Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Thesen der Industriellen Revolution die von David S. Landes, in seinem ersten Buch „Der entfesselte Prometheus- Technologischer Wandel und industrielle Entwicklung in Westeuropa von 1750 bis zur Gegenwart“ als auch in seinem zweiten Hauptwerk „Wohlstand der Nationen - Warum die einen reich und die anderen arm sind“ vertreten werden.
Der Hauptteil der Arbeit zeigt die Argumente auf warum England die Vorreiterrolle bei der Industriellen Revolution einnahm. Es werden zudem die wesentlichen Unterschiede zwi-schen Europa und dem Rest der Welt hervorgehoben. Der Autor bezieht sich hierbei vor allem auf die Einleitung sowie das Kapitel der Industriellen Revolution in England und das Kapitel Großbritannien als Vorbild Westeuropas aus seinem ersten Hauptwerk.
Anschließend folgt eine kurze Vorstellung von Landes, seiner eurozentrischen Sichtweise und seiner Arbeitsweise. Im Anschluss werden weitere entwicklungstheoretische Perspek-tiven aufgezeigt, die kritisch mit dem Eurozentrismus von Landes verglichen werden.
Zuletzt werden die Thesen von Landes hinterfragt und es wird auf die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung eingegangen.
In der Schlussbetrachtung werden die wesentlichen Erkenntnisse für den Leser noch ein-mal prägnant zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Abstract
2 Einleitung
3 Warum die industrielle Revolution in England begann
4 David Landes und der Eurozentrismus
5 Vergleich entwicklungstheoretischer Paradigmen
6 Kritische Auseinandersetzung
7 Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Stand der Industrialisierung in Großbritannien um 1850
Abbildung 2: Entwicklung der Global 500 im Zeitverlauf
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Industrielle Produktion 1830 und 1860
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Abstract
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Buch <<Der entfesselte Prometheus – Technologischer Wandel und industrielle Entwicklung in Westeuropa von 1750 bis zur Gegenwart>> von David S. Landes und der Thematik warum die Industrielle Revolution in England begann. Der Autor des Buches wird kurz vorgestellt und es werden jene Argumente aufgezeigt, sowie kritisch analysiert, die laut Landes für die Vorreiterrolle Englands ausschlaggebend waren. Seine eurozentrische Sichtweise wird schließlich mit anderen Paradigmen verglichen. Zum Schluss wird ein Bezug zur Gegenwart hergestellt.
The aim of this paper is to discuss David S. Landes’s book <<The Unbound Prometheus: Technical Change and Industrial Development in Western Europe from 1750 to Present>>, which tries to answer the question, why Britain was the first to industrialize. In addition the author will be shortly introduced and his main arguments for his theses will be elucidated and critically analysed. Besides Landes eurocentric point of view will be compared to other paradigms. At the end of this paper the author tries to establish a relation to the current situation.
2 Einleitung
Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Thesen der Industriellen Revolution die von David S. Landes, in seinem ersten Buch „Der entfesselte Prometheus- Technologischer Wandel und industrielle Entwicklung in Westeuropa von 1750 bis zur Gegenwart“ als auch in seinem zweiten Hauptwerk „Wohlstand der Nationen - Warum die einen reich und die anderen arm sind“ vertreten werden.
Der Hauptteil der Arbeit zeigt die Argumente auf warum England die Vorreiterrolle bei der Industriellen Revolution einnahm. Es werden zudem die wesentlichen Unterschiede zwischen Europa und dem Rest der Welt hervorgehoben. Der Autor bezieht sich hierbei vor allem auf die Einleitung sowie das Kapitel der Industriellen Revolution in England und das Kapitel Großbritannien als Vorbild Westeuropas aus seinem ersten Hauptwerk.
Anschließend folgt eine kurze Vorstellung von Landes, seiner eurozentrischen Sichtweise und seiner Arbeitsweise. Im Anschluss werden weitere entwicklungstheoretische Perspektiven aufgezeigt, die kritisch mit dem Eurozentrismus von Landes verglichen werden.
