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Die Erreichbarkeit von Fußballfans durch Fanprojekte

©2012 Forschungsarbeit 38 Seiten

Zusammenfassung

Immer wieder wird in Medien und Politik über aggressive Fußballfans, von den Medien oft Ultrás genannt, berichtet. Hierdurch wird die öffentliche Meinung in erheblichem Maße negativ beeinflusst.
Aber sind Ultrás wirklich so aggressiv wie sie dargestellt werden und durch welche Maßnahmen werden sie betreut? Werden die Jugendlichen durch die Sozialarbeiter erreicht? Diese Fragen habe ich anhand eines Experteninterviews mit einem Sozialarbeiter des Frankfurter Fanprojekts bzw. Mitarbeiters im Fanhaus Louisa versucht auf den Grund zu gehen und werde es in folgender Forschungsarbeit versuchen aufzuzeigen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsangabe

1. EinleitungundFragestellung

2. Exposé

3. Begriffserklärung und Problemanalyse
3.1 Statistik
3.2 Selbstverständnis einer Fankultur in Deutschland
3.3 Problemanalyse

4. Das Frankfurter Fanprojekt
4.1 DasSelbstverständnisdes Frankfurter Fanprojektes

5. Forschung
5.1 Projektdesign
5.2 Methodendiskussion
5.3 Situation im Feld
5.4 Feldzugang
5.5 Erstellen eines Leitfadens
5.6 Datenauswertung

6. Beschreibung des Forschungsprozesses
6.1 Umsetzung Befragung
6.2 Zusammenfassung der Ergebnisse

7. Die Bedeutung der Fanprojekte für die soziale Arbeit

8. Resumee

9. Quellen- und Literaturverzeichnis
9.1 Anhangverzeichnis

Anhang

I. Einleitung:

Immer wieder wird in Medien und Politik über aggressive Fußballfans, von den Medien oft Ultrás genannt, berichtet. Hierdurch wird die öffentliche Meinung in erheblichem Maße negativ beeinflusst.

Aber sind Ultrás wirklich so aggressiv wie sie dargestellt werden und durch welche Maßnahmen werden sie betreut? Werden die Jugendlichen durch die Sozialarbeiter erreicht? Diese Fragen habe ich anhand eines Experteninterviews mit einem Sozialarbeiter des Frankfurter Fanprojekts bzw. Mitarbeiters im Fanhaus Louisa versucht auf den Grund zu gehen und werde das in folgender Hausarbeit versuchen aufzuzeigen.

2. Exposé

Zu Beginn dieser Arbeit werde ich auf die Fansituation in Deutschland, vor allem in den ersten drei Bundesligen und dabei ganz speziell auf die Fankultur beim Zweitligisten Eintracht Frankfurt eingehen. Dazu gehören zum einen die Statistiken der momentanen Situation wie auch das Selbstverständnis einer besonderen Fankultur, um die es sich in der ganzen Arbeit handelt, die der Ultrás.

Im weiteren Teil werde ich Fanprojekte bzw. ein Fanprojekt im Details vorstellen, bevor ich mich dem theoretischen Teil der Forschungsmethoden zuwende.

Dies geschieht ab Kapitel 5. Hier wird dargestellt, weshalb eine bestimmte Forschungsmethode ausgewählt wird, wie diese in dieser Arbeit abgelaufen ist und wie meine Ergebnisse aus der Befragung aussehen. Zum Abschluss wird noch ein Blick auf den Bezug der Projekte auf die Sozialarbeit gerichtet, bevor die Forschungsarbeit mit meinem Resumee endet.

3. Begriffserklärung

3.1Statistik

Im jährlichen Bericht der Zentralen Informationsstelle für Sporteinsätze (ZIS) werden alle Vorkommnisse u.a. für die vergangene Fußballsaison 2010 / 2011 aufgezeigt.

