Es heißt, wenn zwei große Krieger aufeinander treffen, ist es die Wahrheit, die am Ende siegt. Die rohe Kraft in einer Auseinandersetzung ist dann nicht mehr das entscheidende Element.
Im Kampfsportduell gewinnt deshalb oft derjenige von zwei Kämpfern einer Gewichtsklasse, der technisch / methodisch versierter ist. Denn Härte und Auftreffenergie in ein und derselben Gewichtsklasse unterliegen in der Regel nur geringen Schwankungen.
Inhalt
Vorgeplänkel
Besiege zuerst Deine Angst!
Lass dich nicht täuschen
Du sollst nicht angreifen
Angriff basiert auf Täuschung und Kombination
Kämpfen oder feige abhauen?
Nachsetzen und klug abhauen!
Passe die Technik der Distanz an
Einfach (nur) kämpfen
Prinzip der Verwirrung
Stärke kann man einschätzen
Und immer bitte nur einen Gegner – nacheinander
Kämpfe nicht alleine im Ring
Vor dem Kampf ist nach dem Kampf
Nachschlag
Vorgeplänkel
Es heißt, wenn zwei große Krieger aufeinander treffen, ist es die Wahrheit, die am Ende siegt. Die rohe Kraft in einer Auseinandersetzung ist dann nicht mehr das entscheidende Element.
Technik beherrscht rohe Gewalt...
Im Kampfsportduell gewinnt deshalb oft derjenige von zwei Kämpfern einer Gewichtsklasse, der technisch / methodisch versierter ist. Denn Härte und Auftreffenergie in ein und derselben Gewichtsklasse unterliegen in der Regel nur geringen Schwankungen.
Aus diesem Grunde kann im Wettkampf die rohe Kraft nicht sicher in die Erfolgschancen mit einbezogen werden. Technik beherrscht rohe Gewalt...
... der Geist überwindet den Körper, heißt es.
Nun ja.
Was aber, wenn beide Kämpfer genauso gut technisch versiert sind oder aber es keine Gewichtsklassen gibt? Dann entscheidet oft der Zufall, oder aber derjenige den Kampf für sich, der letztendlich doch schwerer und kräftiger ist oder die größere Reichweite hat.
Um das Blatt dennoch wenden zu können braucht es weiterer Vorteile, wie bessere Kondition, überdurchschnittlich ausgeprägtes Reaktionsvermögen, Schnelligkeit und Beweglichkeit sowie Koordinationsvermögen, Härte in den Techniken oder eine überlegene Geisteshaltung, mancherorts auch zweifelhafte gute Kontakte zu den Kampfrichtern ... oder aber ein besseres und anpassungsfähigeres taktisches Vorgehen.
Denn andernfalls offenbart sich eine mangelnde taktische Schulung als das, was sie von Anfang an war. Als entscheidender Nachteil.
Der mitdenkende Leser wird allerdings zu Recht noch auf das Überraschungsmoment hinweisen. Damit richtig umzugehen ist allerdings eine Frage die in der Regel nur durch die technisch-methodischen Grundlagen des eigenen System oder der eigenen Ausbildung beantwortet werden können.
Das gehört allerdings in weiten Teilen in eine andere Kategorie.
Machen wir uns aber nichts vor:
Die Art wie bisweilen im Amateur- aber auch Profibereich gekämpft wird oder wie sich auf Kämpfe vorbereitet wird, oder wie eine Selbstverteidigungsausbildung nicht selten aussieht, ist, wenn überhaupt, nur einige Jahre tauglich.
Zumindest ab einem gewissen Alter muss dann bei so manch einem, aus Gründen nachlassender Sportlichkeit, zur Erhaltung der Kampffähigkeit ein Umdenken und ggf. Neuerlernen erfolgen, wenn keine nachhaltige Basis besteht.
Ansonsten heißt es schnell: Viel getan, wenig geblieben.
Gleichwohl hat die Auswertung einer Vielzahl von Kämpfen gezeigt, dass regelmäßig vier Faktoren, mit unterschiedlicher Gewichtung, zwischen Sieg oder Niederlage entscheiden:
1. mentale Stärke
Jeder Kampf beginnt im Kopf.
