mit Intimität und Geschlechtsrolle gehören.“ (Beck 2000, S. 141) Von vielen Wissenschaftlern ist bewiesen worden, dass die Bedeutung der Sexualität stark vom soziokulturellen Lebensumfeld abhängt und nicht nur Fortpflanzungsfunktionen sondern auch bestimmte Funktionen der Beziehungsgestaltung und Persönlichkeitsentwicklung umfasst. Schon Erik Erikson hat angedeutet, dass die Entwicklung einer makellosen Gesamtpersönlichkeit von Kindern bzw. der Aufbau einer stabilen und sozialverträglichen Identität sich auf Aspekte beruht wie z.B.: Urvertrauen gegen Misstrauen, Autonomie gegen Scham und Zweifel, Initiative gegen Schuldgefühl, Leistung gegen Minderwertigkeitsgefühl, Identität gegen Rollenverwirrung, Intimität gegen Isolation, Ich-Integrität gegen Verzweiflung (Erikson zit. in Beck 2000, S. 141).
Im Zusammenhang mit den observierenden Verhaltensweisen von Jungen im Bereich Sexualität lässt sich herausfinden, dass sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung, besonderes in manchen Entwicklungsphasen, wesentlich mehr Schwierigkeiten haben als Mädchen. Sowohl in der heutigen Zeit und als auch in kulturellen Kontexten, ist festzustellen dass Informationen allen zugänglich sind und keine Unklarheiten herrschen. Dennoch erweist es sich für Jungen oftmals problematisch, ihre eigene Identität zu finden und auszubilden, wie auch den Übergang vom Jungen zum Mann ohne Schwierigkeiten zu erfahren. Gerade in diesen Themenfeldern ist Orientierungshilfe und Unterstützung notwendig. Die Sexualität und Identität sollte daher nicht nur Gesprächsgegenstand in Familien sein, sondern auch pädagogische Kräfte in Kindergärten, Schulen, und Jugendzentren einladen, sich hierzu zu äußern (vgl. Beck 2000, S. 141 f.).
Diese Hausarbeit soll zunächst das Verhältnis zwischen Sexualpädagogik und Jungenarbeit kurz darstellen. Hierbei werden wichtige Konzepte und Aufgaben der sexualpädagogischen Arbeit expliziert. Im zweiten Kapitel wird der Fragestellung nachgegangen welche Faktoren auf die Ausprägung der männlichen Sexualität Einfluss nehmen. Zum Schluss werden einige Ausgangspunkte der erfolgreichen Sexualerziehung erläutert.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Zum Verhältnis von Sexualpädagogik in der Jungenarbeit
1.1 Sexualpädagogik in der Jungenarbeit
1.2 Das sexualpädagogische Konzept
2. Männliche Sexualisation und Jungenerziehung
2.1 Sexualität und sexuelle Entwicklung von Jungen
2.2 Hintergründe zur Prägung der Sexualität
2.3 Sexualerziehung
Fazit
Literatur
Einleitung
„Sexualität ist eine der zentralen Bereiche der Persönlichkeit und zugleich ein Lernfeld, zu dem neben den biologischen Funktionen auch wesentliche soziokulturell notwendige und bedingte Einstellungen und Verhaltensweisen wie Vertrauen, Teilen, Zuwendung, Scham, Takt, Umgang mit Intimität und Geschlechtsrolle gehören.“ (Beck 2000, S. 141) Von vielen Wissenschaftlern ist bewiesen worden, dass die Bedeutung der Sexualität stark vom soziokulturellen Lebensumfeld abhängt und nicht nur
Fortpflanzungsfunktionen sondern auch bestimmte Funktionen der Beziehungsgestaltung und Persönlichkeitsentwicklung umfasst. Schon Erik Erikson hat angedeutet, dass die Entwicklung einer makellosen Gesamtpersönlichkeit von Kindern bzw. der Aufbau einer stabilen und sozialverträglichen Identität sich auf Aspekte beruht wie z.B.: Urvertrauen gegen Misstrauen, Autonomie gegen Scham und Zweifel, Initiative gegen Schuldgefühl, Leistung gegen Minderwertigkeitsgefühl, Identität gegen Rollenverwirrung, Intimität gegen Isolation, Ich-Integrität gegen Verzweiflung (Erikson zit. in Beck 2000, S. 141).
Im Zusammenhang mit den observierenden Verhaltensweisen von Jungen im Bereich Sexualität lässt sich herausfinden, dass sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung, besonderes in manchen Entwicklungsphasen, wesentlich mehr Schwierigkeiten haben als Mädchen. Sowohl in der heutigen Zeit und als auch in kulturellen Kontexten, ist festzustellen dass Informationen allen zugänglich sind und keine Unklarheiten herrschen. Dennoch erweist es sich für Jungen oftmals problematisch, ihre eigene Identität zu finden und auszubilden, wie auch den Übergang vom Jungen zum Mann ohne Schwierigkeiten zu erfahren. Gerade in diesen Themenfeldern ist Orientierungshilfe und Unterstützung notwendig. Die Sexualität und Identität sollte daher nicht nur Gesprächsgegenstand in Familien sein, sondern auch pädagogische Kräfte in Kindergärten, Schulen, und Jugendzentren einladen, sich hierzu zu äußern (vgl. Beck 2000, S. 141 f.).
