Indien in der deutschen Literatur. Eine Analyse der Werke Hermann Hesses
Zusammenfassung
• Indien in der deutschen Literatur von den Anfängen bis zum 20. Jahrhundert.
• Reale Vermittlung von Kenntnissen über Indien, hierbei gehe ich auf Hesses Kindheit
und seine Familie ein.
• Das Indienbild im Werk Hermann Hesses vor der Indienreise
• Die Indienreise Hesses
• Siddhartha- eine metaphorisch-metaphysische Reise nach Indien
• Hermann Hesses Indien
• Hesses Verhältnis zu Indien
• Hermann Hesse und Indien- ein Kapitel der Missverständnisse
• Hesses Indienbild-Dichtung und Wahrheit
• Erinnerungen an Indien
Ich habe mich für diese Gliederung entschieden, weil ich es für sinnvoll halte, dass ich erst auf das Thema Indien in der deutschen Literatur eingehe und dann aufzeige, wie Hermann Hesse mit Indien in Berührung kam und wie sich seine Begeisterung für dieses Land auswirkte. Als ich mir das Thema zu meiner Hausarbeit aussuchte, habe ich mich zuerst eingehend mit Hesses
Familie und seiner Kindheit beschäftigt. Seine Indienreise und sein Werk "Siddhartha" sind in meinen Augen ein Höhepunkt, weil er durch seine Reise, das Land nicht nur durch Erzählungen und Bücher kennen lernt, sondern
durch seine Sinnesorgane das Land:
• mit seinen eigenen Augen Indien sieht,
• mit seiner Nase die indische Luft riecht,
• mit seinen Ohren die indische Sprache hört
• und mit seinem Mund das indische Essen schmeckt.
Und deshalb habe mich für diesen Hauptteil entschieden. Am Ende zeige ich welche Erinnerungen Hesse an Indien hatte, als er an seine Indienreise zurück dachte.
Leseprobe
Inhalt
1. Einleitung
2. Indien in der deutschen Literatur von den Anfängen bis zum 20. Jahrhundert
3. Reale Vermittlung von Kenntnissen über Indien
3.1 Familie und Kindheit Hermann Hesses
a) Die Beziehung zu Indien in der Familie Hesses
3.1.1 Konfrontation mit dem Religiösen
b) Die Auseinandersetzung mit den Eltern
3.1.2 Zweifel am Christentum Seite 7,
3.1.3 Abstand vom herkömmlichen Christentum
3.2. Die literarischen Quellen für die Kenntnis Indiens bei Hermann Hesse
4. Das Indienbild im Werk Hermann Hesses vor der Indienreise
5. Die Indienreisen Hesses
6. Siddhartha - eine metaphorisch-metaphysische Reise nach Indien
6.1 Siddhartha Inhaltsangabe
6.2 Siddharthas Entstehung
6.3 Siddhartha Rezeption
6.4 Siddhartha und Hesses lndienwahrnehmung
7. Hermann Hesses Indien
7.1 Kindheit des Zauberers
8. Hermann Hesses Verhältnis zu Indien
9. Hermann Hesse und Indien- ein Kapitel der Missverständnisse
9.1 Die Aspekte, die für das Verständnis der indischen Einflüsse bei Hesse von Bedeutung sind
10. Hermann Hesses Indien bild- Dichtung und Wahrheit
10.1 Selbstbildung und Bewusstseinserweiterung durch Lesen- Theoretische Vorbereitung
11. Erinnerung an Indien
12. Schluss
1. Einleitung
In meiner Hausarbeit befasse ich mich mit dem Thema" Süd- und Ostasien in Deutschland:
Hesses Indien". Ich gehe auf folgende Themen ein und habe die Hausarbeit wie folgt gegliedert:
- Indien in der deutschen Literatur von den Anfängen bis zum 20. Jahrhundert
- Reale Vermittlung von Kenntnissen über Indien, hierbei gehe ich auf Hesses Kindheit
und seine Familie ein
- Das Indienbild im Werk Hermann Hesses vor der Indienreise
- Die Indienreise Hesses
- Siddhartha- eine metaphorisch-metaphysische Reise nach Indien
- Hermann Hesses Indien
- Hesses Verhältnis zu Indien
- Hermann Hesse und Indien- ein Kapitel der Missverständnisse
- Hesses Indienbild-Dichtung und Wahrheit
- Erinnerungen an Indien
Ich habe mich für diese Gliederung entschieden, weil ich es für sinnvoll halte, dass ich erst auf
das Thema Indien in der deutschen Literatur eingehe und dann aufzeige, wie Hermann Hesse
mit Indien in Berührung kam und wie sich seine Begeisterung für dieses Land auswirkte. Als
ich mir das Thema zu meiner Hausarbeit aussuchte, habe ich mich zuerst eingehend mit Hesses
Familie und seiner Kindheit beschäftigt.