2. körperliche Belastbarkeit
„The tiger is fast, because the tiger is strong.“
(Der Tiger ist schnell, weil der Tiger stark ist.)
Weisheit aus dem Kung Fu
3. taktisches Geschick
Es geht immer um Prinzipien,
die zu lernen und dann anzuwenden sind.
4. technische Fähigkeiten
Wer nicht verliert hat recht.
Jawohl, die technischen Fähigkeiten allein sind selten kampfentscheidend. Das ist auch der Grund, weshalb es mitunter technisch grauenhafte „Rummelboxer“ als Weltmeister gibt und weshalb es so unheimlich schwer ist, gegen Türsteher oder aber Hooligans, die in der Regel nichts zu verlieren haben, zu bestehen.
Ziehst du als Mann ins Feld,
dann darf es drei Dinge dieser Welt
für dich nicht ferner geben:
dein Heim, die Deinen und das Leben.
(aus dem japanischen und nach Erwin Bälz)
Der große Kampfgeist von Berufskämpfern oder Berufsverbrechern alleine, der ein Großteil ihrer persönlichen Grundeinstellung und Persönlichkeit einnimmt und dabei oder gerade deshalb täglicher Schulung gedeiht, ist, bereits allein für sich genommen, ausgesprochen gefährlich.
Worauf wir immer wieder unsere Aufmerksamkeit richten, daran denken wir. Woran wir immer wieder denken, daran glauben wir. Woran wir glauben, das machen wir.
Kampfgeist – Körperschulung – Taktik - Technik
Diese Dogmatik der zueinander in Rangfolge stehenden vier Faktoren betont automatisch die eigenen Stärken bei gleichzeitig bestmöglicher Kompensation der Schwächen.
Wer sein Training mit der falschen Einstellung beginnt, darf nicht erwarten, es richtig zu beenden.
So kann beispielsweise der Mangel an körperlichen Fähigkeiten, wie z.B. Kraft oder Kondition, in gewisser verhältnismäßiger Weise auf der taktisch-methodischen Ebene ausgeglichen werden.
Die Anforderungen in einem Wettkampf oder Duell gleichen dabei grundsätzlich denen der Selbstverteidigung, so wie auch vom Wettkampf oder Duell auf die Selbstverteidigung und zudem von allen auf Business- und Alltagskonflikte geschlossen werden kann.
Es geht selten ums Gewinnen oder Verlieren - es geht darum nicht besiegt zu werden.
Es geht hauptsächlich darum, sich schnell einen Vorteil zu verschaffen, um mit möglichst geringen eigenen Verlusten seine Ziele – sei es der Selbstschutz oder eine Wettkampfwertung - zu erreichen. Denn hier wie dort gilt: Je länger die einzelne Aktion, desto geringer die Erfolgsaussichten.
Wichtig ist der unerschütterliche Wille zum Sieg. Bedenke aber: Ein Knockout kann man nicht erzwingen, man muss es sich erarbeiten.
Zweifelhaft kluge oder unerfahrene Köpfe versuchen gelegentlich schon in der ersten Kampfrunde kamikazehaft den Kampf für sich zu entscheiden. Sie verdrängen dabei jedoch, dass auch der Gegner zum Anfang eines Kampfes in Höchstform ist. Welch fragwürdige Taktik:
Erzwinge nicht den Sieg! Wer es nicht erwarten kann, dass seine Reise ein Ende findet, verdoppelt ihre Dauer. (fernöstl. Sprichwort)
Denn ein großer Fehler besteht darin, an den Ausgang des Kampfes zu denken. Selbstbefangenheit ist das größte Hindernis zwischen Sieg und Niederlage.
Hör auf zu denken! Alles Wissen und Können musst Du im Konfliktfalle wieder vergessen, damit es ungehindert fließen kann.
Merke:
Besiege zuerst Deine Angst!
Mit Angst kann man schlecht kämpfen.
Du hast dich zum Kampf entschieden oder keine andere Wahl. Dann darfst Du dir aber auch keine Unsicherheiten und Ängste anmerken lassen.
Angst ist ein schlechter Ratgeber.