Zuletzt werden die Thesen von Landes hinterfragt und es wird auf die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung eingegangen.
In der Schlussbetrachtung werden die wesentlichen Erkenntnisse für den Leser noch einmal prägnant zusammengefasst.
3 Warum die industrielle Revolution in England begann
In diesem Kapitel wird zunächst der Begriff der Industriellen Revolution näher erläutert. Anschließend befasst sich der Autor mit der Vorreiterrolle Englands und zeigt jene Merkmale und Kriterien auf, welche laut Landes für den Beginn der Industrialisierung und Modernisierung verantwortlich waren. Es wird sowohl auf den Unterschied zwischen England und Kontinentaleuropa als auch auf die industriellen Hemmnisse in Asien und Afrika eingegangen.
Unter der Industriellen Revolution versteht man den << Prozess der modernen Industrialisierung>>, welcher in England bereits im 18. Jahrhundert und im restlichen Europa im 19. Jahrhundert stattfand.[1] Sie stellt den <<Transformationsprozess von der Agrar- und Handwerksgesellschaft zur Industriegesellschaft >> dar.[2]
Der technische Fortschritt fand gemäß Landes auf drei unterschiedlichen Gebieten statt. <<Erstens traten mechanische Anlagen an die Stelle der menschlichen Fertigkeiten; zweitens ersetzte die unbeseelte Kraft – insbesondere der Dampf- die menschliche und tierische Kraft; und drittens wurden, speziell im Bereich der metallurgischen und chemischen Industrie, die Verfahren der Erzeugung und der Verarbeitung der Rohstoffe wesentlich verbessert>>.[3] Durch das Zusammenwirken von Wissenschaft und Technik wurden revolutionierende Maschinen wie der mechanische Webstuhl von Edmond Cartwright und die Dampfmaschine von James Watt hervorgebracht, welche die Arbeitsproduktivität um ein Vielfaches steigerten. Die industrielle Revolution führte jedoch nicht nur zu neuen Erkenntnissen im technologischen Bereich, sondern auch zur Schaffung einer neuen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung.
Viele Wirtschaftshistoriker haben sich bereits mit der Frage auseinandergesetzt warum diese Entwicklung ausgerechnet in England begann. Es gibt hierfür viele unterschiedliche Erklärungsansätze, wobei sich nachfolgende Seiten auf jene Gründe beziehen, die für Landes ausschlaggebend waren, denn <<der Wandel geschieht niemals automatisch>>.[4] Für die Menschen müssen seiner Ansicht nach ausreichende Anreize vorhanden sein um sich von vorhandenen Strukturen loszulösen. Entweder reichen die alten Möglichkeiten für die Befriedigung neuer Bedürfnisse nicht mehr aus oder neue Methoden sind aufgrund <<selbstständiger Erhöhungen der Faktorkosten>> notwendig geworden.[5] Diese Mechanismen müssen jedoch effizienter sein als ihre Vorgängermodelle um die Kosten der getätigten Investitionen zu decken und um zusätzliche Gewinne zu erwirtschaften.
Um zu verstehen warum die Industrielle Revolution ihren Ursprung in England nahm, betrachten wir zunächst die britische Textilindustrie, welche im 18.Jahrhundert ein besonders rasantes Wachstum verzeichnete. Ein Vorteil der Briten lag darin, dass sie über einen besonders großen Vorrat an Rohwolle verfügten. Die dörflichen Manufakturen unterlagen zudem keinen Gildenvorschriften wie in Europa und nutzten ihre unternehmerische Freiheit, die durch wenig Regulierungen und Kontrollen gekennzeichnet war, indem sie die Produktion an die Nachfrage anpassten und somit gute Gewinne erzielten. Außerdem wurde Großbritannien weitgehend von Kriegen und Unruhen verschont. Im Gegenteil, es profitierte sogar von ausländischen, qualifizierten Handwerkern, die aufgrund von Kriegen, nach England auswanderten.