Diese Hausarbeit soll zunächst das Verhältnis zwischen Sexualpädagogik und Jungenarbeit kurz darstellen. Hierbei werden wichtige Konzepte und Aufgaben der sexualpädagogischen Arbeit expliziert. Im zweiten Kapitel wird der Fragestellung nachgegangen welche Faktoren auf die Ausprägung der männlichen Sexualität Einfluss nehmen. Zum Schluss werden einige Ausgangspunkte der erfolgreichen Sexualerziehung erläutert.
1. Zum Verhältnis von Sexualpädagogik in der Jungenarbeit
1.1 Sexualpädagogik in der Jungenarbeit
Fokussiert man die sexualpädagogische Arbeit im allgemeinen, so ist diese auch im Sinne einer Aufklärung zu verstehen. Sexualpädagogische Arbeit soll den Jugendlichen u.a. rücksichtsvolle Begleitung und vielfältige Untersetzung bei jenen Fragen und Themenstellungen erweisen, die sich auf Partnerschaft und Sexualität beziehen. Hier steht vor allem eine verständliche und zugängliche Aufklärung der sexuell übertragbaren Krankheiten oder die Vermeidung unerwünschter Schwangerschaften der Partnerinnen im Vordergrund. Ein weiterer Handlungsauftrag der sexualpädagogischen Arbeit ist die Förderung des Selbstvertrauens der Jugendlichen welche ein verantwortliches Verhalten gegenüber den anderen und sich selbst bewirkt (vgl. pro Familia 2003, S. 5).
Die ersten Konzepte „des geschlechtsbewussten Arbeitens mit Jungen“ (pro Familia 2003, S. 11) nehmen ihren Anfang in den 80er- Jahren, welche unter dem Einfluss der Mädchenarbeit entstanden. Entscheidend für die Entwicklung der Diskussion um Konzepte der Jungenarbeit war u.a. der „antisexistische Ansatz“ dessen Ziel die „Entpatriarchalisierung von Männlichkeit“ (Heiliger 2000, S. 32) war. „Das patriarchale Männlichkeitsbild, in welches Jungen im wesentlichen nach wie vor hineinsozialisiert werden, enthält Zuschreibungen von Stärke, Härte gegen sich selbst und andere, Dominanz (vor allem gegenüber Mädchen und Frauen), Durchsetzungskraft, Rücksichtslosigkeit, Verachtung von Schwächen und Ängsten, Leistungsfähigkeit und Erfolg“ (Lempert/Oelemann 1994, zit. in Heiliger 2000, S. 32).
Und tatsächlich ist in den letzten Jahren in Bezug auf Jungenarbeit eine „Entideologisierung“ (pro Familia 2003, S. 11) dem kulturellen Stereotyp „Männlichkeit“ (pro Familia 2003, S. 11) gegenüber festzustellen. Es ist deutlich geworden, „[…] dass Jungen nicht - wie vermutet - nur die Gewinner des Geschlechterkampfes, sondern selbst Opfer und Verlierer in der Auseinandersetzung mit traditionellen Männlichkeitsvorstellungen sind“ (pro Familia 2003, S. 11). Die Aufgabe der Jungen liegt dann darin, „eine Balance zwischen dem Modernen und dem Traditionellen zu suchen und zu finden, damit zwischen unsicher/riskant und sicher/erprobt entschieden und auf beides zurückgegriffen werden kann“ (Winter/Neubauer 2001, S. 31, zit. in Lechthoff, S. 49). Einer von zentraler pädagogischer Bedeutung dabei ist der kulturelle Stereotyp „Männlichkeit“ und das gelebte Jungesein/Mannsein zu unterscheiden. Falls dies nicht berücksichtigt wird, entsteht bei Jungen sofort Wiederstand und der Kontakt wird verhindert. Vielmehr brauchen sie wohlwollende Unterstützung bei der Widersprüchlichkeit und Diskrepanz zwischen traditionellen und modernen Vorstellungen von Männlichkeit und ihrer Lebensrealität (vgl. Lechthoff, S. 49; pro Familia 2003, S. 11).
Die gesellschaftlichen Entwicklungen beeinflussen die sexualpädagogische Arbeit. Deswegen ist ein differenzierter Blick notwendig, um den Lebenswelten von Jungen und ihren Probleme bei der Lebensbewältigung gerecht werden zu können. In diesem Sinne wird nur dann eine erfolgreiche Jungenarbeit entwickelt, wenn sie sich möglichst auf konkrete Erfahrungen der einzelnen Jungen basieren wird und sich an Lebenswelten orientieren wird. Das wichtigste dabei ist die Erkenntnis, dass die Jungen keine homogene Gruppe ist. Religion-, Nationalität-, Schichtzugehörigkeit, einzelne Biographie, familiäre und soziale Realität beeinflussen deutlich die Vorstellungen über Sexualität (vgl. Munding 1995, S. 11; Lechthoff, S. 49).