So stieg im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der Verletzten nach den 612 Begegnungen der ersten und zweiten Liga von 784 auf 846 Personen an.(vgl Jahresebericht ZIS 2010/ 2011)

Unterschieden wird hierbei zwischen verletzten Polizeibeamten, Störern und Unbeteiligten. Vor allem die Unbeteiligten wurden oft in Mitleidenschaft gezogen.

Allerdings erstaunt es, dass trotz der negativen Schlagzeilen und Diskussionen,die sogar in den Bundestag hineinreichen, immer weniger Strafverfahren eingeleitet werden. So sank die Zahl innerhalb von zwei Jahren um mehr als 3000 auf nun 5818 Verfahren sowie 983 Stadionverbote. (vgl. Jahresbericht ZIS 2010/ 2011)

Zwar lag dabei auch die Anzahl der geleisteten Polizeiarbeitsstunden um knapp 30 Prozent über dem Durchschnitt, doch das ist zum größten Teil damit zu erklären, dass die Ordnungshüter mittlerweile ein überaus stark reizendes Pfefferspray, das bleibende Schäden hinterlassen kann einsetzen. Außerdem werden immer häufiger Knallkörper gezündet, die zu einem Knalltrauma führen können. (vgl. Jahresbericht Koordinationsstelle Fanprojekte)

3.2 Selbstverständnis einer Fankultur in Deutschland

Heutzutage gibt es kaum noch Vereine in der 1., 2. oder 3. Liga , die keine Ultragruppierungen im Vereinsumfeld haben.

Aber für was stehen diese Ultragruppierungen ? Dazu veröffentlichten die „UF'97 ,, 2005 ein Schriftstück :

,,Ultrá ist für uns eine Geisteshaltung, eine grundsätzliche Einstellung zum Fandasein. Wir verstehen uns nicht als bloße in sich hineinen konsumierende Masse, die bierselig im Block steht und alles, was auf dem Platz und drumherum vorgeht, kommentarlos hinnimmt. Ganz im Gegenteil! Wir sind kritische und vor allem mündige Menschen, denen niemand das Denken und das Anprangern herrschender Missstände verbieten kann und wird. Wir verwehren uns ausdrücklich dagegen, ein ungeliebter Teil dieses "Events" Fußball zu sein ... Wir sind die Hauptsache! WIR sind das Spiel und der Verein (bzw. dessen Reste). Wir sind der Grund, warum Fußball nach wie vor eine große Faszination auf Menschen jeder Altersklasse ausübt. Es ist zwar allgemein bekannt, dass ohne die treuen Fans in den Stadien nicht mehr viel los wäre, dennoch muss man es immer wieder in aller Deutlichkeit hervorheben, damit auch der Letzte begreift, was er an uns hat.

Ultrá zu leben bedeutet mehr als nur Fahnenschwenken und Choreografien zu inszenieren... Klar ist es unbeschreiblich geil, gigantische Fahnenmeere zu erschaffen, und die Mannschaft mit abwechslungsreichen Gesängen bedingungslos zu unterstützen, aber es gibt noch eine andere Seite der man mindestens, wenn nicht noch mehr Bedeutung zumessen sollte: die geistige" Seite des Ganzen. Es ist wichtig, eine starke Gruppe zu schaffen, die aus ähnlich denkenden und fühlenden Menschen besteht, die gegen alle äußeren Einflüsse zusammenhält, und die ihre Ideale und Träume versucht zu leben und zu verwirklichen. Eine Gruppe, die noch Werte hat und die auf diese achtet, während in der heutigen Gesellschaft Schlagwörter wie Freundschaft, Treue und Ehrlichkeit von Wörtern wie Gewinnoptimierung und Effizienz verdrängt werden. ...

