Die hier vorliegende Arbeit entstand als Leistungsnachweis im Wintersemester
2012/2013 für das Seminar Mediensozialisation. Sie soll einen thematischen Überblick über eine Methode der qualitativen Sozialforschung – die teilnehmende Beobachtung - geben. Hierzu wird die teilnehmende Beobachtung im Bereich der Sozialforschung eingeordnet und eine Übersicht gegeben. Es folgt eine Beschreibung über den Ablauf der Durchführung, welche an einem konkreten Beispiel deutlich gemacht werden soll. Abschließend findet eine kritische Betrachtung der Methode statt, sowie ein allgemeines Fazit.
INHALTSVERZEICHNIS
1 Einleitung
2 Übersicht
2.1 Unterscheidung quantitative vs. qualitative Forschung
2.2 Feldforschung
2.3 Teilnehmende Beobachtung als Methode
3 Durchführung
3.1 Bestimmung der Beobachtungsdimensionen
3.2 Herstellen des Kontakts zum Untersuchungsfeld
3.2.1 Teilnehmende Beobachtung ohne vorbereiteten Zugang
3.2.2 Teilnehmende Beobachtung aufgrund einer Erlaubnis oder einer beruflichen Eingliederung
3.2.3 Teilnehmende Beobachtung aufgrund eines Auftrags oder einer Bitte
3.3 Das Handeln im Feld
3.4 Protokollieren
3.5 Die Auswertung
4 Beispiel für eine teilnehmende Beobachtung
5 Fazit
Abbildungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Die hier vorliegende Arbeit entstand als Leistungsnachweis im Wintersemester 2012/2013 für das Seminar Mediensozialisation. Sie soll einen thematischen Überblick über eine Methode der qualitativen Sozialforschung – die teilnehmende Beobachtung – geben. Hierzu wird die teilnehmende Beobachtung im Bereich der Sozialforschung eingeordnet und eine Übersicht gegeben. Es folgt eine Beschreibung über den Ablauf der Durchführung, welche an einem konkreten Beispiel deutlich gemacht werden soll. Abschließend findet eine kritische Betrachtung der Methode statt, sowie ein allgemeines Fazit.
2 Übersicht
Teilnehmende Beobachtung als Methode der qualitativen Sozialforschung zeichnet sich durch die Anwesenheit, sowie Interaktion des Forschers mit den Forschungsobjekten aus. Ziel ist es dabei Erkenntnisse zu sammeln, die das Verhalten und Handeln von Personen oder Gruppen ausmachen. Die Betrachtung der teilnehmenden Beobachtung als Methode der qualitativen Sozialforschung, macht es notwendig, dass ein Rahmen geschaffen wird, in welcher diese stattfinden kann.
2.1 Unterscheidung quantitative vs. qualitative Forschung
Es soll daher kurz der Unterschied zwischen qualitativer und quantitativer Forschung in der Sozialwissenschaft verdeutlicht werden. Quantitative Forschung hat das Ziel, eine „Verallgemeinerbarkeit der Befunde, Objektivität und Wiederholbarkeit der Datenerhebung und Datenanalyse“ herzustellen (Kelle 2007, S. 13). So sollen die Ergebnisse vor allem repräsentativ sein und auch in der Regel ursächliche Zusammenhänge darstellen (Vgl. Marotzki 2012, S. 6). Marotzki (2012) schreibt weiter, dass quantitative Forschung sich vor allem „für den Meso- und Makrobereich sozialer Analysen“ eignet (S. 7). Dies ist damit zu begründen, da eine hohe Zahl an Stichproben genommen wird um die Repräsentativität herstellen zu können. Zudem erhält man eine objektive Aussage über die Forschungsergebnisse. Betrachtet man hingegen die qualitative Forschung, so stellt man fest, dass es sich hier vor allem um die „Forschung der „kleinen Zahlen“ handelt (ebd.). Hier erfolgt eine „adäquate Erfassung der Sinndeutungs- und Sinnsetzungsprozesse der Akteure und der ihnen zugrunde liegenden Wissensbestände“ (Kelle 2007, S. 35). Die hier getroffenen Aussagen eigenen sich zum Beispiel um „etwas über subjektive[s] Erleben bei einer chronisch-psychischen Krankheit“ (Flick 1995, S. 41) herauszufinden, das heißt, etwas über Empfindungen und Wahrnehmungen zu erfahren. Die daraus erfolgten Aussagen, haben daher aber auch eine eher kleine bis mittlere Reichweite und eigenen sich für die soziale Analyse auf der Mikroebene (Vgl. Marotzki 2012, S. 7). Da die teilnehmende Beobachtung eine Beobachtung innerhalb der Mikroebene durchführt, ist sie eindeutig der qualitativen Sozialforschung zuzuschreiben. Innerhalb der qualitativen Sozialforschung gibt es verschiedene Methoden. Weshalb die teilnehmende Beobachtung in die Feldforschung eingeordnet wird, klärt der folgende Absatz:
2.2 Feldforschung
