Lehrprobe 7.Klasse Hauptschule. Geschichte. Forderungen des 3. Standes am Vorabend der Französischen Revolution.
Inhalt
1. Lehrplanbezug
2. Sequenzeinordnung
3. Sachstruktur und didaktische Reduktion
4. Lernziele und Plan der Durchführung
5. Anhang
1.Lehrplanbezug
7.6 Die Französische Revolution
Lernziele
In der französischen Revolution werden erstmals in Europa die Menschenrechte in eine Verfassung aufgenommen. Die Schüler erfahren, dass diese Rechte mühsam erkämpft werden mussten, von Anfang an immer wieder gefährdet waren und geschützt werden müssen
Lerninhalte
7.6.1 Ursachen und Phasen der Revolution
- Kritik an der Ständegesellschaft
- Sturm auf die Bastille, 1789
- von der Monarchie zur Republik
- Radikalisierung der Revolution
2. Sequenzeinordnung
1. UE.: Wie war die französische Gesellschaft um 1700 gegliedert?
2. UE.: Welche Ungleichheiten herrschten in der Bevölkerung?
3. UE.: Welche Forderungen stellten die Menschen des 3. Standes vor der Französischen Revolution?
4. UE.: Was waren die Folgen dieser Forderungen?
5. UE.: Verlauf und Ergebnisse der französischen Revolution
6. UE.: Menschenrechte heute
7. UE.: Radikalisierung der Revolution
3. Sachstruktur und didaktische Reduktion
Angesichts der prekären Finanzlage, sah sich Ludwig XVI. im Mai 1789 gezwungen die Generalstände einzuberufen. Ludwigs Ziel war es, endlich auch die beiden ersten Stände (Adel und Klerus) zu größeren Steuerzahlungen zu bewegen. Der Tradition entsprechend wurde den drei Ständen im Vorfeld ihrer Einberufung die Möglichkeit gegeben, ihre Reformwünsche in Form von Beschwerdebriefen zu artikulieren. Weil Ludwig sich Schützenhilfe in der Auseinandersetzung mit den beiden privilegierten Ständen erhoffte, wurde der Wunsch „seiner Majestät“ verkündet, „dass jeder in den entferntesten Gebieten seines Königreiches versichert sei, dass er seine Forderungen direkt bis zu ihr tragen könne“[1]. Es gingen 60.000 Beschwerdebriefe ein, die weitaus meisten stammen aus dem 3.Stand. Der König hätte wohl kaum so freimütig zur Meinungsäußerung aufgerufen, wenn er geahnt hätte, welches Ausmaß und welche Stoßrichtung die Forderungen in den Briefen annehmen sollten. Die politischen und sozialen Forderungen dieser „ größten und freiesten Volksbefragung Alteuropas“[2] waren weit gespannt. Während die Vertreter des Klerus und des Adels ihre Steuerprivilegien sichern bzw. ausbauen wollten, ging es den Bürgern des dritten Standes hauptsächlich um die fiskalische und gesetzliche Gleichbehandlung aller Stände. Die Bauern wandten sich sich vor allem gegen die Frondienste, die sie immer noch ableisten mussten.
Für den Unterricht bieten diese Quellen eine der seltenen Gelegenheiten die Geschichte des 16. bis 18. Jahrhunderts aus der Perspektive der „kleinen“ Leute zu betrachten. Die Schüler erfahren, dass Geschichte nicht ausschließlich von Luther, Ludwig XIV. oder Napoléon geschrieben wurde, sondern eben auch von Bürgern und Bauern. Viele Schüler können sich eher mit einfachen Leuten und deren Handlungen identifizieren, als mit den Taten großer Staatsmänner. Deshalb ist davon auszugehen, dass das Thema für den Großteil der Schüler sehr motivierend ist. Trotzdem sind einige didaktische Reduktionen unerlässlich: Die Tatsache, dass Ludwig XVI. die Stände gegeneinander ausspielen wollte bleibt ebenso unberücksichtigt, wie die Forderungen der ersten beiden Stände. Für die Schüler mag es schwer zu verstehen sein, warum auch die privilegierten hohen Geistlichen und Adeligen noch Forderungen an den König stellten.
Die aus meiner Sicht größte Schwierigkeit des Themas ist es, die Schüler in eine entsprechende emotionale Lage zu versetzen, die es ihnen erlaubt die Forderungen und anschließenden Handlungen (Revolution) der Menschen des dritten Standes nachvollziehen zu können.
[...]
[1] Irmgard Hartig, Die Französische Revolution. Quellen zur Geschichte und Politik, Stuttgart 1984, S.27.
[2] Rolf Reichardt, Die städtische Revolution als politisch-kultureller Prozess. In: Ploetz. Die Französische Revolution, hrsg. v. Rolf Reichardt, Freiburg 1988, S.36.