Seine Indienreise und sein Werk "Siddhartha" sind in meinen Augen ein Höhepunkt, weil er
durch seine Reise, das Land nicht nur durch Erzählungen und Bücher kennen lernt, sondern
durch seine Sinnesorgane das Land:
- mit seinen eigenen Augen Indien sieht,
- mit seiner Nase die indische Luft riecht,
- mit seinen Ohren die indische Sprache hört
- und mit seinem Mund das indische Essen schmeckt.
Und deshalb habe mich für diesen Hauptteil entschieden. Am Ende zeige ich welche
Erinnerungen Hesse an Indien hatte, als er an seine Indienreise zurück dachte.
2. Indien in der deutschen Literatur von den Anfängen bis zum 20. Jahrhundert
Wenn man das Auftreten indischer Elemente in der deutschen Literatur zurückverfolgt, dann
stellt man fest, dass schon im Mittelalter indische Motive in den Werken verschiedener Dichter
vorkommen. Je verschiedenartig die Motive sind, um so eindeutig ist die Vorstellung: Indien ist
das Land eines Heidenvolkes, das nur durch die christliche Religion erlöst werden kann.
3. Reale Vermittlung von Kenntnissen über Indien
3.1 Familie und Kindheit Hermann Hesses
b) Die Beziehung zu Indien in der Familie Hesses
Die Familienmitglieder Hermann Hesses waren nicht nur dem Namen nach, sondern auch im
Leben und in der Tat Christen. In diesem vom Protestantismus beeinflussten Haus herrschte
eine aufgeschlossene Atmosphäre gegenüber Fremden, was ungewöhnlich für das ländliche
Schwaben war. Die Familie hatte des öfteren Gäste aus verschiedenen Nationen, und Hesse
verspürte schon früh neben dem Geist Luthers und Bengels auch den indischen. Bei Dr.
Hermann Hesse, dem Großvater väterlicherseits, fand Hermann Hesse "die weitgereisten
fremden Gestalten indischer Missionare alle mit der gleichen einfachen Herzlichkeit
aufgenommen".[1]
Der Großvater mütterlicherseits, Dr. Hermann Gunde1t, kam 1836 als Heidenmissionar nach
Indien und lebte sich dort gut ein, so dass er später schrieb:" ... glaubet mir: nicht der Heirat
wegen bleibe ich in Indien, sondern weil ich in Indien bleiben will und muss, heirate ich.". Nach
einiger Zeit beherrscht er die indischen Sprachen Bengali, Telugu, Tamil und Malajalam. Ein
großer Verdienst außerhalb seiner missionarischen Tätigkeit war das Malajalam Lexikon,
welches noch heute zu den wichtigsten grundlegenden Werken indischer Sprachforschung zählt.
Die Mutter des Dichters, Maria Hesse, fördert das Interesse Hesses für Indien in seiner
Kindheit. In ihrem Tagebuch schreibt sie, dass "Hermannle" sich schnell entwickelt, alle Bilder
sofort erkennt, ob sie aus China, Afrika oder Indien stammen.
Johannes Hesse, welcher der Vater des Dichters ist, fährt ebenso als Missionar 1865 nach
Indien, kehrt aber im Frühjahr 1873 aus gesundheitlichen Gründen nach Europa zurück.
Für Johannes Hesse bildet die konsequente, praktisch gelebte Imitation Christi die innere Mitte seines Glaubens. Er versucht seinen Sohn Hermann zu dieser Art Christentum hinzuführen, was jedoch missglückt, weil Hesse für sich diesen Gottesbegriff ablehnt. Johannes Hesse sieht einen
Unterschied zwischen dem "verantwortungsbereiten persönlichen Christentum und dem
unpersönlichen Asien".
Die Beziehung seiner Familie zu Indien wirkt sich auf Hermann Hesse schon als Kind aus. Er
hat sich an vielen und wichtigen Stellen seines Werkes geäußert. Er kommt besonders auf die
christliche und internationale Atmosphäre seiner Familie zurück. Als das größte Erlebnis und
Erbe seiner Kindheit betrachtet er den Versuch seiner Eltern und Großväter, ihr Leben als Leben
von Gott anzusehen und nicht im egoistischen Trieb, sondern als Dienst und Opfer vor Gott zu
leben.
Mit vier Jahren scheint Hermann Hesse Indien ein Begriff geworden zu sein. In dem Brief an
seinen Vetter Hermann Gundert, den Hesse seiner Mutter diktiert, spricht er seinen Vetter als
"Lieber indischer Mann" an. Hermann Hesse wird indisch-christlich erzogen. Die Konfirmation
findet nach alter indischer Sitte statt.