Nicht nur im Kampfsport erreicht man die Beruhigung des Pulses und der Psyche durch kontrollierte Atmung, da Atmung und Psyche sich gegenseitig beeinflussen.
Ebenso sind bestimmte Akupressurpunkte, die zur Beruhigung massiert werden können, bekannt.
Durch regelmäßige Übung stressgeladener Situationen, durch mentales Training, Visualisierungen oder Entspannungsübungen, wie es im Leistungssport üblich ist, sowie mit einer entsprechenden Lebenseinstellung verlierst Du deine Mitte nicht und kannst Auseinandersetzungen meistern.
Auch unmittelbar vor und während des Kampfes kann richtiges Atmen Ängste beseitigen und ruhiges Selbstvertrauen schaffen.
Eine Übung aus der Meditation („Anspannung loslassen“):
Wenn möglich schließe die Augen. Konzentriere dich auf deinen Atem.
Atme langsam und lange durch die Nase, in deiner Vorstellung weiter über den Hinterkopf, die Lenden bis tief in den Bauch ein. Lass die Bauchdecke sich deutlich wölben.
Halte dann den Atem kurz an. Fokussiere diesen Punkt des Innehaltens.
Atme dann langsam und lange auf dem gleichen Wege wie beim Einatmen in umgekehrter Reihenfolge wieder aus.
Wiederhole diese Übung mehrmals hintereinander.
Eine weitere Übung aus dem Zen („sich erden“):
Wenn möglich schließe die Augen. Konzentriere dich auf deinen Atem.
Werde dir der Angst einflößenden Energie deines Gegenübers bewusst.
Atme dann in deiner Vorstellung diese negative Energie deines Gegenübers bewusst ein und lenke diese um, indem Du sie über deine Füße (oder im Sitzen: Knie, Gesäß) in den Boden aus- und abatmest.
Wiederhole diese Übung mehrmals hintereinander. So findest Du wieder zu deiner Mitte.
Der primäre Grund der Angst vor einer Auseinandersetzung ist die natürliche Furcht vor Schmerzen.
Natürlich braucht es einige Zeit des Übens, bis leichtere und mittlere Treffer klaglos weggesteckt werden können. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich nicht nur theoretisch oder unter Vollschutz mit dem Kämpfen zu befassen.
Während eines Kampfes werden aufgrund der Stresssituation und der biochemischen Reaktion des Körpers leichtere bis mittelschwere Verletzungen ohne Funktionsverlust selten entsprechend ihrer Schwere wahrgenommen.
Aber Achtung! Das gilt nur, solange Du deinen Kampfgeist nicht verloren hast. Sobald Du dich in die passive Opferrolle begibst, verspürst Du jeden Treffer in voller Intensität.
Nur in der Opferrolle bist Du verletzlich.
Viele Kampfsportler praktizieren eine Form des Schmerzen „weg Denkens“ oder „nicht Beachtens“, mitunter auch in Form von Autosuggestionsübungen. Für einen gewissen, in der Regel kurzen Zeitraum lassen sich nämlich Schmerzen bis zu einem bestimmten Grad und mit etwas Übung schlichtweg wegdenken, keine Frage.
Ohne Geist gibt es keinen Schmerz.
Mache dir darüber hinaus vor einer Auseinandersetzung Gedanken darüber, was schlimmstenfalls passieren könnte:
So schlimm ist es dann meistens nämlich doch nicht:
Im Wettkampf droht womöglich ein Knockout, der normalerweise einen Zustand vorübergehender Benommenheit mit sich bringt und gesundheitlich folgenlos bleibt, sofern aus eigenen Duellkampfambitionen kein Fetisch wird.
Schwere Verletzungen gehen in der Regel mit einer körperlichen Schocklage oder Bewusstlosigkeit einher. In beiden Situationen sind Schmerzen weniger zu verspüren.
In einer nicht vermeidbaren Selbstverteidigungssituation jedoch geht es womöglich ums Überleben. Dann klingt es sicherlich etwas makaber, aber auch Tote verspüren keinen Schmerz. Was aber, wenn nicht das eigene Leben oder das seiner Lieben kann letztendlich fähig sein, Angst zu überwinden.
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