Der Verlauf des Gallischen Krieges: Von Caesars Statthalterschaft zur Unterwerfung des freien Galliens
Zusammenfassung
Nach römischer Tradition schloss sich einer Konsulatschaft die Statthalterschaft über eine oder mehrere Provinzen an. Caesar wurden schließlich dank Mithilfe seines Schwiegervaters die Provinzen Gallia Cisalpina, Illyrien und später auch Gallia Narbonensis zugesprochen.1 Letztere sollte der zentrale Ausgangspunkt für Caesars folgenden Eroberungsfeldzug werden.
Zusätzlich zur möglichen Steigerung des Ansehens durch kriegerische Erfolge sah Cäsar eine Möglichkeit durch Kriegsbeute seine klammen Kassen zu sanieren, denn er war zu diesem Zeitpunkt hoch verschuldet. Zwar waren in den östlichen Provinzen mehr Reichtümer zu erwarten, doch hatte hier bereits Pompeius viele Kriege geführt.
Viele Details und biographische Hintergründe müssen in der folgenden Seminararbeit außer Acht gelassen werden, um die vorgegebene Länge der Arbeit einzuhalten. Trotzdem soll die Zeit des gallischen Krieges nach wissenschaftlichem Standard aufgearbeitet werden und dem Leser ein guter Überblick über die kriegerischen Auseinandersetzungen von 58 v. Chr. – 50 v. Chr. geboten werden.
Leseprobe
Inhaltsangabe
1. Einleitung
2. Quellenlage
3. Gallien am Vorabend der römischen Eroberungen
4. Der Gallische Krieg – Verlauf
4.1 Die Wanderung der Helvetier
4.2 Der Kampf gegen Ariovist
4.3 Die Verschwörung der Belgier
4.4 Die Britannienfeldzüge
4.5 Ambiorix und seine Flucht
4.6 Der Gallische Aufstand unter Vercingetorix
5. Fazit
Bibliographie
Übersichtskarte – Gallien im Jahr 58 v. Chr
Begriffserklärung
1. Einleitung
Der Gallische Krieg – allgemein bekannt als die Unterwerfung des freien Galliens durch die Römer, personell verbunden vor allem mit einer zentralen Person. Gaius Julius Caesar hatte bis dato mehrfach sein rhetorisches und politisches Können in Rom unter Beweis gestellt. Aufgrund seiner umfassenden Bündnispolitik war er bis zum Konsul aufgestiegen. In militärischer Hinsicht hatte er jedoch erst marginale Erfolge erzielt. Gerade durch das militärische Leistungsvermögen definierte sich aber in den Augen der Römer eine wahrhaft große Persönlichkeit. Caesar wusste dies, und wollte er die großen Männer dieser Zeit wie Gnaeus Pompeius Magnus und Marcus Crassus an Ansehen überragen, musste es alsbald zu einem Krieg unter seinem Kommando kommen.
Nach römischer Tradition schloss sich einer Konsulatschaft die Statthalterschaft über eine oder mehrere Provinzen an. Caesar wurden schließlich dank Mithilfe seines Schwiegervaters die Provinzen Gallia Cisalpina, Illyrien und später auch Gallia Narbonensis zugesprochen.[1] Letztere sollte der zentrale Ausgangspunkt für Caesars folgenden Eroberungsfeldzug werden.
Zusätzlich zur möglichen Steigerung des Ansehens durch kriegerische Erfolge sah Cäsar eine Möglichkeit durch Kriegsbeute seine klammen Kassen zu sanieren, denn er war zu diesem Zeitpunkt hoch verschuldet. Zwar waren in den östlichen Provinzen mehr Reichtümer zu erwarten, doch hatte hier bereits Pompeius viele Kriege geführt.
Viele Details und biographische Hintergründe müssen in der folgenden Seminararbeit außer Acht gelassen werden, um die vorgegebene Länge der Arbeit einzuhalten. Trotzdem soll die Zeit des gallischen Krieges nach wissenschaftlichem Standard aufgearbeitet werden und dem Leser ein guter Überblick über die kriegerischen Auseinandersetzungen von 58 v. Chr. – 50 v. Chr. geboten werden.