Unter Feldforschung versteht man „die Erforschung einer sozialen Gruppe in ihrer natürlichen Umgebung (natural Setting)“ (Friebertshäuser 1997, S. 504). Die zu untersuchenden Personen werden, anders als in der Laborforschung, nicht in einer künstlichen Umgebung beobachtet. Die qualitative Feldforschung unterscheidet sich von der quantitativen Feldforschung, da nicht nur standardisierte Fragebögen im vertrauten Umfeld der befragten durchgeführt werden, sondern das Kennzeichen der teilnehmenden Beobachtung beinhaltet. Laut Friebertshäuser, wird in der qualitativen Feldforschung „meist eine kulturelle Gruppe (beispielsweise SchülerInnen, eine Jugendgruppe, Obdachlose, Studierende) und deren Lebenswelt und Lebensweise in den Blick [genommen]“(ebd.). Es sollen also Erkenntnisse aus Beobachtungen getroffen werden, bei denen die Probanden in ihrem täglichen Leben beobachtet werden und der Forscher möglichst wenig eingreift, sondern nur „beobachtet, befragt, Material erhebt und die gefundenen Daten und daraus gewonnenen Erkenntnisse dokumentiert“ (ebd.). Das Ziel ist es somit, „Haltungen, Strukturen, Verhaltensweisen und kulturelle Praxen zu analysieren“, sowie „Individuen und Gruppen … im Kontext der sozialen, ökologischen und historischen Umwelt [zu] betrachten, in der sie leben“ (ebd.). Da die teilnehmende Beobachtung auch diese Spezifika erfüllt, kann bestätigt werden, dass es sich um eine Methode der Feldstudie handelt.
2.3 Teilnehmende Beobachtung als Methode
Die teilnehmende Beobachtung bietet im Gegensatz zu Laborsituationen die Möglichkeit eine soziale Gruppe in ihrem natürlichen Umfeld zu beobachten. Der Forschende nimmt dazu eine Rolle innerhalb dieser Gruppe ein und agiert als Teil dieser. Dies kann auf der einen Seite offen, d.h. mit der Kenntnis der Gruppe, passieren. Ein Beispiel hierfür liefert Friebertshäuser in der Situation der Beobachtung des Pausenverhaltens der Schülerinnen und Schülern (Vgl. Friebertshäuser 1997, S. 520). Die offene Beobachtung bedeutet jedoch auch, dass man das Risiko des Hawthorn-Effekts ausgesetzt ist. Dies ist ein Phänomen, welches in den 1920er Jahren bei Experimenten in den Hawthorn-Werken entdeckt worden ist. Es zeigt, dass Teilnehmer unter Beobachtung ihr natürliches Verhalten verändern können, da sie wissen, dass sie unter Beobachtung stehen.[1] Um dies zu verhindern, gibt es die Möglichkeit eine teilnehmende Beobachtung verdeckt durchzuführen. Laut Friebertshäuser (1997) ist dies sinnvoll, wenn der „Forschende wie ein Teil des Feldes“ (S. 521) agieren soll. Dabei liegt der Vorteil darin, dass der Forschende nicht in seiner Rolle wahrgenommen wird und somit seine „Forschungsabsicht verschleiert werden kann“ (ebd.). Innerhalb der teilnehmenden Beobachtung findet ein ständiger Wechsel zwischen Nähe (Teilnahme) und Distanz (Beobachtung) statt. Dies ist notwendig, da nur durch Distanz und Reflektion sichergestellt werden kann, dass der Forscher nicht Teil der Gruppe wird, dem sog. „going native“[2]. In seiner Analyse findet eine Trennung zwischen der Beschreibung der tatsächlichen Beobachtung und seiner Interpretation statt, damit ein möglichst objektives Ergebnis entsteht. Um dies sicherzustellen, ist ein selbstkritischer Umgang mit der eigenen Wahrnehmung unbedingt notwendig (Vgl. Bohnsack, S. 130). Bohnsack (2010) stellt damit folgende Anforderung an den Forscher: „[Er] muss also einerseits in der Lage sein, die Erlebnisprozesse derjenigen, die Gegenstand der Forschung sind, erlebnismäßig nachzuvollziehen, er muss diese aber andererseits zugleich objektivieren, zum Gegenstand begrifflich-theoretischer Explikation nehmen und – damit zusammenhängend – zu einer spezifischen, von der des Teilnehmers unterschiedlichen „Einstellung“ gelangen können“ (S. 131). Um das Beobachtete zu protokollieren, wird von Anfang an ein Forschungstagebuch geführt. Dieses ist mit Informationen wie „Telefonnummern bzw. Adressen von wichtigen Kontaktleuten, Gedanken zum Vorgehen des Forschers, Hinweise auf eventuelle Forschungsergebnisse, die emotionale Betroffenheit, wie Ärger mit Personen, u.a.“ zu füllen (Girtler 2001, S. 133). Dieses dient ihm dazu, dass dem Handeln zugrundeliegende Regeln festgestellt und wiedergegeben werden können (Vgl. Gertler 2001, S . 146).
[...]
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Hawthorne-Effekt
[2] schleichende Übernahme des Selbstverständnisses der Gruppe; Vgl. Girtler 2001, S 78 ff.