1.2 Das sexualpädagogische Konzept
Die bestimmten Schwerpunkte und geschlechterpädagogischen Akzente der sexualpädagogischen Jungenarbeit lassen sich nur schwierig gestalten (vgl. Munding 1995, S. 11), aber die gemeinsamen Überlegungen können im folgenden Konzept erfasst werden:
1. Anerkennung des kompetenten Status der Jungen: Jungen haben ein starkes Bedürfnis, bzw. sie möchten eine positive Resonanz auf ihre Lebenslagen, Selbstbezüge, auf ihr Können und ihre Körperlichkeit bekommen. Deswegen ist es sehr bedeutsam in der sexualpädagogischen Jungenarbeit, Jungen in ihren bewältigungsstarken Seiten wahr- und ernst zu nehmen. Die Aufgabe der jungenspezifischen Sexualaufklärung besteht insbesondere darin, sich um die Anerkennung der Jungen zu bemühen.
2. Förderung der Aneignungskompetenzen der Jungen: „jungenbezogene Sexualaufklärung muss berücksichtigen, dass das Wesentliche von den Jungen selbst angeeignet wird und dass es sich bei Aufklärung oder Prävention lediglich um Angebote an die Jugendlichen handeln kann - die Lernprozesse werden von den Jungen selbst organisiert.“ (Winter 2006, S. 175) Eine aktive Aneignung verspricht einen bedeutenden und erfolgreichen Weg, um jugendliche Entwicklungsaufgaben zu bewältigen.
3. Orientierung an den Potenzialen des Jungen - und Mannseines: Denn die Zugänge zu manchen Jungen oft schwierig oder verbaut sind, belastet dies zusätzlich die Sexualaufklärung. Deshalb geht es darum, „[…] die Potentiale und das Gelingende im Hinblick auf Sexualität in den Blick zu bekommen und begrifflich zu fassen“ (Winter 2006, S. 175). Dabei ist das Ziel der Sexualaufklärung die Handlungsspielräumen und -Möglichkeiten unter der Berücksichtigung und maximalen methodischen Umsetzung der Lebenslage „Jungsein“ zu entwickeln und zu erweitern (vgl. Winter 2006, S. 174 f).
Also darf die Jungenarbeit keine „Pädagogik der Defizite“ (Munding 1995, S. 12) sein, sondern muss auf der Persönlichkeit der Jungen aufbauen. Ein wichtiges Ziel der Jungenarbeit ist die Begleitung und Unterstützung der Jungen in ihrer Entwicklung zum Mann (vgl. Munding 1995, S. 11).
2. Männliche Sexualisation und Jungenerziehung
Sexualität ist eine wichtige Form der Selbstbestätigung, die männliche Identität definiert und der Lebensbewältigung von Jungen und Männern dient. Jungen und Männer haben Sex: sie haben häufig mehr sexueller Kontakte und sind in stärkerem Maße sexualisierter als Mädchen und Frauen. Männer gehen mit Sexualität offener um, und leben ihre individuelle Art aus. Gesetz dem Fall, dass Jungen dies nicht aufgrund ihrer Schüchternheit, kontaktscheuen Art oder Passivität tun können, lernen sie diese „Defizite“ durch sexuell gefärbte Sprüche, provozierendes Potenzgehabe usw. zu kompensieren. Gelingt die Anerkennung von Mädchen oder der eigenen Peer-Group wegen der Zurückhaltung nicht, so bleiben diese Jungen aus dem weiteren „sexuellen Wettbewerb“ ausgeschlossen und werden als „Schwule Sau“, „Waschlappen“, „Müttersöhnchen“ gehänselt. Sexualität spiegelt oft in jugendlichen Gruppen den sozialen Status einer Person wieder. Dauerhafte Abwesenheit positiver Rückmeldung und Anerkennung dient nur dazu, dass die Unsicherheit von Jungen steigt. Daraus können unterschiedliche Abwertungstendenzen wie z.B. die Abwertung des „Weiblichen“ oder „Homosexuellen“ entstehen, die von Jungen als Möglichkeit der Identitätsherstellung gesehen wird (vgl. Munding 1995, S. 16; Bronner 2007, S. 167 f.).
2.1 Sexualität und sexuelle Entwicklung von Jungen
„Sexualität ist ein lebenswichtiger körperlicher Ausdruck von Zuneigung zu sich selbst und zu einem anderen Menschen, eine Form der Kommunikation, die sanft und sinnlich, wild und zärtlich, lustig und verspielt, ernst und leidenschaftlich zugleich sein kann. Sie ist ein ganzes Leben lang dem Prozess der Veränderung unterworfen.
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