Es sollte darum gehen, sich eine Gegenwelt zu schaffen, in der man selbst die Regeln bestimmt! Gesellschaftliche Konventionen können dort außer Acht gelassen werden, und man kann einfach so leben wie man es sich vorstellt, ohne allerdings den Blick über den Tellerrand hinaus zu verlieren. Einen eigenen erkämpften, erarbeiteten Freiraum, in dem man der immer uniformer werdenden Gesellschaft entgegen steuern kann und sich kreativ ausleben kann!" Die Leute sollen einfach verstehen, dass das bei all den anderen

Sachen, die in Bezug auf Ultrá durch den Raum schwirren, das einzige ist, was bei einer guten Gruppe wirklich zählt: Freundschaft und Liebe! Diese beiden Faktoren sind existentiell und unabdingbar, wenn eine Ultrá Gruppe funktionieren soll. Diese Freundschaft untereinander, Liebe zu Ultrá und dieser Einstellung, dessen Lebensgefühl und natürlich zu seinem Verein. Dieses Lebensgefühl, diesen Lifestyle kann man eigentlich auch nicht wirklich in Worten beschreiben, man muss es einfach fühlen. Wenn erwachsene Menschen sich gegenseitig in den Arm nehmen, weinen, lachen und sich auch ohne große Worte verstehen, muss schon mehr dahinter stecken als bloße Liebe zum Verein. Manche mögen das als unnötige Gefühlsduselei abtun, aber für uns ist der Umgang untereinander sehr wichtig, denn wenn dieser nicht stimmt, überträgt sich das automatisch auf die gesamte Gruppe. Eine Gruppe sollte einem Halt geben, idealerweise als Ersatzfamilie dienen“ (Pilz , 2006)

So sind Ultrás auch nicht politisch, im Gegenteil. In der Gruppe befinden sich Jugendliche, die dasselbe Ziel haben: ihren Fußballverein bedingungslos zu unterstützen, dies jedoch fernab des Konsums, den sie abgrundtief verabscheuen und bekämpfen wollen. In diesen Gruppierungen ist es normal, dass sich links-, sowie rechtspolitische Jugendliche wiederfinden. Aber deren Gesinnung wird nicht ausgelebt. Weiter sind Jugendliche der Stilrichtung Punk, Hip-Hop, etc. vertreten. Es gibt viele Graffitikünstler, einige Bands, die aus Mitgliedern dieser Subkultur bestehen, etc. . (vgl. Pilz; Wölki-Schumacher, 2010, S.8)

Viele Ultrágruppierungen rufen immer wieder für einen guten Zweck zu Spendenaktionen auf. Hier kann man, denke ich, schon von einer gewissen sozialen Reife sprechen und es wäre falsch zu sagen, dass alles schlecht ist an diesen Vereinigungen.

So kamen bei diesen Aktionen der Frankfurter Ultrás bspw. 2010 27.000€ für das Clemtinen Kinderhospital in Frankfurt am Main zusammen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Oder es gab eine große Spendenaktion für die kleine Lea, die 2006 mit dem sogenannten Femurhypoplasie - Gesichtsdysmorphie - Syndrom geboren wurde, einer Erkrankung, die es nur insgesamt 100 mal aufder Welt gibt. Auch hier wurde von den Ultras eine groß angelegte Aktion gestartet um Spieler, Fans und Förderer zu Spenden zu animieren.

3.3 Problemanalyse:

Vereine wie Hannover 96 gehen gegen Fans mit Bengalos oder Knallkörpern rigoros vor und reichen die Strafe der Deutschen Fußball Liga (DFL) an den verantwortliche Fan weiter. So kommt es nicht selten vor, dass eine Privatperson 30.000€ zahlen muss. Andere Vereine, wie Eintracht Frankfurt, suchen eher den Kontakt mit den Fans, v.a den sogenannten Ultrás. Es gibt mittlerweile in ganz Deutschland Fanprojekte, nicht nur in den ersten 3 Profiligen, die in engem Kontakt zur Deutschen Fußballiga, dem Deutschen Fußballbund, den Vereinen und der Polizei/ Stadt/ Land stehen.