3.1.1 Konfrontation mit dem Religiösen
b) Die Auseinandersetzung mit den Eltern
Hesses Kindheit ist von ständigen Auseinandersetzungen mit der Schule bzw. Bildung,
Erziehung und Eltern bestimmt. Die ersten Jahre zeigen einen großen Meinungsunterschied im
religiösen Bereich. Es lag daran, dass Hesse auch in der Schule kein großes Interesse für
Religion hatte. Er besucht eine Schule, in der Protestanten, Katholiken und Juden vereint
werden. Mit "Johannes Classen", dem Theosophen, kommt Hesse in Berührung und wird von
seinen Gedanken angeregt. Hesse besteht sein Landesexamen und besucht das Seminar in
Maulbronn im Herbst 1891, somit wird er mit dem Religiösen konfrontiert. Circa ein halbes
Jahr bleibt er im Priesterseminar in Maulbronn, bis er dann flüchtet.
3.1.2 Zweifel am Christentum
Für den Dichter beginnt eine Zeit der Missgefühle und Einwände gegen den kirchlichen und
dogmatischen gebundenen Glauben. Hesse verehrt seine Eltern, aber ist nicht dazu bereit, alles
zu akzeptieren, wie es ihm angeboten wird. Er glaubt, den Unterschied zwischen seinen Eltern
und sich selbst festgestellt zu haben. Seine Eltern haben "... andere Wünsche, Anschauungen,
Hoffnungen, andere Ideale ...". Er schreibt an die Eltern: "Ihr seid Christen, und ich nur ein
Mensch."
Hesses Widerstand vergrößert sich so stark, dass er von seinen Eltern nichts über Christus,
Liebe und Seligkeit hören will. Er mahnt sie, es werde sehr viel über Christus und Liebe, Gott
und Seligkeit geredet, aber es würde nur Hass und Feindschaft überall zu finden sein. In einem
Brief von Hesse, kommt ein entscheidender Gedanke zum Ausdruck, der ihm weiterhilft, seinen
derzeitigen Glauben zu formulieren: "Ich bin ein Mensch, so gut wie Jesus, sehe den
Unterschied zwischen Ideal und Leben so gut wie er, aber ich bin nicht so zäh wie der Jude,
ich!"
3.1.3 Abstand vom herkömmlichen Christentum
Hesse beginnt, einen Abstand vom Christentum zu nehmen, in dem er aufwächst und das von
seinen Eltern und Großvätern bejaht wird. Er versucht, den Sinn des Lebens zu ermitteln.
Er trennt sich von dem Herkömmlichen, von dem durch die Kirche propagierten Christentum
und will nicht die Ansichten seiner Eltern und Großvätern teilen.
3.2. Die literarischen Quellen für die Kenntnis Indiens bei Hermann Hesse
Hesse unterscheidet sich von vielen seiner Zeitgenossen, die auch in ihren Werken indische
Motive verwenden, dadurch, dass er in einer Familie aufwächst, die jahrelang eine Beziehung
zu Indien besaß. Deshalb erlebte er die Religion in zwei Formen; einerseits als Kind und Enkel
rechtschaffender Protestanten und andererseits als Leser indischer Werke.
In seiner "Bibliothek der Weltliteratur", erwähnt der Dichter alle Bücher über Indien, die er
gelesen hat. Das Ziel seiner Lektüre ist, "eine Ahnung zu bekommen von der Weite und Fülle
des von Menschen Gedachten und Erstrebten, und zur Gesamtheit selbst, zum Leben und
Herzschlag der Menschheit, in ein belebendes, mitschwingendes Verhältnis zu kommen."
Die Quellen, aus denen Hesse sein Wissen füllte, gehören nach ihm jener Epoche an, " ... in der
die Menschheit... des Denkens am fähigsten war, ... etwa 9. bis 4. Jahrhundert vor Christus ...
Was später philosophiert wurd", war für ihn von geringer Bedeutung.[2]
4. Das Indienbild im Werk Hermann Hesses vor der Indienreise
Bis zu seiner Indienreise beschäftigte sich Hesse insbesondere mit der Aneignung theoretischer
Kenntnisse über Indien. In dieser Zeit entstehen zwei Erzählungen, die bisher für die Frage nach
dem Indienbild Hesses von der Forschung vernachlässigt wurde.
1. „Anton Schievelbeyn‘s ohn-freywillige Reise nacher Ost-Indien"
In dieser Erzählung geht es um einen Mann, der von seiner Frau überlistet und auf einem Schiff
weggeschickt wird, damit er sein Leben ändert. Anton trifft die Heiden, hat manche
unglückliche Erlebnisse und kehrt als ein guter Christ nach Hause zurück. Hesse gelang es
durch die bis in die Orthographie historisierende Sprache und die Ich-Perspektive der
Erzählung, einen deutlichen Abstand vom dargestellten Sachverhalt zu nehmen. Er kritisierte
indirekt die Bevormundungsversuche und den Alleingültigkeitsanspruch der Christen gegenüber
Anhängern andere Glaubensformen.
[...]
[1] Vridhagiri Ganeshan: Das Indienerlebnis Hermann Hesses. 2. Auflage, Bonn: Bouvier Verlag, 1980, S. 13.
[2] Vridhagiri Ganeshan: Das Indienerlebnis Hermann Hesses. 2. Auflage, Bonn: Souvier Verlag, 1980, S.
19-27.