2. Quellenlage
Verschiedene Quellen ermöglichen einen Einblick in den Gallischen Krieg, wobei Cäsars eigenes Werk “De Bello Gallico” als die entscheidende Quelle angesehen werden kann. Ein zentrales Element in seinem Bericht stellt das Motiv der Rechtfertigung dar, da Caesar ohne Senatsbeschluss keinen Krieg beginnen konnte. Zu dieser Zeit hielt Cicero die Bestimmungen eines gerechten Krieges in seinen Werken „De Officiis”und „De re publica“[2] fest. Oft genug betont Caesar im „Bello Gallico“ eine ernsthafte Bedrohung der Römer oder seiner verbündeten Völker, um römische Aktivitäten zu rechtfertigen. Mal entstand die Gefahr durch Völkerwanderungen wie bei den Helvetiern, durch eine Bedrohung der Verbündeten seitens der Germanen oder durch eine Verschwörung der Belgier.[3] Und doch sieht die moderne Forschung den „Bello Gallico“ nicht als Werk zur Verteidigung, sondern als Ausdruck seines ungebrochenen Selbstvertrauens.[4] In wie weit die von Caesar beschriebenen Gefahren tatsächlich prägnant waren, soll in der vorliegenden Arbeit ebenfalls kritisch analysiert werden. Teilweise bieten weitere Geschichtswerke einen Überblick zu den Geschehnissen dieser Zeit, beispielsweise Sueton, Cassius Dio, oder Plutarch, wenngleich ihre Berichte Jahrzehnte später verfasst wurden.
3. Gallien am Vorabend der römischen Eroberungen
Von einer einheitlichen Ethnie der Gallier kann zur damaligen Zeit kaum gesprochen werden. Die weitläufigen Gebiete mit ihren unterschiedlichen Volksgruppen deren Charakteristik durch verschiedenste Einflüsse von Kelten, Iberen, Ligurer oder siedelnden Griechen geprägt waren, wiesen eine multikulturelle Koexistenz auf.[5] Entscheidende Einschnitte in der kulturellen Entwicklung waren vor allem die keltischen Einwanderungswellen ab dem 5. Jahrhundert.[6]
Das Königtum war zu dieser Zeit weitgehend nicht mehr vorhanden, und durch eine herrschende, aristokratische Oberschicht ersetzt worden.[7]
Caesar unterteilte das Gesamtgebiet in seinem Bericht grob in drei Bereiche. Im Norden wohnten die Belger, laut Caesar einer der tapfersten Stämme, begründet durch ihre regionale Nähe zu den Germanen.[8] Im Südwesten lebten die Aquitanier, während die zentralen Gebiete des heutigen Frankreichs von den Kelten bzw. Galliern bevölkert wurden.[9] Ein bewusstes nationales Zusammengehörigkeitsgefühl gab es innerhalb der gallischen Völkergruppen nicht. Dieses sollte sich jedoch später unter Vercingetorix nach und nach entfalten.[10] Geprägt waren die Gebiete über und neben der römischen Provinz vielmehr von ständigen Kriegen und Überfällen.