Durch die nachfolgende Grafik wird die Zahl der Fanprojekte in Deutschland veranschaulicht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle : Kos-Fanprojekte.de)

Trotzdem wird es immer schwieriger alle Fans zu erreichen, denn gerade die Ultrávereinigungen wachsen rasant an. Wo es früher noch einen harten Kern von 20- 30 Fans gab, wachsen die Mitgliederzahlen der Ultrás allein in Frankfurt mittlerweile schon auf ca. 1500 an. Selbst die Vorsitzenden der einzelnen Gruppierungen kennen somit nicht mehr alle Mitglieder.

Anhand des Fanprojektes Frankfurt stellen wir die Aufgaben und die Angebote des Projektes vor, durch die sie die gesteckten Ziele erreichen wollen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Frankfurter Fanprojekt

Gerade die Eintrachtfans aus Frankfurt stehen oftmals in der Kritik und genießen in ganz Europa einen äußerst zweifelhaften Ruf. Betreut werden sie allerdings, mit Unterbrechungen, schon seit 1985 vom Frankfurter Fanprojekt.

Die Hauptaufgabe des Fanprojektes, das zu jeweils einem Drittel von der DFL, der Stadt Frankfurt und dem Land Hessen finanziert wird und dessen Träger die Sportjugend Frankfurt ist, ist der Aufbau einer tragfähigen Beziehung zur Fanszene und zu allen Institutionen im Fußballumfeld. Dadurch dass die Ultrábewegung eine äußerst schnell wachsende jugendliche Fanszene ist, ist deren Betreuung die wichtigste Aufgabe des Fanprojektes. Hierbei wird versucht, inmitten des subkulturellen Umfeldes die Basis für die Arbeit zu erstellen.

Daher entstand im Jahr 2005 in enger Zusammenarbeit mit den Ultrás und anderen Fans das Fanhaus Louisa. In vielen Arbeitsstunden arbeiteten die Menschen vom Fanprojekt und viele Fans und Förderer zusammen, um endlich einen Treffpunkt für und von Fans zu erstellen.

So entstand eine Begegnungsstätte am Bahnhof Louisa in Frankfurt am Main, in dem das Fanprojekt sein Büro hat. Hier finden auch die meisten Aktivitäten und Treffen statt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: fanprojekt-frankfurt.de)

Es gibt dort Veranstaltungen wie Maltage, EFC- (Eintrachtfanclub) Treffen, Filmvorführungen, Zeltlager, Kinderdiscos, Feste, etc. Außerdem hat man die Möglichkeit am Kletterturm in Hof zu klettern oder aufdem Kleinfeld Fußball zu spielen.Die PC-Nutzung ist ebenfalls möglich.

Das wohl wichtigste Angebot des Fanprojektes sind die U16 / U 18 Auswärtsfahrten. Während dieser Fahrten kristallisiert sich ein harter Kern von Jugendlichen heraus, der später der Ultrábewegung beitreten wird. Daher sind gerade diese Fahrten, die alkohol- und drogenfrei stattfinden, eine wichtige Methode mit den späteren Mitgliedern einen engen Kontakt zu pflegen und gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. So kann in Konfliktsituationen besser auf die Jugendlichen eingegangen werden und mit Hilfe des entstandenen Vertrauensverhältnisses andere, vielleicht bessere Wege zur Konfliktlösung aufgezeigt werden. Außerdem werden Sommerfreizeiten oder Fahrten zur Anti-Rassismus- WM oder Besuche in Justizvollzugsanstalten durchgeführt.

[...]

Details

Seiten
Jahr
2012
ISBN (eBook)
9783656407874
ISBN (Paperback)
9783656408796
DOI
10.3239/9783656407874
Dateigröße
983 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule Fulda
Erscheinungsdatum
2013 (April)
Note
1,3
Schlagworte
erreichbarkeit fußballfans fanprojekte Ultras Fans Hooligans Stadionverbote soziale Arbeit niedrigschwellige Arbeit Jugendarbeit
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