Die steigende Produktion der Wollfabriken in England ging auf die zunehmende Nachfrage zurück, die sich wiederum durch den Anstieg der Bevölkerung ergab. Weiters wurde der Handel mit Waren dadurch begünstigt, dass es in Großbritannien keine innerstaatlichen Zollschranken und feudalen Abgaben gab wie beispielsweise in Frankreich oder Deutschland. Frankreich war im 17. Jahrhundert in wirtschaftliche Handelszonen unterteilt, die selbst nach der Einigung vorhanden blieben. Deutschland erging es nicht besser, war es doch in <<Königreiche, Erzherzog, Herzog-, Fürsten- und Bistümern geteilt, welche alle ihre eignen Gesetze, Gerichte, Währungen und vor allem Zollschranken hatten>>.[6]
Großbritannien stellte zu dieser Zeit somit den größten Binnenmarkt Europas dar und wusste seinen Vorteil zu nutzen. Es wurde intensiv in den Ausbau des Flusssystems, sowie in den Bau neuer Straßen und Brücken investiert. Dies vereinfachte den Transport der Waren und machte ihn somit kostengünstiger für die Händler.
Aufgrund von damaligen Reiseberichten geht Landes davon aus, dass auch die Kaufkraft und der Lebensstandard in England höher waren als in Kontinentaleuropa. Es wird von höheren Löhnen, gleichmäßiger verteiltem Reichtum sowie größerem Überfluss berichtet. Die Engländer gaben zudem auch nur einen geringeren Teil ihres Einkommens für Lebensmittel aus, wodurch ihnen mehr Geld für Manufakturgüter übrig blieb. Somit konnten sich bald auch einfach Arbeiter so gut kleiden wie die Oberschicht, was dazu führte, dass die traditionellen Standesunterschiede im Laufe der Zeit beseitigt wurden. Die Konsumgewohnheiten der Briten führten zudem zu einer Begünstigung der Industriefabriken.
Großbritannien zeichnete sich durch eine sehr offene Gesellschaft aus bei der, aufgrund der unterschiedlichen Verdienstmöglichkeiten in den einzelnen Berufsgruppen, eine eindeutige Zuordnung zu einer streng definierten Klassen nicht möglich war.
Im 18. Jahrhundert kam es zu einer zunehmenden Verstädterung Englands. Jene Dörfer in denen neue Industriezweige erschlossen und Fabriken gegründet wurden entwickelten sich rasant zu riesigen Städten wie z.B.: Manchester oder Liverpool. Es herrschte zu dem eine rege Handelsbeziehung zwischen dem Land und der Stadt. Die Offenheit der Briten spiegelte sich in den wenigen bis kaum vorhandenen, gesetzlichen Beschränkungen für den Verkauf oder Kauf von Gütern wieder. Dadurch, dass sie sich im freien Wettbewerb gegen die Konkurrenz behaupten mussten, waren sie aufgeschlossen gegenüber effizienten Neuerungen die ihnen einen Vorteil verschafften.
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[1] Wolfgang von Hippel, Bernhard Stier, Europa zwischen Reform und Revolution 1800-1850, Wien, 2012, 26.
[2] Lothar Wildmann, Einführung in die Volkswirtschaftslehre, Mikroökonomie und Wettbewerbspolitik, Module der Volkswirtschaftslehre, München, 2010, 53.
[3] David S. Landes, Der entfesselte Prometheus, Technologischer Wandel und industrielle Entwicklung in Westeuropa von 1750 bis zur Gegenwart, Köln, 1973, 15.
[4] Landes , Der entfesselte Prometheus (cf. n. 3), 53.
[5] Ibid, 53.
[6] Ibid, 126.