4. Der Gallische Krieg – Verlauf
4.1 Die Wanderung der Helvetier
Im Zuge von undurchsichtigen Adelskämpfen um die Macht in ihrem Volke, räumliche Zwänge und immer wiederkehrende Angriffe durch die Germanen, beabsichtigten die Helvetier aus dem Gebiet der heutigen Schweiz in die Ländereien der Santonen im westlichen Gallien auszuwandern. Sie schickten Gesandte in die römische Provinz und baten um friedfertigen Durchzug. Caesars Bitte um eine zweiwöchige Bedenkzeit und eine Wiederkehr der Gesandten hatte einen einfachen Grund: Er musste warten bis er seine frisch ausgehobenen Soldaten versammeln konnte.[11] Die Helvetier hatten jedoch bereits den 28. März 58 als Aufbruchstermin auserkoren und waren nun unter Druck gesetzt. Nach Wimmel habe Caesar die Helvetier „damit zum rechten Zeitpunkt in die Hand bekommen und durch sie einen gallischen Initialkrieg erlangen wollen.“[12]
Cassius Dio betont ebenfalls, dass Caesar der Durchquerung der römischen Provinz negativ gegenüber stand, aber keine konkrete Antwort an die Helvetier formulierte, sodass diese losmarschieren, nachdem sie nichts weiter von Caesar gehört hatten.[13] Im Anschluss an die Abweisung ließen die Römer alle möglichen Zugangsstraßen sperren und bewachen.[14] Somit zwang er sie zum Durchmarsch durch das freie Gallien. Die Helvetier zogen mit ihrem Tross durch das Gebiet der Haeduer, welche traditionell mit den Römern befreundet waren.[15] Nach Verwüstungen durch die Eindringlinge schickten die Haeduer Gesandte an Caesar mit der Bitte um Hilfe.[16] Mit frisch ausgehobenen Legionen zog er den Helvetiern alsbald entgegen. Lieberg sieht in dieser gerade noch rechtzeitig verstärkten Legionsanzahl einen Beweis, dass Caesar nicht ultimativ nach Amtsantritt einen Angriffskrieg führen wollte.[17] Vereinzelte Forscher sahen sogar Caesars zweite Provinz Illyrien als das eigentliche Ziel von seinen Expansionstendenzen.[18] Durch den Hilferuf der Haeduer hatte Caesar auch eine rechtliche Grundlage geschaffen, um mit seinen Legionen die Provinzgrenze zu überschreiten und sich vor dem Senat rechtfertigen zu können. Ein erstes Scharmützel mit dem helvetischen Volk der Tiguriner folgte am Fluss Arar. Die historische Bedeutung für seinen Sieg stellte Caesar besonders heraus, da die Tiguriner Jahre vorher eine römische Armee unter Cassius geschlagen hatten und dabei auch den Großvater seines Schwiegervaters töteten. Möglicherweise hatte Caesar aber mit der Schlacht am Arar gar nichts zu tun und der Sieg ein alleiniger Verdienst seines Offiziers Titus Labienus.[19]
[...]
[1] Sueton: Iul., 22,1-2.
[2] Cicero: off., I,34 bzw. Cic., rep., III, 23,35.
[3] Timpe, Dieter: Caesars gallischer Krieg und das Problem des römischen Imperialismus, abgedr. In: Historia 14, S.189-214, Stuttgart 1965, hrsg. Von Ernst Baltrusch, Darmstadt 2007, S.118.
[4] ibid., S. 119.
[5] Freyberger, Bert: Südgallien im 1.Jahrhundert v.Chr. Phasen, Konsequenzen und Grenzen römischer Eroberung (125-27/22 v.Chr.), Stuttgart 1999, S.38.
[6] ibid., S.39.
[7] ibid., S.39.
[8] Caesar: De Bello Gallico, hrsg., u. übers. von Otto Schönberger, Düsseldorf/Zürich 2004. I,1,3.
[9] Caesar: I,1,1.
[10] Dahlheim, Werner: Julius Cäsar – Die Ehre des Kriegers und der Untergang der Römischen Republik, München 1987, S.58.
[11] Gall. I,7,6.
[12] Wimmel, Walter: Caesar und die Helvetier, RhM 123, 1980, S.63.
[13] Cassius Dio: XXXVIII,32,1.
[14] Dahlheim: S.59.
[15] vgl. Cicero: Epistulae ad Atticum 1,19.
[16] Gall. I,11,2.
[17] Lieberg, Godo: Caesars Politik in Gallien. Interpretationen zum Bellum Gallicum, Bochum 1998, Seite 43.
[18] W.Hoffmann: Zur Vorgeschichte von Caesars Eingreifen in Gallien (Der altsprachliche Unterricht, 1952, Heft 4, 5ff.)., S. 8-9.
[19] Plutarch: Caes., 18, 1-2.